David Copperfield. Charles Dickens
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Название: David Copperfield

Автор: Charles Dickens

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783961183173

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СКАЧАТЬ dachte an die seltsamsten Sachen: an die Form des Zimmers, an die Sprünge an der Decke, an die Tapeten an den Wänden, an die Blasen und Höcker im Fensterglas, die alle Gegenstände draußen wunderlich verzerrten und verschoben, an den Waschtisch, der auf seinen drei Beinen wackelte und etwas Unzufriedenes hatte, was mich an Mrs. Gummidge erinnerte, wenn sie wieder an den Alten dachte. Dabei weinte ich die ganze Zeit über, aber ich weiß gewiß, daß ich außer die Empfindung von Kälte und Verlassenheit zu haben, keinen Augenblick daran dachte, warum ich weinte. Ich fing endlich in meiner Einsamkeit an zu denken, daß ich schrecklich verliebt in die kleine Emilie sei, und daß man mich gewaltsam von ihr getrennt habe, um mich hierher zu bringen, wo sich niemand halb so sehr wie sie um mich zu kümmern schien. Das machte mich vollends so unglücklich, daß ich mich in einen Teil der Bettdecke einwickelte und mich in Schlaf weinte.

      Ich wachte auf, als jemand sagte: »Da ist er ja!« und meinen brennenden Kopf aufdeckte. Meine Mutter und Peggotty hatten mich gesucht, und eine von beiden war es gewesen.

      »Davy«, sagte meine Mutter. »Was fehlt dir.«

      Es kam mir seltsam vor, daß sie mich fragte, und ich antwortete: »Nichts.« Ich besinne mich auch noch, ich legte mich wieder aufs Gesicht, damit sie meine zitternden Lippen nicht sähe, die ihr wahrere Auskunft gegeben hätten. »Davy«, sagte meine Mutter. »Davy, mein Kind!«

      Ich kann wohl sagen, kein Wort konnte mich damals mehr rühren, als daß sie mich, Kind nannte. Ich verbarg meine Tränen im Bettzeug und drängte mein Mutter mit der Hand von mir weg, als sie mich emporheben wollte.

      »Daran bist du schuld, Peggotty, du grausames Mädchen!« sagte meine Mutter. »Ich zweifle nicht im geringsten daran. Wie kannst du das mit deinem Gewissen abmachen, mein eigenes Kind gegen mich aufzuhetzen, oder gegen jemand, den ich lieb habe? Was soll das heißen,, Peggotty?«

      Die arme Peggotty. erhob beteuernd Hände und Augen und antwortete nur mit einer Art Umschreibung des Gebets, das ich nach dem Essen hersagte: »Gott verzeihe Ihnen, Mrs. Copperfield, was Sie diesen Augenblick gesagt haben, und mögen Sie es niemals ernstlich bereuen!«

      »Es ist rein zum Wahnsinnigwerden«, rief meine Mutter. »Und noch dazu in meinen Flitterwochen, wo mein bitterster Feind Erbarmen und Einsicht haben und mir das bißchen Ruhe und Glück nicht mißgönnen sollte! Davy, du ungezogenes Kind! Peggotty, du unbarmherziges Geschöpf! Ach Gott, ach Gott!« rief meine Mutter, sich bald an mich, bald an Peggotty wendend, »was ist das für eine schlimme Welt, gerade wenn man das höchste Recht hätte, zu erwarten, daß sie so angenehm wie möglich sei!«

      Ich fühlte die Berührung einer Hand, der ich sogleich anmerkte, daß es weder meiner Mutter noch Peggottys Hand war, und schlüpfte rasch bis ans Fußende des Bettes. Es war Mr. Murdstone, der seine Hand auf meinem Arm ruhen ließ, als er sagte:

      »Was ist das? Liebe Klara, hast du es vergessen? – Festigkeit, meine Liebe!«

      »Es tut mir recht leid, Eduard!« begann meine Mutter. »Es sollte recht gut gehen, aber nun ist alles so unbehaglich!« »Wirklich?« erwiderte er. »Das ist schlimm, Klara, und schon gleich im Anfang!«

      »Es ist recht grausam, daß es mich jetzt so treffen muß«, sagte meine Mutter schmollend. »Sehr, sehr hart, nicht wahr?«

      Er zog sie an sich, flüsterte ihr etwas ins Ohr und küßte sie. Als ich sah, daß meine Mutter ihren Kopf an seine Schulter legte und ihr Arm seinen Hals berührte, da wußte ich damals schon, daß er ihrem weichen Charakter jede beliebige Form geben konnte, wie ich es jetzt weiß, daß er es getan hat!

      »Geh hinunter, liebes Kind!« sagte Mr. Murdstone- »David und ich werden nachher auch hinunter kommen.«

      »Meine Gute«, sagte er mit einem finstern Gesicht zu Peggotty, als er meine Mutter an die Tür begleitet und sich mit einem Nicken und einem Lächeln verabschiedet hatte. »Wissen Sie den Namen Ihrer Herrin?« ,

      »Sie ist seit langer Zeit meine Herrin, Sir«, erwiderte Peggotty. »Ich sollte ihn wissen.«

      »Das ist richtig«, antwortete er, »Aber mir kam es vor, wie ich die Treppe herauf kam, als ob Sie meine Frau mit einem Namen anredeten, der nicht der ihrige ist. Sie werden aber wissen, sie trägt jetzt den meinen. Vergessen Sie das nicht.«

      Mit einem besorgten Blick auf mich knickste Peggotty, ohne zu antworten, aus dem Zimmer, denn sie sah, man erwarte ihre Entfernung, und sie hatte keine Entschuldigung, zu bleiben. Als wir beide allein waren, machte er die Tür zu, setzte sich auf einen Stuhl, stellte mich aufrecht vor sich hin, während er mich immer noch am Arme hielt, und sah mir fest in die Augen. Ich fühlte die meinigen nicht weniger fest zu den seinigen hingezogen. Wenn ich mir zurückrufe, wie wir uns Auge in Auge gegenüberstanden, kommt es mir vor, als hörte ich noch einmal mein Herz schneller und lauter schlagen.

      »David,« sagte er und preßte seine Lippen zusammen, »wenn ich ein ungehorsames Pferd oder einen störrischen Hund habe, was meinst du wohl, was ich mit ihnen mache?« »Das weiß ich nicht.«

      »Ich prügle sie.«

      Ich hatte ihm in einem schier tonlosen Geflüster geantwortet, aber ich fühlte, daß jetzt mein Atem ganz stockte.

      »Ich schlage sie, daß sie sich krümmen. Ich sage zu mir, ich will diese Geschöpfe gehorchen lehren; und wenn's ihnen alles Blut in ihrem Leibe kosten sollte, fügen müßten sie sich doch. Was hast du im Gesicht?«

      »Es ist Schmutz«, sagte ich.

      Er wußte so gut wie ich, daß es die Spuren von Tränen waren. Aber wenn er mich zwanzigmal gefragt hätte, jedesmal mit zwanzig Hieben, so glaube ich doch, mein Kinderherz wäre eher zersprungen, als daß ich es gesagt hätte.

      »Du bist ziemlich gescheit für einen kleinen Jungen«, sagte er mit seinem düstern Lächeln, wie es ihm eigen war, »und ich sehe, du hast mich recht gut verstanden. Wasche dir nun das Gesicht und komm mit mir hinunter.«

      Er wies nach dem Waschtisch, der mir wie Mrs. Gummidge vorkam, und machte eine Bewegung mit seinem Kopf, die mich ohne Verzug gehorchen ließ. Ich zweifelte damals ebensowenig, und jetzt noch weniger, daß er mich ohne das geringste Erbarmen zu Boden geschlagen hätte, wenn ich nicht gehorcht hätte.

      »Meine liebe Klara,« sagte er, als ich es auf sein Geheiß getan hatte und er, mich immer noch am Arm haltend, mit mir in die Wohnstube trat. »Du wirst hoffentlich keinen Verdruß in Zukunft haben. Wir wollen unser junges Freundchen bald bessern.«

      Gott verzeihe mir's, aber ich hätte für mein ganzes Leben gebessert werden, ich hätte ein ganz anderer Mensch werden können, wenn man mir damals ein einziges freundliches Wort gesagt hätte, ein Wort der Ermutigung und der Aufklärung, ein Wort des Mitleids mit meiner kindischen Unwissenheit oder ein Wort der Bewillkommnung in der Heimat, ein Wort der Versicherung, daß das alte, mütterliche Haus noch ganz dasselbe sei, solcher Worte ein paar hätten mich zu einem gehorsamen Sohne gemacht, anstatt daß ich jetzt Gehorsam heuchelte, und hätten mich ihn achten anstatt hassen gelehrt. Mir kam es vor, als wenn es meiner Mutter wehe täte, mich so scheu und fremd im Zimmer stehen zu sehen, und daß sie, als ich nach einem Stuhle schlich, mir mit betrübten Blicken folgte: aber keines jener Worte wurde gesprochen, und die Gelegenheit dazu war bald vorüber.

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