Guy de Maupassant – Gesammelte Werke. Guy de Maupassant
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Название: Guy de Maupassant – Gesammelte Werke

Автор: Guy de Maupassant

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962817695

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СКАЧАТЬ kalt draus­sen, und man zog sich bald in den Sa­lon zu­rück. Alle wa­ren bei­na­he ein­ge­nickt, als Ju­li­us plötz­lich er­schi­en, das Ge­sicht von Zorn ge­rötet.

      »Sie müs­sen ver­rückt ge­wor­den sein«; schrie er schon in der Tür sei­ne Schwie­ger­el­tern an, ohne auf Jo­han­na’s An­we­sen­heit zu ach­ten. »Wer, um Got­tes­wil­len, wirft denn zwan­zig­tau­send Fran­cs an ein sol­ches Mäd­chen her­aus?«

      Nie­mand ant­wor­te­te; so groß war für den Au­gen­blick die Über­ra­schung. »So dumm kann man doch nicht sein«; fuhr er keu­chend vor Zorn fort. »Sie wol­len uns wohl kei­nen Sou mehr hin­ter­las­sen?«

      »Schwei­gen Sie! den­ken Sie, dass Ihre Frau zu­ge­gen ist,« fiel ihm jetzt end­lich der Baron ins Wort, der sei­ne Selbst­be­herr­schung wie­der­ge­won­nen hat­te.

      »Ich ma­che mir den Teu­fel dar­aus!« stiess je­ner zor­nig her­aus. »Sie weiß üb­ri­gens ja, wie die Sa­chen ste­hen. Es ist ein Raub an ih­rem zu­künf­ti­gen Ei­gen­tu­me.«

      »Um was han­delt es sich ei­gent­lich?« frag­te Jo­han­na, ih­ren Mann über­rascht und ver­ständ­nis­los an­bli­ckend.

      Da wand­te sich Ju­li­us zu ihr und nahm sie zur Zeu­gin, wie eine Teil­ha­be­rin, die gleich ihm um einen er­hoff­ten Vor­teil ge­bracht wer­den soll­te. Er er­zähl­te ihr ohne Rück­halt die Ver­ein­ba­rung, um Ro­sa­lie zu ver­hei­ra­ten, die Be­schen­kung der­sel­ben mit dem Pacht­hof Bar­ville, der min­des­tens zwan­zig­tau­send Fran­cs wert sei.

      »Aber Dei­ne El­tern sind von Sin­nen«; wie­der­hol­te er, »to­tal von Sin­nen. Zwan­zig­tau­send Fran­cs! Zwan­zig­tau­send Fran­cs! Sie ha­ben den Kopf ver­lo­ren! Wer gibt denn zwan­zig­tau­send Fran­cs für einen Ban­kert?«

      Jo­han­na hör­te ihm ru­hig und ohne je­den Zorn zu. Sie war selbst er­staunt über die­se Ruhe und Gleich­gül­tig­keit ge­gen al­les, was nicht ihr Kind be­traf.

      Der Baron at­me­te schwer, er fand nicht so­gleich eine Ant­wort.

      »Be­den­ken Sie, was Sie sa­gen!« brach er schliess­lich mit dem Fuss stamp­fend los. »Das ist doch wirk­lich un­er­hört! Wer trägt denn die Schuld, dass man die­ses ver­führ­te Mäd­chen mit ei­ner Mit­gift aus­stat­ten muss? Von wem ist die­ses Kind? Sie hät­ten es wohl ein­fach ver­leug­net?«

      Von der Hef­tig­keit des Barons über­rascht, sah Ju­li­us ihn scharf an. »Aber fünf­zehn­tau­send Fran­cs wä­ren doch auch ge­nug ge­we­sen«, be­gann er dann, wie­der in ru­hi­ge­rem Tone. »Sie ha­ben ja alle Kin­der vor der Ehe. Ob es die­sem oder je­nen ge­hört, das macht nichts aus. Statt ihr eine Farm im Wer­te von zwan­zig­tau­send Fran­cs zu ge­ben, soll­ten Sie lie­ber an das Ge­re­de den­ken, in das sie uns brin­gen. Das heisst doch al­ler Welt auf die Nase bin­den, was ge­sche­hen ist. Sie hät­ten doch auf un­se­ren Na­men und un­se­re Stel­lung Rück­sicht neh­men sol­len.«

      Er sprach in erns­tem Ton, wie ein Mann, der auf sei­nem Recht be­steht und des­sen Grün­de un­wi­der­leg­lich sind. Der Baron war be­trof­fen durch die­se zu­tref­fen­de Be­weis­füh­rung und stand ver­le­gen vor ihm.

      »Glück­li­cher­wei­se ist noch nichts aus­ge­macht«; schloss Ju­li­us, sei­nen Vor­teil wahr­neh­mend sei­ne Aus­füh­run­gen »ich ken­ne den Bur­schen, der sie hei­ra­ten will. Er ist ein bra­ver Mensch und es lässt sich al­les mit ihm aus­glei­chen. Ich wer­de das auf mich neh­men.«

      Und er ging so­fort hin­aus; ohne Zwei­fel fürch­te­te er eine Fort­set­zung die­ses The­mas und war froh über das all­ge­mei­ne Schwei­gen, das er für eine Zu­stim­mung auf­nahm.

      »Oh, das ist stark, es ist zu stark!« rief der Baron aus­ser sich vor Zorn und Über­ra­schung, nach­dem sich die Türe hin­ter Ju­li­us ge­schlos­sen hat­te.

      Jo­han­na hin­ge­gen, die ihre Au­gen auf das ent­setz­te Ge­sicht ih­res Va­ters ge­hef­tet hat­te, brach plötz­lich in ein Ge­läch­ter aus, in je­nes hel­le La­chen von ehe­mals, wenn sie Zeu­gin ir­gend ei­ner spa­ßi­gen Sze­ne war.

      »Papa, Papa!« wie­der­hol­te sie im­mer wie­der la­chend »hast Du ge­hört, wie er stets be­ton­te: Zwan­zig­tau­send Fran­cs?«

      Und Müt­ter­chen, der das La­chen stets eben so nahe war wie das Wei­nen, wur­de bei der Erin­ne­rung an das zor­ni­ge Ge­sicht ih­res Schwie­ger­soh­nes, an sei­ne wü­ten­den Aus­ru­fe, und an sei­ne hef­ti­ge Wei­ge­rung, dem von ihm ver­führ­ten Mäd­chen eine Sum­me zu ge­ben, die ihm noch gar nicht ge­hör­te, von je­nem sto­ss­wei­sen La­chen be­fal­len, das ihr stets die Trä­nen in die Au­gen trieb. Zu­gleich wirk­te ihre Freu­de über Jo­han­nas gute Lau­ne mit. Da konn­te auch der Baron sei­ner­seits der all­ge­mei­nen An­ste­ckung nicht mehr wi­der­ste­hen und wie in lus­ti­gen al­ten Zei­ten lach­ten alle drei, dass sie fast krank wur­den.

      »Es ist merk­wür­dig,« sag­te Jo­han­na, als sie sich wie­der et­was be­ru­higt hat­ten, »dass mir so et­was gar kei­nen Ein­druck mehr macht. Ich be­trach­te ihn jetzt wie einen Frem­den. Ich kann gar nicht mehr glau­ben, dass ich sei­ne Frau sei. Ihr seht, ich amü­sie­re mich über sei­ne … sei­ne … Unz­art­hei­ten.«

      Und ohne recht zu wis­sen warum, küss­ten sie sich zärt­lich und la­chend.

      Aber zwei Tage spä­ter nach dem Früh­stück als Ju­li­us aus­ge­rit­ten war, trat ein großer Bur­sche von zwei bis vier­und­zwan­zig Jah­ren, in einen ganz neu­en blau­en, viel­fal­ti­gen Kit­tel mit bau­schi­gen Är­meln und Knöp­fen am Hand­ge­lenk, ge­klei­det, ängst­lich durch das Tor, als ob er dort schon seit Mor­gen ge­lau­ert hät­te. Er glitt längs dem Gra­ben des Couil­lard’­schen Pacht­ho­fes, ging um’s Schloss her­um und nä­her­te sich lang­sa­men Schrit­tes dem Baron und den bei­den Da­men, die wie im­mer un­ter der Pla­ta­ne sas­sen.

      Als er sie be­merk­te, hat­te er sei­ne Müt­ze ab­ge­nom­men, und trat ver­le­gen grüs­send wie­der et­was nä­her.

      »Ihr Die­ner Herr Baron, Ma­da­me und alle mit­ein­an­der« platz­te er los, als er nahe ge­nug war um ver­stan­den zu wer­den. »Ich bin De­siré Le­coq« ver­kün­de­te er so­dann, als nie­mand ihn an­re­de­te.

      »Was gibts?« frag­te der Baron, den die­ser Name nicht ge­schei­ter mach­te. So ge­zwun­gen sei­ne An­ge­le­gen­heit deut­li­cher zu er­klä­ren wur­de der Bur­sche ganz ver­le­gen. Sei­ne Au­gen wan­der­ten un­ru­hig hin und her; bald haf­te­ten sie auf der Müt­ze in sei­ner Hand, bald weil­ten sie drü­ben auf dem Da­che des Schlos­ses.

      »Der Herr Pfar­rer …« stam­mel­te er, »hat mir … et­was von der … Sa­che ge­steckt.«

      Dann schwieg er wie­der, aus Furcht zu viel zu sa­gen und da­durch sein In­ter­es­se zu ver­let­zen.

      »Von wel­cher Sa­che? Ich weiß wahr­haf­tig nichts« sag­te der Baron ver­ständ­nis­los.

      »Die СКАЧАТЬ