Название: Der neue Sonnenwinkel Box 9 – Familienroman
Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der neue Sonnenwinkel Box
isbn: 9783740970222
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»Wie gesagt, liegt nichts gegen sie vor, wir müssten sie laufen lassen, doch dann könnte es durchaus sein, dass sie wieder verschwindet, und das wollen Sie ja nicht, nicht wahr?«
Er dachte mit!
Sie bedankte sich noch einmal für seine Umsicht, doch dann hatte sie es eilig, nicht nur das Gespräch zu beenden, sondern auch den Raum zu verlassen.
»Ursel, schicken Sie den nächsten Patienten oder die nächste Patientin zu Frau Dr. Müller. Ich muss mit Alma reden.«
Als sie Ursels Gesichtsausdruck bemerkte, fügte sie rasch hinzu: »Es ist alles in Ordnung, man hat Pia gefunden.«
Ursel Hellenbrink war eine weichherzige Frau, und irgendwie waren sie hier alle so etwas wie eine große Familie. Ihr war anzusehen, wie erleichtert sie war.
»Dem Himmel sei Dank«, rief sie, »und machen Sie sich keine Sorgen, ich kümmer mich.«
Roberta wusste, dass sie sich auf Ursel verlassen konnte, sie nickte ihr zu, dann ging sie nach nebenan.
In der Küche duftete es bereits köstlich, Alma hatte ihre Vorbereitungen für das Mittagessen längst abgeschlossen, jetzt saß sie mit aufgestützten Armen am Küchentisch, und ihr leidender Gesichtsausdruck konnte einem beinahe das Herz brechen.
Roberta setzte sich neben sie, ergriff Almas Hand und sagte leise: »Alma, man hat Pia gefunden.«
Sofort erwachte die zuvor beinahe lethargisch wirkende Frau zu neuem Leben, sie begann zu strahlen.
»Bitte, Frau Doktor, sagen Sie es noch einmal, damit ich es auch glauben kann.«
Diesen Gefallen tat Roberta ihr, und ihr ging dabei das Herz auf, als sie sah, wie Alma sich freute.
Roberta erzählte ihr von dem Anruf, und sie sagte auch, dass man Pia im Büro von Herrn Fangmann abholen könne. Und weil sie wieder in die Praxis musste, sagte Roberta: »Alma, fahren Sie los, holen Sie das Mädchen. Doch vorher machen Sie bitte alle Knöpfe aus, damit die Küche nicht explodiert.«
Alma wäre nicht Alma, wenn sie sich trotz aller Freude jetzt nicht erkundigt hätte: »Und was wird aus Ihnen und Frau Dr. Müller? Ich weiß nicht, ob ich rechtzeitig zurück sein werde.«
Roberta klopfte ihr auf die Schulter.
»Dann machen Sie sich um uns mal keine Sorgen, wir kommen schon zurecht. So, und jetzt sputen Sie sich, ich bin sehr gespannt auf Pia.« Die Alma hoffentlich diesmal mitbringen würde, doch diesen Zusatz behielt Roberta für sich.
Alma ließ sich nicht mehr halten, lächelnd ging Roberta in die Praxis zurück und bat Ursel, ihr den nächsten Patienten zu schicken.
Es war eine Patientin, die nach erfolgter Untersuchung ihre Laborwerte erfahren wollte.
Roberta konnte Entwarnung geben, die bei der letzten Untersuchung leicht erhöhten Blutzuckerwerte hatten sich wieder normalisiert.
»Frau Kneissel, alle Werte sind jetzt im Normbereich und daher zufriedenstellend.«
»Aber mein Blutdruck«, wandte die Patientin ein. »Der ist doch zu hoch, oder?«
Roberta beruhigte die Patientin.
»Frau Kneissel, der ist nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen im Normbereich.«
»Die Werte meiner Freundin sind niedriger, und die muss jeden Morgen eine Blutdrucktablette schlucken.«
»Frau Kneissel, ich weiß nicht, wie meine Kollegen es handhaben, ich verschreibe Tabletten erst, wenn dazu eine zwingende Notwendigkeit besteht. Seien Sie doch froh, dass Sie nichts schlucken müssen. Tabletten sind keine Smarties, und auch wenn man von denen zu viele schluckt, schaden sie.«
Die Patientin nickte.
»Frau Doktor, ich vertraue Ihnen ja, ich fühle mich bei Ihnen bestens aufgehoben, und Sie wissen, was Sie tun. Meine Freundin macht mich halt immer verrückt.«
»Dann lassen Sie es an sich vorüberrauschen und nicht verrückt machen, Frau Kneissel. Sie können froh sein, diese Werte zu haben.«
Wieder nickte Frau Kneissel.
»Bin ich ja auch, und ich lebe ja gesund, ernähre mich gut, bewege mich viel.«
»Und genau das ist richtig, Frau Kneissel. Und dass Sie sich an meine Empfehlungen halten, sehen Sie ja auch daran, dass Ihre Blutzuckerwerte wieder stimmen.«
Frau Kneissel war anzumerken, dass sie noch gern ein wenig geblieben wäre, doch zum Glück kam Ursel Hellenbrink ins Zimmer gestürzt. Es hatte einen Notfall gegeben, und Frau Dr. Müller hatte sich bereits des Patienten angenommen.
Roberta verabschiedete sich rasch von Frau Kneissel, dann rannte sie hinaus. Zum Glück kam es nicht häufig vor, doch zwischendurch gab es Zwischenfälle, und einmal hatten sie einen älteren Mann vor Ort wiederbeleben müssen, was ihnen zum Glück gelungen war.
Diesmal war eine junge Frau kollabiert, um die bemühte Claire sich. Wenn man sich diese junge Frau ansah, dann benötigte man keine großen medizinischen Kenntnisse, sondern es reichte ein gesunder Menschenverstand, um zu sehen, was mit ihr los war. Sie gehörte zu den Frauen, die sich ihre überschlanke Linie mühsam erhungerten, und das machte ein Kreislauf nicht mit.
Sie musste nicht helfend eingreifen, das schaffte Claire allein, Roberta bat Ursel, ihr den nächsten Patienten zu schicken und ging zurück in ihr Behandlungszimmer.
Sie verspürte eine leichte Aufregung, und die hatte etwas mit Pia zu tun, was für ein Mensch war sie? Würde das Zusammenleben im Doktorhaus funktionieren?
Wenn Alma sie mitbringen würde, so war das eine große Verantwortung, Pia war ein Mensch, kein Supermarktartikel, den man bei Nichtgefallen zurück ins Regal stellen konnte.
Heute schienen sich fast nur Frauen in der Praxis versammelt zu haben. Es war wieder eine Patientin, die hereinkam, und es war eine, die Roberta noch nicht kannte. Für neue Patienten nahm sie sich Zeit, und für sie kam es erst einmal darauf an, aufmerksam zuzuhören, die Patienten sollten reden, und sie hörte zu.
Und während dieser Zeit tippte sie auch nicht auf ihrem Computer herum, das hasste sie. Sie nahm ihre Patienten ernst, und die verdienten ihre volle Aufmerksamkeit.
Die Patientin legte ihr ein ganzes Paket von Arztberichten auf den Tisch, und Roberta versprach, sich die gründlich durchzulesen. Nach einer ganzen Weile, in der sie nur zugehört hatte, stellte sie gezielt einige Fragen.
Als Roberta sich schließlich von der Patientin verabschiedete, rief die ganz hingerissen: »Frau Dr. Steinfeld, jetzt verstehe ich, warum alle Leute von Ihnen nur so schwärmen. Sie hören ja richtig zu. Das habe ich noch nie zuvor erlebt, und ich fühle mich von Ihnen ernst genommen. Das ist so wohltuend, schließlich geht man nicht zum Arzt zum Kaffeeklatsch, sondern weil einem etwas fehlt, weil man beunruhigt ist. Dann als eine Nummer abgetan zu werden, das ist deprimierend, danke, ich weiß, dass ich bei Ihnen in richtigen Händen bin.«
Roberta versprach der Patientin, sich in СКАЧАТЬ