Название: Der neue Sonnenwinkel Box 9 – Familienroman
Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der neue Sonnenwinkel Box
isbn: 9783740970222
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Pia im Doktorhaus, das war eine vollkommen neue Situation, und Alma war schon bewusst, dass sie nicht wie eine Glucke ständig um Pia herum sein durfte, sondern dass sie das Mädchen erst einmal ankommen lassen musste.
Und so beachtete sie Pia nicht wieder fortwährend, sondern ließ sie erst einmal allein, um das zu tun, was sie längst hätte tun wollen, nämlich mit Brot und Salz, wie es sich gehörte, zum Rückertschen Haus zu gehen, aber nicht, um beides Rosmarie Rückert zu übergeben, sondern Meta. Die war schließlich ebenfalls in den Sonnenwinkel gezogen, hatte eine eigene Wohnung. Und sie fand Meta sehr sympathisch und freute sich schon darauf, die näher kennenzulernen. Sie waren sich während der Umbauphase einige Male begegnet, auch beim Umzug, bei dem sie alle geholfen hatten, sie auch, und das, weil sie auch Rosmarie Rückert mochte, besonders, weil die sich so für den Tierschutz einsetzte, der ihr ebenfalls am Herzen lag.
Auf einem Flohmarkt hatte Alma einmal einen wunderschönen alten Holzteller erworben, auch den legte sie ein Leinentuch und darauf, wie konnte es anders sein, eines von den köstlichen und sehr bekannten Mühlenbroten und eine Packung eines besonderen Salzes.
Alma mochte diese schöne alte Tradition, und sie war sehr froh darüber, dass sie im Sonnenwinkel noch gepflegt wurde. In Großstädten oder anderswo kannten die Nachbarn einander kaum noch, und dann geschahen halt solch gruseligen Geschichten, dass einsame Menschen tot in ihren Wohnungen entdeckt wurden, von niemandem vermisst, man war nur durch den unangenehmen Geruch irritiert worden. Das kam hier nicht vor. Es kannte zwar nicht jeder jeden persönlich, aber man grüßte sich, und wenn es sich ergab, wechselte man hier und da auch ein Wort miteinander.
Lange wollte Alma nicht wegbleiben, und sie lief ziemlich schnell zum Haus der Rückerts und drückte, dort angekommen, energisch auf den Klingelknopf.
Meta öffnete, sah, was Alma in der Hand hatte und sagte sofort: »Frau Rückert ist nicht daheim.«
Alma lächelte.
»Zu der möchte ich auch nicht, Meta. Ich will zu dir, um dich im Sonnenwinkel willkommen zu heißen. Und wenn du hier nur annähernd so glücklich wirst, wie ich es bin, dann ist das so etwas wie ein Hauptgewinn in einer Lotterie.«
Meta war gerührt, weil sie damit nicht gerechnet hätte, und es war nicht zu übersehen, wie sehr sie sich freute. Sie bat Alma ins Haus und bestand darauf, dass sie auch direkt in deren Wohnung gingen, nicht, weil sie befürchtete, Rosmarie Rückert könnte etwas dagegen haben, wenn sie Alma in deren Räumen bewirtete, sondern weil Meta stolz auf ihre neue Wohnung war und darauf brannte, sie jemandem zu zeigen.
Und die Wohnung war wirklich hübsch, ein Neubau halt, denn es war angebaut worden und heute zählten andere Maßstäbe als damals, als das Doktorhaus erbaut worden war. Es änderte sich ja ständig etwas. Alma gefiel ihre eigene Wohnung besser, doch das war subjektiv.
»Schön hast du es hier, Meta«, rief sie, »und auch eine ganze Menge Platz.«
Meta kicherte.
»Nicht mehr so viel wie in der Villa, aber den brauche ich auch nicht, hier gefällt es mir besser, ich werde mich einleben, und ich hoffe, dass Frau und Herr Rückert es ebenfalls tun werden. Eine Umstellung ist es schon.«
»Ich war nur paarmal in der Villa, um etwas hinzubringen, doch ich war immer froh, wenn ich wieder gehen konnte. Wenn ich in Hohenborn was zu erledigen hatte, habe ich was von Frau Auerbach oder Frau von Roth mitgenommen. Aber jetzt erübrigen sich ja solche Wege.«
Sie tranken Kaffee miteinander, Meta freute sich über das Brot und das Salz und ganz besonders über die Holzschale.
»Alma, die ist viel zu kostbar, die hättest du mir nicht schenken dürfen.«
Alma winkte ab.
»Ich freue mich, dir eine Freude damit zu machen, damit erfüllt sie ihren Zweck. Ich bin gekommen, um dich zu begrüßen, doch ich bin auch hergekommen, um dir zu sagen, dass wir für unseren Gospelchor noch Mitstreiter suchen. Du glaubst überhaupt nicht, welche Freude es macht und wie schnell man Menschen kennenlernt. Hast du Lust, mit uns zu singen?«
Meta zögerte.
»Ich weiß nicht, da muss man doch singen können, und ich glaube, das kann ich leider nicht.«
»Meta, ich bitte dich, was für eine Vorstellung hast du denn von einem Chor? Da erwartet man nicht, dass du Arien trällern, singen kannst wie die Callas. Ein paar richtige Töne bekommt jeder heraus. Und den Rest, den lernt man. Also, wenn du magst, wir singen am Mittwoch wieder, haben Chorprobe, ich hole dich ab.«
Meta zögerte noch immer.
»Meta, alles ist ganz unverbindlich, du unterschreibst nicht dein Todesurteil, doch ich kann wetten, dass du hinterher ganz glücklich sein wirst, mitgekommen zu sein. Ich habe mich anfangs ebenfalls geziert, glaubte, mich zu blamieren. Es hat alles nur in meinem Kopf stattgefunden, jetzt bin ich eine ganz begeisterte Gospelsängerin. Singen macht nicht nur gute Laune, man bekommt auch Ehrgeiz, will es immer besser machen, denn bei den Auftritten, die wir mit dem Chor haben, wollen wir niemals unter ferner liefen landen. Also, keine Widerrede, ich stehe am Mittwoch um neunzehn Uhr vor deiner Tür, hole dich ab, wir nehmen mein Auto.«
Meta merkte, wie Freude in ihr aufkeimte. Sie mochte Alma, die hatte eine positive Energie, die abfärbte. Und wenn sie sich erinnerte, dann hatte sie früher als Schulmädchen auch im Chor gesungen, und es hatte ihr unglaublich viel Spaß bereitet.
»Also gut, ich komme mit, und ich …, ich freue mich«, sagte sie, was Alma hocherfreut zur Kenntnis nahm.
»Eine gute Entscheidung. Bist du mir böse, wenn ich jetzt gehe? Wir haben …, im Doktorhaus wohnt ein junges Mädchen …, nun, das …, es ist ein wenig kompliziert. Pia, so heißt sie, muss sich erst noch zurechtfinden.«
Es war Meta hoch anzurechnen, dass sie jetzt nichts hinterfragte, denn neugierige Menschen mochte Alma überhaupt nicht. Sie bot ihre Hilfe an, und als Alma die dankend ablehnte, bedankte Meta sich noch einmal von ganzem Herzen bei ihrer Besucherin.
Als sie sich voneinander verabschiedeten, lag durchaus in der Luft, dass aus diesen beiden Frauen Freundinnen werden könnten. Und das war ein schöner Gedanke.
*
Im Doktorhaus angekommen, rannte Alma sofort in ihre Wohnung, dort fand sie Pia nicht. Da die Frau Doktor ihr auch gesagt hatte, sie können sich jederzeit in deren Wohnung aufhalten, lief Alma dorthin. Auch hier gab es von Pia keine Spur. Alma bekam feuchte Hände, sie merkte, wie ihr Pulsschlag sich beschleunigte.
Bedeutete das, dass Pia gegangen war, um ihr Leben auf der Straße fortzusetzen?
Ein solcher Gedanke war unerträglich, und Alma war noch vollkommen außer sich, als die Frau Doktor von einem Krankenbesuch nach Hause kam. Roberta sah sofort, dass mit Alma etwas nicht stimmte, sie war völlig außer sich. Und sofort erkundigte sie sich.
»Pia ist weg«, stieß Alma hervor.
»Wie weg …«, wollte Roberta wissen. Dann erfuhr sie, dass Alma das Mädchen allein gelassen hatte, um Meta bei den Rückerts zu besuchen.
»Frau Doktor, ich war überhaupt nicht lange weg, und vorher ist auch überhaupt nichts vorgefallen, Pia war gut drauf, sie will sogar, dass ich ihr beibringe, mit Pinsel, Farbe und Leinwand umzugehen.«
»Alma, so beruhigen СКАЧАТЬ