Der Schreiberling. Patrick J. Grieser
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Название: Der Schreiberling

Автор: Patrick J. Grieser

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der Primus

isbn: 9783947816040

isbn:

СКАЧАТЬ intelligenter Augen dominiert wurde, erwartete sie bereits am großen Hoftor. Gelangweilt schob er seinen Kautabak im Mund hin und her, als die Männer angeritten kamen. Die beachtliche Herde von Jeremy Slater wurde noch einmal um mehr als tausend Tiere vergrößert. Die Rinder wurden in einen abgesonderten Bereich des Valleys gebracht, der von einem hohen Weidezaun umgeben war. Gunter stammte aus Texas und dort kannte man sich bestens mit Pferden und Rindern aus. Er würde den Tieren das Brandzeichen der Blue-Lodge-Ranch verpassen. Und der Pawnee würde ihm beim Branding unter die Arme greifen.

      Der Cowboy ritt auf dem Rücken seines Pintos mit gemischten Gefühlen zurück auf die Ranch. Einerseits war er dankbar, dass das Treiben ein Ende gefunden hatte, denn die Arbeit war sehr hart gewesen – er hatte die Verantwortung für fast hundert Mavericks gehabt, und es war kein Job gewesen, bei dem man eine Minute hätte unachtsam sein können. Auf der anderen Seite hatte ihn das Treiben der Rinder abgelenkt – die Dämonen der Vergangenheit waren fern geblieben. Doch jetzt, wo er wieder auf der Blue-Lodge-Ranch war, kamen sie wieder: die Gedanken an Hekate und was ihn noch alles erwarten würde. Er hatte das Gefühl, dass sie ihn beobachtete. In diesem Moment. In Gestalt des riesigen weißen Wolfes mit den acht Augen. Er konnte die Augen förmlich auf sich gerichtet fühlen, die sich voller Hass in seinen Rücken bohrten. Er blickte sich in seinem Sattel um, ließ den Blick über die Bergkuppen gleiten, doch da war nichts Verdächtiges.

      Im Hof der Ranch stieg er von seinem Pinto und übergab das müde Tier einem Stallburschen. Das tagelange Treiben der Rinder über staubige Prärien, das Schlafen unter freiem Himmel und die fehlenden Waschgelegenheiten hatten Spuren hinterlassen. Seine Kleidung war staubig und fleckig vom Schaum des Pferdes. Er stank am ganzen Körper nach Pferd, Kuhdung und vor allem nach Schweiß. Was er jetzt brauchte, war ein ordentliches Bad. Stella Slater würde ihr zierliches Näschen rümpfen, wenn sie ihn so anträfe.

      Eine halbe Stunde später befand er sich mit den anderen Treibern in einer Art Badehaus, wie es in der damaligen Zeit in sehr guten Saloons üblich war. Da Slater sehr sozial eingestellt war, ermöglichte er seinen Männern diese Art von Komfort, um sich nach einem anstrengenden Arbeitstag auf der Weide waschen zu können.

      Zufrieden sang der Cowboy ein Lied und probierte das Stück Kautabak aus, das ihm der alte Mann mit dem narbigen Piratengesicht und dem großen Lederhut zugesteckt hatte. Das Zeug schmeckte bitter und selbst als er es ausspuckte, hinterließ es einen so starken Nachgeschmack auf der Zunge, dass er Mühe hatte, sich nicht zu übergeben.

      »Teufel nochmal, ich habe Cracknutten auf dem Frankfurter Straßenstrich geleckt, die haben besser geschmeckt als diese verfickte Scheiße!«, fluchte er, während die anderen Männer sich köstlich über den Cowboy amüsierten. »Wie kann man so etwas im Maul behalten? Kein Wunder, dass ihr keine Weiber habt! Keine Frau würde euch je einen Zungenkuss geben! Bäääh!!!« Er tauchte sein Gesicht unter Wasser, öffnete den Mund und versuchte auf diese Art, den bitteren Geschmack aus seinem Mund zu vertreiben.

      »Als ob eine Ratte in meinem Maul verfault wäre … ekelhaft!«

      »He, Satteltramp, du weißt halt nicht, was gut ist!«, meinte einer der Männer grölend.

      »Ich bin kein Satteltramp, ich bin ein Maverickjäger! Merk dir das endlich!«

      »Jungs, er ist einmal mit dem Boss ausgeritten und hält sich jetzt für einen Maverickjäger!« Die Männer lachten laut auf.

      »Ach fickt euch!«, sagte der Cowboy und schloss die Augen. Eine wohlige Wärme umgab ihn. Obwohl das Badewasser bereits zwei Männer vor ihm gesehen hatte, fühlte er sich sauwohl in dem Bottich und wäre am liebsten eingeschlafen.

      Als er wieder die Augen öffnete, sah er, wie Slater am Eingang mit einem seiner Treiber sprach. Das Gesicht des Bosses der Blue-Lodge-Ranch verfinsterte sich zunehmend. Er dankte kurz dem Mann, blickte auf seine goldene Taschenuhr und machte dann auf der Stelle kehrt. Anscheinend musste ein heißes Bad noch auf Slater warten.

      Oje! Keine guten Neuigkeiten, dachte der Cowboy und ihm kam Hekate wieder in den Sinn. Verfluchtes Weib!

      Er stieg aus dem Bottich, trocknete sich mit einem rauen Handtuch ab und schlüpfte in die Arbeitskleidung der Blue-Lodge-Ranch, die er sich bei Slaters Frau besorgt hatte: ein rot kariertes Hemd mit schwarzer Weste, dazu ein rotes großes Halstuch, das man beim Reiten auch über Mund und Nase ziehen konnte, um nicht zu viel Staub einzuatmen.

      Nachdem er sich die schweren Stiefel mit den Sporen wieder angezogen hatte, begab er sich in seine Unterkunft, die gegenüber dem Haupthaus lag. Diesmal würde er nicht am Tisch der Slaters dinieren, denn für die Treiber gab es einen eigenen Ess- und Wohnbereich. Dort roch es wunderbar nach Kaffee, Speck und Eiern, sodass dem Cowboy das Wasser im Mund zusammenlief. Vorerst hatte er genug trockene Biskuits gegessen.

      Bei Tisch waren das Monster und die getöteten Rinder in aller Munde. Der Cowboy rollte mit den Augen. Man sprach auch über Anamaqukiu. Da hatte der Pawnee den Männern einen schönen Floh ins Hirn gesetzt. Einige lächelten, machten Scherze über das Erzählte, doch es war ein reines Schutzverhalten, um sich nicht einzugestehen, dass an der Sache vielleicht doch etwas dran sein könnte. Niemand war scharf darauf, mit einem solch übernatürlichen Wesen Bekanntschaft zu machen. Und beim nächsten Ausritt könnte es jeden der Männer am Tisch treffen. Nicht einmal hier würde er seine Ruhe vor Hekate haben. Diese Schlampe verfolgt mich überallhin!

      Der Cowboy schlang seine Mahlzeit herunter, war dankbar für das kalte Bier (auch wenn es kein Odenwälder Schmucker war) und begab sich dann auf die Veranda, um mit seinen Gedanken alleine zu sein. Er hatte genug von Anamaqukiu gehört.

      Draußen im Hof stand Jeremy Slater, seinen großen, hageren, gut proportionierten Oberkörper gegen die Haltestange der Pferde gelehnt. Geistesabwesend schob er den Kautabak im Mund hin und her und bemerkte den Cowboy erst, als dieser dicht neben ihm stand.

      »Ärger? Ich habe vorhin im Badehaus gesehen, wie Sie mit einem der Treiber gesprochen haben, Boss!«

      Als Slater nicht antwortete, fragte der Cowboy: »Hekate? Ist sie uns gefolgt?«

      Slater schüttelte den Kopf. »Nein, es sind die üblichen Verdächtigen. Desmond Pickett hat zwei meiner Jungs aufgeknüpft. Dieser elende Bastard!« Um seiner Verachtung für Pickett mehr Gewicht zu verleihen, spie er den Kautabak in einem braunen Strahl auf den Boden.

      »Ich verstehe!« Für einen Moment fühlte sich der Cowboy erleichtert. Doch das Gefühl war nur temporär. Hekate würde wiederkommen!

      »Für Stella und mich sind meine Männer mehr als nur Mitarbeiter. Wir sind eine Familie. Und wir respektieren sie.« Slaters Stimme klang plötzlich brüchig. Der Cowboy blickte ihn nur stumm an. »Viele von ihnen haben in Cheops Frau und Kinder. Männer müssen sterben, weil sie für Jeremy Slater arbeiten. So kann das nicht weitergehen!« Jeremy Slater blickte hinaus ins Blue Valley, das sich mittlerweile in eine dunkle Silhouette verwandelt hatte.

      »Weißt du, wie mich die Menschen in Cheops nennen?«

      »Keine Ahnung.«

      »Den Witwenmacher.«

      »Okay, ich verstehe … Verdammte Scheiße …«

      »Dieses sinnlose Morden muss aufhören!«, sagte Slater, und sein Gesicht war plötzlich wieder hart und kantig wie ein Fels in der Brandung, der auf alle Ewigkeiten den Gezeiten trotzt.

      »Sie haben genügend Männer. Wir könnten alle zusammentrommeln und diesem Pickett einen Besuch abstatten«, schlug der Cowboy nachdenklich vor.

      »Es СКАЧАТЬ