Guy de Maupassant – Gesammelte Werke. Guy de Maupassant
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Название: Guy de Maupassant – Gesammelte Werke

Автор: Guy de Maupassant

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962817695

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СКАЧАТЬ sas­sen, wur­de eben­falls ein An­stands­be­such aus­ge­tauscht.

      Ei­nes Nach­mit­tags ge­gen 4 Uhr trab­ten ein Herr und eine Dame hoch zu Ross in den Vor­hof des Schlos­ses.

      »Geh schnell her­un­ter, bit­te, schnell!« stürm­te Ju­li­us sehr er­regt in das Zim­mer sei­ner Frau. »Die Four­vil­les sind da. Sie kom­men ganz ein­fach als Nach­barn, da sie Dei­nen Zu­stand ken­nen. Sag ih­nen, ich wäre aus­ge­gan­gen, käme aber bald zu­rück. Ich will mich nur schnell um­zie­hen.«

      Jo­han­na, er­staunt über sei­ne Er­re­gung, be­gab sich nach un­ten. Eine jun­ge, hüb­sche Frau, mit ei­nem lei­den­den Zug in dem blei­chen Ge­sich­te, leb­haf­ten Au­gen, und Haa­ren von so mat­tem Blond, als hät­te sie nie­mals ein Son­nen­strahl um­schmei­chelt, stell­te ihr höf­lich ih­ren Mann vor, einen Rie­sen, eine Art Wau­wau mit großem röt­li­chen Schnurr­bart. »Wir tra­fen Herrn de La­ma­re schon öf­ters«, füg­te sie dann hin­zu, »und er­fuh­ren von ihm, wie un­wohl Sie sei­en. Aber wir woll­ten Ih­nen doch so ger­ne un­se­ren nach­bar­li­chen Be­such ma­chen, durch­aus ohne jede Förm­lich­keit. Sie se­hen ja, wir sind zu Pfer­de. Üb­ri­gens hat­te ich schon frü­her ein­mal die Ehre, den Be­such Ihres Herrn Va­ters und Ih­rer Frau Mut­ter zu emp­fan­gen.«

      Sie sprach aus­ser­or­dent­lich an­ge­nehm, da­bei herz­lich und vor­nehm zu­gleich. Jo­han­na fühl­te sich so­fort aufs wärms­te zu ihr hin­ge­zo­gen. »Das wäre eine Freun­din für Dich«, dach­te sie bei sich. Der Graf Four­ville da­ge­gen war wie ein Bär, den man in einen Sa­lon ge­bracht hat. Nach­dem er sich ge­setzt hat­te, leg­te er den Hut auf den nächs­ten Stuhl, blieb einen Au­gen­blick un­schlüs­sig, was er mit sei­nen Hän­den ma­chen soll­te, stütz­te sie bald auf sei­ne Knie, bald auf die Leh­nen sei­nes Stuhls und fal­te­te sie schliess­lich auf sei­nem Schos­se wie zum Ge­bet.

      Plötz­lich trat Ju­li­us her­ein; Jo­han­na hät­te ihn fast nicht wie­der­er­kannt. Er war glatt ra­siert, gut an­ge­zo­gen und sah vor­nehm und be­zau­bernd aus wie einst­mals. Er schüt­tel­te die kräf­ti­ge Faust des Gra­fen, der bei sei­nem Ein­tritt aus sei­ner Lethar­gie er­wacht schi­en und küss­te ga­lant die Hand der Grä­fin, de­ren El­fen­bein-Wan­gen sich ein we­nig rö­te­ten, wäh­rend ihre Au­gen auf­blitz­ten.

      Ju­li­us riss die Un­ter­hal­tung an sich, plau­der­te lie­bens­wür­dig wie ehe­mals, und sei­ne großen Au­gen hat­ten wie­der den eins­ti­gen Glanz an­ge­nom­men, wenn lei­den­schaft­li­che Lie­be sich in ih­nen wi­der­spie­gel­te. Sei­ne Haa­re, sonst so rau und strup­pig, hat­ten mit Hil­fe der Bürs­te und wohl­rie­chen­den Öles ihr wei­ches glän­zen­des Ge­lock wie­der­ge­fun­den.

      Als die Four­vil­les sich ver­ab­schie­de­ten, wand­te sich die Grä­fin zu ihm:

      »Wol­len Sie Don­ners­tag einen Spa­zier­ritt mit uns ma­chen, lie­ber Vi­com­te?«

      »Mit dem gröss­ten Ver­gnü­gen, Frau Grä­fin«, sag­te er, sich ver­beu­gend, wäh­rend Jene Jo­han­nas Hand er­griff und zärt­lich lä­chelnd mit ih­rer wei­chen be­zau­bern­den Stim­me sag­te:

      »Ach, wenn Sie ge­sund sind, wer­den wir zu Drei­en durch das Feld ga­lop­pie­ren. Das wird präch­tig wer­den. Wol­len Sie?«

      Mit ei­ner an­mu­ti­gen Be­we­gung schürz­te sie ihr Reit­kleid und schwang sich mit der Leich­tig­keit ei­nes Vo­gels in den Sat­tel; ihr Ge­mahl grüss­te lin­kisch, klet­ter­te schwer­fäl­lig auf sei­nen großen nor­man­ni­schen Brau­nen und plumps­te wie ein Cen­taur in den Sat­tel.

      »Welch präch­ti­ge Leu­te!« rief Ju­li­us be­geis­tert, als sie bei der Bar­riè­re um die Ecke bo­gen. »Das ist eine sehr wert­vol­le Be­kannt­schaft für uns.«

      »Die klei­ne Grä­fin ist be­zau­bernd«, stimm­te Jo­han­na bei, die sehr zu­frie­den war, ohne recht zu wis­sen warum, »aber der Mann hat ein sehr rau­es Äus­se­re. Wo hast Du sie denn ken­nen ge­lernt?«

      »Ich traf sie zu­fäl­lig bei Bri­se­vil­les!« sag­te Ju­li­us, sich ver­gnügt die Hän­de rei­bend. »Der Mann ist frei­lich et­was un­ge­ho­belt. Er ist ein lei­den­schaft­li­cher Jä­ger; aber ein sehr vor­neh­mer Mann.«

      Das Di­ner ver­lief in sehr ver­gnüg­ter Stim­mung, als wenn ein ver­bor­ge­nes Glück im Hau­se ein­ge­zo­gen wäre.

      Bis zu den letz­ten Ta­gen des Juli er­eig­ne­te sich wei­ter nichts Be­son­de­res.

      Ei­nes Diens­tags abends, als sie un­ter der großen Pla­ta­ne um einen höl­zer­nen Tisch sas­sen, der zwei klei­ne Glä­ser und eine Brannt­wein-Kar­af­fe trug, stiess Jo­han­na plötz­lich einen lei­sen Schrei aus und press­te bei­de Hän­de ge­gen die Hüf­ten. Ein hef­ti­ger ste­chen­der Schmerz hat­te sie plötz­lich er­grif­fen und war eben­so schnell wie­der ver­schwun­den.

      Aber nach zehn Mi­nu­ten fühl­te sie einen zwei­ten län­ge­ren, wenn auch we­ni­ger hef­ti­gen Stich. Nur müh­sam konn­te sie mit Hil­fe ih­res Va­ters und ih­res Man­nes ins Haus zu­rück­keh­ren. Der kur­ze Weg von der Pla­ta­ne bis in ihr Zim­mer schi­en ihr end­los lang. Sie seufz­te un­will­kür­lich und hät­te sich am liebs­ten alle Au­gen­bli­cke hin­ge­setzt. In ih­rem In­nern spür­te sie ein ei­gen­tüm­lich un­er­träg­lich drän­gen­des Ge­fühl.

      Ihre Zeit war ei­gent­lich noch nicht da; sie er­war­te­te ihr Wo­chen­bett erst im Sep­tem­ber. Aber da man mit Recht ein aus­ser­ge­wöhn­li­ches Er­eig­nis be­fürch­te­te, so wur­de ein Wä­gel­chen be­spannt und Papa Si­mon fuhr im Ga­lopp da­von, um den Arzt zu ho­len.

      Als die­ser ge­gen Mit­ter­nacht an­kam, er­kann­te er auf den ers­ten Blick alle An­zei­chen ei­ner Früh­ge­burt.

      Die Schmer­zen hat­ten zwar im Bett et­was nach­ge­las­sen; aber eine un­nenn­ba­re Angst schnür­te Jo­han­na die Keh­le zu­sam­men, eine ent­setz­li­che Schwä­che lag ihr in al­len Glie­dern; es be­rühr­te sie et­was wie eine Vorah­nung, wie das ge­heim­nis­vol­le We­hen des To­des. In sol­chen Au­gen­bli­cken spürt man sei­nen Hauch so nahe, dass das Herz zu Eis er­star­ren möch­te.

      Alle mög­li­chen Leu­te wa­ren in dem Zim­mer. Mama ächz­te atem­los und be­küm­mert in ei­nem Ses­sel. Der Baron rann­te mit zit­tern­den Hän­den über­all her­um, brach­te al­les mög­li­che her­bei und be­riet sich, völ­lig den Kopf ver­lie­rend, mit dem Arz­te. Ju­li­us mar­schier­te im Zim­mer auf und ab. Sei­ne Mie­ne drück­te Be­sorg­nis aus, aber sein Herz war ru­hig. Die Witt­we Den­tu stand am Fus­sen­de des Bet­tes mit er­war­tungs­vol­ler Mie­ne; ihr Ge­sicht war das ei­ner er­fah­re­nen Frau, die nichts mehr in Er­stau­nen setzt. Kran­ken­wär­te­rin, Heb­am­me und Lei­chen­frau in ei­ner Per­son, war sie die­je­ni­ge, in de­ren Hän­den zu­erst das an­kom­men­de Men­schen­kind lag, die sei­nen ers­ten Schrei ver­nahm, es zu­erst ab­wusch und es in die ers­ten Win­deln leg­te. Mit der­sel­ben Ruhe hör­te sie die letz­ten Wor­te, das letz­te Rö­cheln, sah sie die letz­ten Zu­ckun­gen der Ster­ben­den. Und eben­so mach­te sie de­ren letz­te СКАЧАТЬ