David Copperfield. Charles Dickens
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Читать онлайн книгу David Copperfield - Charles Dickens страница 36

Название: David Copperfield

Автор: Charles Dickens

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия: Klassiker bei Null Papier

isbn: 9783954183500

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СКАЧАТЬ Cre­akle sah streng auf Mr. Mell, leg­te sei­ne Hand auf Ton­gays Schul­ter, stieg auf eine Bank und setz­te sich auf das Pult. Nach­dem er von die­sem Thro­ne noch eine Wei­le Mr. Mell, der noch im­mer in größ­ter Auf­re­gung den Kopf schüt­tel­te und sich die Hän­de rieb, streng an­ge­se­hen hat­te, wand­te er sich zu Steer­forth und sag­te:

      »Nun, Sir, da er sich nicht her­ablässt, es mir zu sa­gen, was ist also?«

      Steer­forth wich der Fra­ge eine Wei­le aus; er sah sei­nen Geg­ner mit zor­ni­gem und wil­dem Ge­sicht an und blieb stumm. Selbst da­mals konn­te ich mich des Ge­dan­kens nicht er­weh­ren, wie no­bel sein Aus­se­hen war und wie ge­wöhn­lich und dürf­tig sich Mr. Mell ge­gen ihn aus­nahm.

      »Was hat er ei­gent­lich ge­meint, als er von Günst­lin­gen sprach?« sag­te Steer­forth end­lich.

      »Günst­lin­ge?« wie­der­hol­te Mr. Cre­akle, und die Adern auf sei­ner Stir­ne schwol­len plötz­lich an. »Wer hat von Günst­lin­gen ge­spro­chen?«

      »Er«, sag­te Steer­forth.

      »Bit­te, was ha­ben Sie da­mit ge­meint, Sir?« frag­te Mr. Cre­akle und wand­te sich voll Zorn an sei­nen Un­ter­leh­rer.

      »Ich mein­te, was ich sag­te, Mr. Cre­akle«, er­wi­der­te der Ge­frag­te ru­hig. »Dass kein Schü­ler das recht hat, sei­ne Günst­lings­stel­lung zu be­nüt­zen, um mich zu er­nied­ri­gen.«

      »Sie zu er­nied­ri­gen? Aus­ge­zeich­net. Aber Sie wer­den mir ge­stat­ten, zu fra­gen, Mr. Dings­da«, und Mr. Cre­akle ver­schränk­te sei­ne Arme mit dem Rohr­stock auf der Brust und zog sei­ne Brau­en so zu­sam­men, dass sei­ne Au­gen fast ver­schwan­den, – »ob Sie, als Sie von Günst­lin­gen spra­chen, mir da­mit die ge­hö­ri­ge Ach­tung be­zeigt ha­ben. Mir, Sir«, frag­te Mr. Cre­akle und schnell­te plötz­lich mit dem Kopf ge­gen Mr. Mell vor und zog ihn wie­der zu­rück. »Mir, dem Prin­zi­pal die­ser An­stalt und ih­rem Bro­therrn!?«

      »Ich gebe gern zu, dass es un­über­legt war«, sag­te Mr. Mell, »ich wür­de es nicht ge­tan ha­ben, wenn ich bei kal­tem Blu­te ge­we­sen wäre.«

      Hier fiel Steer­forth ein:

      »Und dann sag­te er, ich wäre nied­rig und ge­mein, und dann habe ich ihn einen Bett­ler ge­nannt. Wenn ich bei kal­tem Blu­te ge­we­sen wäre, hät­te ich ihn viel­leicht kei­nen Bett­ler ge­nannt. Aber ich tat es und neh­me die Fol­gen auf mich.«

      Ohne wahr­schein­lich zu über­le­gen, ob ihn über­haupt Fol­gen tref­fen könn­ten, er­glüh­te ich förm­lich bei die­ser mu­ti­gen Rede. Sie mach­te auch auf die Jun­gen Ein­druck, und es ent­stand eine lei­se Un­ru­he un­ter ih­nen, wenn auch kei­ner ein Wort sprach.

      »Ich bin er­staunt, Steer­forth, ob­gleich Ihre Auf­rich­tig­keit Ih­nen Ehre macht«, sag­te Mr. Cre­akle. »Ja, ge­wiss, Ih­nen Ehre macht, – ich bin er­staunt, Steer­forth, muss ich schon sa­gen, dass Sie solch eine Be­zeich­nung für eine Per­son brauch­ten, die in Sa­lem­haus an­ge­stellt ist und be­zahlt wird, Sir.«

      Steer­forth lach­te kurz auf.

      »Das ist kei­ne Ant­wort, Sir«, sag­te Mr. Cre­akle, »auf mei­ne Be­mer­kung. Ich er­war­te mehr von Ih­nen, Steer­forth.«

      Wenn Mr. Mell in mei­nen Au­gen ge­gen­über dem hüb­schen Kna­ben schon ab­stach, wäre es ganz un­mög­lich ge­we­sen, zu sa­gen, was Mr. Cre­akle für einen Ein­druck mach­te.

      »Er soll es ab­leug­nen«, sag­te Steer­forth.

      »Ableug­nen, dass er ein Bett­ler ist, Steer­forth? Aber wo bet­telt er denn?«

      »Wenn er nicht selbst ein Bett­ler ist, so ist es sei­ne nächs­te Ver­wand­te«, sag­te Steer­forth. »Das kommt doch auf das­sel­be her­aus.«

      Er sah mich an, und Mr. Mells Hand klopf­te mir sanft auf die Schul­ter. Ich blick­te auf, Scham­rö­te im Ge­sicht und Reue im Her­zen. Aber Mr. Mells Au­gen ruh­ten auf Steer­forth. Er fuhr fort, mich freund­lich auf die Schul­ter zu klop­fen, aber er blick­te Steer­forth an.

      »Da Sie eine Recht­fer­ti­gung von mir ver­lan­gen, Mr. Cre­akle«, sag­te Steer­forth »und ich sa­gen soll, was ich mei­ne, so sage ich, dass sei­ne Mut­ter von Al­mo­sen in ei­nem Ar­men­haus lebt.«

      Im­mer noch sah ihn Mr. Mell an und klopf­te mir im­mer noch freund­lich auf die Schul­ter. Lei­se sag­te er dann vor sich hin: »Ja, das habe ich mir ge­dacht.«

      Mr. Cre­akle wand­te sich an den Un­ter­leh­rer mit stren­gem Stirn­run­zeln und er­küns­tel­ter Höf­lich­keit.

      »Nun, Sie hö­ren, was die­ser Herr sagt, Mr. Mell. Ha­ben Sie die Güte, sei­ne Aus­sa­ge vor der gan­zen Schu­le ge­fäl­ligst zu be­rich­ti­gen.«

      »Er hat voll­stän­dig recht, Sir«, ant­wor­te­te Mr. Mell in­mit­ten der tiefs­ten Stil­le. »Was er ge­sagt hat, ist wahr.«

      »Wol­len Sie dann so gut sein und öf­fent­lich er­klä­ren«, sag­te Mr. Cre­akle, leg­te den Kopf auf die Sei­te und roll­te mit den Au­gen, »ob ich bis zu die­sem Au­gen­blick et­was da­von in Er­fah­rung ge­bracht habe.«

      »Ich glau­be nicht di­rekt«, er­wi­der­te Mr. Mell.

      »Sie wis­sen, dass es nicht der Fall war«, sag­te Mr. Cre­akle. »Oder wis­sen Sie es nicht, Mensch?«

      »Ich neh­me an, dass Sie wohl nie­mals mei­ne Ver­hält­nis­se für sehr gut ge­hal­ten ha­ben«, ant­wor­te­te der Un­ter­leh­rer. »Sie wis­sen doch, wie mei­ne Lage hier ist und im­mer war.«

      »Ich neh­me an«, sag­te Mr. Cre­akle und sei­ne Adern wur­den noch di­cker, »dass Sie wohl über­haupt in ei­ner falschen Stel­lung hier ge­we­sen sind und die­se An­stalt ver­mut­lich für eine Ar­men­schu­le ge­hal­ten ha­ben. Mr. Mell, wir wer­den uns tren­nen und je eher, de­sto bes­ser.«

      »Es ist kei­ne Zeit bes­ser als die ge­gen­wär­ti­ge«, er­wi­der­te Mr. Mell und stand auf.

      »Für Sie, ja«, sag­te Mr. Cre­akle.

      »Ich neh­me Ab­schied von Ih­nen, Mr. Cre­akle, und von euch al­len«, sag­te Mr. Mell, sah sich im Zim­mer um und klopf­te mir wie­der sanft auf die Schul­ter.

      »Ja­mes Steer­forth, der bes­te Wunsch, den ich Ih­nen hin­ter­las­sen kann, ist, dass Sie sich ei­nes Ta­ges schä­men mö­gen über das, was Sie heu­te ge­tan ha­ben. Heu­te möch­te ich in Ih­nen lie­ber al­les an­de­re se­hen als einen Freund oder sonst je­mand, für den ich ein In­ter­es­se füh­le.«

      Noch ein­mal leg­te er die Hand auf mei­ne Schul­ter, dann nahm er sei­ne Flö­te und ein paar Bü­cher aus dem Pult, ließ den Schlüs­sel ste­cken für sei­nen Nach­fol­ger und ver­ließ die Klas­se, sei­nen gan­zen Be­sitz un­ter dem Arm.

      Mr. СКАЧАТЬ