Название: Der neue Sonnenwinkel Box 9 – Familienroman
Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der neue Sonnenwinkel Box
isbn: 9783740970222
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Pamela konnte mittlerweile über ihre Adoption sprechen, zum Glück. Einfacher wäre es für alle Beteiligten gewesen, man hätte Pamela sofort reinen Wein eingeschenkt und ihr gesagt, dass sie adoptiert, aber ein Kind ihres Herzens sei. Darüber heute noch nachzudenken, lohnte sich nicht. Teresa gehörte ohnehin nicht zu den Menschen, die ständig zurückblickten und der guten alten Zeit nachjammerten. Das, woran man sich erinnerte, entsprach eh nicht der damaligen Wirklichkeit.
»Wir hatten Glück, dich in unserem Leben aufnehmen zu dürfen, weil das für uns alle eine ganz große Bereicherung ist, und du bist …«
Teresa brach ihren Satz ab, weil ein Mädchen auf sie zugelaufen war, ungefähr in Pamelas Alter: »Pamela, was machst du in Hohenborn?«
Pamela erzählte von Fips und dass sie nun mit ihrer Oma ein Eis essen gehen würde.
Teresa bemerkte den sehnsuchtsvollen Blick des Mädchens und sagte: »Wenn du Lust hast, dann komm doch mit. Ich lade dich ein.«
Nicht nur das Mädchen freute sich, das, wie sich herausstellte, Jennifer hieß, das tat auch Pamela. Und das konnte Teresa gut nachvollziehen. Mit einer Gleichaltrigen konnte man viel interessantere Gespräche führen als mit einer alten Omi. Außerdem war auch schon alles gesagt.
*
Astrid Keppler war lange unentschlossen, wusste nicht, was sie tun sollte. Die beiden Ärztinnen waren so nett, und sie hatten ihr unabhängig voneinander geraten, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Die meisten Vorschläge, die die Ärztinnen gemacht hatten, kamen für Astrid nicht infrage. Aber das mit einem Teilzeitjob in einem Textilgeschäft, das würde sie schon interessieren. Aber bestimmt war der Job längst weg.
Astrid versuchte, Oskar zu erreichen. Natürlich war sein Handy wie immer abgestellt, und prompt meldete sich nach der Umleitung des Gesprächs die nette Frau Winkelmann, die allerdings bedauerte, Astrid nicht sagen zu können, wann ihr Mann wieder erreichbar sei.
Astrid bedankte sich, beendete das Gespräch, sie wollte überhaupt nicht mehr wissen, wo Oskar sich gerade aufhielt. Was brachte das denn? Überhaupt nichts, für sie zählte nur, dass er wieder nicht nach Hause kommen würde. Und sie traute sich auch nicht mehr, jetzt etwas zu inszenieren, um ihn zu zwingen.
Jetzt konnte sie zwei Dinge tun, entweder in Lethargie verfallen oder sich aufraffen und nach Hohenborn fahren, zumal sie Amelie heute nicht mehr sehen würde. Die war lieber bei Frau Wolfram als bei ihrer Mutter, und heute wollten die gemeinsam einen Zoobesuch machen.
Auch wenn der Job weg war, hinderte niemand sie daran, ein bisschen durch Hohenborn zu schlendern, sich vielleicht etwas zu kaufen. Geld genug hatte sie ja, und einen großzügigen Ehemann dazu, da konnte sie sich nicht beklagen. Dass die Gegenwart ihres Mannes ihr lieber wäre, würden vielleicht manche Frauen nicht begreifen.
Sie raffte sich auf, duschte, zog sich an, und dann war es ein wenig mühsam, sich die Spuren wegzuschminken, die ihre letzte, unsinnige Attacke hinterlassen hatte. Es ging einigermaßen, doch dann kämmte sie sich die Haare so, dass nichts mehr zu sehen war. Den bandagierten Fuß konnte sie nicht wegzaubern. Doch darum machte sie sich keine Sorge, sie humpelte zwar noch ein wenig, doch das war kaum wahrnehmbar, und den Verband konnte sie unter einer Stiefelette verstecken.
Astrid war schon ein wenig aufgeregt, als sie nach Hohenborn fuhr. Frau Dr. Müller hatte den Weg zu dem Laden gut beschrieben, Astrid fand ihn sofort. Und sie war ein wenig beeindruckt, ›Outfit‹ war ein Geschäft, das sich hinter einem Laden in der Großstadt nicht verstecken musste. Ihr Herz begann zu schlagen, als sie den Zettel im Schaufenster entdeckte. Man suchte noch immer eine Aushilfe, und Astrid fragte sich unwillkürlich, ob das nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war. War man zu wählerisch, und die Bewerber genügten den Ansprüchen nicht?
Schon wollte sie aufgeben, als sie sich dann doch einen Ruck gab, tief durchatmete und das Geschäft betrat. Die aus Granit und Stahl bestehende Einrichtung war beeindruckend, und Astrid gratulierte sich insgeheim, dass sie sich etwas flippiger angezogen und nicht eines dieser klassischen Outfits gewählt hatte, in denen Oskar sie am liebsten sah. Das wäre ein totaler Fehlgriff gewesen.
Das Geschäft war groß, Verkäuferinnen waren bemüht, Kundinnen zufriedenzustellen. Eine Frau, die ungefähr so alt sein mochte wie sie, kam auf Astrid zu, erkundigte sich nach ihren Wünschen und blieb noch immer freundlich, als Astrid erzählte, weswegen sie gekommen sei.
Die Frau war die Besitzerin Doreen von Senk, die das Gespräch nicht beendete, nachdem Astrid gestehen musste, dass sie keine gelernte Verkäuferin war.
Doreen stellte Fragen, die Astrid zum Glück beantworten konnte, und dann geschah etwas, was Astrid das Gefühl vermittelte, ins kalte Wasser geworfen zu sein, ohne dass danach gefragt wurde, ob sie überhaupt schwimmen könne.
»Dann zeigen Sie mal, was Sie können«, forderte Doreen sie auf, als eine Kundin den Laden betrat.
Astrid schwitzte Blut und Wasser, als sie auf die Kundin zuschritt, sie freundlich begrüßte und sich nach deren Wünschen erkundigte.
Die Frau wollte ein neues Outfit kaufen. »Wissen Sie, ich bin zum Geburtstag bei einer Freundin eingeladen, bei der sich immer nur dieselben Leute treffen. Da kann ich unmöglich etwas anziehen, was die anderen kennen, zumal da auch einige Frauen dabei sind, die sich in den Geschäften besser auskennen als in den eigenen Häusern, weil sie so was wie einen Kaufzwang haben, wenn Sie verstehen, was ich meine?«
Ganz verstand Astrid es nicht, doch sie lächelte zuvorkommend, dann warf sie der Kundin einen abschätzenden Blick zu. Sie hatte zum Glück eine Größe, die man im ›Outfit‹ vorfand. Astrid taten immer die armen Frauen leid, die ein Geschäft betraten, um sich etwas Hübsches zu kaufen und zur Antwort bekamen, dass man in ihrer Größe nichts führte. So etwas war bitter, zumal die Verkäuferinnen sich nicht um einen verbindlichen Ton bemühten, sondern dass sie geradezu entsetzt wirkten. Das hatte Astrid mehr als nur einmal mitbekommen.
Sie schlug der Kundin vor, dass sie sich gemeinsam umsehen sollten, weil einem dann oftmals etwas ins Auge fiel, was man vorher überhaupt nicht auf dem Schirm hatte. Zum Glück ließ sich die Kundin darauf ein. Gemeinsam schlenderten sie durch den Laden, Astrid schwitzte Blut und Wasser, denn sie hatte nicht nur die Elemente im Auge zu behalten, um sich hinterher erinnern zu können, nein, sie musste auch sehen, wie die Kundin auf die verschiedenen Sachen reagierte.
So wie sie bereits gekleidet war, und wohin sie am liebsten schaute, war schnell auszumachen, dass sie Pastelltöne liebte. Auch wenn Astrid keine Fachverkäuferin war, besaß sie schon ein gewisses Gespür für das was ging und was man besser bleiben lassen sollte. Bei der Kundin handelte es sich um eine blasse Blondine mit hellen Augen. Also, wenn sie an deren Stelle wäre, würde sie sich nicht für diese lieblichen Farben entscheiden.
Während die Kundin sich einen blassblauen Pullover anschaute, ließ Astrid ihre Blicke schweifen, und dann entdeckte sie etwas.
Sie konnte total danebenliegen, doch sie entschuldigte sich kurz, ging weg, und wenig später kam sie mit einem grauen Zweiteiler zurück, einem interessant geschnittenen Rock und einer dazu passenden kastigen Jacke, dazu brachte sie ein blassrosa Top und einen kurzärmeligen Pullover aus feinem Merinostrick mit, ebenfalls in einem blassen Rosaton.
Das zeigte sie der Kundin und merkte sofort, dass sie damit bei der Dame keinen Blumentopf gewinnen konnte, mit dem Top und dem Pulli ja, denn die waren in den von ihr beliebten und geliebten Farben gefertigt. Doch das graue Outfit? Das erntete bloß ein Kopfschütteln.
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