Schattengeister. Frances Hardinge
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Название: Schattengeister

Автор: Frances Hardinge

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9783772541445

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СКАЧАТЬ immer noch besser als in der Irrenanstalt von Bedlam. Und selbst Bedlam wäre besser gewesen, als da draußen in der Kälte von verrückten Geistern aufgefressen zu werden.

      Tief atmete sie die frische Luft ein und betrachtete wieder die hohen, dicken, sonnenbeschienenen Mauern. Ich kann mich glücklich schätzen, redete sie sich ein. Besser hier drin als da draußen. Grizehayes war fremd und furchteinflößend, aber es war eine Festung. Die Dunkelheit konnte nicht hineingelangen. Doch obwohl sie mit aller Macht daran glauben wollte, fragte sie sich ständig, warum ihre Mutter von hier geflohen war. Ihre Worte gingen ihr nicht aus dem Sinn.

      Du hast ja keine Ahnung, wovor ich dich bewahrt habe! Wenn ich in Grizehayes geblieben wäre

      Den ganzen Tag lang unternahm Makepeace heroische Anstrengungen, um sich bei Mistress Gotely beliebt zu machen. Und dann, in der Hektik der Vorbereitungen für das Abendessen, ruinierte sie alles wieder.

      Neben dem Herd rannte ein kleiner Küchenhund in einer Tretmühle, einem hölzernen Rad, das an der Wand befestigt war und mit dessen Hilfe der mächtige Bratspieß über dem Feuer gedreht wurde. Der Schwanz des kleinen, hässlichen Hundes war nur noch ein kurzer Stummel und sein Maul war von Hitze und Alter zerknittert. Er keuchte in der rauchigen Luft. Mistress Gotely hatte die Angewohnheit, ihm glühende Kohle vor die Pfoten zu werfen, damit er schneller rannte. Das war mehr, als Makepeace ertragen konnte.

      Sie hatte noch lebhaft die Erinnerung an Bärs Kindheit und die glühenden Kohlen im Kopf, über die man ihn zu gehen zwang, damit er «tanzte». Jedes Mal, wenn ein Glutstückchen von dem Rad abprallte und die Funken aufstoben, erinnerte sie sich … fühlte es … fühlte den sengenden Schmerz unter ihren Tatzen …

      «Aufhören!», schrie sie schließlich. «Lasst ihn in Ruhe!»

      Mistress Gotely starrte sie verblüfft an, und Makepeace erschrak über ihren Ausbruch. Aber sie war so wütend, dass sie sich einfach nicht entschuldigen konnte. Sie stand bloß vor der Tretmühle und bebte vor Zorn.

      «Was hast du gesagt?» Die zweite Köchin versetzte ihr einen deftigen Schlag auf den Kopf, der Makepeace zu Boden warf.

      Bär tobte, und Makepeaces Wange brannte wie Feuer. Es wäre so einfach gewesen, nachzugeben und sich an diesen dunklen Ort zu begeben, Bär die Kontrolle zu überlassen und zuzusehen, wie er alles ringsum verwüstete … Sie schluckte und verscheuchte diese Gedanken aus ihrem Kopf.

      «Er würde schneller laufen», sagte sie erstickt, «wenn seine Pfoten nicht ständig verbrannt wären! Ich könnte mich um ihn kümmern. Ich werde dafür sorgen, dass er schneller läuft, als sie es je erlebt haben.»

      Mistress Gotely packte sie am Kragen und stellte sie auf die Füße.

      «Es ist mir egal, wie dich deine sturköpfige Mutter erzogen hat», knurrte sie. «Das hier ist meine Küche. Außer mir schreit hier niemand herum!» Sie knuffte Makepeace ein paar Mal auf den Kopf und die Schultern und schnaubte dann genervt. «Von mir aus, ab jetzt ist der Hund dein Problem. Wenn er langsam läuft, nimmst du seinen Platz ein und drehst den Spieß. Und wehe, ich höre dich über die Hitze jammern!»

      Zu Makepeaces Überraschung und Erleichterung meldete die alte Köchin den Vorfall nicht; man legte sie auch nicht wieder in Eisen. Im Gegenteil, von nun an herrschte zwischen ihnen beiden eine entspanntere Stimmung, auf eine wachsame, reservierte Art. Sie hatten einander getestet und gemerkt, wo die Grenzen der jeweils anderen lagen, wie spitze Felsen unter einer friedlich scheinenden Wasseroberfläche.

      Als sie schließlich vor der großen Feuerstelle ihr eigenes Abendessen zu sich nahmen, war die griesgrämige Stille fast kameradschaftlich. Die Köchin kaute an einer Scheibe des harten dunklen Brots, das Makepeace ihr Leben lang gegessen hatte. Doch dann hielt ihr Mistress Gotely ein Stück Weißbrot mit einer goldenen Kruste hin, wie es die reichen Leute aßen. Makepeace starrte es nur an.

      «Glotz nicht so», fuhr die Köchin sie an. «Iss. Lord Fellmottes Befehl.» Makepeace biss zögernd hinein und bestaunte die Süße und die Weichheit, die unter ihren Zähnen nachgab. «Sei dankbar und stell keine Fragen.»

      Makepeace kaute und wunderte sich über diesen seltsamen Anflug von Freundlichkeit des frostigen Obadiah. Dann fragte sie trotzdem.

      «Ihr sagtet, meine Mutter sei sturköpfig gewesen», sagte sie kauend. «Habt Ihr sie gekannt?»

      «Ein bisschen», nickte Mistress Gotely, «obwohl sie hauptsächlich oben gearbeitet hat.» ‹Oben›, das klang wie ein weit entferntes Land, Frankreich etwa.

      «Stimmt es, dass sie weggelaufen ist? Oder hat man sie aus dem Haus gejagt, weil sie ein Kind erwartete?» Makepeace wusste, dass so etwas nicht selten geschah.

      «Nein», sagte Mistress Gotely. «Oh nein, sie hätten sie nie fortgeschickt. Sie ist aus freiem Willen gegangen, ohne ein einziges Wort zu irgendjemandem.»

      «Warum?»

      «Woher soll ich das wissen? Sie war ein verschwiegenes Ding. Hat sie es dir nicht gesagt?»

      «Sie hat mir gar nichts gesagt», erwiderte Makepeace ausdruckslos. «Ich wusste nicht einmal, wer mein Vater ist. Das habe ich erst erfahren, nachdem sie gestorben war.»

      «Aber … jetzt weißt du es?», fragte die alte Köchin und warf ihr einen scharfen Seitenblick zu.

      Makepeace zögerte und nickte dann.

      «Tja, früher oder später hättest du es sowieso herausgefunden.» Die Köchin nickte langsam. «Alle hier wissen es – es ist genauso wenig zu übersehen wie das Kinn da in deinem Gesicht. Aber … ich würde nicht herumlaufen und allzu offen darüber reden. Die Herrschaften könnten denken, du wärst vermessen und würdest Ansprüche stellen. Sei dankbar für das, was du hast, und mach keinen Ärger. Dann wirst du zurechtkommen.»

      «Könnt Ihr mir denn sagen, wie er war?», fragte Makepeace.

      Die Köchin seufzte und rieb sich mit einem wehmütigen und zärtlichen Blick das Bein.

      «Ach, der arme Sir Peter! Hast du James Winnersh kennengelernt? Er ist Sir Peter in vielem sehr ähnlich. James ist ein rücksichtsloser Taugenichts, aber er hat ein gutes Herz. Er macht Fehler, aber er macht sie aus ehrlicher Überzeugung.»

      Makepeace fing an zu verstehen, warum Sir Thomas James gernhatte, er erinnerte ihn an seinen toten Bruder.

      «Was ist passiert? Wie ist Sir Peter gestorben?», fragte sie.

      «Er hat versucht, auf einem Pferd, das zu erschöpft war, eine Hecke zu überspringen, die zu hoch war», antwortete die Köchin seufzend. «Das Pferd stürzte und fiel auf ihn drauf. Er war noch so jung, gerade einmal zwanzig.»

      «Warum war denn das Pferd so erschöpft?», hörte Makepeace sich fragen.

      «Tja, das werden wir wohl nie erfahren, was?», erwiderte Mistress Gotely scharf. «Aber … einige behaupten, er hatte es zuschanden geritten, als er nach deiner Mutter suchte. Es passierte zwei Monate, nachdem sie verschwunden war.» Sie betrachtete Makepeace mit einem Stirnrunzeln.

      «Du warst ein Fehler, Mädchen», sagte sie sachlich. «Aber ein Fehler aus ehrlicher Überzeugung.»

      An diesem Abend erfuhr Makepeace, dass sie als jüngstes und niedrigstes Mitglied des Küchenpersonals nicht mit den anderen Mägden zusammen in einem Bett schlafen СКАЧАТЬ