Название: David Copperfield
Автор: Charles Dickens
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783961183173
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Als wir in die Straßen einfuhren, die mir wunderbar genug vorkamen, und die Fische und das Pech und das Werg und den Teer rochen, die Matrosen herumschlendern sahen und die Karren über die Steine rasseln hörten, fühlte ich, daß ich einem so geschäftigen Orte Unrecht getan hatte, und sprach dies gegen Peggotty aus, die meine Ausrufe der Freude mit innerem Behagen anhörte und sagte, es sei bekannt (wahrscheinlich denen, die den Vorzug hatten »Bücklinge« zu sein), daß Yarmouth alles in allem genommen die schönste Stadt der Welt wäre. '
»Da ist ja mein Am!« schrie Peggotty überrascht auf, »und so gewachsen ist er, daß man ihn gar nicht mehr erkennt!«
Ham erwartete uns am Gasthaus und erkundigte sich wie ein alter Bekannter nach meinem Befinden. Anfangs kam es mir natürlich nicht so vor, als ob ich ihn so gut kennte als er mich, weil er seit der Nacht, wo ich geboren wurde, nicht wieder in unser Haus gekommen war, und dadurch hatte er also in dieser Hinsicht einen Vorteil vor mir voraus. Aber unsere Vertraulichkeit nahm alsbald sehr zu, als er mich auf seinem Rücken nach Hause trug. Er war ein gewiß sechs Fuß hoher, breitbrüstiger und starkschulteriger Bursche geworden mit einem verlegengrinsenden Knabengesicht und blondgeringeltem Haar, was ihm ein etwas schafiges Aussehen verlieh. Er hatte eine Segeltuchjacke an und Hosen von so stocksteifem Zeug, daß sie ganz von selbst, ohne Menschenbeine darin, aufrecht gestanden hätten. Einen eigentlichen Hut trug er gerade nicht, aber er hatte etwas Schwarzes obendrauf sitzen wie alte Dachpappe auf einein Hause.
Ham trug mich also auf dem Rücken, und ein kleines Kistchen, das wir mitgebracht hatten, nahm er unter den Arm, während Peggotty einen zweiten Kasten trug, und so gingen wir durch Seitengäßchen, wo der Boden mit Abfall von Zimmerholz und kleinen Sandhäufchen bedeckt war, an Gasanstalten und Schmieden, an Seilerwerkstätten und Zimmerplätzen vorbei, wo Schiffe und Boote gebaut, auseinandergelegt, kalfatert und aufgetakelt wurden, bis wir auf die einförmige Fläche kamen, die ich schon von weitem gesehen hatte. Da rief Ham:
»Da ist unser Haus, Master Davy!«
Ich sah mich nach allen Seiten um, so weit ich konnte, und ließ meine Augen über die flache Ebene, über das Meer und über den Fluß schweifen, aber nirgends konnte ich ein Haus entdecken. Dagegen lag, nicht weit von uns, hoch auf eine kleine trockene Bodenerhebung aus der Flut gezogen, ein schwarzes, ausrangiertes Boot oder sonst etwas Fahrzeugähnliches mit einem eisernen als Schornstein dienenden Gußrohr, das gemütlich rauchte; aber sonst erblickte ich nichts, was einer Wohnung ähnlich gesehen hätte.
»Ist es das dort?« sagte ich. »Das Ding da, das wie ein Schiff aussieht?«
»Das ist's, Master Davy«, erwiderte Ham.
Ich glaube, selbst wenn es Aladdins Palast mit dem Ei des Vogels Rock und allem sonstigen zauberischem Zubehör gewesen wäre, so hätte ich mich nicht mehr über den romantischen Gedanken, darin zu wohnen, freuen können. In die Seitenwand war eine bewundernswerte Tür geschnitten, die überdacht war, und daneben waren richtige kleine Fenster. Aber der wunderbarste Reiz für mich war, daß es ein wirkliches Boot war, das gewiß hundertmal, auf dem Wasser geschwommen hatte und niemals bestimmt gewesen war, auf dem Trockenen zur Wohnung zu dienen: Gerade das bezauberte mich ganz und gar. Wenn es ursprünglich zu einer Wohnung bestimmt gewesen wäre, so hätte es mir vielleicht klein und eng und unbequem oder allzu abgelegen geschienen: da es aber nie zu dem Zwecke einer Wohnung hatte dienen sollen, so kam es mir ganz vollkommen vor als Aufenthaltsort.
Im Zimmer war es außerordentlich reinlich und so schmuck wie möglich. Ein Tisch war vorhanden und eine Holländer Wanduhr und eine Kommode; auf der Kommode stand ein Präsentierbrett, bemalt mit einer spazierenden Dame, die einen Sonnenschirm trug und einen soldatisch aussehenden Knaben an der Hand führte, der einen Reifen rollte. Das Präsentierbrett wurde durch eine Bibel vom Herunterrutschen bewahrt, und wenn es umgefallen wäre, so hätte es eine Anzahl Tassen und eine Teekanne zerschlagen, die um die Bibel gruppiert waren. An den Wänden hingen ein paar gewöhnliche kolorierte Bilder aus der heiligen Schrift unter Glas und Rahmen, wie ich sie seitdem nie wieder auf Jahrmärkten sehen konnte, ohne daß gleich das ganze Innere von dem Hause des Peggottyschen Bruders deutlich vor mir stand, Gin roter Abraham, der einen blauen Isaak opfern wollte, und ein gelber Daniel in einer Höhle unter grünen Löwen waren am hervorstechendsten. Über dem kleinen Kaminsims hing ein Bild des Luggers Sarah Jane, in Sunderland gebaut, und an dem Gemälde war am Stern ein wirklicher kleiner Schiffsspiegel von Holz angebracht, so daß ich dieses Kunstwerk, in dem sich die Malerei mit der Zimmerkunst vereinte, für als das beneidenswerteste Besitztum der Welt hielt. An den Deckbalken bemerkte ich ein paar Haken, deren Bestimmung ich nicht gleich erraten konnte, und dann gab's noch einige Schiffskisten und Koffer in den Winkeln, die zugleich als Sitze für die fehlenden Stühle dienten.
Alles dies sah ich gleich auf den ersten Blick – nach Art der meisten Kinder, wie ich behaupte – und dann machte Peggotty eine kleine Tür auf und zeigte mir mein Schlafstübchen. Es war das vollkommenste und behaglichste Schlafstübchen, das ich jemals gesehen hatte – und lag gerade im Heck des Bootes, mit einem kleinen Fenster, wo früher das Steuer hindurchgegangen war, mit einem kleinen Spiegel, für mich gerade in richtiger Höhe an die Wand genagelt und mit Austernschalen eingefaßt, mit einem kleinen Bett und davor gerade Platz genug, um hinein zu kriechen, und mit einem Strauß von Seegras in einem blauen Krug auf dem Tisch. Die Wände waren so weiß getüncht wie Milch, und die aus Resten zusammengesetzte Steppdecke auf dem Bette blendete meine Augen fast durch ihren schneeigen Glanz. Etwas, was mir in diesem allerliebsten Hause besonders auffiel, war der Fischgeruch, der so durchdringend war, daß mein Taschentuch, als ich es einmal herausnahm, um mir die Nase zu putzen, gerade so roch, als ob ein Hummer darin eingewickelt gewesen wäre. Als ich diese Entdeckung Peggotty im Vertrauen mitteilte, sagte sie mir, daß ihr Bruder mit Hummern, Krabben und Krebsen handle; und später fand ich, daß immer ein Haufen von diesen Geschöpfen im Zustande eines wunderlichen Konglomerats draußen in einem kleinen hölzernen Schuppen, in dem Töpfe und Kessel hingen, aufbewahrt wurde, und daß die Zangentiere nach allem packten, was in ihre Nähe geriet.
Uns empfing eine sehr höfliche Frau mit einer weihen Schürze, die ich schon in der Tür hatte knicksen sehen, als ich auf Hams Rücken noch eine gute Strecke vom Hause entfernt war. Neben ihr stand ein sehr schönes kleines Mädchen (so kam es mir wenigstens vor) mit einem Halsband von blauen Glasperlen. Das Kind ließ sich aber nicht küssen, als ich mich dazu anschickte, sondern rannte fort und versteckte sich. Später, als wir ein opulentes Mittagsessen, bestehend aus gekochten Flundern, geschmolzener Butter und Kartoffeln und einem Schöpskotelett extra für mich, zu uns genommen hatten, kam ein stark behaarter Mann mit einem sehr gutmütigen Gesicht nach Hause. Da er Peggotty »Mädel« nannte und ihr einen derben Schmatz auf die Backe gab, schloß ich aus der sonstigen Züchtigkeit ihres Benehmens, daß es ihr Bruder sei, und das war auch der Fall, und er wurde mir als Mr. Peggotty, der Herr vom Hause, vorgestellt.
»Freut mich, Sie zu sehen, Sir«, sagte Mr. Peggotty. »Sie werden sehen, wir find einfache, aber ehrliche Leute.«
Ich dankte ihm und gab zur Antwort, daß ich mich an einem so reizenden Orte gewiß wohl befinden würde. »Wie befindet sich Ihre Mama, Sir?« sagte Ml. Peggotty. »Haben Sie sie recht munter und frisch verlassen?«
Ich gab Mr. Peggotty zu verstehen, daß sie so munter und frisch sei, wie ich nur wünschen könnte, und daß sie mir aufgetragen, ihm СКАЧАТЬ