Название: Der neue Sonnenwinkel Box 9 – Familienroman
Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der neue Sonnenwinkel Box
isbn: 9783740970222
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Achim Hellenbrink kam aus der Wohnung. Mit dem hätte sie jetzt hier nicht gerechnet. Aber warum eigentlich nicht? Hulda war seine Ex-Schwiegermutter, sie verstanden sich, und Achim hatte ihr die Wohnung gegeben.
Für einen Moment standen sie sich gegenüber, leichte Verlegenheit machte sich zwischen ihnen breit, sie schauten sich an. Achim fasste sich zuerst.
»Hallo, Claire.«
Auch wenn es ein wenig einfallslos war, entgegnete sie: »Hallo, Achim.«
Zum Glück machte sich nicht wieder Schweigen breit, er sah ihre Sportkleidung und erkundigte sich: »Warst du laufen?« Sie nickte.
»Es wurde wieder mal Zeit, ich war faul, dabei weiß ich, dass man den Kopf freibekommt, wenn man sich endlich aufgerafft hat.«
Sie hätte gern hinzugefügt, dass es mit ihm an ihrer Seite schöner gewesen wäre, eine innere Scheu hielt sie davon zurück.
»Hulda hat mir von dem Geld erzählt, das du bekommen hast. Und, weißt du schon, was du damit anfangen wirst. Oder ist es schon ausgegeben?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Ich denke beinahe pausenlos darüber nach, und immer, wenn mir etwas in den Sinn kommt, verwerfe ich es wieder. Es wäre einfacher, wenn es mein Geld wäre.«
»Aber es ist dein Geld, du hast es bekommen, weil du ein Leben gerettet hast.«
»Tut mir leid, Achim, aber so sehe ich das nicht. Ich habe meine Pflicht getan, und dafür wird man nicht mit einem solchen hohen Geldbetrag belohnt. Schon vergessen, dass ich Ärztin bin?«
Er blickte sie an, und in seinem Blick lag so unendlich viel Liebe, dass Claire zur Seite sehen musste.
»Irrtum, du warst in diesem Augenblick eine Marathonläuferin, die unbedingt ihr Ziel erreichen wollte und das mit einem guten Ergebnis. Wären deine Sinne nicht so geschärft gewesen, wärst du weitergelaufen, und die arme Frau wäre gestorben, wie es sich dieser grässliche Ehemann ausgedacht hatte. Du hast einer sehr reichen Frau das Leben gerettet, noch einmal, ohne dich wäre sie tot. Und ich weiß nicht, ob man für ein Leben überhaupt einen Preis ansetzen kann. Es ist unbezahlbar. Claire, mach dir keine Gedanken, dir wird schon etwas einfallen, da bin ich unbesorgt. Und wäre diese Gloria Weitz nicht ebenfalls von deiner Lauterkeit überzeugt gewesen, dann hätte sie irgendeiner Organisation etwas gespendet. Mach dich nicht klein, du warst großartig. Und das übrigens nicht nur in diesem Fall, Hulda kommt aus der Schwärmerei nicht mehr heraus. Deren Leben hast du ebenfalls verändert.«
Claire winkte ab, das machte sie verlegen, was er da sagte. »Früher oder später hätte Hulda schon Menschen kennengelernt, davon bin ich überzeugt.«
Wieder blickte er sie an.
»Claire, da du es immer wieder erwähnst, erinnere ich dich daran, dass du Ärztin bist, und als solche hast du Huldas Verfassung erkannt, ohne sie untersucht haben zu müssen. Nimm es doch einfach hin, dass du ein ganz besonderer Mensch bist.«
Als habe er bereits zu viel gesagt, drehte er sich abrupt um und sagte: »Ja, ich muss dann mal, mach’s gut.«
Ehe sie etwas sagen konnte, war er auf und davon, Claire blickte ihm ein wenig verunsichert hinterher. Sie war auf dieses Zusammentreffen gerade nicht vorbereitet gewesen, und es verwirrte sie mehr als geglaubt.
Sie hatte ja eigentlich gedacht, bei Hulda kurz vorbeizuschauen. Das ließ sie bleiben, weil sie sicher war, Huldas forschendem Blick nicht standhalten zu können. Und eine Bemerkung käme ihr jetzt auch nicht recht. Sie waren nicht verabredet gewesen, Hulda würde also nicht auf sie warten. Auch Claire drehte sich um und ging nach nebenan.
Die Begegnung mit Achim hatte sie schon aufgewühlt, und sie fragte sich, warum eigentlich. Weil er ein so Netter war? Weil sie ein schlechtes Gewissen hatte, weil sie seine Erwartungen nicht erfüllen konnte? Sie wusste es nicht, und sie wollte auch nicht darüber nachdenken.
In ihrer Wohnung angekommen, zog sie ihre Sportbekleidung aus, dann stellte sie sich nicht, wie gewohnt, unter die Dusche, sondern ließ Wasser in ihre Badewanne laufen. Und in das Wasser kippte sie reichlich von einer verführerisch duftenden Lavendelessenz, das sollte bekanntlich ja beruhigen, und eine Beruhigung hatte sie nötig. Und sie hoffte, von Gedanken davongetragen zu werden, die nichts mit Achim Hellenbrink zu tun hatten, aber auch nicht mit der Spende, die für sie augenblicklich noch Segen und Fluch zugleich war.
Es konnte nicht schaden, sich auch noch von Musik berieseln zu lassen, und ehe sie in die Wanne stieg, zündete Claire auch noch ein paar Kerzen an.
Ob es helfen würde?
Ganz sicher war sie sich nicht.
*
Ihre Freundin Trixi rief an, und so, wie die sich anhörte, wusste Roberta, dass Trixi positive Nachrichten hatte. Ohne dass ein Wort gesprochen worden war, rief Roberta: »Du hast den Job bekommen.«
»Ja, hab ich, Roberta, und ich könnte die ganze Welt umarmen, so gut wie augenblicklich ist es für mich noch nie gelaufen. Und stell dir vor, ich habe sogar meine männlichen Bewerber hinter mir gelassen. Und so was ist ja wohl die Ausnahme, Männer werden in der Regel doch immer bevorzugt.«
»Diesmal nicht, Trixi, ich gratuliere dir. Und es hat nichts damit zu tun, ob du eine Frau oder ein Mann bist, du bist einfach so gut, dass man dich nicht übergehen kann. Und wann fängst du an?«
Trixi lachte, gelöst und erleichtert.
»Am liebsten schon gestern. Erst haben sie sich alle Zeit der Welt gelassen, und nun ist Eile geboten.«
»Aber du wolltest mit Philip zu uns kommen«, erinnerte Roberta sie. »Das hast du versprochen.«
»Und mein Versprechen halte ich auch, deswegen rufe ich auch an. Passt es dir am Wochenende? Wir würden am Sonnabend in aller Frühe kommen, und am Sonntag gegen Abend abfahren.«
»So kurz nur?«, konnte Roberta sich nicht verkneifen zu fragen.
»Liebe Freundin, sei froh, dass wir überhaupt kommen. Wenn ich es nicht versprochen hätte, dann kämen wir erst einmal überhaupt nicht.«
»Ist ja schon gut, danke, Trixi, auch Alma wird Freudensprünge machen, sie liebt den Kleinen über alles. Doch ich glaube, jetzt muss Philip die Liebe teilen.«
»Und wieso das?«
Roberta gehörte nicht zu den Menschen, die Neuigkeiten mit Vergnügen verbreiteten. Doch sie wusste, dass sie Trixi vertrauen konnte.
Außerdem hatte die eine psychotherapeutische Ausbildung. Sie erzählte von Pia, deren erschütternden Lebensumständen und wie das Mädchen zuletzt gelebt hatte.
Als sie aufhörte zu sprechen, sagte Trixi zunächst nichts, dann kam ein leises: »Das ist eine ganz schöne Herausforderung, Roberta, das weißt du schon, oder?«
Roberta bestätigte es.
»Gut, ich wäre nicht darauf gekommen, doch als Alma damit kam, erschien es mir auf einmal eine Selbstverständlichkeit zu sein, diesem Mädchen zu helfen. Es ist alles noch sehr frisch, und СКАЧАТЬ