Название: David Copperfield
Автор: Charles Dickens
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783961183173
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Endlich kam der Tag der Heimreise. Ich ertrug noch mannhaft die Trennung von Mr. Peggotty und Mrs. Gummidge, über der Abschied von der kleinen Emilie zerschnitt mir das Herz. Wir gingen Arm in Arm nach dem Wirtshause, wo der Fuhrmann ausspannte, und unterwegs versprach ich, ihr einen Brief zu schreiben.(Dieses Versprechen löste ich später in Buchstaben ein, die größer waren als die, mit denen man Vermietungsanzeigen zu schreiben pflegt.) Das Scheiden erschütterte uns sehr, und wenn ich jemals in meinem Leben eine Leere in meinem Herzen gesuhlt habe, so war es an diesem Tage.
Während der ganzen Zeit meines Besuchs war ich undankbar gegen das mütterliche Haus gewesen, und hatte wenig oder gar nicht daran gedacht. Aber kaum wendete ich ihm meine Schritte wieder entgegen, so wies auch vorwurfsvoll mein kindliches Gewissen mit standhaftem Finger dorthin, und ich fühlte es auch an dem Bangen, das mich überkam, daß es meine Heimat war und daß meine Mutter meine beste Trösterin und treueste Freundin sei.
Dieser Gedanken wuchs im Verlauf meiner Reise immer mehr an, so daß ich mich, je näher ich dem Ziele kam und je vertrauter mir die Umgebung wurde, desto lebhafter sehnte, nach Hause zu kommen und in ihre Arme zu eilen. Aber anstatt diesen Drang zu teilen, suchte ihn Peggotty, obgleich liebreich und sanft, zu unterdrücken, und sah verlegen und verstimmt aus.
Aber trotz ihrer Bemühung und der Langsamkeit des Pferdes kamen wir doch nach Blunderstone Krähenhorst. Wie deutlich es noch vor mir steht an dem kalten, grauen Nachmittag – mit dem dunkeln, regendrohenden Himmel!
Die Gartentür öffnete sich und ich erwartete in meiner freudigen Erregtheit halb lachend und halb weinend meine Mutter zu sehen. Aber nicht sie, sondern eine fremde Magd trat heraus.
»Ach, Peggotty!« sagte ich mißmutig. »Ist Mama denn noch nicht wieder zu Hause?«
»Ei ja, Master Davy!« sagte Peggotty. »Nur ein bißchen Geduld, Davy, und ich will dir etwas sagen.«
Teils infolge ihrer Aufregung, teils infolge ihres natürlichen Ungeschicks machte Peggotty gar seltsame Manöver, um aus dem Wagen zu kommen, aber ich war viel zu verlegen und sozusagen verblüfft, um eine Bemerkung darüber zu machen. Als sie endlich unten stand, faßte sie mich bei der Hand, und führte mich, der ich immer noch ganz verwundert war, in die Küche und machte die Tür zu.
»Peggotty!« sagte ich ganz erschrocken. »Was ist denn?«
»Nichts ist – du meine Güte, du lieber, guter Davy,« antwortete sie und heuchelte eine recht muntere Miene.
»Doch, es muß was vorgefallen sein! Wo ist Mama?«
»Wo Mama ist, Master Davy?« wiederholte Peggotty.
»Ja! Warum ist sie nicht an die Gartentür gekommen, und weshalb sind wir hier hineingegangen? Ach, Peggotty!«
Meine Augen waren voll Tränen, und mir war, als ob ich umsinken müßte.
»Mein Gott, das Kind!« rief Peggotty und nahm mich in ihre Arme. »Was gibt's denn? Sprich, mein Goldsohn!«
»Sie ist doch nicht tot? – Nein! Ach, sie ist nicht tot, Peggotty?«
Peggotty rief mir ein außerordentlich lautes und nachdrucksvolles »Nein!« entgegen und setzte sich dann hin und fing an zu ächzen und sagte, ich hätte sie fürchterlich erschreckt.
Um das wieder gut zu machen, fiel ich ihr um den Hals und stellte mich vor sie hin und sah sie in banger Erwartung an.
»Ja, ja, Liebling, ich hätte dir's eher sagen sollen,« fing Peggotty an, »aber ich fand keine Gelegenheit dazu. Ich hatte es eigentlich eher tun sollen, aber ich konnte nur partout nicht das Herz dazu fassen.« .
»Nur weiter, Peggotty!« sagte ich, noch mehr in Angst als vorher.
»Master Davy!« sagte Peggotty, während sie ihren Hut mit zitternden Händen aufknüpfte. »Denke nur mal: du hast einen Papa bekommen!«
Ich? fuhr zusammen und wurde blaß. Ein Etwas –- ich weiß nicht was oder wie – aber eine Vorstellung, die mit dem Grabe auf dem Kirchhof und dem Auferstehen der Toten zusammenhing, schien mich wie ein unheimlicher Frosthauch zu treffen.
»Einen neuen«, sagte Peggotty.
»Einen neuen?« wiederholte ich.
Peggotty schluckte, als ob ihr etwas Bitteres im Halse stecken geblieben sei, reichte mir die Hand und sagte:
»Komm jetzt, du mußt ihn sehen –«
»Ich mag ihn nicht sehen.«
»Aber deine Mama«, sagte Peggotty.
Ich weigerte mich nicht mehr, und wir gingen sogleich in das gute Zimmer, wo sie mich verließ. An der einen Seite des Kamins saß meine Mutter, an der andern Mr. Murdstone. Meine Mutter ließ ihre Arbeit aus der Hand sinken und stand rasch, aber wie es mir schien, etwas verlegen auf.
»Meine liebe Klara«, sagte Mr. Murdstone, »vergiß nicht! Immer zusammengenommen! Nun, Davy, wie geht's, Junge?«
Ich gab ihm die Hand. Nach einem augenblicklichen Zögern ging ich zu meiner Mutter und küßte sie; sie erwiderte meinen Kuß, streichelte mich, klopfte mich sanft auf den Rücken und nahm wieder ihre Arbeit zur Hand. Ich konnte sie nicht ansehen, ich konnte ihn nicht ansehen, ich wußte bestimmt, daß er uns beide beobachtete, und ich ging ans Fenster und sah hinaus auf ein paar Sträucher, die ihre Köpfe in der Kälte hängen ließen.
Sobald ich mich fortschleichen konnte, ging ich die Treppe hinauf. Mein altes liebes Schlafzimmer hatte eine andere Bestimmung erhalten, und ich war weit hinten umquartiert. Ich ging wieder hinab, um überhaupt etwas zu entdecken, was sich gleich geblieben wäre, denn so anders erschien mir alles, und ich ging auf den Hof hinaus. Aber hier war meines Bleibens nicht, denn in der sonst leeren Hundehütte war jetzt ein großer Hund untergebracht mit einer so tiefen Stimme und so schwarzem Haar wie er – und der Racker wurde sehr grimmig bei meinem Anblick und zerrte an der Kette, um über mich herzufallen.
Viertes Kapitel. Ich falle in Ungnade.
Wenn die Stube, in der jetzt mein Bett stand, ein Wesen mit Bewußtsein wäre, und Zeugnis ablegen könnte, so möchte ich sie heute – wer mag wohl jetzt dort schlafen? – auffordern, zu sagen, mit wie schwerem Herzen ich zu ihr hineintrat. Wie ich die Treppe hinaufging, hörte ich den Hund hinter mir her bellen, und СКАЧАТЬ