Der neue Sonnenwinkel Box 9 – Familienroman. Michaela Dornberg
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Название: Der neue Sonnenwinkel Box 9 – Familienroman

Автор: Michaela Dornberg

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der neue Sonnenwinkel Box

isbn: 9783740970222

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СКАЧАТЬ Wenn es nicht grotesk wäre, könnte man beinahe annehmen, es sei eine Flucht gewesen, denn ich konnte mich von meinen Freunden kaum verabschieden, nur wenigen meine neue Adresse hinterlassen. Aber hierher will ohnehin keiner kommen, was sollen sie auch hier. Hier gibt es nur Bäume. …«

      »Und den See«, wandte Claire ein, »nicht zu vergessen die Felsenburg.«

      Astrid winkte ab.

      »Ein verfallenes Gemäuer, was ist das schon.«

      Claire merkte, dass sie so nicht weiterkam, Astrid Keppler wollte am Sonnenwinkel nichts Schönes finden.

      »Und wie hat Ihr Mann es erklärt, dass Sie hergezogen sind?«, wollte Claire wissen.

      »Er hat tausend Gründe gefunden, aber uns ging es vorher gut, wir hatten alles. Unser Leben war schön, seit wir hier sind, fliegt es mir um die Ohren, und Oskar kommt immer seltener nach Hause.«

      »Und haben Sie mal mit Ihrem Mann geredet?«

      »Ich weiß doch, was dann kommt, dass er es für uns tut, damit es uns an nichts mangelt, dass er auch gern mehr Zeit mit uns verbringen würde, dass wir sein Leben sind, und dann vertröstet er mich auf später, bittet mich, Geduld zu haben, und was soll ich dann machen, mich mit ihm streiten? Ich bin doch froh, dass er da ist, weil ich ihn liebe, und er liebt mich auch, das weiß ich ja, aber da ist was …«

      Auf eine Ratestunde wollte Claire sich jetzt nicht einlassen, und so schlug sie Astrid vor, Eigeninitiative zu entwickeln.

      »Sie haben Frau Wolfram, die sich um Amelie kümmern kann, dann den Kindergarten. Wer hindert Sie daran, wenigstens den Vormittag für sich zu nutzen. Im Tierheim in Hohenborn wird jede Hand gebraucht. Und Ihnen gehört doch der kleine rote Flitzer vor der Tür, oder?«

      Das bestätigte Astrid, doch dann fügte sie hinzu: »Ich habe es nicht so mit Tieren, außerdem habe ich eine Tierhaarallergie.« Das hatte sie auch schon Roberta erzählt.

      Ehe sie weitere Vorschläge machte, erkundigte Claire sich: »Und gibt es etwas, was Sie interessiert, Frau Keppler?«

      Jetzt erwachte die junge Frau ein wenig aus ihrer Lethargie. »Mode«, kam es wie aus der Pistole geschossen, »Mode interessiert mich sehr.«

      Na endlich.

      Claire schlug ihr vor, sich dann doch in einer der Boutiquen und anderen Bekleidungsgeschäften einen Teilzeitjob zu suchen. Schon war Astrid wieder mutlos.

      »Da sucht bestimmt niemand eine Aushilfe.«

      Da widersprach Claire sofort.

      »Also gestern habe ich noch in Hohenborn in dem angesagten Textilladen ›Outfit‹ ein großes Schild gesehen, dass Teilzeitkräfte gesucht werden. Und ich verstehe zwar nicht viel von Mode, doch ich finde, vom Typ her passen Sie genau in solch ein Geschäft. Anstatt Trübsal zu blasen, sollten Sie sich hübsch machen und nach Hohenborn fahren und sich vorstellen.«

      Astrid zögerte.

      »Für mich wäre das jetzt eine Herausforderung, ich würde hinfahren, und ich würde alles dransetzen, dass man mich nimmt. Und ich weiß, dass Sie das können, Sie müssen es nur wollen.«

      Astrid zögerte noch immer, und da fuhr Claire stärkere Geschütze auf.

      »Wenn Sie einen Job haben, überbrücken Sie die Wartezeiten besser, und Sie müssen nicht mehr mit dem Kopf gegen die Wand laufen. Frau Keppler, Sie sind eine junge, intelligente Frau. Sie können doch nicht Ihr Leben mit Warten auf Ihren Ehemann verbringen? Nun sind Sie mal hier, machen Sie das Beste draus.«

      Sie griff in ihre Tasche, holte einen Zettel heraus, schrieb eine Nummer darauf.

      »Frau Keppler, ich gebe Ihnen jetzt, was ich nur äußerst selten tue, meine private Telefonnummer. Bitte rufen Sie mich an und erzählen mir, was sich ergeben hat. Ich bin überzeugt davon, dass es klappen wird.«

      Astrid zögerte, doch dann griff sie nach dem Zettel, und für Claire bedeutete das, dass sie gewonnen hatte. Es war also doch nicht so verkehrt gewesen, anzuhalten.

      Sie erhob sich.

      »Und nun will ich Sie nicht länger aufhalten, Frau Keppler, ich wünsche Ihnen Glück, und rufen Sie in dem Laden nicht an, gehen Sie einfach vorbei. Wenn man Sie sieht, wird man leichter eine Entscheidung treffen.«

      Astrid bedankte sich, Claire verzichtete darauf, zur Tür begleitet zu werden, sie kannte sich auf. Und jetzt hoffte sie nur, dass, wenn sie jetzt ging, es das letzte Mal sein würde.

      Claire ging zu ihrem Auto, stieg ein, warf noch einen kurzen Blick auf das Haus, vor dem der auffallende Flitzer stand. Damit kam ihr Mittelklasseauto längst nicht mit, doch das erweckte keinerlei Neidgefühle in ihr. Sie war mit ihrem Leben nicht nur zufrieden, nein, sie war überglücklich und unendlich dankbar. Und ein Auto? Das war doch nicht mehr als nur ein Fortbewegungsmittel.

      Sie blickte auf die Uhr.

      Claire war doch länger bei Astrid Keppler geblieben als gedacht, und eigentlich war das ja überhaupt nicht vorgesehen gewesen. Aber es war schon gut, dass sie angehalten hatte, wenn die junge Frau sich aufraffen würde, und das hoffte Claire sehr, könnte sich manches ändern. Und wenn nicht, Zeit ließ sich nicht zurückholen.

      Jetzt musste sie halt umdenken, doch sie brauchte sich wirklich keine Gedanken darüber zu machen, wie sie den Rest des Tages verbringen würde. Da gab es einmal das Geld von Gloria Weitz, über dessen Verwendung sie sich noch immer nicht klar war, da gab es immer noch unausgepackte Kisten und Kartons, und außerdem hatte sie Bereitschaftsdienst und konnte jederzeit abgerufen werden. Doch deswegen hatte sie wahrhaftig keinen Leidensdruck. Auch sie war Ärztin aus Leidenschaft, da unterschied sie nichts von Roberta.

      *

      Rosmarie Rückert wartete auf Inge Auerbach, die zum Frühstück kommen wollte, und Inge würde Brötchen mitbringen.

      Rosmarie freute sich, Inge zu sehen, und sie hoffte sehr, die würde sie von ihren Gedanken abbringen, denn das mit dem toten Raben wollte ihr einfach nicht aus dem Kopf gehen. Dabei hatte Heinz, als er in ein Notariat fuhr, einen ganz munteren Eindruck gemacht. Vielleicht sorgte sie sich unnötig?

      Und sie machte sich auch nicht mehr die Sorgen, ob ihre Entscheidung, in den Sonnenwinkel gezogen zu sein, richtig gewesen war. Klar war sie das.

      Goldene Sonnenstrahlen verfingen sich in den kostbaren Möbeln, die hier viel besser zur Geltung kamen als in der alten Villa in Hohenborn. Sie hatten ja nicht viel mitgenommen, doch Rosmarie war froh, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

      Meta hatte bereits Kaffee gekocht, und sie war jetzt damit beschäftigt, es sich in ihrer eigenen kleinen Wohnung gemütlich zu machen.

      Als es klingelte, sprang Rosmarie auf, um Inge zu öffnen. Die brachte nicht nur die versprochenen Brötchen mit, frisch geholt vom Bäcker, sondern auch noch einen wunderschönen Blumenstrauß.

      Rosmarie war ganz gerührt. Aber so war Inge.

      »Du bringst mir Blumen mit, dabei müsste ich dir einen ganzen Waggon voller Blumen schenken für alles, was du hier gemacht hast. Ohne deine tatkräftige Hilfe, vor allem ohne dein umsichtiges Handeln wären wir längst nicht so weit.«

      Es СКАЧАТЬ