David Copperfield. Charles Dickens
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Название: David Copperfield

Автор: Charles Dickens

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783961183173

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СКАЧАТЬ Tom Pipes kletterte auf unsern Kirchturm, Strap mit dem Ränzel auf dem Rücken lehnte sich an unsere Gartentür, und ich war davon durchdrungen, daß Kommodore Trunnion und Mr. Trunnion ihre Klubsitzungen in der Gaststube unserer kleinen Dorfschenke abhielten.

      Der Leser weiß jetzt so gut wie ich, wie und was ich war, als das Ereignis eintrat, das für meine Jugendgeschichte zum Wendepunkt wurde und das ich jetzt erzählen will.

      Eines Morgens, als ich mit meinen Büchern in die Wohnstube trat, bemerkte ich, daß meine Mutter sehr verängstigt und Miß Murdstone sehr fest aussah, und Mr. Murdstone etwas um das untere Ende eines Rohrstöckchens wickelte. Es war ein geschmeidiges und schmächtiges Röhrchen, das er soeben gebrauchsfertig hergerichtet hatte und wie ich eintrat, in der Hand wog und auf und ab schwippen ließ.

      »Ich sage dir, Klara,« sagte Mr. Murdstone, »ich habe selbst oft Schläge gekriegt.«

      »Allerdings, natürlich«, bestätigte Miß Murdstone.

      »Gewiß, liebe Jane«, stammelte meine Mutter demütig. »Aber – aber meinst du, daß es Eduard gut getan hat?«

      »Meinest du, daß es Eduard geschadet hat, Klara?« fragte Mr. Murdstone feierlich. »Das ist eben die Frage!« sagte seine Schwester.

      Darauf wiederholte meine Mutter: »Gewiß, liebe Jane!« und sagte weiter nichts.

      Mich überschlich das Gefühl, daß ich bei dem Zwiegespräche persönlich beteiligt sei, und ich suchte Mr. Murdstones Blick, der sich drohend auf mich heftete.

      »Nun, David,« sagte er – und wieder mit jenem schielendfalschen Blick – »du mußt dich heute viel mehr in acht nehmen als gewöhnlich.« Er wog das Röhrchen gleichsam noch einmal in der Hand und ließ es wieder auf und nieder wippen. Dann legte er es mit einem ausdrucksvollen Blick neben sich bereit und nahm das Buch zur Hand.

      Als Anfang war dies schon ein vortreffliches Auffrischungsmittel für meine Geistesgegenwart. Ich fühlte, wie die Worte meiner Lektion unaufhaltsam dem Gedächtnis entschlüpften, nicht einzeln oder zeilenweise, sondern gleich seitenweise. Ich versuchte, ihrer wieder habhaft zu werden, aber es war gerade, wenn ich mich so ausdrücken darf, als ob die infamen Worte Schlittschuhe anhätten und mit einer unaufhaltsamen Schnelligkeit hinwegglitten.

      Die Sache fing schon schlecht an und ging noch schlechter fort. Ich war mit dem Gedanken ins Zimmer getreten, mich heute recht auszuzeichnen, denn ich glaubte, recht gut vorbereitet zu sein; aber es stellte sich als ein vollständiger Irrtum heraus. Ein Buch nach dem andern türmte sich auf und vermehrte den Haufen der Rückstände, und Miß Murdstone wendete die ganze Zeit über das Auge nicht von uns weg. Und als wir endlich zu den fünftausend Käsen kamen (diesmal machte er fünftausend Rohrstöckchen daraus, wie ich mich wohl erinnere), fing meine Mutter zu weinen an.

      »Klara!« rief Miß Murdstone warnend.

      »Ich fürchte, ich bin nicht ganz wohl, liebe Jane«, sagte meine Mutter.

      Ich sah, wie er seiner Schwester bedeutungsvoll zublinkte, als er aufstand, das Rohr nahm und sagte: »Jane, wir können kaum erwarten, daß Klara mit vollkommener Festigkeit den Ärger und die Qual erträgt, die David ihr heute verursacht hat. Das wäre wahrhaft stoisch. Klara hat sich sehr gebessert, aber wir können kaum so viel von ihr erwarten. David, Junge, komm, wir wollen beide hinaufgehen.«

      Als er mich beim Kragen zur Tür hinausschob, eilte meine Mutter uns nach. Miß Murdstone sagte: »Klara, du bist doch eine vollständige Törin!« und hielt sie auf. Ich sah, wie meine Mutter sich die Ohren zuhielt, und hörte sie weinen.

      Er führte mich in mein Zimmer: langsam und feierlich – ich bin überzeugt, es machte ihm teuflische Freude, die Exekution mit solchen Förmlichkeiten auszustatten – und als wir oben angekommen waren, packte er plötzlich meinen Kopf, zwängte ihn unter seinen Arm und hielt ihn dort fest.

      »Mr. Murdstone! Sir!« rief ich. »Bitte, schlagen Sie mich nicht! Ich habe mir alle Mühe gegeben, zu lernen, Sir, aber ich kann nicht lernen, wenn Sie und Miß Murdstone da sind! Ich kann es wirklich nicht!«

      »Kannst du es wirklich nicht, David?« sagte er. »Wirklich nicht? Nun, wir wollen das einmal versuchen.«

      Er hielt meinen Kopf fest wie in einem Schraubstock, aber es gelang mir doch noch einmal, mich umzudrehen und ihn einen Augenblick hinzuhalten, um ihn nochmals zu bitten, mich nicht zu schlagen. Doch das war nur ein augenblicklicher Aufschub, denn gleich darauf versetzte er mir einen derben Schlag, und in demselben Augenblick haschte ich seine Hand, mit der er mir den Mund zuhielt, faßte sie zwischen die Zähne und biß sie durch und durch. Es knirscht mir jetzt noch in den Zähnen, wenn ich daran denke.

      Nun hieb er auf mich los, als ob er mich zu Tode prügeln wollte. Über all den Lärm, den wir machten, hörte ich die andern die Treppe hinaufgestürzt kommen und schreien. Ich hörte meine Mutter schreien und Peggotty. Dann war er fort, und die Tür wurde von draußen verschlossen, und ich lag fieberheiß und zerbläut und wund und bebend auf den Dielen und raste in ohnmächtiger Wut.

      Wie gut ich mich noch erinnere, als ich wieder ruhig wurde, welche unnatürliche Stille im ganzen Hause zu herrschen schien! Wie gut ich mich erinnere, als sich Schmerz und Leidenschaft in mir legten, wie schlecht ich mir vorkam.

      Ich saß lange Zeit still da, aber es war kein Laut zu vernehmen. Ich krabbelte mich mühsam vom Erdboden auf und sah im Spiegel mein Gesicht so geschwollen und rot und häßlich, daß ich mich davor förmlich entsetzte. Die Striemen waren wund und geschwollen und ich mußte aufschreien, wenn ich mich rührte; aber dieser Schmerz war nichts gegen mein Schuldgefühl. Es lag schwerer auf meiner Brust, als wenn ich der abscheulichste Verbrecher gewesen wäre.

      Es fing an dunkel zu werden, und ich hatte das Fenster zugemacht (ich hatte die meiste Zeit mit dem Kopf auf dem Fensterbrett gelegen und abwechselnd geweint, abwechselnd halb geschlafen oder gedankenlos hinausgesehen), als sich der Schlüssel im Schlosse drehte und Miß Murdstone mit Brot, Fleisch und Mich hereintrat. Das setzte sie ohne ein Wort zu sprechen auf den Tisch, starrte mich während der ganzen Zeit mit unnachahmlicher Festigkeit an, entfernte sich wieder und schloß die Tür hinter sich zu.

      So saß ich noch lange nach dem Dunkelwerden da und grübelte, ob noch sonst jemand kommen werde. Als dies für diesen Abend unwahrscheinlich wurde, zog ich mich aus und ging zu Bette; und hier fing ich an mich zu ängstigen über das, was mit mir geschehen werde und zu überlegen, ob ich ein Verbrechen begangen hatte? Ob man mich verhaften und ins Gefängnis stecken werde? Ob man mich am Ende gar hängen könnte?

      Ich werde niemals das Erwachen am nächsten Morgen vergessen, wo ich mich für den ersten Augenblick froh und erleichtert fühlte, und wie mich dann plötzlich wieder die aufwachende Erinnerung niederdrückte. Miß Murdstone erschien wieder, ehe ich aufstand, sagte mir mit kurzen Worten, daß ich eine halbe Stunde aber nicht länger, im Garten spazieren gehen dürfe, und ging wieder. Sie ließ diesmal die Tür offen, damit ich von der Erlaubnis Gebrauch mache.

      Ich benutzte diese Erlaubnis wie an jedem Morgen meiner Gefangenschaft, die fünf Tage dauerte. Wenn ich meine Mutter allein hätte sehen und sprechen dürfen, so wäre ich vor ihr auf die Knie niedergefallen und hätte sie um Verzeihung gebeten; aber ich sah während der ganzen Zeit niemand außer Miß Murdstone. Eine Ausnahme bildete die Stunde des Abendgebetes in der Wohnstube; dorthin spedierte mich Miß Murdstone, nachdem alle СКАЧАТЬ