Der neue Sonnenwinkel Box 9 – Familienroman. Michaela Dornberg
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Название: Der neue Sonnenwinkel Box 9 – Familienroman

Автор: Michaela Dornberg

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der neue Sonnenwinkel Box

isbn: 9783740970222

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СКАЧАТЬ gewesen, Rosmarie war zu ihnen gekommen. Doch es fühlte sich gut an, und Inge hatte überhaupt nichts dagegen, dass es jetzt mal umgekehrt war. Auf jeden Fall war sie froh, Rosmarie in ihrer Nähe zu haben. Auch wenn es anfänglich nicht vorstellbar gewesen war hatten sie sich angefreundet, nicht nur das, sie konnten offen zueinander sein.

      Und nachdem Rosmarie die Blumen versorgt hatte, sie es sich schmecken ließen, platzte sie sofort mit der Geschichte mit dem toten Raben heraus.

      »Es macht mir Angst, Inge«, rief sie, »hoffentlich ist das kein schlechtes Omen.«

      Was war das denn?

      So kannte sie Rosmarie überhaupt nicht. Schwarze Vögel als ein schlechtes Omen zu sehen. Das war Spökenkiekerei, und so etwas gehörte einfach nicht zu Rosmarie, die wusste, wo es längs ging. Vielleicht war ja der ganze Umzug in den Sonnenwinkel zu viel gewesen. Manche jungen Leute hätten es nicht in der kurzen Zeit geschafft. In solchen Situationen konnten die Nerven schon mal blankliegen, und man sah etwas, was es überhaupt nicht gab, was man sonst auch nicht sehen würde.

      »Deine Sorgen hätte ich gern«, sagte Inge deswegen auch. »Es fliegen leider öfter Vögel gegen Fensterscheiben und kommen zu Tode, und das ist kein Zeichen, sondern eine bedauerliche Tatsache.«

      Was hatte Inge da zuerst gesagt? Es war ein ganz banaler Satz, doch der ließ Rosmarie aufhorchen.

      »Stimmt etwas nicht, Inge?«, erkundigte sie sich deswegen auch prompt.

      Normalerweise hätte Inge diese Frage sofort beantwortet, zumal sie und Rosmarie ganz offen zueinander waren. Doch das war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Es war Inge unangenehm, mit ihren eigenen Problemen anzufangen. Aber sie kannte Rosmarie, die würde nicht aufhören zu fragen.

      »Ach, es ist wegen Werner. Ich bin sauer auf ihn.«

      »Wieso das denn?«, kam auch die prompte Frage. »Du bist doch mit allem, was Werner tut, einverstanden. Und streiten könnt ihr euch jetzt wohl nicht, es liegen nicht nur Zeitverschiebungen, sondern Kontinente zwischen euch. Entfernungen und Trennungen können in einem solchen Fall ja wohl eher Sehnsüchte erwecken.«

      Schön wäre es!

      Inge hatte keine andere Wahl. Sie erzählte Rosmarie von dem unsäglichen Telefongespräch mit Werner, das eigentlich nicht viel mehr gewesen war als ein Monolog seinerseits, und das sie wütend beendet hatte.

      Eigentlich war das für Rosmarie unvorstellbar. So etwas kam überall vor, doch nicht bei den Auerbachs! Um die hatte Rosmarie so etwas wie eine goldene Schleife gelegt und sie auf ein Podest gestellt, weil sie das Vorzeigepaar schlechthin waren. Gut, in der Vergangenheit war von dem Glorienschein hier und da etwas verblasst. Auch bei den Auerbachs ging es hin und wieder zu wie bei Hempels unterm Sofa, aber dennoch blieb etwas, dem man nacheifern musste.

      »Inge, du weißt doch, wie Werner ist. Er liebt es nun mal, im Mittelpunkt zu stehen, und dorthin wird er als international bekannter und geachteter Professor halt immer wieder gestellt. Da verliert man schon mal die Bodenhaftung. Du hast ihm diesen Part überlassen, sonst hätte er überhaupt nicht der werden können, der er ist. Du bist die starke Frau an seiner Seite, und darauf kannst du stolz sein. Du hast dich im Hintergrund gehalten, hast wundervolle Kinder großgezogen, auf die du stolz sein kannst. So etwas wird leider als eine Selbstverständlichkeit hingenommen, dafür bekommt man keinen Applaus. Ich bewundere dich auf jeden Fall sehr dafür. Ich wollte, wir wären uns schon früher begegnet, dann hätte ich dir nachgeeifert und hätte meine Kindererziehung nicht gegen die Wand gefahren und hätte kein Leben geführt, für das ich mich jetzt schäme.«

      Rosmarie und ihre Vergangenheit!

      Die holte sie immer wieder ein, dabei bestand überhaupt kein Grund dazu. Entscheidend war doch, dass Rosmarie die Kurve bekommen hatte, und das hatte sie wirklich, und dafür war sie zu bewundern. Und das sagte Inge ihr auch, denn Rosmarie hatte einiges vorzuweisen. Sie hatte Schmuck und Outfits verkauft, Heinz bekniet, Geld zu geben, ein großes Fest zur Rettung des Hohenborner Tierheims organisiert und ausgerichtet, über das man heute noch sprach. Sie arbeitete freiwillig in einer Seniorenresidenz. Sie hatte ihr altes Leben komplett umgekrempelt, war eine andere geworden, dafür verdiente sie Bewunderung. Und diese Liste ließ sich fortsetzen, auch mit den Sprachschulen.

      »Rosmarie, lass uns davon aufhören«, schloss sie, »du kannst deine Vergangenheit nicht ungeschehen machen, und ich komme aus meiner Haut nicht heraus. Verändern wird sich eh nichts, ich liebe Werner, und ich werde ihn niemals verlassen, er ist meine Lebensliebe. Ich würde mir auf jeden Fall etwas mehr Aufmerksamkeit von ihm wünschen. Nach dem Telefonat war ich auf jeden Fall ziemlich fertig, und was für ein Glück, dass da gerade Jörg angerufen hat …«

      Sie brach den Satz ab. Das war jetzt unüberlegt gewesen, schließlich war Jörg Auerbach, ihr Sohn, mit Stella Rückert, Rosmaries Tochter, verheiratet gewesen.

      »Inge, du musst meinetwegen nicht aufhören, über Jörg zu sprechen, er war ein wundervoller Schwiegersohn, und ich wäre froh, es wäre so geblieben. Wie geht es ihm und seiner neuen Frau?«

      Das, was da geschehen war, war eine unendliche Geschichte, die für Rosmarie besonders schmerzlich war, denn sie hatte von ihrer Tochter nichts mehr gehört.

      Sie erzählte nur wenig, weil sie nicht wusste, ob es Rosmarie nicht doch verletzte, dass Jörg eine neue Liebe gefunden hatte, mit der er sogar ein Kind haben würde.

      »Auf jeden Fall bin ich fest entschlossen, nach Stockholm zu fliegen«, schloss sie.

      »Stockholm muss wunderbar sein, das haben Heinz und ich ebenfalls auf unserer Agenda, mit unserem Wohnmobil die nordischen Länder zu bereisen, am liebsten bis hinauf nach Lappland.«

      Sie seufzte.

      »Ich bin ja froh, dass wir es überhaupt für uns entdeckt haben, doch insgeheim bedaure ich, dass wir nicht jünger sind. Die Welt ist so herrlich, und man entdeckt sie am besten nicht in Luxushotels, wie es früher unsere Art war zu reisen, sondern mitten in der Natur, im Wohnmobil, wo man sich nicht ausweichen kann, wo man sich kennenlernt.«

      Sie blickte Inge an.

      »Hätten wir nicht spontan diese für uns ungewohnte Reise unternommen, dann wären wir uns niemals nähergekommen, dann wären wir immer noch zwei Fremde, die sich hier und da begegneten. Vielleicht solltest du mit Werner ebenfalls auf diese Art reisen.«

      Das brachte Inge zum Lachen, wenn sie sich ihren Werner in einem Wohnmobil, Campingwagen oder was auch immer vorstellte.

      »Rosmarie, mein Werner wüsste nicht mal, wie man ein solches Fahrzeug lenkt. Ich wäre schon glücklich, er würde sich aufraffen, mit mir mal einen Kurzurlaub zu machen, und wenn es ganz hier in der Nähe wäre. Einmal raus aus dem Alltagstrott, miteinander Zeit verbringen, ich …«

      Sie hörte auf und sagte ganz energisch.

      »So, und jetzt ist wirklich Schluss. Reichst du mir mal bitte das Glas mit der Heidelbeermarmelade? Sie schmeckt köstlich.«

      »Und sie ist von deiner Ricky gemacht. Die ist wirklich ein Teufelsmädchen, dass sie neben ihren fünf Kindern auch noch Marmelade kocht, und nicht nur das.«

      Über Ricky sprach sie gern, denn die war mit Fabian verheiratet, Rosmaries Sohn. Und die beiden waren überglücklich, und wenn man über Ricky und Fabian sprach, da konnte man nirgendwo anecken. Und das taten die beiden Frauen schließlich auch, es war ein sehr ergiebiges Gesprächsthema, denn da gab es ja auch СКАЧАТЬ