Wilderer und Jäger Staffel 2. M. Bachmann
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Название: Wilderer und Jäger Staffel 2

Автор: M. Bachmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Wilderer und Jäger Staffel

isbn: 9783740936990

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СКАЧАТЬ Gegend, in die er bisher noch nicht gekommen war.

      Wie von Riesenhand herabgeschleudert, lagen überall zackige Felstrümmer umher. In den Mulden wucherte Brombeergestrüpp und zerrte mit seinen stacheligen Ranken nach den Kleidern des Jägers. Noch war die Sonne nicht aufgegangen, und Nebelfetzen waberten zwischen den Felsbrocken. Alles schien in geisterhafter Bewegung zu sein.

      Johann mußte höllisch aufpassen, um nicht unversehens in ein Loch zu treten, das, halb verborgen unter den Ranken, zur Falle werden konnte. Sein Fuß stieß an Steinbrocken, die er im Zwielicht zu spät erkannte.

      Alles war feucht vom Nebel und vom Tau. Ein kühler Wind machte sich auf und brachte die grau-weißen Schwaden in Bewegung.

      Der Jäger fröstelte. Er war schon im Dunkeln aufgestanden, und nun machte sich die Müdigkeit bemerkbar. Er sehnte sich nach einer heißen Tasse Kaffee.

      Wenn ihn doch nur daheim jemand erwarten würde! Nein, nicht irgendwer! In seiner Vorstellung trug dieser Jemand eine blonde Zopfkrone und die Gesichtszüge von Marthl.

      Doch gleich darauf schalt der Jäger sich selbst einen Narren. Die Müdigkeit mußte schuld sein, daß er sich dieses Madl noch immer nicht aus dem Kopf schlug. Er sollte umkehren, diesen unwirtlichen Ort verlassen und heimgehen.

      Er wußte selbst nicht, was ihn hierhergetrieben hatte, denn auch das Wild schien das Trümmerfeld zu meiden.

      Johann kehrte um und kämpfte sich durch Brombeerranken und Steine abwärts. Plötzlich zuckte er zusammen. Sein Fuß war an etwas Weiches gestoßen! Er bückte sich, um besser sehen zu können.

      »O nein!« Ein überraschter Aufschrei entfuhr seinen Lippen.

      Gut verborgen im Gebüsch lag dort der Kadaver einer Gemse. Nach seinem Zustand zu schließen, mußte er schon längere Zeit dort versteckt gewesen sein. Die Decke war zerrissen, das Tier war wohl, nachdem es geschossen worden war, über die Felshänge herabgestürzt.

      »Deshalb hat der Wildschütz es wohl liegenlassen!« murmelte Johann mit grimmigem Lächeln. »Mit der zerfetzten Decke konnte er kein Geschäft machen!«

      Denn daß hier ein Wildschütz am Werk gewesen war, daran gab es für den Jäger keine Zweifel. Säuberlich war das Krickl abgetrennt worden.

      »So ein Lump!« Johann war außer sich vor Zorn. »Na warte, dir werd ich schon das Handwerk legen. Also hat der alte Franz doch recht gehabt. Wahrscheinlich hat der Geschwärzte bisher still gehalten, um mich in Sicherheit zu wiegen. Er soll nur net wagen, wieder mit seinem frevlerischen Tun zu beginnen!«

      Johann suchte die Umgebung nach Spuren ab. Zu gern hätte er einen Hinweis darauf gefunden, wer der Wildschütz sein mochte. Doch Regen, Wind und Sonne hatten längst alles verwischt.

      Niedergeschlagen und erschöpft machte sich der Jäger schließlich auf den Heimweg. Später würde er sich um die Gams kümmern.

      Die Sonne brach jetzt durch die Nebel und ließ die Tropfen auf den Blättern der Sträucher blitzen wie Edelsteine. Dunkelgrün glänzten die Latschen an den Hängen. Wie ein Schleier, der feierlich fortgezogen wird, gab der Dunst allmählich die Gipfel der Berge frei. Die Vögel begrüßten den neuen Tag, der sich jetzt in seiner ganzen Pracht zeigte.

      Doch der Jäger mochte sich heute nicht recht an den Schönheiten der Bergnatur freuen. Er hatte Gewißheit erlangt, daß im Revier etwas nicht stimmte, und er wußte, daß eine schwere Aufgabe auf ihn wartete.

      Bei ihrer Lösung würde ihm die Ablehnung der Dörfler zu schaffen machen, denn ohne ihre Mithilfe mußte er sehr viel Glück haben, den Wildschützen zu entlarven.

      Johann hatte sich durch seinen überraschenden Fund länger droben am Berg aufgehalten, als er beabsichtigt hatte. Es war heller Vormittag, als er sich dem Jägerhaus näherte.

      Auf dem Pfad kam ihm ein Bauer aus dem Dorf entgegen, die Axt geschultert.

      Mit einem kurzen Gruß wollte er sich am Jäger vorbeidrücken. Doch Johann stand noch ganz unter dem Eindruck des Erlebten und mußte mit einem Menschen darüber sprechen.

      »Weißt, was ich gefunden hab’?« brach es erregt aus ihm hervor. »Droben bei den Felstrümmern liegt eine gewilderte Gams. Ich hab’ also doch recht gehabt, daß es unter euch einen Wildschützen gibt!«

      Der andere zuckte gleichmütig die Achseln und tat erstaunt.

      »Eine Gams? Und die liegt einfach so herum?« Er zog die Augenbrauen hoch. »Und du bist sicher, daß du sie net selbst geschossen hast?«

      »Bist du narrisch! Ich werd doch um diese Zeit keine Gams schießen!« rief Johann empört.

      »Weiß man’s?« gab der Bauer zurück. »Man sagt, daß es Leute gibt, die net schlecht für ein Krickl zahlen. Warum sollt da net auch ein Jager in Versuchung kommen und nachher sagen, daß er die Gams gefunden hat?«

      »Das ist ungeheuerlich!« schrie Johann auf.

      »So beruhige dich doch«, brummte der Bauer und schickte sich an weiterzugehen. »Du mußt nur wissen, daß es bei uns keinen Wildschütz gibt und daß es dir net guttut, deine Nase allzutief in Angelegenheiten zu stecken, die dich nix angehen.«

      »Nix angehen?« Jetzt war es vollends um die Fassung des jungen Jägers geschehen. »Ich bin hier der Jäger, und es ist meine Pflicht, mich um mein Revier zu kümmern. Deshalb bin ich da!«

      »Wie du meinst!«

      Der Bauer schulterte jetzt wieder seine Axt und setzte seinen Weg, vor sich hin brummelnd, fort.

      Fassungslos sah ihm Johann nach.

      »So viel Verbohrtheit gibt’s gar net!« rief er. »Nur weil er net zugeben will, daß es im Dorf einen Wildschützen gibt, versteigt der sich dazu, mich zu beschuldigen, ich hätt mitten im Sommer die Gams geschossen! Was soll ich denn bloß tun, daß sich net alle gegen mich stellen! Sie können es doch auch net gutheißen, daß hier im Bergwald Geschwärzte ihr Unwesen treiben!«

      Aufgewühlt von seinem Erlebnis und von der Begegnung mit dem Bauern erreichte Johann endlich sein Haus.

      Still und friedlich lag es im Sonnenschein, und die Fenster starrten ihn am hellen Vormittag nicht ganz so abweisend an wie sonst.

      Eigentlich lag es recht schön dort am Rande des Bergwaldes mit der Aussicht ins Tal und auf die gegenüberliegenden Gipfel. Fast überwältigend erschien Johann die Stille und Einsamkeit ringsum.

      Er wußte nicht, daß noch vor ganz kurzer Zeit jemand hier gewesen und vergeblich auf ihn gewartet hatte. Vielleicht wäre manches anders geworden, wenn er an diesem Vormittag früher heimgekehrt wäre. So aber nahm das Schicksal seinen Lauf.

      *

      Lange hatte die Sennerin Marthl mit sich gekämpft.

      Am Tag nach dem unseligen Besuch von Johann war der Stirnthaler-Sepp wie immer auf die Alm gekommen, um Butter und Käse zu holen.

      Ein triumphierendes Funkeln stand in seinen Augen, als er die Sennerin an sich ziehen wollte.

      Doch zu seiner Überraschung entwand sich Marthl seinen Armen.

      »Was?« СКАЧАТЬ