Guy de Maupassant – Gesammelte Werke. Guy de Maupassant
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Название: Guy de Maupassant – Gesammelte Werke

Автор: Guy de Maupassant

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962817695

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СКАЧАТЬ Schrit­te des nächt­li­chen Wan­de­rers, fast über­zeugt, dass er im nächs­ten Au­gen­blick am Tore läu­ten und um Gast­freund­schaft bit­ten wer­de.

      Als die Schrit­te ver­hall­ten, wur­de sie trau­rig wie nach ei­ner her­ben Ent­täu­schung. Dann aber sah sie das Tö­rich­te ih­rer Hoff­nun­gen ein und lach­te über ihre wahn­wit­zi­ge Fan­ta­sie.

      Nun ließ sie, et­was be­ru­hig­ter, ih­ren Geist in na­tür­li­che­re Fer­nen schwei­fen; sie such­te ihre Zu­kunft zu er­for­schen und sich ihr fer­ne­res Le­ben aus­zu­ma­len.

      Hier wür­de sie also mit »ihm« le­ben, hier in die­sem stil­len Schloss am Mee­re. Je­den­falls wür­den sie zwei Kin­der ha­ben, einen Jun­gen für ihn, ein Mäd­chen für sie. Sie sah die­sel­ben im Gra­se spie­len zwi­schen der Pla­ta­ne und der Lin­de, wäh­rend Va­ter und Mut­ter ih­nen mit sorg­li­chen Au­gen folg­ten, was sie nicht hin­der­te, da­bei sich selbst zu­wei­len mit zärt­li­chen Bli­cken an­zu­schau­en.

      Lan­ge, end­los lan­ge, träum­te sie so fort, wäh­rend der Mond das Ende sei­ner Bahn er­reich­te und lang­sam ins Meer un­ter­zut­au­chen be­gann. Die Luft wur­de fri­scher. Im Os­ten bleich­te der Ho­ri­zont. Rechts auf der Farm kräh­te ein Hahn; von der an­de­ren Sei­te er­hielt er Ant­wort. Durch die Wän­de des Stal­les ge­dämpft schie­nen ihre Stim­men von sehr weit her zu kom­men. An dem un­er­mess­li­chen Him­mels­do­me, der sich im­mer mehr er­hell­te, ver­lösch­ten die Ster­ne.

      Der Ruf ei­nes Vo­gels er­schall­te. Ein Zwit­schern, an­fangs schwach und ängst­lich, drang aus dem Ge­büsch; dann wur­de es lau­ter, zu­ver­sicht­li­cher freu­di­ger, und end­lich klang es ju­belnd wei­ter von Baum zu Baum, von Strauch zu Strauch.

      Jo­han­na sah sich plötz­lich von strah­len­der Hel­le um­ge­ben; und als sie das Haupt hob, das bis da zwi­schen ih­ren Hän­den ge­ruht hat­te, schloss sie die Au­gen, ge­blen­det vom Wi­der­schein der Mor­gen­rö­te.

      Ein pur­pur­far­be­nes Wol­ken­ge­bir­ge, zum Teil noch hin­ter der großen Pap­pel-Al­lee ver­steckt, warf blu­tig­ro­te Licht­strei­fen auf die wie­der­er­wach­te Erde.

      Und lang­sam die Wol­ken tei­lend, die Bäu­me, die Wie­sen, den Ozean, den gan­zen Ho­ri­zont end­lich mit feu­ri­gem Lich­te über­flu­tend, ging der flam­men­de Son­nen­ball auf.

      Jo­han­na war wie vom Glück be­rauscht.

      Eine kin­di­sche Freu­de, eine zärt­li­che Be­wun­de­rung der herr­li­chen Na­tur durch­drang ihr Herz. Das war ihre Son­ne, ihr Mor­gen­rot! Der An­fang ih­res Le­bens! Das Er­ste­hen ih­rer Hoff­nun­gen! Sie brei­te­te ihre Arme ge­gen den Ho­ri­zont aus, als woll­te sie die Son­ne um­ar­men; sie woll­te spre­chen, ir­gen­det­was ru­fen, was eben­so er­ha­ben war, wie die­ser An­bruch des Ta­ges. Aber sie blieb wort­los, wie ge­bannt in ohn­mäch­ti­ger Be­geis­te­rung. Dann ver­hüll­te sie ihr Ant­litz mit den Hän­den, und Trä­nen, süs­se Trä­nen quol­len aus ih­ren Au­gen.

      Als sie den Kopf wie­der er­hob, war der herr­li­che An­blick des an­bre­chen­den Ta­ges be­reits wie­der ver­schwun­den. Sie fühl­te sich be­ru­higt, et­was er­mat­tet und frös­tel­te leicht. Ohne je­doch das Fens­ter zu schlies­sen, leg­te sie sich zu Bett, träum­te noch ei­ni­ge Au­gen­bli­cke und schlief dann so fest ein, dass sie um acht Uhr nicht ein­mal von der Stim­me ih­res Va­ters er­weckt wur­de. Erst als die­ser ins Zim­mer trat, wach­te sie auf.

      Er woll­te ihr die Ver­schö­ne­run­gen des Schlos­ses, »ih­res« Schlos­ses, zei­gen.

      Die Faça­de, wel­che nach dem In­nern des Lan­des zu lag, war von dem Wege durch einen ge­räu­mi­gen, mit Obst­bäu­men be­pflanz­ten Hof ge­trennt. Die­ser Weg, der so­ge­nann­te Sei­ten­weg, führ­te zwi­schen Bau­ern­häu­sern hin­durch und er­reich­te eine hal­be Mei­le wei­ter die große Stras­se von Fe­camp nach Ha­vre. Eine schnur­ge­ra­de Al­lee führ­te von dem höl­zer­nen Git­ter bis zur Ram­pe des Schlos­ses. Die Wirt­schafts­ge­bäu­de, klei­ne Häu­ser aus Feld­stein, la­gen zu bei­den Sei­ten des Ho­fes längs der Grä­ben, wel­che die zwei Pacht­hö­fe von­ein­an­der trenn­ten.

      Man hat­te die Dä­cher er­neu­ert, alle Schä­den aus­ge­bes­sert, die Mau­ern ge­flickt, Zim­mer neu ta­pe­ziert, das gan­ze In­ne­re des Schlos­ses von oben bis un­ten frisch an­ge­stri­chen. Das alte fins­te­re Ge­bäu­de hat­te an al­len Fens­tern wei­ße Blend­la­den er­hal­ten, die von wei­tem wie große Fle­cken aus­sa­hen; die große graue Faça­de war frisch ge­tüncht.

      Von der an­de­ren Sei­te aus, wo­hin auch ein Fens­ter von Jo­han­nas Zim­mer ging, sah man über das Bos­quet und die le­ben­di­ge Mau­er der ge­knick­ten Ul­men hin­weg auf das Meer.

      Jo­han­na und der Baron gin­gen Arm in Arm und sa­hen sich al­les an; auch der kleins­te Win­kel blieb nicht un­be­ach­tet. Dann wan­del­ten sie lang­sam in den lan­gen Pap­pel-Al­leen her­um, die den so­ge­nann­ten Park be­grenz­ten. Über­all brei­te­te sich un­ter den Bäu­men der üp­pig wu­chern­de Gras­tep­pich aus. Jo­han­na war ent­zückt, als sie jetzt die ver­schlun­ge­nen Pfa­de des dicht­be­laub­ten Bos­quets be­tra­ten. Ein plötz­lich auf­sprin­gen­der Hase ent­lock­te ihr un­will­kür­lich einen klei­nen Schre­ckens­schrei; dann aber schau­te sie ihm be­lus­tigt nach, wie er in großen Sät­zen durch das Ried­gras der Hü­gel­ket­te zu­eil­te.

      Nach dem Früh­stück er­klär­te Ma­da­me Ade­laï­de, dass sie noch sehr er­schöpft sei und sich noch aus­ru­hen müs­se. Der Baron schlug da­her Jo­han­na einen Spa­zier­gang nach Yport vor.

      Sie hat­ten bald das Dörf­chen Etou­ve­nt er­reicht, und die Land­leu­te, die ih­nen be­geg­ne­ten, grüss­ten sie wie alte Be­kann­te.

      Jetzt be­tra­ten sie die Ge­höl­ze, wel­che sich, den Win­dun­gen ei­nes lang­sam ab­stei­gen­den Ta­les fol­gend, bis zur Küs­te hin­zie­hen.

      Nach kur­z­er Zeit wa­ren sie bei Yport an­ge­langt. Ei­ni­ge Frau­en, die an der Türe ih­rer Woh­nun­gen sas­sen und Klei­dungs­stücke flick­ten, schau­ten ih­nen neu­gie­rig nach. Längs der ab­wärts füh­ren­den Stras­se floss ein klei­ner Bach. Zahl­rei­che Schmutz­hau­fen be­deck­ten den Bo­den; sie ström­ten einen kräf­ti­gen Ge­ruch aus, und die klei­nen Was­ser­tüm­pel, wel­che vor den Tü­ren der rau­chi­gen Häu­ser in der Son­ne trock­ne­ten, ver­ei­nig­ten ih­ren Dunst mit dem, der aus dem In­nern der dicht­be­wohn­ten Räu­me drang.

      Ei­ni­ge Tau­ben such­ten am Ran­de des Ba­ches nach Nah­rung.

      Jo­han­na be­trach­te­te al­les mit Neu­gier; es kam ihr vor wie die De­ko­ra­ti­on ei­nes Thea­ter­stückes.

      Plötz­lich, als sie um eine Mau­er her­um­ka­men, lag das Meer vor ihr mit sei­nem ru­hi­gen tie­fen Blau so­weit das Auge reich­te.

      Sie blie­ben ste­hen und be­trach­te­ten das ent­zücken­de Schau­spiel. In der Fer­ne tauch­ten ei­ni­ge Se­gel auf, weiß wie die СКАЧАТЬ