David Copperfield. Charles Dickens
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Читать онлайн книгу David Copperfield - Charles Dickens страница 35

Название: David Copperfield

Автор: Charles Dickens

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия: Klassiker bei Null Papier

isbn: 9783954183500

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СКАЧАТЬ Bro­sa­men Kennt­nis­se auf­las.

      Mr. Mell, an den ich mit Dank­bar­keit zu­rück­den­ke, leg­te stets eine ge­wis­se Teil­nah­me für mich an den Tag und half mir dar­in sehr. Es schmerz­te mich im­mer, dass Steer­forth ihn mit Ge­ring­schät­zung be­han­del­te und sel­ten eine Ge­le­gen­heit ver­säum­te, ihn zu ver­let­zen. Dies be­un­ru­hig­te mich eine Zeit lang umso mehr; als ich Steer­forth; dem ich ein Ge­heim­nis eben­so­we­nig vor­ent­hal­ten konn­te wie einen Ku­chen oder sonst et­was Greif­ba­res, von den bei­den al­ten Frau­en er­zählt hat­te, zu de­nen mich Mr. Mell mit­ge­nom­men. Im­mer fürch­te­te ich, Steer­forth wür­de es ver­ra­ten und ihn da­mit ver­höh­nen. Als ich an je­nem Mor­gen mein Früh­stück in dem Asyl ge­ges­sen und im Schat­ten der Pfau­en­fe­dern und bei dem Ton der Flö­te ein­ge­schla­fen war, hät­te wohl kei­ner der da­mals An­we­sen­den ge­ahnt, wel­che Fol­gen der Be­such ei­ner so un­be­deu­ten­den Per­son wie ich noch ein­mal ha­ben wür­de.

      Lei­der hat­te er ganz un­vor­her­ge­se­he­ne Fol­gen, und zwar in ih­rer Art recht erns­te. Ei­nes Ta­ges näm­lich, als Mr. Cre­akle we­gen Un­päss­lich­keit das Zim­mer hü­te­te, was na­tür­lich die leb­haf­tes­te Freu­de über die gan­ze Schu­le ver­brei­te­te, herrsch­te in der Mor­gen­stun­de viel Lärm. Alle be­nah­men sich so über­mü­tig, dass kaum mit ih­nen aus­zu­kom­men war. Selbst als der ge­fürch­te­te Ton­gay mit sei­nem Holz­bein zwei- oder drei­mal her­ein­ge­stelzt kam und die Na­men der ärgs­ten Übel­tä­ter auf­schrieb, mach­te es kei­nen Ein­druck. Alle wuss­ten, sie wür­den mor­gen so­wie­so ge­straft, moch­ten sie tun oder las­sen, was sie woll­ten, und hiel­ten es des­halb für das ge­schei­tes­te, sich we­nigs­tens der Ge­gen­wart mög­lichst zu freu­en. Es war ei­gent­lich ein hal­ber Fei­er­tag, näm­lich Sams­tag, aber da der Lärm auf dem Spiel­platz Mr. Cre­akle mög­li­cher­wei­se hät­te stö­ren kön­nen und das Wet­ter zum Aus­ge­hen nicht güns­tig schi­en, muss­ten wir nach­mit­tags bei ei­ni­gen leich­teren Auf­ga­ben in der Klas­se blei­ben. Es war der Tag der Wo­che, an dem Mr. Sharp sich die Perücke kräu­seln ließ, und da­her fiel auf Mr. Mell das Amt, Schu­le zu hal­ten. Wenn ich die Vor­stel­lung von ei­nem Stier oder ei­nem Bä­ren mit ei­ner so sanf­ten Per­son wie Mr. Mell über­haupt in Ver­bin­dung brin­gen könn­te, so an die­sem Nach­mit­tag, als das Lär­men sei­ne höchs­te Spit­ze er­reich­te, nur un­ter dem Bil­de ei­nes die­ser Tie­re, wenn es von tau­send Hun­den an­ge­fal­len wird. Ich sehe ihn noch vor mir, wie er den Kopf auf sei­ne kno­chi­ge Hand stützt und, über das Buch auf sei­nem Pult ge­neigt, sich ver­geb­lich be­müht, mit­ten un­ter ei­nem Lärm, der den Spre­cher des Un­ter­hau­ses schwind­lig ge­macht ha­ben wür­de, sei­ne an­stren­gen­de Ar­beit fort­zu­set­zen. Die Jun­gen hasch­ten sich zwi­schen den Bän­ken, sie lach­ten, san­gen, tanz­ten, heul­ten, scharr­ten mit den Fü­ßen, an­de­re spran­gen um Mr. Mell her­um, grunz­ten, schnit­ten Ge­sich­ter, äff­ten ihn nach – hin­ter dem Rücken und vor sei­nen Au­gen –, ver­spot­te­ten sei­ne Ar­mut, sei­ne Stie­fel, sei­nen Rock, sei­ne Mut­ter, kurz al­les, was ihm ge­hör­te und was sie hät­ten ach­ten sol­len.

      »Ruhe!« schrie Mr. Mell, plötz­lich auf­sprin­gend und mit dem Buch auf das Pult schla­gend. »Was soll das hei­ßen. Es ist nicht aus­zu­hal­ten. Es ist zum Ver­rückt­wer­den. Wie könnt ihr mir das tun, Jun­gen!«

      Er schlug mit mei­nem Buch auf das Pult, und wie ich so ne­ben ihm ste­hend sei­nem Auge, das im Zim­mer her­um­schweif­te, folg­te, sah ich, wie sie alle schwie­gen; ei­ni­ge aus plötz­li­cher Über­ra­schung, man­che halb aus Angst, man­che viel­leicht aus Reue.

      Steer­forths Platz war am un­tern Ende der Schul­stu­be. Er hat­te sich mit dem Rücken an die Wand ge­lehnt, die Hän­de in den Ta­schen, und sah Mr. Mell an, die Lip­pen zum Pfei­fen ge­spitzt.

      »Ruhe, Mr. Steer­forth«, sag­te Mr. Mell.

      »Selbst Ruhe«, sag­te Steer­forth und wur­de rot. »Mit wem spre­chen Sie ei­gent­lich?«

      »Set­zen Sie sich«, sag­te Mr. Mell.

      »Set­zen Sie sich sel­ber«, sag­te Steer­forth, »und küm­mern Sie sich um Ihre Sa­chen.«

      Man hör­te ein Ki­chern und ei­ni­ge Bei­falls­ru­fe. Aber Mr. Mell war so bleich, dass es fast au­gen­blick­lich wie­der still wur­de, und ein Jun­ge, der hin­ter ihn ge­sprun­gen war, um wie­der Mr. Mells Mut­ter nach­zuäf­fen, be­sann sich an­ders und gab vor, er möch­te eine Fe­der ge­schnit­ten ha­ben.

      »Wenn Sie viel­leicht glau­ben, Steer­forth«, sag­te Mell, »es wäre mir nicht be­kannt, wel­che Macht Sie hier über je­des Ge­müt aus­üben kön­nen« – er leg­te sei­ne Hand, viel­leicht ohne zu wis­sen, was er tat, auf mei­nen Kopf – »oder ich hät­te nicht be­merkt, wie Sie vor we­ni­gen Mi­nu­ten Ihre jün­gern Mit­schü­ler in je­der Wei­se auf­reiz­ten, mich zu be­schimp­fen, so ir­ren Sie sich.«

      »Ich gebe mir über­haupt nicht Mühe, an Sie zu den­ken«, sag­te Steer­forth kalt­blü­tig, »also irre ich mich zu­fäl­lig gar nicht.«

      »Und wenn Sie Ihre Stel­lung als Günst­ling hier miss­brau­chen, Sir«, fuhr Mr. Mell mit be­ben­den Lip­pen fort, »um einen an­stän­di­gen Men­schen zu be­lei­di­gen.«

      »Ei­nen was? – Wo ist er?« frag­te Steer­forth.

      Hier rief je­mand: »Pfui, Steer­forth, das ist ge­mein.«

      Es war Tradd­les, den Mr. Mell au­gen­blick­lich zu­recht­wies, in­dem er ihm be­fahl, den Mund zu hal­ten.

      »– Je­mand zu be­lei­di­gen, der nicht glück­lich im Le­ben ist und Ih­nen nie das ge­rings­te ge­tan hat, und zu­gleich die vie­len Grün­de ken­nen, die Sie ver­an­las­sen soll­ten, es nicht zu tun, Grün­de, die zu ken­nen Sie alt und klug ge­nug sind«, sag­te Mr. Mell, und sei­ne Lip­pen zit­ter­ten im­mer mehr, »so be­ge­hen Sie da­mit eine nied­ri­ge und ge­mei­ne Hand­lung. Sie kön­nen sich jetzt set­zen oder ste­hen blei­ben, wie Sie wol­len. Wei­ter, Cop­per­field.«

      »Klei­ner Cop­per­field«, sag­te Steer­ford und kam ans Pult, »war­te einen Au­gen­blick. Ich will Ih­nen was sa­gen, Mr. Mell, ein für al­le­mal. Wenn Sie sich die Frei­heit neh­men, mich nied­rig oder ge­mein zu nen­nen oder einen ähn­li­chen Aus­druck zu ge­brau­chen, so sind Sie ein un­ver­schäm­ter Bett­ler. Sie sind über­haupt ein Bett­ler, das wis­sen Sie ja. Aber wenn Sie das tun, so sind Sie ein un­ver­schäm­ter Bett­ler.«

      Ich war mir nicht klar, ob er nach Mr. Mell oder Mr. Mell nach ihm schla­gen woll­te, oder ob auf ei­ner der bei­den Sei­ten über­haupt eine sol­che Ab­sicht vor­han­den war. Ich sah die gan­ze Klas­se wie ver­stei­nert da­sit­zen und Mr. Cre­akle plötz­lich in un­se­rer Mit­te er­schei­nen und Ton­gay ne­ben ihm und an der Tür Mrs. und Miss Cre­akle mit scheu­en und er­schrock­nen Ge­sich­tern. Mr. Mell, die Ell­bo­gen auf das Pult und das Ge­sicht in die Hän­de ge­legt, saß ei­ni­ge Au­gen­bli­cke re­gungs­los da.

      »Mr. Mell!« sag­te Mr. Cre­akle, den Schul­leh­rer am Arme fas­send und schüt­telnd, und sein Flüs­tern war dies­mal so laut, dass Ton­gay die Wor­te nicht zu wie­der­ho­len СКАЧАТЬ