Guy de Maupassant – Gesammelte Werke. Guy de Maupassant
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Guy de Maupassant – Gesammelte Werke - Guy de Maupassant страница 188

Название: Guy de Maupassant – Gesammelte Werke

Автор: Guy de Maupassant

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962817695

isbn:

СКАЧАТЬ durch ein Loch im Ge­wölk ein blen­den­der Son­nen­strahl auf die Ge­fil­de.

      Im­mer lo­cke­rer wur­de das Ge­wölk und ließ das Blau des Äthers her­vor­tre­ten, wie ein Schlei­er, der lang­sam in Fet­zen zer­ris­sen wird. Über der Erde lach­te wie­der ein herr­li­cher azur­ner Him­mel.

      Es ging ein fri­scher er­qui­cken­der Luft­zug wie ein be­glück­tes Auf­seuf­zen der Erde. Und wenn man jetzt, wo die Ge­gend wie­der be­leb­ter wur­de, an Gär­ten oder Ge­höl­zen vor­bei­fuhr, so hör­te man hin und wie­der den mun­te­ren Ge­sang ei­nes Vo­gels, der sein Ge­fie­der trock­ne­te.

      Der Abend brach her­an. Im Wa­gen schlief jetzt al­les aus­ser Jo­han­na. Zwei­mal mach­te man an Gast­häu­sern Halt, um die Pfer­de zu trän­ken und sie bei ih­rem Fut­ter et­was ver­schnau­fen zu las­sen.

      Die Son­ne war un­ter­ge­gan­gen; aus der Fer­ne klan­gen die Abend­glo­cken. In ei­nem klei­nen Dor­fe muss­te man die La­ter­nen we­gen der Dun­kel­heit an­zün­den; auch am Him­mel wim­mel­te es von Ster­nen. Hin und wie­der glänz­ten die er­leuch­te­ten Fens­ter ei­nes Hau­ses durch das Dun­kel der Nacht. Und plötz­lich stieg hin­ter ei­nem Hü­gel zwi­schen dem Ge­äst der Kie­fern­bäu­me das vol­le röt­li­che Licht des Mon­des auf, der wie im Traum be­fan­gen lang­sam sei­ne Bahn da­hin­zog.

      Es war so lau, dass man die Fens­ter her­un­ter­las­sen konn­te. Jo­han­na, die mit of­fe­nen Au­gen sich glück­li­chen Träu­men hin­ge­ge­ben hat­te, mach­te sich’s jetzt auch be­que­mer. Nur zu­wei­len er­wach­te sie durch einen leich­ten Ruck des Wa­gens oder das ver­än­der­te Tem­po der Pfer­de. Wenn sie dann auf einen Au­gen­blick hin­aus­schau­te, be­merk­te sie im Vor­bei­fah­ren hier eine Farm, dort ein paar Kühe, die be­hag­lich wie­der­käu­end lang­sam den Kopf nach dem Wa­gen um­wand­ten. Hier­auf such­te sie in ei­ner neu­en Lage den halb­vollen­de­ten Traum wie­der an­zu­spin­nen; aber das Rol­len des Wa­gens wirk­te er­mü­dend auf ihre Sin­ne. Ihre Ge­dan­ken ver­wirr­ten sich und end­lich war auch sie ziem­lich fest ein­ge­schlum­mert.

      Plötz­lich gab es einen schar­fen Ruck und der Wa­gen hielt an. Män­ner und Frau­en stan­den um­her mit Lich­tern in den Hän­den. Man war zu Hau­se. Jo­han­na war kaum er­wacht, als sie auch schon aus dem Wa­gen hüpf­te. Ihr Va­ter und Ro­sa­lie, de­nen ein Päch­ter leuch­te­te, tru­gen bei­na­he die ganz er­schöpf­te, vor Atem­not seuf­zen­de Baro­nin, wel­che fort­wäh­rend mit dün­ner Stim­me jam­mer­te: »Ach Gott! Mei­ne ar­men Kin­der! Welch lan­ger Weg!« Sie woll­te nichts es­sen und nichts trin­ken, ging so­fort zu Bett und schlief nach we­ni­gen Mi­nu­ten.

      Jo­han­na und der Baron setz­ten sich al­lein zu Ti­sche.

      Sie schau­ten sich lä­chelnd an, drück­ten sich zu­wei­len die Hän­de und gin­gen nach auf­ge­ho­be­ner Ta­fel so­fort an die Be­sich­ti­gung des re­stau­rier­ten Schlos­ses.

      Es war dies ei­nes je­ner ho­hen weit­läu­fi­gen Ge­bäu­de, wie man sie in der Nor­man­die so oft fin­det, halb Schloss, halb Land­haus, in grau­em Sand­stein, ge­räu­mig ge­nug für ein gan­zes Ge­schlecht.

      Ein un­ge­heu­rer Haus­flur, der nach je­der Sei­te hin eine Aus­gangs­tür hat­te, teil­te es der Län­ge nach in zwei Hälf­ten. Eine Dop­pel­trep­pe, die nach oben hin in eine brücken­ar­tig an­ge­leg­te Ga­le­rie en­de­te, wel­che die Mit­te des großen Rau­mes frei ließ, diente als Ver­bin­dung mit dem ers­ten Stock­werk.

      Im Erd­ge­schoss trat man rechts in einen weit­läu­fi­gen Sa­lon, des­sen Go­bel­ins pracht­vol­les Ran­ken­werk mit al­ler­lei Vö­geln dar­in auf­wie­sen. Die fei­ne Sti­cke­rei des ge­sam­ten Meuble­ments stell­te lau­ter Sze­nen aus La­fon­tai­ne’s Fa­beln dar. Jo­han­na war aus­ser sich vor Ent­zücken, als sie einen Stuhl wie­der­fand, an dem schon in der Kin­der­zeit ihr Herz ge­han­gen hat­te und der die Er­zäh­lung vom Fuchs und dem Storch ver­sinn­bild­lich­te.

      Ne­ben dem Sa­lon be­fan­den sich die Biblio­thek voll al­ter Bü­cher und noch zwei un­be­nutz­te Zim­mer. Links war der Spei­se­saal mit neu­em Ge­tä­fel, die Lein­wand­kam­mer, die Sil­ber­kam­mer, die Kü­che und ein klei­nes Ba­de­zim­mer.

      Die gan­ze ers­te Eta­ge durch­schnitt ein lan­ger Gang, auf wel­chen zu bei­den Sei­ten zehn Zim­mer mün­de­ten. Ganz hin­ten rechts fand Jo­han­na das ih­ri­ge. Er­war­tungs­voll trat sie ein. Der Baron hat­te es neu her­rich­ten las­sen, in­dem er Vor­hän­ge und Mö­bel vom Bo­den ent­nahm, wo sie bis­her un­be­nutzt ge­la­gert hat­ten.

      Ganz an­ti­ke vlä­mi­sche Ta­pe­ten be­deck­ten die Wän­de die­ses klei­nen Hei­lig­tums.

      Als Jo­han­na einen Blick auf ihr Bett warf, stiess sie einen Freu­den­schrei aus. An den vier En­den tru­gen vier große aus Ei­che ge­schnitz­te Vö­gel, glän­zend schwarz po­liert, den Vor­hang, und schie­nen gleich­sam sei­ne Hü­ter zu sein. Die brei­ten Strei­fen des­sel­ben stell­ten Blu­men-Guir­lan­den mit Früch­ten dar. Vier fein ge­schnitz­te Säu­len mit ko­rin­thi­schen Ka­pi­ta­len tru­gen ein Kar­nies, wel­ches mit Ro­sen und Amo­ret­ten ge­ziert war.

      Bei al­ler Mas­si­vi­tät und dem düs­te­ren Ein­druck des al­ten Hol­zes mach­te sich das Gan­ze doch sehr gra­zi­ös.

      Die Bett­de­cke und der Bett­him­mel flim­mer­ten wie zwei Fir­ma­men­te. Sie wa­ren aus an­ti­ker dun­kelblau­er Sei­de mit ein­ge­wirk­ten großen gol­de­nen Blät­tern und Li­li­en ge­fer­tigt.

      Als Jo­han­na al­les ge­nü­gend be­wun­dert hat­te, hob sie die Ker­ze hö­her, um das Su­jet der Go­bel­ins bes­ser be­trach­ten zu kön­nen. Ein jun­ger Mann und ein jun­ges Mäd­chen, selt­sam in grü­ne, gel­be und rote Far­ben ge­klei­det, plau­der­ten un­ter ei­nem blau­en Bau­me, an wel­chem wei­ße Früch­te reif­ten. Nicht weit da­von wei­de­te ein fet­tes Ka­nin­chen, eben­falls weiß, in grau­em Gra­se.

      Ober­halb die­ser Grup­pe be­merk­te man in an­ge­mes­se­ner Ent­fer­nung fünf run­de Häu­schen mit spit­zen Dä­chern, und ganz oben, fast im Him­mel, eine auf­fal­lend rote Wind­müh­le. Da­zwi­schen rank­ten über­all große selt­sa­me Blu­men.

      Die bei­den an­de­ren Fel­der hat­ten mit dem ers­ten vie­le Ähn­lich­keit; nur sah man aus den Häu­sern vier Leut­chen in vlä­mi­scher Tracht tre­ten, die die Hän­de teils vor Er­stau­nen, teils im höchs­ten Zorn gen Him­mel streck­ten.

      Das vier­te Feld hin­ge­gen stell­te eine sehr trau­ri­ge Sze­ne dar. Ne­ben dem Ka­nin­chen, wel­ches im­mer noch wei­de­te, lag der jun­ge Mann an­schei­nend tot im Gra­se. Die jun­ge Dame durch­bohr­te sich, ihn an­schau­end, die Brust mit ei­nem De­gen; die Früch­te an dem Bau­me wa­ren schwarz ge­wor­den.

      Schon woll­te Jo­han­na dar­auf ver­zich­ten, den Sinn die­ser Dar­stel­lung zu er­fas­sen, als sie in ei­ner Ecke ein win­zi­ges Tier­chen er­blick­te, wel­ches das Ka­nin­chen, wenn СКАЧАТЬ