Название: Becca - Liebe ist nichts für Feiglinge
Автор: Rachel Hauck
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783765574740
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Chris tastet sich vor. „Das ist Kate Winters. Kate, ähm, das ist … ähm …“
„Rebecca Moore.“ Der Witzbold hat tatsächlich meinen Namen vergessen. Wenn wir unter uns wären, würde ich ihm von hinten ins Knie treten. Und dann noch ins andere.
„Freut mich.“ Kate bietet mir die Hand an.
Sie scheint erstaunlich unbefangen. Meine Intuition sagt mir: Wenn ich herausfinden will, was diese Situation bedeutet, dann muss ich auf sie setzen.
Mit einem gespielten Lächeln beginne ich meine Ermittlungen. „Ihr seid Kollegen?“
Kate lacht. „O nein. Ich bin gerade in meine neue Wohnung gezogen und Chris hilft mir, ein paar Möbel zu besorgen.“ Sie lächelt ein wenig zu innig. „Er liebt doppelte Cheeseburger, deshalb sind wir zum Lunch hergekommen.“
Natürlich liebt er doppelte Cheeseburger. Woher sie das wohl weiß? „Und woher kennt ihr euch?“
Kate von Wolke sieben platzt mit einer Erklärung heraus. „Ich bin Masterstudentin am Florida Tech. Im letzten Trimester war Chris mein Dozent in Betriebswirtschaft.“
„Ach ja?“ Ich werfe Chris einen Blick zu.
Aber Kate redet bereits glückstrahlend weiter. „Ich hatte heute keine Vorlesungen und Chris hat sich einen Tag frei genommen, damit wir was unternehmen können.“
Aha, jetzt wird mir die Sache klar. Sonnenklar. Chris betrügt mich. Oder er betrügt Kate. Wen auch immer. Ich beschließe ihn zu outen.
„Kate, seit einem halben Jahr bin ich Chris’ Freundin. Jedenfalls war ich das bis vor fünf Minuten.“
„Chris?“ Kate starrt ihn an.
Ach du Schande, gleich bricht sie in Tränen aus.
Chris schaltet um auf Besänftigungsmodus. „Kate, Becca, ich …“
Plötzlich steht Lucy neben mir und schiebt mich entschlossen Richtung Ausgang. „Komm, Becca. Der Kerl ist die Mühe nicht wert.“ Sie reicht mir meinen nachgefüllten Colabecher, hängt mir den Mantel um die Schultern und streift mir die Handtasche über den Arm.
„Sechs Monate, Chris. Verschwendet.“ So ein mieser, falscher, doppelzüngiger Mistkerl. An der Tür bleibe ich stehen und gebe Kate noch einen guten Rat. „Sieh zu, dass du Land gewinnst.“
Lucy schiebt mich hinaus in den kühlen Februarnieselregen.
„Was soll das bedeuten?“ Ich richte den Blick zum Himmel und breite die Arme aus. Der feine Regen benetzt mein Gesicht. „Hallo, Gott. Ich bin’s, Rebecca Moore. Deine Freundin. Was machst du mit mir?“
Lucy legt mir die Hand auf den Mund. „Die Leute gucken schon.“
„Sollen sie gucken.“ Ich lasse die Arme kreisen, dass die Cola aus dem Becher schwappt.
„Becca, wirklich.“ Entrüstet packt Lucy mich an der Schulter.
„Was wollte ich sagen, Lucy? Chris Wright. Ha! Besser wohl Chris Wrong“, rufe ich in Richtung Restaurant und hoffe, dass er mich hört. „Hast du sie gesehen? Ihn mit ihr?“
„Ja, mit eigenen Augen.“
Wieso hatte ich so etwas nicht kommen sehen? Masterstudentin! Also wirklich.
„Das hab ich nun davon, dass ich mich mit einem Mann eingelassen habe, der gern mit dem Geld anderer Leute zockt. Dem ist nichts heilig.“ Ganz die selbstbeherrschte Frau, die ich bin, trete ich gegen einen Zeitungsständer und ruiniere meine neuen Stiefel.
„Becca, reiß dich zusammen.“
„Mich zusammenreißen? Lucy, meine Karriere ist im Eimer, mein Freund ist … ich weiß nicht … mit einer anderen Frau zusammen und dieses … Zeug … ist total klebrig.“ Ich strebe zu meinem Auto, werfe den Colabecher in den nächsten Papierkorb und wische meine eisige Hand am Mantelärmel ab.
„Wo willst du jetzt hin?“ Lucy folgt mir auf dem Fuß.
„Nach Hause. Ich muss nachdenken. Eine Lösung finden.“ Ich taxiere meine beste Freundin eine Sekunde lang, dann laufe ich zu ihr und nehme sie in den Arm. „Danke, dass du für mich da bist.“
„Ich komme heute Abend vorbei.“
„Bring was vom Chinesen mit.“
Kapitel 3
Sobald ich zu Hause bin, beschließe ich, das zu tun, was jede Frau mit meinem Bildungsstand und meinem Status tun würde: Rückzug in die Schmollecke. Ein großes Bad Selbstmitleid für eine Person, bitte! Ich werfe mich in mein entsprechendes Selbstmitleidsoutfit: einen ausgebeulten roten Jogginganzug.
Noch vor zwei Stunden war es Veronicas mieses Vorgehen, das mir nicht aus dem Kopf wollte. Jetzt ist es das Bild von Chris und dieser unglaublich sympathischen jungen Frau.
Im Spiegel über der Couch checke ich mein Erscheinungsbild: Meine Haare hat der Regen verklebt, meine Augen sind rot und verschwollen und Reste von schwarzer Wimperntusche haben Streifen auf meinen Wangen hinterlassen. Ich sehe aus wie ein Zirkuskünstler vom Cirque du Soleil.
Es ist reine Dummheit, mich in diesem Moment mit einer flotten Masterstudentin am Florida Tech zu vergleichen. Aber reine Dummheit hat mich noch nie geschreckt.
Als ich mich auf die Couch fallen lasse, kommt mir der flüchtige Gedanke, dass ich in einer solch dunklen Stunde eigentlich beten sollte. Aber jetzt einen Dialog mit Gott anzufangen käme mir allermindestens scheinheilig vor. Wir sind schon ein paar Monate lang nicht mehr so direkt im Gespräch miteinander, und mich jetzt an ihn zu wenden, weil mein Leben gerade zu Bruch gegangen ist, fühlt sich einfach nicht richtig an.
Okay, vielleicht ist das genau der Zeitpunkt, an dem man sich an Gott wenden sollte. Aber offen gestanden: Als ich Chris kennengelernt habe, habe ich das Ruder meines Lebensschiffchens selbst übernommen. „Danke, Herr. Ich habe meine Karriere und einen guten Mann. Mit dem Rest komme ich jetzt allein klar.“
Ich drehe mich auf den Bauch, vergrabe das Gesicht in einem dicken Fransenkissen und dresche auf das Sofa ein, bis mein Arm nach drei Hieben lahm ist. (Memo: Dringend neuen Vertrag fürs Fitnessstudio machen.) Ich lasse mein Leben mit Chris Revue passieren, um herauszufinden, ab wann etwas falsch gelaufen ist.
Kennengelernt habe ich ihn bei einem gemeinnützigen Einsatz. Wir haben in einem Stadtviertel hier in Melbourne, Florida, Müll weggeräumt. Das war kurz vor meinem dreiunddreißigsten Geburtstag und kurz nach dem ersten Alarm meiner biologischen Uhr: Hallo, Becca, du bist jetzt über dreißig.
Das hat mich wirklich erschüttert. Ich hatte mir eine Karriere und ein Leben jenseits meiner verschlafenen Heimatstadt Beauty in Georgia sehnlich gewünscht. Aber ich hatte nie im Leben eine dieser Workaholics werden wollen, die mit fünfundvierzig aufwacht und merkt: „Uups, ich hab ganz vergessen, eine Familie zu gründen.“
Und in diesem Zustand, in dem die Babyglocken noch läuteten, traf ich auf Chris und er lud mich kurz darauf zum Dinner ein. Er hatte im Chart СКАЧАТЬ