David Copperfield. Charles Dickens
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Читать онлайн книгу David Copperfield - Charles Dickens страница 54

Название: David Copperfield

Автор: Charles Dickens

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия: Klassiker bei Null Papier

isbn: 9783954183500

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      »Ich glau­be, du weißt, Da­vid, dass ich nicht reich bin. Je­den­falls weißt dus jetzt. Du hast eine be­ach­tens­wer­te Er­zie­hung ge­nos­sen. Er­zie­hung kos­tet Geld. Aber selbst, wenn das nicht der Fall wäre, wür­de ich es doch für vor­teil­haft hal­ten, dich nicht mehr in die Schu­le zu schi­cken. Was vor dir liegt, ist der Kampf mit der Welt, und je eher du da­mit an­fängst, umso bes­ser!«

      Ich glau­be, dass ich ihn in mei­ner eig­nen arm­se­li­gen Art wohl schon lan­ge be­gon­nen hat­te.

      »Du hast wohl schon von dem Comp­toir ge­hört?« fuhr Mr. Murd­sto­ne fort.

      »Vom Comp­toir, Sir?«

      »Von Murd­sto­ne & Grin­bys Wein­hand­lung.«

      Ich muss ver­mut­lich ein ver­wirr­tes Ge­sicht ge­macht ha­ben, denn er sag­te un­ge­dul­dig: »Das Comp­toir, das Ge­schäft, der Kel­ler, das La­ger, kurz und gut.«

      »Ich glau­be, ich habe da­von ge­hört, Sir, aber ich weiß nicht mehr wann.«

      »Das ist schließ­lich gleich­gül­tig«, ant­wor­te­te er. »Mr. Qui­ni­on führt das Ge­schäft.«

      Ich blick­te den Gent­le­man, der im­mer noch aus dem Fens­ter schau­te, ehr­er­bie­tig an.

      »Mr. Qui­ni­on meint, dass er noch ein paar Jun­gen be­schäf­ti­gen kann und kei­nen Grund sieht, warum er dich nicht auch un­ter den­sel­ben Be­din­gun­gen an­stel­len soll­te.«

      »Wenn Brooks schon sonst kei­ne an­de­ren Aus­sich­ten hat, Murd­sto­ne«, ließ Mr. Qui­ni­on halb­laut fal­len und sah sich nach uns um.

      Ohne zu be­ach­ten, was er sag­te, fuhr Mr. Murd­sto­ne un­ge­dul­dig, fast är­ger­lich fort:

      »Die Be­din­gun­gen sind, dass du so viel ver­dienst, dass du Es­sen, Trin­ken und Ta­schen­geld hast. Dei­ne Woh­nung, die ich dir aus­su­chen wer­de, be­zah­le ich, eben­so dei­ne Wä­sche.«

      »Die ich aus­su­chen wer­de«, sag­te Miss Murd­sto­ne.

      »Für dei­ne Klei­der wird auch ge­sorgt wer­den, da du für die ers­te Zeit sie dir nicht selbst wirst be­schaf­fen kön­nen. Du gehst also jetzt mit Mr. Qui­ni­on nach Lon­don, Da­vid, um ein Le­ben auf eig­ne Rech­nung zu be­gin­nen.«

      »Kurz, du bist ver­sorgt«, be­merk­te Miss Murd­sto­ne »und wirst ge­fäl­ligst dei­ne Pf­licht tun.«

      Ich ver­stand ganz gut, dass man mich nur los­wer­den woll­te, weiß aber nicht mehr recht, ob ich mich dar­über freu­te oder trau­rig war. Ich glau­be, ich fühl­te mich so ver­wirrt, dass ich zwi­schen bei­den Emp­fin­dun­gen hin und her schwank­te. Es blieb auch nicht viel Zeit, mir dar­über klar­zu­wer­den, da Mr. Qui­ni­on am nächs­ten Mor­gen ab­rei­sen soll­te.

      Ich sehe mich an je­nem Mor­gen in ei­nem al­ten ab­ge­trag­nen wei­ßen Hut mit ei­nem schwar­zen Trau­er­flor, in ei­ner schwar­zen Ja­cke und ein paar har­ten stei­fen Man­che­s­ter­ho­sen, die Miss Murd­sto­ne ver­mut­lich als die bes­te Rüs­tung im Kamp­fe mit der Welt, den ich jetzt be­gin­nen soll­te, aus­ge­sucht hat­te. In die­sem Auf­zug, alle mei­ne Hab­se­lig­kei­ten in ei­nem klei­nen Kof­fer, ganz al­lein, »ein­sam und ver­las­sen«, wie Mrs. Gum­mid­ge ge­sagt hät­te, saß ich auf dem Wa­gen, der Mr. Qui­ni­on zur Lon­do­ner Post nach Yar­mouth brach­te.

      Klei­ner und klei­ner wur­den das Haus und die Kir­che in der Fer­ne, das Grab un­ter dem Baum ver­schwand hin­ter den Häu­sern. Dann sehe ich den Kirch­turm nicht über mei­nem al­ten Spiel­platz mehr ra­gen, und der Him­mel ist öde und leer.

      Ich ken­ne die Welt jetzt gut ge­nug, um mich fast über nichts mehr zu wun­dern, aber den­noch muss ich selbst heu­te noch stau­nen, wie man mich da­mals in ei­nem sol­chen Al­ter der­ar­tig leicht­fer­tig hin­aus­sto­ßen konn­te. Dass sich nie­mand ei­nes Kin­des von so vor­treff­li­chen Fä­hig­kei­ten und mit so großer Beo­b­ach­tungs­ga­be, so schnell von Be­grif­fen, lern­be­gie­rig, kör­per­lich und geis­tig so leicht ver­letz­bar wie ich, an­nahm, klingt fast wun­der­bar. Aber nie­mand tat es, und so wur­de ich in mei­nem zehn­ten Jahr ein klei­ner Lauf­bur­sche bei Murd­sto­ne & Grin­by.

      Murd­sto­ne & Grin­bys Ma­ga­zin lag am Was­ser un­ten in Black­fri­ars. Neu­bau­ten ha­ben die Ge­gend ver­än­dert, aber da­mals war es das letz­te Haus in ei­ner en­gen Stra­ße, die sich zum Fluss hin­schlän­gel­te; am Ende mit ein paar Stu­fen, wo ein Boot an­leg­te. Es war ein bau­fäl­li­ges al­tes Haus mit ei­nem eig­nen La­de­platz, der wäh­rend der Flut im Was­ser und wäh­rend der Ebbe im Schlamm stand und von Rat­ten wim­mel­te. Die ge­tä­fel­ten Zim­mer, schwarz von Schmutz und Rauch von hun­dert Jah­ren wohl, die ver­faul­ten Fuß­bö­den und Stie­gen, das Quie­ken und Pfei­fen der al­ten Rat­ten im Kel­ler, der Schmutz und die Fäul­nis des Or­tes, al­les das steht jetzt noch so deut­lich vor mei­nen Au­gen, wie beim ers­ten Mal, als ich an Mr. Qui­ni­ons Hand zit­ternd ein­trat.

      Murd­sto­ne & Grin­by hat­ten mit al­len mög­li­chen Be­völ­ke­rungs­schich­ten zu tun. Das Haupt­ge­schäft be­stand dar­in, ge­wis­se Last­schif­fe mit Wein und Brannt­wein zu ver­sor­gen. Ich weiß nicht mehr, was es für Last­schif­fe wa­ren, aber ei­ni­ge der­sel­ben fuh­ren nach Ost- und West­in­di­en. Eine große Men­ge lee­rer Fla­schen bil­de­te eine Begleiter­schei­nung die­ser Ge­schäftstä­tig­keit, und eine An­zahl Män­ner und Kna­ben muss­ten die­se Fla­schen ge­gen das Licht hal­ten, die be­schä­dig­ten weg­le­gen und die üb­ri­gen aus­spü­len. Wenn die lee­ren Fla­schen zu Ende gin­gen, muss­ten die ge­füll­ten mit Zet­teln be­klebt, zu­ge­korkt, ver­sie­gelt und in Kis­ten ge­packt wer­den. Das war auch mei­ne Be­schäf­ti­gung.

      Wir wa­ren un­ser drei oder vier Kna­ben. Mein Platz be­fand sich in ei­ner Ecke des La­ger­hau­ses, wo Mr. Qui­ni­on mich se­hen konn­te, wenn er sich auf das un­ters­te Qu­er­holz sei­nes Stuhls im Comp­toir auf­stell­te und über das Pult hin­weg zum Fens­ter hin­aus­blick­te.

      Am ers­ten Mor­gen mei­ner so aus­sichts­voll an­he­ben­den Le­bens­bahn wur­de der äl­tes­te der an­ge­stell­ten Kna­ben her­bei­ge­ru­fen, um mir mei­ne Ar­beit zu zei­gen. Er hieß Mick Wal­ker und trug eine zer­ris­se­ne Schür­ze und eine Müt­ze aus Pa­pier. Sein Va­ter war, wie er mir sag­te, Schu­ten­füh­rer und ging mit schwar­zem Samt­ba­rett im jähr­li­chen Fest­zu­ge des Lord-Mayor. Un­ser Vor­ar­bei­ter, eben­falls ein Kna­be, wur­de mir un­ter dem son­der­ba­ren Na­men Mehl­kar­tof­fel vor­ge­stellt. Wie ich spä­ter her­aus­fand, war der Jüng­ling nicht auf die­sen Na­men ge­tauft, son­dern hat­te ihn we­gen sei­ner blas­sen meh­li­gen Ge­sichts­far­be be­kom­men. Er hieß auch kurz Meh­lig, und sein Va­ter war Them­se­schif­fer und au­ßer­dem Feu­er­wehr­mann in ei­nem großen Thea­ter, wo Meh­ligs klei­ne Schwes­ter Ko­bol­de in Pan­to­mi­men spiel­te.

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