David Copperfield. Charles Dickens
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Название: David Copperfield

Автор: Charles Dickens

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783961183173

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СКАЧАТЬ Tränen. »Es würde mich sehr unglücklich machen, wenn jemand fortgehen sollte. Ich verlange nicht viel. Ich mache keine unvernünftigen Forderungen, man soll mich nur manchmal zu Rate ziehen. Ich bin jedem dankbar, der mir beisteht, und ich verlange nur, daß man mich manchmal der Form wegen zu Rate zieht. Ich dachte, es hätte dir früher gefallen, daß ich ein wenig unerfahren, und fast wie ein halbes Kind war, Eduard – gesagt hast du das – aber du scheinst mich deshalb jetzt nicht leiden zu können, denn du bist so streng gegen mich.«

      »Eduard«, sagte Miß Murdstone wieder. »Wir wollen der Sache ein Ende machen. Ich reise morgen.«

      »Jane Murdstone«, donnerte Mr. Murdstone. »Willst du schweigen? Wie kannst du so etwas sagen?«

      Miß Murdstone riß ihr Taschentuch aus dem kerkerartigen Beutel, in dem es in Verwahrsam lag, und hielt es sich vor die Augen. »Klara«, fuhr er fort und sah meine Mutter an, »du setzt mich wirklich in Verwunderung! Ja, ich fand Freude an dem Gedanken, ein unerfahrenes argloses Mädchen zu heiraten und seinen Charakter zu bilden und ihm etwas von der Festigkeit und Entschiedenheit zu geben, die ihm fehlten, und die er haben muß. Aber wenn Jane Murdstone so gütig ist, mir in diesem Unternehmen beizustehen, und sich meinetwegen zu einer Stellung gleich der einer Haushälterin herabläßt und dafür schlechten Dank erntet –«

      »O bitte, bitte, Eduard,« rief meine Mutter, »beschuldige mich nicht des Undanks. Ich bin gewiß nicht undankbar. Das hat mir noch niemand gesagt. Ich habe viele Fehler, aber nicht diesen. O bitte, lieber Mann!«

      »Wenn Jane Murdstone, sage ich,« fuhr er fort, nachdem er gewartet hatte, bis meine Mutter schwieg, »schlechten Dank dafür erntet, so erkältet und verändert sich dieses Gefühl in meinem Herzen.«

      »O bitte, lieber Mann, sage das nicht!« flehte meine Mutter ganz erweicht. »O bitte, Eduard! Ich kann es nicht hören. Wie ich auch immer sein mag, ich habe ein liebevolles Herz. Ich weiß, ich habe ein liebevolles Herz. Ich würde es nicht sagen, wenn ich es nicht genau wüßte. Frage Peggotty. Sie wird es gewiß bestätigen, daß ich liebevoll bin!«

      »Bloße Schwäche, wie groß sie auch sein mag, hat bei mir nicht das mindeste Gewicht, Klara«, erwiderte Mr. Murdstone. »Du verschwendest nur Worte.«

      »Komm, wir wollen uns wieder versöhnen«, sagte meine Mutter. »In Unfreundlichkeit oder Kälte kann ich nicht leben. Es tut mir so herzlich leid. Ich habe sehr viele Fehler, das weiß ich, und es ist sehr freundlich von dir, Eduard, daß du dir mit deinem starken Charakter die Mühe gibst, mich zu bessern. Jane, ich mache gar keine Einwendungen mehr. Es würde mich ganz unglücklich machen, wenn Sie noch ein einziges Mal ans Abreisen dächten«, – meine Mutter konnte nicht weiter sprechen; sie war zu sehr gerührt. »Jane Murdstone,« sagte Mr. Murdstone zu seiner Schwester, »harte Worte sind zwischen uns selten. Es ist nicht meine Schuld, daß sich heute ein so ungewöhnlicher Vorfall ereignet hat. Jemand anders hat mich dazu fortgerissen. Aber es ist auch nicht deine Schuld. Auch dich hat jemand anders dazu hingerissen. Wir wollen beide suchen, es zu vergessen. Und du, David, geh zu Bett«, setzte er nach diesen großmütigen Worten hinzu, »denn das ist kein geeignetes Schauspiel für den Knaben da!«

      Ich konnte kaum die Tür finden, so voll standen meine Augen von Tränen. Ich fühlte meiner Mutter Schmerz so tief, aber ich schlich hinaus und tappte im Dunkeln die Treppe hinauf in mein Schlafstübchen, ohne auch nur das Herz zu haben, Peggotty gute Nacht zu sagen oder mir ein Licht geben zu lassen. Als sie vielleicht eine Stunde später hereintrat, um nach mir zu sehen, wachte ich darüber auf. Sie sagte, meine Mutter sei sehr betrübt zu Bett gegangen und Mr. und Miß Murdstone saßen unten noch allein.

      Am nächsten Morgen ging ich etwas zeitiger hinunter als gewöhnlich und blieb draußen vor der Stubentür stehen, als ich drinnen meiner Mutter Stimme hörte. Sie bat Miß Murdstone dringend und sehr zerknirscht um Verzeihung, wozu sich diese Name großherzig verstand, und dann fand eine vollständige Aussöhnung statt. Seitdem habe ich meine Mutter nie wieder über irgend etwas eine Meinung aussprechen hören, ohne daß sie sich erst an Miß Murdstone gewendet oder durch ein sicheres Mittel in Erfahrung gebracht hatte, was Miß Mudstones Meinung über die Sache war; und nie wieder sah ich Miß Murdstone, wenn sie übler Laune war (und das passierte ihr zuweilen), nach dem harten Beutel greifen, als ob sie die Schlüssel herausnehmen und sie meiner Mutter übergeben wollte, ohne daß diese in große Angst geraten wäre.

      Das schwarze Etwas, das in den Adern der Murdstones floß, gab auch der Religion der Murdstones eine düstere Färbung von Strenge und Zorn. Ich habe später einsehen gelernt, daß sie diesen Charakter annehmen mußten infolge der Festigkeit von Mr. Murdstone, die es nicht erlaubte, daß er irgend jemand die härtesten Strafen erlassen konnte, wenn er einen Vorwand dafür gefunden hatte. Sei dem wie ihm wolle, so kann ich mich noch recht gut der entsetzlich feierlichen Gesichter erinnern, mit denen wir in die Kirche gingen, und des veränderten Eindrucks, den die Kirche jetzt auf mich machte. Wieder kommt der gefürchtete Sonntag, und ich marschiere zuerst in den alten Kirchenstuhl wie ein bewachter Gefangener, der zu einem Sträflings-Gottesdienst geführt wird. Dicht hinter mir folgt Miß Murdstone in einem schwarzen Samtkleide, das aussieht, als ob es aus einem Bahrtuche gemacht wäre; dann kommt meine Mutter, dann ihr Gatte. Peggotty geht jetzt nicht mehr mit wie früher. Wieder höre ich, wie Miß Murdstone die Responsen der Liturgie brummelt und auf alle strafenden Worte mit grausamem Behagen besonderen Nachdruck legt. Wieder sehe ich, wie ihre dunklen Augen in der Kirche umherschweifen, wenn sie sagt: »Elende Sünder«, als wenn sie die ganze Gemeinde unter diesem Namen begreifen wollte. Deutlich sehe ich ab und zu meine Mutter, die, zwischen beide eingeklemmt, schüchtern ihre Lippen bewegt, während ihr von rechts und links das Gemurmel wie ferner Donner in die Ohren schallt. Wieder überkommt mich eine plötzliche Angst, ob vielleicht doch unser guter Pfarrer unrecht und Mr. und Miß Murdstone recht haben und alle Engel im Himmel rächende Vernichtungsengel sein könnten? Und wieder, wenn ich einen Finger bewege oder mit einem einzigen Muskel meines Gesichts zucke, stößt mich Miß Murdstone mit ihrem Gebetbuch in die Seite, daß es mich schmerzt.

      Ja, und wieder bemerke ich auf dem Nachhauseweg, wie einige Nachbarn mich und meine Mutter ansehen und untereinander tuscheln. Und wieder, wie die drei Arm in Arm vor mir gehen und ich allein hinterher komme, folge ich der Richtung dieser Blicke und frage mich, ob meiner Mutter Gang wirklich nicht mehr so leicht ist und heiter wie früher, und ob das lächelnde Glück ihres hübschen Gesichts wirklich fast ganz verschwunden ist? Dann frage ich mich, ob sich wohl einer der Nachbarn noch daran erinnert, wie vergnügt sie, ehedem mit mir nach Hause ging? Und ich grüble darüber mit dumpfen Sinnen den ganzen freudlosen, langweiligen Tag hindurch.

      Von Zeit zu Zeit war davon die Rede gewesen, mich in eine Erziehungsanstalt zu schicken. Mr. und Miß Murdstone hatten den Gedanken angeregt, und meine Mutter hatte natürlich beigestimmt. Die Sache gedieh jedoch für jetzt noch nicht zum Abschluß. Mittlerweile hatte ich Lehrstunden zu Hause.

      Werde ich jemals diese Lehrstunden vergessen? Angeblich führte meine Mutter die Aufsicht, aber tatsächlich Mr. Murdstone und seine Schwester, die immer anwesend waren und dabei eine günstige Gelegenheit fanden, meiner Mutter Unterricht in der von ihnen so sehr mißverstandenen Festigkeit zu geben, die uns das Leben vergiftete. Ich glaube, man behielt mich nur deshalb zu Hause! Ich hatte gut und willig gelernt, als meine Mutter und ich noch allein miteinander lebten. Ich kann mich noch schwach erinnern, wie ich auf ihrem Schoß das Alphabet lernte. Wenn ich noch heutigestags auf die großen schwarzen Buchstaben einer Fibel sehe, so steht mir die verwirrende Neuheit ihrer Gestalten wieder vor Augen, und ich sehe die leicht zu unterscheidenden O's und Q's so deutlich, wie ich sie zuerst kennen lernte. Aber sie rufen mir keine Empfindung des Abscheus oder Widerwillens wach. Im Gegenteil scheint es mir, als sei ich einen Blumenpfad gewandelt bis zu dem Krokodilbuch, und wäre dabei durch die sanfte Stimme und Art meiner Mutter zum Vorwärtsschreiten ermuntert worden. Aber die feierlichen Lektionen, СКАЧАТЬ