David Copperfield. Charles Dickens
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Название: David Copperfield

Автор: Charles Dickens

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783961183173

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СКАЧАТЬ gegen ihn. Aus ihren Reden merkte ich, daß eine ältere Schwester meines Stiefvaters heute abend kommen und hier bleiben sollte, Ich weiß nicht, ob ich schon damals oder erst später entdeckte, daß er, ohne selbst ein Geschäft zu haben, einen Gewinnanteil an einer Weinhandlung in London hatte, die mit seiner Familie schon vom Urgroßvater her in Verbindung gestanden hatte und bei der seine Schwester in gleicher Weise beteiligt war; aber ich kann es gleich hier bemerken.

      Als wir nach Tische vor dem Feuer saßen und ich auf eine Flucht zu Peggotty sann, ohne den Mut zu haben, fortzuschlüpfen, aus Furcht, den Herrn vom Hause zu erzürnen, fuhr ein Wagen vor der Gartentür vor, und Mr. Murdstone ging hinaus, den Besuch zu empfangen. Meine Mutter folgte ihm. Ich ging ihr schüchtern nach, und als sie sich in der Stubentür umdrehte und mich in der Dämmerung ans Herz drückte, wie sie es früher zu tun pflegte, flüsterte sie mir zu, ich solle meinen neuen Vater lieben und ihm gehorsam sein.

      Sie tat dies in großer Eile und sehr geheimnisvoll, als ob es ein Unrecht wäre, aber voller Zärtlichkeit; dann gab sie mir ihre Hand und führte mich hinter sich her in den Garten, wo er stand. Hier ließ sie mich wieder los und legte ihren Arm in den seinen.

      Der Ankömmling war Miß Murdstone: eine recht finster aussehende Dame. Sie war so schwarz wie ihr Bruder, dem sie in Gesicht und Summe sehr ähnelte, und hatte ganz buschige Augenbrauen, die über ihrer großen Nase fast zusammenliefen, als ob sie, durch die Schwäche ihres Geschlechts des Vorzugs eines Backenbarts beraubt, ihn über die Augen versetzt hätte. Sie brachte ein paar scharfkantige, ungefüge, schwarze Koffer mit, auf deren Deckel in harten Messingnägeln ihre Anfangsbuchstaben standen. Als sie dm Kutscher bezahlte, holte sie ihr Geld aus einer harten stählernen Börse, und sie trug die Börse in einem wahren Kerker von einem Strickbeutel, der an einer schweren Ketteln ihrem Arme hing und wie ein scharfes Gebiß auf- und zuschnappte. Ich hatte damals noch nie eine in allen Einzelheiten so harte metallene Dame gesehen, als Miß Murdstone eine war.

      Sie wurde mit vielen Zeichen der Bewillkommnung in die Wohnstube geführt und erkannte hier förmlich meine Mutter als eine neue und nahe Anverwandte an. Dann fiel ihr Auge auf mich, und sie sagte:

      »Ist das Ihr Junge, Schwägerin?«

      Meine Mutter gab ein bejahendes Zeichen.

      »Im allgemeinen kann ich Jungens nicht leiden«, sagte Miß Murdstone. »Wie geht dir's, Bube?«

      Unter diesen entmutigenden Verhältnissen erwiderte ich, daß ich mich wohl befinde und daß ich von ihr das gleiche hoffe, aber mit so wenig Wärme, daß mich Miß Murdstone mit zwei Worten abfertigte:

      »Schlechte Manieren!«

      Nachdem sie dies ganz unverblümt festgestellt hatte, wünschte sie nach ihrem Zimmer gewiesen zu werden, das für mich von da an ein Ort der Scheu und des Grauens wurde, wo die beiden schwarzen Koffer stets verschlossen dastanden und wo (denn ich guckte ein- oder zweimal in ihrer Abwesenheit hinein) am Spiegel in Ehrfurcht gebietenden Reihen eine Menge kleiner Stahlkettchen und Pflöckchen hingen, mit denen sich Miß Murdstone zu schmücken pflegte. Soviel ich herausbringen konnte, war sie in der löblichen Absicht gekommen, uns niemals wieder zu verlassen! Schon am nächsten Morgen fing sie an, meiner Mutter zu »helfen«, und ging den ganzen Tag über in der Vorratskammer aus und ein, um alles zurechtzusetzen und die alte liebe Ordnung umzustürzen. Die erste bemerkenswerte Eigenschaft, die mir an Miß Murdstone auffiel, war die, daß sie beständig von dem Verdacht beherrscht war, die Dienstmädchen hätten irgendwo im Hause einen Mann versteckt. Von diesem Wahne besessen, stürzte sie zu den allerungewöhnlichsten Zeiten in den Kohlenkeller und öffnete kaum ein einziges Mal die Tür eines dunkeln Schrankes, ohne daß sie ihn wieder zuschlug in der Meinung, sie habe den Mann nun glücklich dann gefangen.

      Obgleich Miß Murdstone nichts sehr Lustiges hatte, war sie doch in betreff ihres Aufstehens eine wahre Lerche. Sie war auf den Beinen (und ich glaube es heute noch, nur um den versteckten Kerl einmal zu finden), ehe sich, jemand im Hause regte. Peggotty war der Meinung, daß sie stets mit einem offenen Auge schliefe; aber ich konnte mich dieser Meinung nicht anschließen, denn ich hatte es selbst versucht, als sie diese Vermutung ausgesprochen hatte, und fand, daß es auf keine Weise möglich war.

      Am allerersten Morgen nach ihrer Ankunft hörte man ihre Klingel schon mit dem ersten Hahnenschrei. Als meine Mutter zum Frühstück herunterkam und den Tee bereiten wollte, fuhr Miß Murdstone mit dem Mund nach ihrer Wange, was bei ihr einen Kuß bedeuten sollte, und sagte:

      »Liebe Klara, Sie wissen ja, ich bin hergekommen, um Ihnen alle beschwerlichen Arbeiten abzunehmen, die ich nur abnehmen kann. Sie sind viel zu hübsch und flattersinnig« – meine Mutter errötete, lachte und schien sich diese Charakterisierung nicht ungern gefallen zu lassen – »als daß Ihnen Pflichten auferlegt werden dürften, die ich erfüllen könnte. Wenn Sie so gut sein wollen, mir Ihre Schlüssel zu geben, meine Liebe, so will ich alles das in Zukunft selber besorgen.« Von dieser Zeit an hielt Miß Murdstone die Schlüssel den Tag über in ihrem Beutelverlies und die Nacht über unter ihrem Kopfkissen und meine Mutter hatte also fortan nicht mehr damit zu tun als ich selbst.

      Meine Mutter ließ sich jedoch ihre Herrschaft nicht ohne den Versuch eines leisen Widerstandes rauben. Eines Abends, als Miß Murdstone ihrem Bruder gewisse Haushaltungspläne entwickelt hatte, denen er seine Zustimmung gab, fing meine Mutter an zu weinen und sagte, man hatte sie doch wohl auch zu Rate ziehen können.

      »Klara!« versetzte Mr. Murdstone streng. »Klara, ich muß mich ungemein über dich wundern.«

      »Ach, du hast gut von Wundern sprechen, Eduard!« rief meine Mutter »und du hast sehr gut von Festigkeit sprechen, aber du würdest dir dies selbst nicht gefallen lassen.«

      Ich will bei dieser Gelegenheit bemerken, daß Festigkeit die große Eigenschaft war, auf die Mr. und Miß Murdstone mit bedeutendem Nachdruck fußten. Wie ich damals den Begriff dieses Wortes erläutert hätte, wenn jemand auf den Gedanken gekommen wäre, mich danach zu fragen, weiß ich nicht; aber jedenfalls sah ich in meiner Weise vollkommen ein, daß es nur ein anderer Name für Tyrannei war und für einen gewissen finstern, anmaßenden knechtungsfrohen Zug, die in beiden lag. – Die Sache verhielt sich, wie ich sie mir heutzutage zurechtlege, so: Mr. Murdstone war »fest«; niemand auf der Welt war so fest wie er. Niemand in seiner speziellen Welt war überhaupt fest, denn seiner Festigkeit mußte sich alles unterjochen. Nur Miß Murdstone durfte davon eine Ausnahme bilden. Sie durfte zwar auch fest sein, aber nur in geringerem, mehr abhängigem Grade, gleichsam nur infolge ihrer Verwandtschaft mit ihm. Meine Mutter sodann war die zweite Ausnähme. Sie durfte und sollte auch »fest« sein, aber nur in der Art, daß sie die Festigkeit dieser beiden Tyrannen ertrug, und fest glauben sollte, es gebe sonst keine andere Festigkeit auf Erden. »Es ist sehr hart,« sagte meine Mutter, »daß ich in meinem eigenen Hause –«

      »In meinem eigenen Hause?« wiederholte Mr. Murdstone vorwurfsvoll. »Klara!«

      »In unserm eignen Hause meine ich«, stotterte meine Mutter ganz eingeschüchtert – »du weißt ja, was ich meine, Eduard – es ist sehr hart, daß ich in deinem eignen Hause nicht ein Wort über häusliche Angelegenheiten haben soll. Ich habe recht gut gewirtschaftet, bevor wir uns heirateten, das glaube mir! Ich habe Zeugen,« sagte meine Mutter schluchzend; »frage Peggotty, ob es nicht recht gut ging, wenn man mich allein machen ließ.«

      »Eduard, wir wollen der Sache ein Ende machen«, sagte Miß Murdstone. »Ich reise morgen ab.«

      »Jane Murdstone,« sagte ihr Bruder, »schweig! Wie kannst du dir erlauben, meinen Charakter nicht besser zu kennen, als deine СКАЧАТЬ