David Copperfield. Charles Dickens
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Читать онлайн книгу David Copperfield - Charles Dickens страница 53

Название: David Copperfield

Автор: Charles Dickens

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия: Klassiker bei Null Papier

isbn: 9783954183500

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СКАЧАТЬ »sollst du die­ses Zim­mer vor­fin­den, als ob ich dich jede Mi­nu­te er­war­te­te. Ich will es je­den Tag be­reit hal­ten, wie dein frü­he­res al­tes klei­nes Zim­mer, und wenn du selbst nach Chi­na gingst, soll es die gan­ze Zeit, wo du ab­we­send bist, auf dich war­ten.«

      Ich fühl­te von gan­zem Her­zen die Wahr­heit aus die­sen Wor­ten mei­ner lie­ben al­ten Kinds­frau her­aus und dank­te ihr, so gut ich ver­moch­te. Es fiel nicht sehr über­schweng­lich aus, denn sie gab mir ihre Ver­si­che­rung, die Hän­de um mei­nen Hals ge­legt, erst an dem Mor­gen, als ich mit ihr und Mr. Bar­kis nach Hau­se fuhr. Sie ver­ließ mich am Gar­ten­tor in Blun­der­sto­ne.

      Es war ein be­drücken­der An­blick für mich, den Wa­gen mit Peg­got­ty fort­fah­ren zu se­hen, wäh­rend ich un­ter den al­ten Ul­men vor dem Hau­se stand, in dem kein Blick von Lie­be oder Zu­nei­gung mehr auf mir ru­hen soll­te.

      Von die­sem Zeit­punkt an ver­fiel ich in einen Zu­stand des Ver­las­sen­seins, auf den ich ohne Er­grif­fen­heit nicht zu­rück­bli­cken kann. Gänz­lich ver­nach­läs­sigt, ohne Ge­sell­schaft von Kna­ben mei­nes Al­ters, war ich ohne jede Auf­ga­be, al­lein ge­las­sen mit mei­nen eig­nen trü­ben Ge­dan­ken, die selbst jetzt noch, wo ich dies schrei­be, ih­ren Schat­ten auf das Pa­pier zu wer­fen schei­nen.

      Was wür­de ich dar­um ge­ge­ben ha­ben, wenn man mich wie­der in eine Schu­le ge­schickt hät­te – und wäre sie noch so streng ge­we­sen –, mich auch nur das Ge­rings­te ge­lehrt hät­te. Kei­ne Hoff­nung lag vor mir. Man konn­te mich nicht lei­den, sah hart­nä­ckig und mür­risch an mir vor­bei. Ich glau­be, Mr. Murd­sto­ne be­saß da­mals we­nig Mit­tel, aber das tut we­nig zur Sa­che. Er konn­te mich nicht aus­ste­hen, und ich glau­be, er woll­te mei­ne An­sprü­che an ihn ver­ges­sen, in­dem er mich ver­nach­läs­sig­te.

      Ich wur­de nicht tät­lich miss­han­delt. Man schlug mich nicht und ta­del­te mich nicht. Aber das Un­recht, das ich litt, war ohne Un­ter­bre­chung und wur­de mir in sys­te­ma­ti­scher lei­den­schafts­lo­ser Wei­se zu­ge­fügt. Tag um Tag, Wo­che um Wo­che, Mo­nat um Mo­nat wur­de ich kalt ver­nach­läs­sigt. Was sie wohl mit mir an­ge­fan­gen hät­ten, wenn ich krank ge­wor­den wäre? Ob mich je­mand ge­pfleg­te hät­te oder ob sie mich in mei­nem ein­sa­men Zim­mer ein­fach hät­ten ver­schmach­ten las­sen!?

      Wenn Mr. und Miss Murd­sto­ne zu Hau­se wa­ren, nahm ich mei­ne Mahl­zeit mit ih­nen ein. In ih­rer Ab­we­sen­heit aß und trank ich al­lein. Zu al­len Zei­ten trieb ich mich un­be­ach­tet im Hau­se und in der Nähe her­um. Sie ga­ben nur ei­fer­süch­tig acht, dass ich mit nie­mand Freund­schaft schlös­se, wahr­schein­lich, da­mit ich mich nicht be­kla­gen könn­te.

      Wohl aus dem­sel­ben Grun­de war es mir fast nie er­laubt, mit Mr. Chil­lip einen Nach­mit­tag zu ver­le­ben, trotz­dem er mich sehr oft ein­lud. Nur sel­ten durf­te ich ihn be­su­chen. Eben­so sel­ten die ih­nen so ver­hass­te Peg­got­ty. Ihrem Ver­spre­chen ge­treu kam die gute See­le ein­mal in der Wo­che zu mir, oder wir tra­fen uns in der Nähe, und nie kam sie mit lee­ren Hän­den. Aber wie vie­le, vie­le Male täusch­te ich mich bit­ter in der Hoff­nung, Er­laub­nis zu be­kom­men, sie in ih­rer Woh­nung be­su­chen zu dür­fen. Hie und da wur­de es mir ge­stat­tet, und bei ei­ner sol­chen Ge­le­gen­heit brach­te ich her­aus, dass Mr. Bar­kis ei­gent­lich ein Geiz­hals, oder wie sie es nann­te, ein biss­chen knicke­rig war, und viel Geld in ei­nem Kof­fer un­ter sei­nem Bet­te ver­steckt hielt, der an­geb­lich voll Klei­der und Ho­sen sein soll­te. Mit sol­cher Zä­hig­keit ver­barg Bar­kis sei­ne Schät­ze, dass auch die kleins­te Sum­me nur durch List aus ihm her­aus­ge­lockt wer­den konn­te. Peg­got­ty muss­te je­des Mal eine wah­re Pul­ver­ver­schwö­rung an­zet­teln, um sams­tags ihr Haus­hal­tungs­geld zu be­kom­men.

      Wäh­rend die­ser lan­gen Zeit fühl­te ich all­mäh­lich jede Hoff­nung schwin­den und emp­fand die voll­stän­di­ge Ver­nach­läs­si­gung so tief, dass ich ohne mei­ne al­ten Bü­cher ganz und gar elend ge­we­sen wäre. Sie bil­de­ten mei­nen ein­zi­gen Trost, und ich war ih­nen so treu, wie sie mir, und ich las sie, ich weiß nicht mehr, wie vie­le Male durch.

      Ich kom­me jetzt zu ei­nem Zeit­ab­schnitt mei­nes Le­bens, den ich nie ver­ges­sen kann und des­sen Erin­ne­rung mir oft un­ge­ru­fen wie ein Ge­s­penst er­schie­nen ist und glück­li­che Zei­ten ge­trübt hat.

      Ich schlen­der­te wie ge­wöhn­lich ei­nes Tags zweck­los und träu­me­risch wie im­mer um­her, da stieß ich, um eine Ecke bie­gend, un­ver­mu­tet auf Mr. Murd­sto­ne, der sich in Beglei­tung ei­nes Herrn be­fand. Ich woll­te mich ver­le­gen vor­bei­drücken, als der Herr rief: »Hal­lo, Brooks.«

      »Nein, Sir, Da­vid Cop­per­field«, sag­te ich.

      »Sei still, du bist Brooks von Shef­field«, sag­te der Herr, »das ist dein Name.«

      Bei die­sen Wor­ten sah ich mir den Gent­le­man ge­nau­er an und er­kann­te in ihm Mr. Qui­ni­on, der da­mals bei mei­nem und Mr. Murd­sto­nes Be­such in Lo­we­stoft so ge­lacht hat­te.

      »Und was machst du und wo gehst du in die Schu­le, Brooks?« frag­te Mr. Qui­ni­on. Er leg­te mir die Hand auf die Schul­ter und zog mich mit. Ich wuss­te nicht, was ich ant­wor­ten soll­te, und blick­te fra­gend auf Mr. Murd­sto­ne.

      »Er ist jetzt zu Hau­se«, sag­te Mr. Murd­sto­ne. »Er geht über­haupt nicht in die Schu­le. Ich weiß nicht, was ich mit ihm an­fan­gen soll. Es ist ein schwie­ri­ger Fall.«

      Sein al­ter falscher Blick ruh­te eine Wei­le auf mir, dann run­zel­te er die Brau­en und wand­te sich mit Wi­der­wil­len von mir ab.

      »Hum«, sag­te Mr. Qui­ni­on und sah uns bei­de an. »Schö­nes Wet­ter.«

      Eine Pau­se trat ein, und ich über­leg­te, wie ich mich am bes­ten von ihm los­ma­chen könn­te und mei­nes We­ges ge­hen, als er sag­te:

      »Ich glau­be, du bist doch ein ziem­lich flin­ker Bur­sche, was, Brooks?«

      »Ja, er ist flink ge­nug«, sag­te Mr. Murd­sto­ne un­ge­dul­dig. »Lass ihn doch ge­hen, er wird dirs nicht Dank wis­sen, dass du ihn fest­hältst.« Auf sei­nen Wink ließ mich Mr. Qui­ni­on los, und ich be­eil­te mich, weg­zu­kom­men. Als ich mich im Gar­ten um­dreh­te, sah ich, dass Mr. Murd­sto­ne, am Kirch­hof ste­hen­ge­blie­ben, mit Mr. Qui­ni­on un­ter­han­del­te. Sie sa­hen mir bei­de nach, und ich merk­te, dass sie von mir spra­chen.

      Mr. Qui­ni­on blieb die Nacht über bei uns. Nach dem Früh­stück am nächs­ten Mor­gen woll­te ich eben das Zim­mer ver­las­sen, als mich Mr. Murd­sto­ne zu­rück­rief. Er ging dann fei­er­lich an den Schreib­tisch sei­ner Schwes­ter; Mr. Qui­ni­on schau­te, die Hän­de in den Ta­schen, zum Fens­ter hin­aus, und ich stand da und sah von ei­nem zum an­de­ren.

      »Da­vid«, be­gann Mr. Murd­sto­ne, »für die Ju­gend ist dies eine Welt der Tat, aber kei­ne zum Brü­ten und Fau­len­zen.«

      »Wie du es machst«, füg­te sei­ne Schwes­ter hin­zu.

      »Jane Murd­sto­ne, über­las­se СКАЧАТЬ