Schattengeister. Frances Hardinge
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Название: Schattengeister

Автор: Frances Hardinge

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9783772541445

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СКАЧАТЬ Doggen schliefen ebenfalls vor dem Feuer.

      Bär war nicht glücklich über die Hunde, aber wenigstens war ihm ihr Geruch nicht fremd. Hunde hatten große, laute und grausame Mäuler, aber sie gehörten zum Leben dazu. Hundegeruch auf dem Markt, Hundegeruch nachts am Lagerfeuer.

      Mitten in der Nacht wurde Makepeace von einem lang gezogenen, rumpelnden Knurren dicht an ihrem Ohr aus dem Schlaf geschreckt. Einer der großen Hunde war wach. Einen Moment lang hatte sie Angst, dass er sie gewittert hatte und für einen Eindringling hielt, doch dann hörte sie leise, schlurfende Schritte, zu leicht, als dass sie von der Köchin stammen konnten. Jemand war in der Küche.

      «Komm raus!», hörte sie James’ leise Stimme. «Nero wird dich nicht beißen – es sei denn, ich befehle es ihm.» Er grinste, als Makepeace unter dem Tisch vorgekrochen kam. «Ich hab dir doch gesagt, dass ich dich aus dem Turm raushole!»

      «Danke», sagte Makepeace zögernd. Sie hielt immer noch gebührenden Abstand. Mittlerweile hatte sie ein gutes Gespür dafür bekommen, wie nah Bär fremden Menschen kommen konnte, ohne unruhig zu werden. Auch jetzt spürte sie eine leise Nervosität, das Verlangen, sich zu seiner vollen Größe aufzurichten und den Fremden schnaubend zu verjagen. Aber sie stand schon so aufrecht, wie sie konnte; sie hatte keine Reserven mehr.

      «Das hast du gut gemacht, dir eine Arbeit in der Küche zu ergattern», sagte James und setzte sich im Schneidersitz auf den großen Tisch. «Das ist perfekt. Jetzt können wir uns gegenseitig helfen. Ich werde ein Auge auf dich haben und dir erklären, wie hier alles läuft. Und du kannst mir sagen, was du so hörst. Kannst mir Sachen aus der Küche besorgen, wenn niemand hinguckt …»

      «Du willst, dass ich für dich stehle?» Makepeace machte ein böses Gesicht und fragte sich, ob das der Grund war, warum er ihr geholfen hatte. «Wenn irgendwas wegkommt, wissen sie doch gleich, dass ich es war. Dann setzt man mich wieder vor die Tür!»

      James schaute sie lange an, dann schüttelte er langsam den Kopf.

      «Nein», sagte er. «Das machen sie nicht.»

      «Aber …»

      «Ich meine es ernst. Sie würden dich bestrafen. Sie würden dich schlagen. Vielleicht würden sie dich wieder in dem Vogelzimmer einsperren. Aber sie würden dich nicht wegjagen. Nicht einmal, wenn du sie darum bittest.»

      «Wovon redest du denn?»

      «Ich versuche seit fünf Jahren wegzulaufen», sagte James. «Immer und immer wieder habe ich es versucht. Und jedes Mal verfolgen sie mich, spüren mich auf und bringen mich wieder hierher zurück.»

      Makepeace starrte ihn an. War es normal, dass reiche Leute Dienstboten verfolgten, die weggelaufen waren? Sie hatte gehört, dass man für flüchtige Lehrburschen ein Kopfgeld aussetzte, aber das war wohl etwas anderes.

      «Du hattest Albträume, nicht wahr?», sagte James plötzlich. Seine Bemerkung traf Makepeace völlig unvorbereitet. «Träume, die so schlimm waren, dass du schreiend aufgewacht bist. Von Geistern, die versuchen, in dich einzudringen …»

      Makepeace wich ein paar Zentimeter zurück und betrachtete ihn mit einem Anflug von Unsicherheit und Misstrauen.

      «Solche Träume hatte ich auch», fuhr James fort. «Sie haben vor fünf Jahren angefangen, als ich neun war. Und nicht lange danach haben die Fellmottes mich holen lassen. Meine Mutter wollte mich erst nicht hergeben, dann hat man sie bezahlt, und sie hat nichts mehr gesagt.» Er lächelte bitter. «Die Fellmottes kümmern sich so lange nicht um Bastarde wie uns, bis wir diese Albträume kriegen. Dann sind wir für sie von Interesse. Dann holen sie uns und bringen uns hierher. Sie haben auch von deinen Träumen gehört und dich geholt, oder etwa nicht?»

      «Aber warum?» Makepeace war fasziniert. Es stimmte, Obadiah war mehr an ihren Albträumen interessiert gewesen als an irgendetwas sonst. «Was kümmern sie unsere Träume?»

      «Ich weiß nicht», gab James zu. «Aber wir sind nicht die Einzigen. Manchmal kommen Lord Fellmottes Kusinen zu Besuch, und jede bringt einen oder zwei Bedienstete mit, die Fellmotte-Blut in den Adern haben. Ich glaube, dass alle Fellmottes ihre Bastarde einsammeln, wenn sie sich als Träumer erweisen.

      Sie holen uns, und dann lassen sie uns nicht mehr weg. Das habe ich gemerkt, als ich versuchte, nach Hause zu gehen. Heute würde ich es nicht wieder tun, diese Frau würde mich doch nur ein weiteres Mal an die Fellmottes verkaufen.» Er runzelte scheinbar peinlich berührt die Stirn.

      «Nachts werden die Türen mit einem schweren Riegel und Eisenketten versperrt», fuhr James fort, «und die Laufburschen schlafen direkt an den Eingängen. Das Tor ist ebenfalls verschlossen, und im Innenhof streunen die Hunde frei herum. Ich bin am Tag abgehauen. Aber rings um die Mauern erstrecken sich offene Felder, mindestens drei Meilen weit. Da ist man so klar und deutlich zu sehen wie ein Blutstropfen im Schnee.

      Bei meinem zweiten Versuch habe ich es weiter geschafft, bis hinaus ins Moor. Da war es bitter kalt und kahl, nichts als Sumpf und Wälder. Vom eisigen Wind waren meine Finger schon ganz grau. Ich bin halb erfroren in ein Dorf getaumelt, und das war’s. Die Bauern dort haben nur einen Blick hierauf geworfen» – er tippte sich gegen das Kinn –, «mich am Kragen gepackt und zurückgebracht. Sie wussten genau, wer ich war und wer mich haben wollte. Und sie hatten Angst.

      Letztes Jahr dachte ich, ich hätte es geschafft. Fünfzig Meilen, über drei Flüsse, bis nach Braybridge im nächsten County.» Wieder schüttelte James den Kopf und verzog das Gesicht. «Sie haben mir White Crowe auf den Hals gehetzt. Du kennst ihn, er hat dich hierhergebracht. Die Herrschaften setzen ihn nur bei Angelegenheiten ein, die still und leise über die Bühne gehen müssen. Er ist ihre Schattenhand. Und alle haben sich förmlich überschlagen, ihm dabei zu helfen, mich zu finden, selbst reiche und mächtige Männer. Die Fellmottes sind nicht nur eine einflussreiche Familie. Alle haben Angst vor ihnen.»

      Makepeace biss sich auf die Innenseite ihrer Wange und sagte nichts. Er war vermutlich bloß ein Aufschneider, wie die meisten Lehrlinge in Poplar, und bauschte seine Erfahrungen und Erlebnisse auf, aber seine Worte rissen kleine Kratzer von Unbehagen in ihrem Geist auf.

      «Aber jetzt kannst du mir helfen!», fuhr James fort. «Mir trauen sie nicht mehr, aber dich werden sie nicht verdächtigen. Du kannst für mich die Augen offenhalten. Oder Sachen beiseiteschaffen, die wir für die Flucht brauchen – Vorräte, Bier, Kerzen …»

      «Ich kann doch nicht weglaufen!», protestierte Makepeace. «Ich kann nirgends hin! Wenn ich meinen Platz hier aufgebe, werde ich noch vor Pfingsten verhungern oder erfrieren! Oder ermordet werden!»

      «Ich werde dich beschützen», beharrte James.

      «Wie denn? Das Land zerbricht, das sagen alle, und ich habe es gesehen! Du kannst mich nicht beschützen vor … vor dem wild gewordenen Mob oder vor Gewehrkugeln! Oder vor Geistern, die mein Gehirn fressen wollen! Hier habe ich ein Bett und genug zu essen, und das ist viel mehr, als mich draußen auf dem Moor erwartet! Ich habe heute sogar Weißbrot gegessen!»

      «Das Blut unseres Vaters verschafft uns gewisse Vergünstigungen, das ist wahr», sagte James. «Mein Essen ist immer ein bisschen besser als das, was die anderen Dienstboten bekommen. Manchmal, wenn ich meine Pflichten erfüllt habe, bekomme ich sogar Unterricht. Ich lerne lesen, fremde Sprachen, reiten. Du vielleicht auch. Die anderen Dienstboten zucken nicht mit der Wimper; sie wissen, wessen Bastard ich bin, auch wenn sie es nicht aussprechen.»

      «Und warum willst du dann weglaufen?»

      «Hast СКАЧАТЬ