Название: David Copperfield
Автор: Charles Dickens
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги для детей: прочее
Серия: Klassiker bei Null Papier
isbn: 9783954183500
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Ich schlummere meilenweise in der Kutsche und habe einen zusammenhängenden Traum von allen diesen Dingen. Aber wenn ich manchmal aufwache, ist die Gegend draußen vor dem Fenster nicht der Spielplatz von Salemhaus, und was in meine Ohren ruft, ist nicht Mr. Creakle, der eben Traddles prügelt, sondern der Kutscher, der die Pferde antreibt.
8. Kapitel – Meine Ferien – Ein glücklicher Nachmittag
Als wir vor Tagesanbruch vor dem Gasthof hielten, aber nicht vor dem, wo mein Freund, der Kellner diente, wies man mir ein kleines, hübsches Schlafzimmer zu, über dessen Türe »Delphin« stand. Ich fror sehr trotz des heißen Tees, den sie mir unten vor einem großen Feuer eingeschenkt hatten, und legte mich gern in das Bett des »Delphins«, wickelte mich in die Bettdecke des »Delphins« und schlief ein.
Mr. Barkis, der Fuhrmann, sollte mich morgen früh um neun Uhr abholen. Ich stand um acht Uhr auf, ein wenig verschlafen nach dem kurzen Schlummer, und wartete auf ihn noch lange vor der Zeit. Er nahm mich auf, als ob seit unserm letzten Zusammensein nicht fünf Minuten verstrichen wären und ich bloß in den Gasthof gegangen sei, um Kleingeld einzuwechseln.
Sobald ich und mein Koffer im Wagen waren und er seinen Platz eingenommen hatte, setzte sich das faule Pferd in seinen gewohnten Trott.
»Sie sehen sehr gut aus, Mr. Barkis«, fing ich an.
Mr. Barkis rieb sich seine Backen mit dem Ärmel und sah dann hin, als ob er darauf die Blüte seines Gesichts abgefärbt zu sehen erwartete. Weiter gab er kein Zeichen der Anerkennung meines Kompliments von sich.
»Ich habe Ihren Auftrag ausgerichtet, Mr. Barkis«, sagte ich, »und an Peggotty geschrieben.«
»Hm«, meinte Mr. Barkis.
Er schien verdrießlich zu sein und antwortete sehr kurz.
»Wars nicht richtig, Mr. Barkis?« fragte ich nach einigem Zögern.
»Nun, nein«, sagte Barkis.
»Falsch ausgerichtet?«
»Ausgerichtet wars schon gut«, sagte Mr. Barkis, »aber dann wars aus.«
Da ich nicht verstand, was er meinte, wiederholte ich fragend:
»Dann wars aus, Mr. Barkis?«
»Wurde nichts draus«, erklärte er und blickte mich von der Seite an. »Keine Antwort.«
»Sie erwarteten also eine Antwort, Mr. Barkis?« sagte ich und riss die Augen auf, denn das kam mir ganz überraschend.
»Wenn ein Mensch sagt, er will«, sagte Mr. Barkis und wendete seine Augen langsam wieder auf mich, »heißts doch so viel wie, man wartet auf Antwort.«
»Wirklich, Mr. Barkis?«
»Wirklich«, sagte Mr. Barkis und zielte mit den Augen nach den Pferdeohren. »Der Mensch wartet immer noch auf die Antwort.«
»Haben Sie ihr das gesagt, Mr. Barkis?«
»Hm«, brummte Mr. Barkis und dachte darüber nach. »Hab mich noch nicht entschlossen. Sprach noch keine sechs Worte mit ihr. Kanns ihr nicht sagen.«
»Soll ichs ihr vielleicht sagen, Mr. Barkis?« fragte ich schüchtern.
»Könnten s schon, wenn Sie wollten«, sagte Mr. Barkis wieder mit einem langsamen Blick zu mir. »Dass Barkis auf Antwort wartet. Hm, wie ist doch der Name?«
»Ihr Name?«
»Hm«, sagte Mr. Barkis mit einem Kopfnicken.
»Peggotty.«
»Taufname, Vorname?« fragte Mr. Barkis.
»Nein, das ist nicht ihr Taufname. Ihr Vorname ist Klara.«
»So«, sagte Mr. Barkis.
Meine Antwort schien ihn außerordentlich stark zum Nachdenken anzuregen, denn er saß lange grübelnd da und pfiff innerlich.
»Hm«, fing er endlich wieder an, »sagen Sie Peggotty: Barkis wartet; und sagt sie, worauf? sagen Sie: auf Antwort. Sagt sie: worauf? sagen Sie: Barkis will.«
Diese außerordentlich knappe Erklärung begleitete Mr. Barkis mit einem freundschaftlichen Rippenstoß, dass mir die Seite weh tat. Darauf hockte er wieder wie gewöhnlich ruhig auf seinem Platz und blieb in dieser Stellung, bis er eine halbe Stunde später ein Stück Kreide aus der Tasche holte und innen an die Wagendecke schrieb: Klara Peggotty –. Offenbar als Privatnotiz.
Was für ein seltsames Gefühl, sich der Heimat zu nähern, die einem fremd geworden ist! Jeder Gegenstand, den man erblickt, erinnert einen an das alte, liebe Vaterhaus. Es kam mir alles wie ein Traum vor, den ich nie mehr wieder träumen könnte. Die Tage, wo meine Mutter, ich und Peggotty einander alles waren und noch niemand sich zwischen uns gedrängt hatte, erstanden unterwegs vor meinen Augen mit so traurigen Erinnerungen, dass ich am liebsten umgekehrt wäre und in Steerforths Gesellschaft vergessen hätte. Aber ich war jetzt angekommen und stand bald vor unserm Hause, wo die kahlen, alten Ulmen ihre vielen Hände in die kalte Winterluft hinausstreckten und Fetzen von den alten Krähennestern vom Winde fortgeweht wurden.
Der Fuhrmann lud meinen Koffer an der Gartentür ab und verließ mich. Ich ging den Fußsteig nach dem Hause zu, sah nach den Fenstern und fürchtete jeden Augenblick, Mr. oder Miss Murdstone zu erblicken. Es zeigte sich jedoch kein Gesicht, und ich trat leise und schüchtern ein.
Gott weiß, aus wie früher Kindheit die Erinnerung stammen musste, die beim Klang der Stimme meiner Mutter wieder wach wurde, als ich den Fuß in den Flur setzte. Sie sang leise. Ich glaube, ich muss in ihren Armen gelegen und sie so singen hören haben, als ich noch ein Säugling war. Das Lied kam mir neu und doch so alt vor, dass es mein Herz zum Überströmen erfüllte. Es war mir wie ein alter Freund, der nach langer Abwesenheit zurückkehrt.
Aus der Weise, wie meine Mutter das Lied sang, schloss ich, dass sie allein sei, und ich trat leise ins Zimmer. Sie saß beim Feuer und säugte ein Kind, dessen winzige Händchen СКАЧАТЬ