Название: Der neue Sonnenwinkel Box 9 – Familienroman
Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der neue Sonnenwinkel Box
isbn: 9783740970222
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Alma atmete erleichtert auf. Auf ihrem Gesicht zeichnete sich so etwas wie ein kleiner Hoffnungsschimmer ab.
»Das würden Sie tun, Frau Doktor?«
Roberta versprach es, und während Alma in die Küche ging, um den Kaffee zu kochen, begann Roberta zu handeln. Die arme Alma, sie konnte sehr gut verstehen, wie enttäuscht die jetzt war. Roberta unterstützte zwar obdachlose Frauen, doch wie die wirklich tickten, das wusste sie nicht, weil sie eben nicht alle über einen Kamm zu scheren waren, sondern weil es die unterschiedlichsten Schicksale gab.
Zuerst rief Roberta in Hohenborn im Krankenhaus an, dort war sie bekannt und wurde sehr geschätzt, und natürlich bekam sie die gewünschten Auskünfte, die man Alma verweigert hätte. Allein schon wegen des Datenschutzes. Es stand sehr schnell fest, dass keine Pia eingeliefert worden war, dass sich die Neuzugänge in den letzten Tagen in beschaulichen Grenzen hielten. Roberta bedankte sich, das war auf jeden Fall erst einmal beruhigend.
Und dass es nicht nur Roberta beruhigte, sondern in erster Linie Alma, das sah man der an, als sie mit den Kaffee ins Zimmer kam, und ihre Chefin ihr alles erzählte, was sie herausgefunden hatte.
»Alma, so, und jetzt machen Sie sich bitte keine unnötige Sorgen. Das Mädchen kann sich nicht in Luft aufgelöst haben, und wenn sie sich noch in Hohenborn aufhält, dann werden wir sie finden, das verspreche ich Ihnen, Alma.«
Wie selbstverständlich hatte Roberta alles zu ihrer eigenen Sache gemacht.
Alma nickte dankbar, doch innerlich war sie noch immer sehr aufgewühlt. Das erkannte man daran, wie sehr ihre Hand zitterte, als sie ihre Tasse zum Mund führen wollte.
Roberta hätte zwar jetzt ganz gern erst einmal in aller Ruhe ihren Kaffee ausgetrunken, doch Alma blickte sie an wie ein waidwundes Tier, und einem solchen Anblick konnte man einfach nicht widerstehen, Roberta konnte es nicht. Also rief sie den Kommissar an und hatte Glück, ihn sogar direkt zu erreichen, was bei einem Beamten der Mordkommission nicht immer der Fall war. Die mussten nicht nur neue Morde aufklären, doch auch in arbeitsintensiver Kleinarbeit alte Verbrechen aufklären.
Und Henry Fangmann konnte sich in eine Sache verbeißen wie ein Terrier in die Wade eines Menschen, den er nicht mochte. Das wusste sie von Inge Auerbach, die mit dem Kommissar in Verbindung stand. Und von der wusste sie auch, dass Fangman sich außerhalb seines Jobs um gestrauchelte, straffällig gewordene junge Menschen kümmerte, um sie wieder auf den rechten Weg zu bringen. Und er hatte Inge auch ermuntert, sich einzubringen, was sie auch tat.
Mit diesem Hintergrundwissen konnte Roberta natürlich auch ganz ehrlich sein.
Sie erzählte dem aufmerksam zuhörenden Henry Fangmann von Pia und dass sie das Mädchen ins Doktorhaus holen wollten.
»Das ist großartig, Frau Doktor Steinfeld«, rief er sofort geradezu begeistert. »Wenn noch mehr Menschen eine solche Einstellung hätten, dann kämen viele der Jugendlichen von der Straße und bekämen vor allem eine Chance, in der Gesellschaft, die sie verlassen haben, wieder anzukommen.«
Es tat Roberta jetzt leid, dass sie seinen Enthusiasmus bremsen musste.
»Tja, Herr Fangmann, das Problem ist nur, dass das Mädchen verschwunden ist.«
Nach diesen Worten erzählte sie dem Kommissar, was sie von Alma erfahren hatte.
»Wir sind nun ein wenig ratlos, und auch wenn es nicht zu Ihrem Aufgabenbereich gehört, Herr Fangman …, könnten Sie sich bei Ihren Kollegen mal umhören?«
Er wollte noch einmal wissen, wo genau Pia sich aufgehalten hatte, Roberta gab den Telefonhörer weiter an Alma, damit die es ihm genau erklären konnte. Nachdem das geschehen war, reichte sie den Hörer an Roberta zurück, die bedankte sich schließlich nach ein paar Worten beim Kommissar, legte auf.
Sie hatten zwar noch nichts erreicht, doch es war einiges in Bewegung geraten, und der Sonnenwinkel war nicht so groß, um nicht doch etwas von den Zwischenfällen mitbekommen zu haben, die sich hier ereignet hatten. Wahrscheinlich hatte man es gerade deswegen mitbekommen, weil zum Glück hier nicht viel Kriminelles geschah. In einer Großstadt, in der an jeder Ecke etwas passierte, war man abgebrühter, ging schnell nach den ersten Augenblicken der Betroffenheit zur Tagesordnung über.
»Und wann wird er sich kümmern?«, wollte Alma wissen.
»Herr Fangmann hat es versprochen, und ich denke, er wird sich auch daran halten. Nur drängen dürfen wir ihn nicht. Er hat in erster Linie Kapitalverbrechen aufzuklären, und zum Glück müssen wir darüber nicht reden. Alma, ich bin ganz überzeugt davon, dass man Pia finden wird, und vermutlich wird es für ihr Verschwinden eine ganz einfache Erklärung geben.«
Alma blickte die Frau Doktor an. Glaubte sie das wirklich, oder sagte sie es nur, um sie zu trösten?
Roberta war wirklich keine Gedankenleserin, doch sie spürte förmlich, was sich da gerade in Alma abspielte.
Sie versuchte alles, Alma zu beruhigen. Doch gerade, als sie Alma sagen wollte, dass sie in der Praxis an ihrem Schreibtisch noch etwas tun wollte, rief Henry Fangmann an. Er hatte sich wirklich sofort bemüht, und das war ihm hoch anzurechnen. Doch was er zu sagen hatte, das klang nicht gut, und Roberta blickte ganz besorgt Alma an und überlegte insgeheim, wie sie ihr beibringen sollte, was sie da gerade erfahren hatte.
Die ahnte bereits, dass es nichts Gutes war und bekam fast schon so etwas wie eine Schnappatmung. Vielleicht war das jetzt übertrieben, schließlich war Pia nicht ihr eigenes Kind. Aber es gab Situationen im Leben, da war man einfach nur emotional berührt, und das war unabhängig von einem Verwandtschaftsgrad.
Alma starrte ihre Chefin an wie ein hypnotisiertes Kaninchen.
Warum hörte die so lange zu?
Warum nickte sie jetzt?
Und warum erwähnte sie jetzt ihren Namen, dachte Alma verwundert, und was sollte sie besonders gut können?
Ihre Gedanken drehten sich immer schneller wie ein Karussell, das Fahrt aufgenommen hatte.
Endlich beendete die Frau Doktor das Gespräch, Alma hing wie gebannt an ihren Lippen. »Und was hat er gesagt?«, erkundigte sie sich mit vor Erregung heiser klingender Stimme.
Und dann kam eine Erklärung, die niemand in Betracht gezogen hätte.
Man hatte Pia von ihrem Platz vertrieben!
Ein Parkwächter hatte alles, was nicht in der Verordnung für die Benutzung des Parks stand, entfernt.
Und dazu gehörte auch Pia, vielleicht ganz besonders die, weil man nicht wollte, dass der Park, was ganz schnell mal der Fall sein konnte, besiedelt wurde von Leuten, die man dann so schnell nicht wieder wegbekommen würde.
»Und wo ist sie jetzt?«, erkundigte Alma sich angstvoll, diese Erklärung hätte sie eigentlich beruhigen sollen, doch sie war weit davon entfernt.
Roberta zuckte die Achseln.
»Das weiß niemand, für das Ordnungsamt ist nur wichtig, dass der Park gesäubert ist, und man wird künftig darauf achten, dass sich da niemand mehr niederlässt.« СКАЧАТЬ