Название: Becca - Liebe ist nichts für Feiglinge
Автор: Rachel Hauck
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783765574740
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Aber am Ende war es, wie ich befürchtet hatte, doch nur das übliche Standardevent, das Gemeinden so für Singles veranstalten. Fünf Mädels auf einen Kerl und die Männer durch die Bank Fehlanzeige – jedenfalls meiner unmaßgeblichen Meinung nach. Der einzige coole Typ, der ohne Polyestershorts, Klettverschlusssandalen und USB-Stick um den Hals aufkreuzte, umging mich elegant, magisch angezogen von Lucy.
„Becca, hey, komm auf den Teppich.“ Lucy schnippt mit den Fingern. „Das hier ist die Wirklichkeit.“
„Was?“ Ich kehre blitzartig zurück in die Gegenwart.
„Was ist mit deinem Job? Was willst du jetzt machen?“
Ach, das. Nach dem Erdbeben bei Casper und dem Erdbeben mit Chris weiß ich nicht mehr, wo oben und unten sind.
„Keine Ahnung. Mein ganzes schönes Leben … ein einziger Scherbenhaufen.“ So, jetzt ist es raus. Und ich mitten in meiner Depression gelandet.
„Becca, bitte, versteh das jetzt nicht falsch …“, beginnt Lucy mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck.
„Oh, keinesfalls. Ich liebe Gespräche, die mit ,Bitte versteh das jetzt nicht falsch‘ anfangen.“ Ich wappne mich innerlich gegen eine ihrer berüchtigten freundschaftlichen Breitseiten.
„Deine Karriere ist allmählich zu deiner absoluten Priorität geworden.“
„Was?“ Das ist jetzt wirklich nicht fair.
„Im letzten Jahr hast du dich verändert. Erst hast du wie verrückt gearbeitet. Dann hast du Chris getroffen …“
„Ich hab wie verrückt gearbeitet?“, wiederhole ich und beiße in meine Frühlingsrolle.
„Du warst nur noch darauf aus, auf deiner Karriereleiter weiterzukommen, und das hat deiner Begeisterung geschadet“, sagt Lucy.
„Begeisterung? Hast du nicht gerade was von ,arbeiten wie verrückt‘ gesagt?“
Meine Freundin sieht mich einen fast endlosen Augenblick lang an und ich weiß, jetzt kommt gleich etwas Tiefgründiges. „Deine Begeisterung für Jesus ist verflogen. Total ausgeleiert. Wie Dauerwellen oder überweite Blusen mit Gürtel.“
Jetzt bin ich wirklich verletzt. Mein geistliches Leben mit der abstoßenden Mode der 80er zu vergleichen! Ich schieße meine Verteidigung ab. „Meine Begeisterung für Jesus zeigt sich darin, dass ich meinen Job so gut wie möglich mache.“
„Jetzt verdreh nicht die Tatsachen, Becca. Diese ganze schicke Yuppie- und Karrierewelt hat dich schon total geprägt. Die Autos, die Klamotten, die Geschäftsessen und eine Fünfzig- oder Sechzigstundenwoche.“ Lucy greift zur Packung mit dem gebratenen Reis und häuft sich noch eine Portion auf den Teller.
„Was willst du damit sagen? Soll ich meine Träume aufgeben?“
„Natürlich nicht. Was ich nur sagen will: Nimm eine Neujustierung vor. Was wir im Leben tun, ist doch nur ein Spiegel dessen, wer wir als Christen sind: Menschen, die Gott lieben und ihm dienen.“
Lucys Worte erschüttern mich. Sie hat recht. Ich war blind. Ich wollte es nicht sehen. Ich hasse diese Aha-Momente. Als ob man erst merkt, dass die Ampel auf Rot gesprungen ist, nachdem man in vollem Schwung in den fünften Gang hochgeschaltet hat.
„Casper weiß offensichtlich nicht zu schätzen, wie viel du für die Firma aufgegeben hast. Und Chris hat dir heute auch gezeigt, wie viel ihm deine Liebe wert ist. Er hatte deinen Namen vergessen, Becca.“
„Mann!“
„Echt.“ Lucy lehnt sich in der Couch zurück, den Teller in den Händen, und angelt nach der Fernbedienung. Bei der neuesten Folge von Big Boss bleibt sie hängen.
„Lucy, hey, macht’s dir was aus, das wegzuschalten?“ Ich zeige mit meinen Essstäbchen auf den Fernseher. „Ich brauche echt keine Erinnerung.“
Ob der Big Boss mich feuern würde? Oder besser, ob er Veronica Karpinski feuern würde? „Veronica, du kannst gehen.“ Hmm. Keine schlechte Vorstellung. Ich fühle mich gleich besser.
Seufz. Aber mein Leben ist keine Realityshow. Es ist viel schlimmer. Dieses Organigramm zu sehen, auf dem mein Name von der Managementebene in die breite Masse der normalen Angestellten gewandert ist, hat mich echt verletzt. Gedemütigt. Und dann auch noch auf Chris mit dieser anderen Tussi zu treffen …
Ich frage mich, ob ich ihn anrufen soll. Die Sache klären. Aber wenn er nun bei ihr ist? Das könnte ich nicht ertragen. Also werde ich nicht anrufen. Würde ja so aussehen, als sei ich verzweifelt. Nein, wenn er etwas loswerden will, kann er selbst kommen und es sagen.
Mitten in meinen geistigen und geistlichen inneren Dialog hinein klingelt das Telefon. Lucy geht ran und reicht mir das Handy, die Augen weit aufgerissen, die Finger über dem Mikrofon.
„Dein Boss“, flüstert sie.
„Du brauchst nicht zu flüstern, Lucy.“ Ich reiße ihr das Handy aus der Hand.
„Hi Veronica.“ Vielleicht sieht sie auch gerade Big Boss und ruft an, um sich zu entschuldigen.
„Rebecca, hier ist Mike Perkins.“
Kapitel 4
Oh. Da war doch was. Mein Boss. „Was kann ich für Sie tun?“
„Tut mir leid, dass ich Sie zu Hause störe, aber Sie sind nicht mehr ins Büro gekommen …“
„Ich hatte ein paar Dinge zu regeln.“
„Mhm, okay. Hören Sie, Pete Miller aus Atlanta hat angerufen. Er braucht technische Unterstützung beim Upgrade seiner Websoftware. Und ihm läuft die Zeit weg – sie wollen demnächst einen neuen E-Commerce-Zweig starten.“
„Ich habe ihm letzten Monat vorgeschlagen, Tim Sorenson zu schicken, aber das hat er abgelehnt. Er wollte nicht für eine Beratung vor Ort zahlen.“
„Aber jetzt lehnt er es nicht mehr ab. Jetzt verlangt er es.“
Typisch. „Mein Terminplan ist für die nächsten Wochen ausgefüllt, Mike.“
„Na ja, also … Jill hat Sie auf den 7.15-Uhr-Flug gebucht.“
Ich springe auf. „Mich? Sieben Uhr fünfzehn?“ Mein Teller mit Hühnchen Kung Pao landet auf dem Boden. Lucy versucht den Teller aufzufangen, ohne ihren loszulassen, und stößt dabei die Packung mit der Wonton-Suppe um.
„Veronica und ich waren der Meinung, Sie sind genau die Richtige, um Pete zu beschwichtigen. Machen Sie das Ganze zu einer kleinen Werbekampagne für die Firma. Sie können bei ihm auch gleich W-Book installieren. Machen Sie ihn neugierig auf unser neuestes Produkt.“
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