Der Schreiberling. Patrick J. Grieser
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Название: Der Schreiberling

Автор: Patrick J. Grieser

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der Primus

isbn: 9783947816040

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СКАЧАТЬ fühlte sich seine Kehle vom vielen Sprechen ganz rau an. Es dürstete ihn nach einem kühlen Schluck Wasser.

      »Was geht Ihnen durch den Kopf, Boss?«, wollte der Cowboy wissen, nachdem Slater keine Anstalten machte, etwas zu sagen und nur vor sich hin schwieg.

      »In Kansas City haben sie eine große Heilanstalt gebaut für diejenigen, die nicht mehr ganz klar im Kopf sind. Ich glaube, da gehörst du hin!«

      »Sie wissen, dass ich die Wahrheit spreche!«

      »Eine Frau, die sich in einen Wolf verwandeln kann? Zumal kein menschliches Wesen, sondern eine Göttin aus der griechischen Sage? Das klingt wirklich sehr schräg!« Jeremy Slater schüttelte ungläubig den Kopf.

      Der Cowboy griff nach seiner Feldflasche und versuchte, sie in einem Zug zu leeren. Resigniert musste er feststellen, dass nur noch ein kleiner warmer Rest drin war, der zudem einen seltsamen Nachgeschmack in seinem Mund hinterließ.

      Slater reichte ihm seine Flasche, die noch halb voll war. Dankbar nahm er sie entgegen.

      »Diese Hekate … wird sie ein Problem für uns?«

      »Ich kann es nicht sagen. Aber sie ist unberechenbar!«

      »Ich werde mit Morgan reden müssen. Er ist mein bester Mann.«

      »Kein Problem.«

      »Es darf kein unschuldiges Blut vergossen werden. Wenn meine Männer in Gefahr sind, dann ist es besser, wenn sich unsere Wege trennen«, meinte Slater nach einiger Zeit mit Blick auf seine Leute.

      »Ein Wort von Ihnen und ich reite bei Anbruch des Tages weiter«, sagte der Cowboy und er meinte es auch so.

      Slater griff in seine offene Westentasche und holte eine alte Taschenuhr heraus. Sie war golden und mit einem mechanischen Glockengeläut ausgestattet. Ein weiteres Indiz, dass der Rancher sehr wohlhabend sein musste. »In zwei Stunden wird mich Millard wecken. Ich werde während meiner Nachtwache darüber nachdenken!«

      »Well, danke!«, sagte der Cowboy und ließ sich zurück auf seine Bettrolle sinken. Er würde es Slater nicht übel nehmen, wenn er ihn wegschicken würde. Für ihn waren seine Männer so etwas wie Familie. Er trug Verantwortung. Möglich, dass sich im Morgengrauen ihre Wege trennen würden. Es wäre nachvollziehbar, wenn der Rancher sich keine weitere Baustelle aufmachen wollte. Er hatte genug mit Desmond Pickett zu tun.

      Licht drang ins Gemäuer. Quietschend öffnete sich die Tür zum Verlies. Katerina Kurnikova schreckte aus ihrem Schlaf hoch. Die Dunkelheit wich wie eine lebende Substanz zurück. Es leuchtete matt vor ihr. Das Licht warf Schatten an die Wände, die den Dingen bizarre Umrisse gaben. Katerina hob die Hand, denn das Licht blendete sie.

      »Hoi, Süße! Ich wollte dich einmal in deiner ganzen Pracht bewundern!«, begrüßte sie eine Stimme, die scheinbar zu sehr dem Alkohol zugesprochen hatte.

      Katerina erstarrte. Vor ihr stand einer von Desmonds Männern. Sie hatte den blonden Kerl, der in seiner Rechten eine Öllampe trug, schon einmal auf dem Platz vor der Three-Pearls-Ranch gesehen. Er lächelte die Gefangene an. Es war ein gewinnendes Lächeln, das jedoch von der Gier in seinen Augen übertönt wurde.

      Katerinas Gesicht verzog sich. »Sieh zu, dass du Land gewinnst. Wenn Desmond Pickett erfährt, dass du hier bist, wird er dich kastrieren lassen!«, schnaubte sie verächtlich.

      Doch der Mann schüttelte den Kopf. »O nein! Du wirst ihm nichts davon erzählen. Wir beide werden unseren Spaß haben und dann gehen wir wieder getrennte Wege.« Unsicher machte er einen Schritt auf Katerina zu. Wahrscheinlich hatte er eine ganze Flasche Schnaps getrunken, denn seine Bewegungen wirkten fahrig und unkoordiniert. Der Alkohol hatte ihn fest im Griff. Das Feuerwasser hatte ihn geil gemacht.

      Katerina überlegte, ob sie laut schreien sollte. Vermutlich hatte der Kerl die Kellertür geschlossen, und niemand würde sie dort unten schreien hören. Genüsslich fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen, als er den nackten Frauenkörper im Schein der Öllampe betrachtete.

      Vorsichtig nahm Katerina die schweren Eisenketten in die Hand, wobei ihre Augen den Eindringling keine Sekunde aus den Augen ließen. Jetzt wechselte er die Öllampe in die andere Hand und begann langsam mit der rechten seine Hose zu öffnen. »Mein Liebeskrieger braucht etwas Luft und Freiraum!«, lallte er.

      Noch fünf Schritte, dachte Katerina gebannt.

      Er kam auf sie zu; seine Hose war halb heruntergezogen. Der Bastard war bereit, ihren Körper zu schänden.

       Drei Schritte …

      »Weißt du, ich hab mir gedacht, dass du meinen …«, sagte er mit belegter Stimme und wankte dabei unsicher hin und her.

      Zwei Schritte … Katerinas ganzer Körper war stark angespannt.

      »Und dann könnte ich dich noch von hinten …«

      Weiter kam der Fremde nicht, denn er hatte das weiße Kreuz, das Pickett auf den Boden gemalt hatte, überschritten. Raubkatzenartig stürzte sich Katerina auf den überraschten Mann und warf ihn zu Boden. Sie wickelte die schwere Eisenkette um seinen Hals und begann an dieser zu ziehen. Der Mann versuchte zu schreien, doch die Kette bohrte sich fest in seinen Hals. Seine Stiefel schabten über den Kellerboden. Katerina kanalisierte ihren ganzen Hass auf diesen Kerl. In diesem Moment war es Pickett, der vor ihr auf dem Boden lag. Mit unbarmherziger Härte schnürte sie ihm die Luft ab. Verzweifelt versuchte sich der Fremde zu wehren. Seine Hände griffen nach Katerina, rissen an ihren Haaren. Sie schrie auf und zerrte ihn weiter nach hinten. Mit jeder Sekunde, die verstrich, wurden seine Bewegungen langsamer. Und dann wich jedes Leben aus seinem Körper. Die Füße schabten ein letztes Mal über den dreckigen Boden. Dann wurde es still. Der Geruch von Urin breitete sich in dem Raum aus. Sie spürte, wie die warme Flüssigkeit ihre Waden benetzte. Angewidert stieß sie den Toten von sich weg.

      Sie glaubte, jeden Moment eine Panikattacke zu bekommen. Das Adrenalin rauschte durch ihren Körper; Lichtpunkte tanzten in einem irren Durcheinander vor ihren Augen. Sie hatte das Gefühl, als würde sie selbst ersticken. Wie ein Fisch, der an Land gespült wird, japste sie nach Luft. Ihre linke Gesichtshälfte fühlte sich plötzlich taub an. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis ihr Körper wieder herunterfuhr und sie sich wieder beruhigte. Das Taubheitsgefühl blieb dagegen bestehen.

      Das Öl in der Lampe war aufgebraucht und die Finsternis kehrte zurück. Ihr Körper war komplett ausgelaugt. Jetzt wäre sie dankbar, wenn der Schlaf sie überkommen und ihr Bewusstsein wenigstens für ein paar Stunden auslöschen würde. Sie dachte noch einmal an jenen Tag, als sie auf den großen Steamer gestiegen war. Desmond Pickett hatte an Bord auf sie gewartet … Mit diesem Bild kam der Schlaf, doch er brachte ihr keine Erlösung.

      Nachdem sie sich im Morgengrauen in dem kleinen See gewaschen hatten, teilte Jeremy Slater dem Cowboy seine Entscheidung mit. Hekate hatte sich in dieser Nacht nicht blicken lassen.

      »Du wirst mich heute als Treiber nicht enttäuschen!«, sagte Slater, während er sich das Gesicht mit Wasser benetzte.

      »Ich hatte einen guten Lehrer!«, grinste der Cowboy.

      »Gut, denn wir werden diese Herde heute zur Blue-Lodge-Ranch treiben!«, erwiderte Slater und klopfte dem Cowboy auf die Schulter. »Keine Geheimnisse mehr zwischen uns beiden! Deal?«

      »Darauf können Sie einen fahren lassen!«, sagte der Cowboy.

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