David Copperfield. Charles Dickens
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу David Copperfield - Charles Dickens страница 56

Название: David Copperfield

Автор: Charles Dickens

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия: Klassiker bei Null Papier

isbn: 9783954183500

isbn:

СКАЧАТЬ nie­mand an­ders da­ge­we­sen wäre. Je­den­falls schlug sie die­se Ton­art an und re­de­te dar­in wei­ter, so­lan­ge ich sie kann­te.

      Die arme Mrs. Mi­ca­w­ber! Sie habe sich kei­ne Mühe ver­drie­ßen las­sen, sag­te sie; und dar­an zweifle ich nicht. Die Hau­stü­re war halb ver­deckt von ei­ner großen Mes­sing­plat­te mit der Auf­schrift: »Mrs. Mi­ca­w­bers Er­zie­hungs­heim für jun­ge Da­men.« Aber ich er­fuhr nie, dass eine jun­ge Dame Un­ter­richt ge­nom­men hät­te oder an­ge­mel­det wor­den wäre. Die ein­zi­gen Be­su­cher, die ich sah, wa­ren Gläu­bi­ger. Sie pfleg­ten den gan­zen Tag zu kom­men und ei­ni­ge von ih­nen be­nah­men sich furcht­bar wild. Ein Mann mit ei­nem schmut­zi­gen Ge­sich­te, ich glau­be, er war Schus­ter, klemm­te sich je­den Mor­gen schon um sie­ben Uhr früh zur Hau­stü­re her­ein und rief die Trep­pe hin­auf Mr. Mi­ca­w­ber zu: »No, Sie sind noch nicht fort, weiß schon. Wer­den Sie end­lich zah­len? Ver­ste­cken Sie sich nicht. Das ist ge­mein! Ich möch­te nicht so ge­mein sein, wenn ich Sie wäre. Zah­len Sie end­lich, ja? Wer­den Sie nicht end­lich zah­len, was! No?« Da er nie eine Ant­wort be­kam, pfleg­te er sich in sei­ner Wut zu Wor­ten wie Schwind­ler und Räu­ber zu ver­stei­gen, und als auch das nie half, lief er zu­wei­len so­gar auf die Stra­ße hin­aus und brüll­te zu den Fens­tern des zwei­ten Stocks hin­auf, wo sich Mr. Mi­ca­w­ber auf­hielt, wie er wuss­te.

      Bei sol­cher Ge­le­gen­heit pfleg­te Mr. Mi­ca­w­ber vor Är­ger au­ßer sich zu ge­ra­ten und To­des­ge­dan­ken zu be­kom­men, und es kam manch­mal so weit, dass er, wie mir das Schrei­en sei­ner Frau stets ver­riet, mit dem Ra­sier­mes­ser eine Be­we­gung nach sei­nem Hal­se mach­te. Eine hal­be Stun­de spä­ter putz­te er sich je­doch im­mer wie­der mit großer Sorg­falt die Schu­he und ging pfei­fend mit vor­neh­me­rer Mie­ne als je aus.

      Mrs. Mi­ca­w­ber war ähn­lich elas­ti­scher Na­tur. Ich habe sie bei Prä­sen­tie­rung der kö­nig­li­chen Steu­er­ta­xe um drei Uhr in Ohn­macht fal­len se­hen, und schon um vier Uhr ver­zehr­te sie Lamm­ko­te­let­ten und Warm­bier, was von dem Er­lös der im Leih­haus ver­setz­ten zwei Tee­löf­fel an­ge­schafft wor­den war. Ein­mal, als eben eine Exe­ku­ti­on voll­streckt wur­de und ich zu­fäl­lig um sechs Uhr nach Hau­se kam, lag sie mit zersaus­tem Haar, selbst­ver­ständ­lich mit ei­nem Zwil­ling, ohn­mäch­tig ne­ben dem Ka­min. Aber nie habe ich sie lus­ti­ger ge­se­hen als noch am sel­ben Abend bei ei­nem Ko­te­lett am Herd­feu­er, wo sie mir Ge­schich­ten von Papa und Mama und ih­ren Ge­sell­schaf­ten er­zähl­te.

      In die­sem Hau­se und in die­ser Fa­mi­lie ver­brach­te ich mei­ne freie Zeit. Mein Früh­stück, aus ei­nem Pen­ny­brot und ei­nem Schluck Milch be­ste­hend, ver­schaff­te ich mir selbst. Ein zwei­tes Brot und ein Kä­se­rest wa­ren für mich in ei­nem be­son­dern Fach ei­nes Schran­kes auf­ge­ho­ben, wenn ich abends nach Hau­se kam. Das mach­te ein Loch in die sechs oder sie­ben Schil­lin­ge, und ich war den gan­zen Tag über im Ma­ga­zin und muss­te mich eine vol­le Wo­che von dem Gel­de er­hal­ten. Von Mon­tag früh bis Sams­tag abend hat­te ich we­der Rat, Er­mu­ti­gung, Trost, Bei­stand oder Un­ter­stüt­zung von ir­gend­je­mand, so wahr mir Gott hel­fe.

      Ich war so jung und so kin­disch und so we­nig ge­eig­net, – wie hät­te es auch an­ders sein kön­nen – die gan­ze Sor­ge für mei­ne Exis­tenz zu tra­gen, dass ich oft früh, wenn ich zu Murd­sto­ne & Grin­by ging, der Ver­su­chung nicht wi­der­ste­hen konn­te und mir die zum hal­b­en Preis im Fens­ter des Bäckers aus­ge­stell­ten alt­ba­cke­nen Pas­te­ten kauf­te und da­für das Geld aus­gab, das für mein Mit­ta­ges­sen be­stimmt war.

      Wenn ich ein­mal re­gel­recht zu Mit­tag speis­te, kauf­te ich mir eine Rou­la­de und ein Pen­ny­brot oder eine Por­ti­on ro­tes Rind­fleisch für vier Pence oder eine Por­ti­on Käse und Brot und ein Glas Bier in ei­nem elen­den Wirts­haus, un­serm Ge­schäft ge­gen­über, das »der Löwe« hieß.

      Ein­mal, ich er­in­ne­re mich noch, trug ich mein Brot, das ich von zu Hau­se mit­ge­nom­men hat­te, in Pa­pier ge­wi­ckelt wie ein Buch, un­ter dem Arm und ging in ei­nes der be­kann­te­ren Spei­se­häu­ser hin­ter Dr­u­ry Lane und be­stell­te mir eine klei­ne Por­ti­on Rinds­bra­ten. Was sich der Kell­ner beim An­blick der selt­sa­men klei­nen Er­schei­nung, die ganz al­lein her­ein­trat, dach­te, weiß ich nicht, aber er starr­te mich an wäh­rend des gan­zen Es­sens und rief auch den an­de­ren Kell­ner her­bei. Ich gab einen hal­b­en Pen­ny Trink­geld und wünsch­te, er hät­te ihn nicht ge­nom­men.

      Wir hat­ten eine hal­be Stun­de zur Pau­se frei. Wenn ich Geld be­saß, kauf­te ich mir eine hal­be Pin­te zu­sam­men­ge­gos­se­nen Kaf­fee und ein Stück But­ter­brot. Wenn ich keins hat­te, be­trach­te­te ich mir eine Wild­bret­hand­lung in Fleet Street oder lief bis Co­vent Gar­den Mar­ket und starr­te die Ana­nas­se an. Mein Lieb­lings­spa­zier­gang er­streck­te sich bis in die Nähe des Adel­phi-Thea­ters, weil es mit sei­nen dun­keln Bo­gen ein so ge­heim­nis­vol­ler Ort war. Ich sehe mich noch, wie ich ei­nes Abends aus ei­nem die­ser Bo­gen her­vor­kam und vor mir dicht am Fluss ein klei­nes Wirts­haus er­blick­te mit ei­nem frei­en Platz da­vor, wo ein paar Koh­len­trä­ger tanz­ten. Ich setz­te mich auf eine Bank und sah ih­nen zu. Ich möch­te wis­sen, was sie wohl von mir ge­dacht ha­ben.

      Ich war noch so sehr Kind und so klein, dass, wenn ich in ein frem­des Wirts­haus trat und ein Glas Ale oder Por­ter ver­lang­te, man es mir kaum zu ge­ben wag­te. Ich weiß noch, wie ich an ei­nem war­men Aben­de an den Aus­schank ei­nes Bier­hau­ses trat und zu dem Wir­te sag­te: »Was kos­tet ein Glas vom bes­ten, aber vom al­ler­bes­ten Ale?« Es war eine be­son­ders fest­li­che Ge­le­gen­heit. Vi­el­leicht mein Ge­burts­tag.

      »Zwei­ein­hal­ben Pen­ny«, sag­te der Wirt, »kos­tet das ech­te Stun­ning-Ale.«

      »Also«, sag­te ich und leg­te das Geld hin, »ge­ben Sie mir ein Glas mit recht viel Schaum.«

      Der Wirt sah mich über den Schenk­tisch vom Kopf bis zu den Fü­ßen mit er­staun­tem Lä­cheln an, an­statt aber das Bier ein­zu­schen­ken, beug­te er sich hin­ter den Ver­schlag und sag­te et­was zu sei­ner Frau. Die­se trat mit ei­ner Ar­beit in der Hand her­vor und ge­sell­te sich zu ihm, um mich eben­falls zu be­trach­ten. Ich sehe uns drei noch; der Wirt in Hem­d­är­meln lehnt am Fens­ter­rah­men, sei­ne Frau blickt über die klei­ne Halb­tür, und ich schaue au­ßer­halb der Schei­de­wand ver­wirrt zu ih­nen auf. Sie fra­gen mich al­ler­lei aus, wie ich hie­ße, wie alt ich wäre, wo ich wohn­te, was ich für eine Be­schäf­ti­gung hät­te und wie ich dazu ge­kom­men. Auf al­les er­fand ich mir, um nie­mand zu kom­pro­mit­tie­ren, pas­sen­de Ant­wor­ten. Sie ga­ben mir das Ale, – wie ich ver­mu­te, war es nicht das ech­te, – und die Frau des Wir­tes öff­ne­te den Schenk­ver­schlag, gab mir mein Geld zu­rück und küss­te mich, halb be­wun­dernd, halb mit­lei­dig, aber je­den­falls recht müt­ter­lich.

      Ich weiß, ich über­trei­be nicht, auch nicht un­ab­sicht­lich, die Dürf­tig­keit mei­ner Mit­tel oder die Be­dräng­nis­se mei­nes Le­bens. Ich weiß, dass, wenn Mr. Qui­ni­on mir ein­mal einen Schil­ling schenk­te, ich ihn im­mer nur für Tee oder ein Mit­ta­ges­sen aus­gab. Ich weiß, dass ich als ärm­li­ches Kind mit ge­wöhn­li­chen Män­nern und Kna­ben von früh bis spät mich ab­ar­bei­te­te. Schlecht und un­ge­nü­gend ge­nährt, schlen­der­te ich in mei­nen СКАЧАТЬ