Название: Der exzellente Butler Parker Staffel 3 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der exzellente Butler Parker Staffel
isbn: 9783740960117
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Lady Agatha hatte sich vorgebeugt und blickte den an ihrem Tisch vorbeisausenden Banditen interessiert nach. Sie ergriff eine Putenkeule, die zu ihrem frugalen Mahl gehörte, und legte diese nachdrücklich auf den Hinterkopf eines glatzköpfigen Mönches, während dieser an ihr vorbeischoß.
Der Mann stöhnte auf und hatte umgehend das unangenehme Gefühl, ihm wäre ein mittlerer Felsbrocken auf den Kopf gefallen. Er verdrehte die Augen, seufzte noch mal tief und überließ sich einer kleinen Ohnmacht, so daß er nicht mal merkte, wie seine Stirn gegen den Stützpfeiler prallte und umgehend ein Hörnchen daraus wuchs.
Sir Ballard beobachtete das Geschehen aus weit aufgerissenen Augen und konnte nicht glauben, was er da zu sehen bekam. Nachdem Lady Agatha jedoch ihre Putenkeule ebenso routiniert wie zweckentfremdet eingesetzt hatte, legte sich ein nahezu beglückter Ausdruck auf seine hageren Züge, ein strahlendes Lächeln verzog seine Lippen, und seine Augen begannen animiert zu glänzen.
Er ergriff eine Pfanne, in der seiner Tischgenossin eine Spezialität des Hauses als Kostprobe serviert worden war, entleerte sie, indem er sie der Einfachheit halber umdrehte und deren Inhalt achtlos auf die ohnehin nicht mehr saubere Damasttischdecke fallen ließ, und erhob sich entschlossen.
Urplötzlich fühlte er sich, wieder jung und vital und äußerst unternehmungslustig. Er näherte sich mit der Pfanne in der Hand den noch immer vor dem Stützpfeiler hockenden Banditen und musterte sie lächelnd.
»Robin Hood«, der sich gerade hochstemmen wollte, bekam Sir Ballards zurückgewonnene Jugend umgehend und sehr nachdrücklich zu spüren. James Ballard lüpfte nämlich sein neckisches Jägerhütchen, visierte kurz an ... ließ den schweren gußeisernen Boden der Pfanne nahezu lustvoll auf seinen Schädel fallen. Zunächst ertönte ein dumpfer, etwas hohl klingender Laut, als Pfannenboden und Schädeldecke zusammentrafen, danach ein tiefer Seufzer, als sich »Robin Hood« zurücksinken ließ, weil ihm die Sinne schwanden.
Sir Ballard war äußerst angetan vom Ergebnis seiner Bemühungen und ließ seine Blicke schweifen, um nach einem weiteren Opfer Ausschau zu halten.
In diesem Augenblick wurde er unsanft zur Seite gedrängt. Ein gleichfalls nicht mehr ganz taufrischer Herr mit unübersehbarem Bauchansatz schob ihn ein wenig abseits. Dieser Herr wollte sich offensichtlich an ihm ein Beispiel nehmen und schwang einen langen Metallspieß, der offensichtlich als Träger gegrillter Fleischstücke gedient hatte.
Der korpulente, etwas ältliche Herr beugte sich schnaufend zu den am Boden hockenden Banditen nieder, traf seine Wahl und ... jagte seinen Spieß in das Gesäß des Hünen, der kurz zuvor bereits mit Lady Agatha unangenehme Erfahrungen sammelte.
Das war das Signal für die übrigen Gäste, sich gleichfalls für den Verlust diverser Wertgegenstände zu revanchieren. Es entstand ein Tumult, als Stühle reihenweise gestoßen und umgeworfen wurden und sonst sehr distinguiert wirkende Herrschaften Gegenstände schwingend heranstürmten, um »Robin Hood« und seinem Gefolge klarzumachen, daß man es nicht schätzte, ausgeraubt zu werden.
»Sehr hübsch, Mister Parker, endlich haben es diese Leute begriffen, wie man mit Strolchen umgehen muß«, kommentierte Lady Agatha, während sie seelenruhig etwas Braten zum Mund führte.
»Eine gewisse Pogromstimmung ist nicht zu leugnen, Mylady«, stellte Josuah Parker fest, ohne eine Miene zu verziehen. »Hier scheint sich ein regelrechter Gefühlsstau zu entladen.«
»Und dann noch an der richtigen Adresse«, freute sich die ältere Dame. »Ich muß sagen, ich bin mit diesem Lokalbesuch außerordentlich zufrieden, Mister Parker.« Agatha Simpson nickte nachdrücklich und schaute im nächsten Augenblick empört in die Gegend, als ein Mitglied des Hoodschen Gefolges in wilder Flucht an ihrem Tisch vorbeistürmte, diesen halb umrannte und dadurch Myladys Speisen in Gefahr brachte. Im letzten Moment konnte sie das drohende Unheil verhindern und ihr Essen vor der Bekanntschaft mit dem Boden retten.
Sie hatte nicht die Absicht, dem jungen Mann, bei dem es sich übrigens um den »Mönch« handelte, das schlechte Benehmen durchgehen zu lassen. So griff sie seufzend nach ihrem Handbeutel und machte sich daran, ihm eine entsprechende Lektion zu erteilen.
Sie stemmte sich etwas hoch, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben, visierte kurz und schickte den Pompadour mit dem darin befindlichen Glücksbringer – einem veritablen Pferdehufeisen – auf die Reise.
»Der »Mönch« wollte gerade aufatmen und die schwere Eingangstür öffnen, um in die bereits sicher geglaubte Freiheit zu stürmen, als ihn ein Dampfhammer in den Rücken traf. Er spürte noch, wie ihm etwas mit Urgewalt zwischen die Schulterblätter prallte, dann rutschte er auch schon an der Tür zu Boden und ergab sich klaglos in sein Schicksal.
*
»Sie schon wieder, McWarden?« Lady Agatha sah ihren frühen Besucher am nächsten Morgen kopfschüttelnd an und wunderte sich. »Wunder kann ich nun auch wieder nicht vollbringen, mein Lieber, schließlich haben Sie mir erst gestern Ihr Problem an vertraut.«
»Ich bin leider dienstlich hier, Mylady«, verkündete der Chief-Superintendent. »Gegen Sie wurden schwerwiegende Beschuldigungen vorgebracht.«
»Was Sie nicht sagen!« Die ältere Dame staunte immer mehr und wies einladend auf einen Sessel neben sich. »Nehmen Sie doch Platz, mein Lieber, Sie wissen, wie sehr ich Ihre Besuche zu schätzen weiß! Mister Parker, servieren Sie unserem lieben Gast einen Sherry und fragen Sie ihn, ob er mit mir frühstücken möchte ...«
»Wollen Sie mich etwa bestechen, Mylady?« McWarden musterte die Hausherrin und nahm dankend den Sherry entgegen, den ihm Parker reichte.
»Aber keinesfalls, wie käme ich dazu?« flötete die Lady, ohne einen Augenblick ihr Frühstück zu unterbrechen. »Außerdem bin ich absolut sicher, daß sich alles als Mißverständnis aufklären wird. Eine friedliche Bürgerin wie ich kann gar nicht in Schwierigkeiten geraten, das ist absolut unmöglich.«
McWarden hüstelte und konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. »Das sehe ich allerdings entschieden anders, Mylady«, stellte er fest und beugte sich etwas vor, um die Hausherrin genauer ins Auge zu fassen.
»Reden Sie nicht um den heißen Brei herum, sagen Sie mir endlich, weshalb Sie gekommen sind«, forderte die Detektivin und legte verärgert ihr Besteck beiseite.
»Sie besuchten gestern das ›Coq d’Or‹, Mylady?« erkundigte sich der Chief-Superintendent und lehnte sich erwartungsvoll zurück.
»Was für ein Moor?« fragte Agatha Simpson und mißverstand wieder mal gründlich.
»Das ›Coq d’Or‹, Mylady, ein Feinschmeckerrestaurant für die sogenannte Hautevolee«, präzisierte McWarden geduldig.
»Dort verkehre ich nicht, das sollte Ihnen doch klar sein, mein Lieber«, stellte sie unverzüglich richtig. »Das kann ich mir einfach nicht leisten, ich muß mit jedem Penny rechnen.«
»Das ist bekannt, Mylady, trotzdem wurden Sie gestern gesehen.«
»Was sage ich dazu, Mister Parker?« wandte sich die Hausherrin an ihren Butler. »Kenne ich dieses Lokal?«
»Möglicherweise hielten sich Mylady gestern tatsächlich im Zuge der Ermittlungen СКАЧАТЬ