Название: Star Trek - The Next Generation: Vorhandenes Licht
Автор: Dayton Ward
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Star Trek - The Next Generation
isbn: 9783966580748
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Picard dagegen stellte ein Problem dar. Er war hoch angesehen in der interstellaren Gemeinschaft – mehr noch als die Admirals, mit denen er sich gegen Zife verschworen hatte. Seine Verstrickung in die Affäre (im Zusammenspiel damit, wie viele andere Offiziere Sektion 31 unterstützt hatten) würde vernichtend für das öffentliche Ansehen der Sternenflotte sein.
Dazu kam die Tatsache, dass Picard und die Enterprise viele Lichtjahre von der Erde entfernt unterwegs waren, um den Odysseeischen Pass zu erforschen; selbst bei maximalem Warp würde das Schiff Wochen für die Rückreise brauchen. Die Mission hatte bereits Erfolge zu verbuchen: Die Enterprise hatte mehrere Sonnensysteme mit Planeten entdeckt, die reich an Bodenschätzen waren. Erste Auswertungen der vorgenommenen Messungen deuteten auf mögliche Koloniewelten hin. Das war eine wunderbare Gelegenheit für die Sternenflotte, ihren Einflussbereich in einen weitgehend unerforschten Teil des Universums auszudehnen. Die Enterprise durch ein anderes Forschungsschiff zu ersetzen, wäre zeit- und personalaufwendig.
Zu guter Letzt war nicht vorhersehbar, welche Wirkung die schockierenden Enthüllungen auf die Öffentlichkeit haben würden. Besonders die Zwangsabsetzung Zifes würde ganz verschiedene Reaktionen auslösen, positive wie negative. Die Sache war die: Trotz der fragwürdigen Praktiken, derer sie sich bedient hatten, hatten Picard und seine Mitverschwörer der Föderation einen Gefallen getan, als sie den Präsidenten still und leise aus dem Amt gedrängt hatten. Und hätte er sein Leben im Exil beschlossen, hätte ihre Entscheidung vermutlich gerechtfertigt werden können – sowohl den Bürgern der Föderation als auch Verbündeten und sogar Gegnern gegenüber.
Verglichen mit den anderen Geheimnissen, die gerade ans Licht kamen, war der Putsch gegen einen skrupellosen Vertreter der Regierung kaum der Rede wert. Die lange Liste der Verbrechen von Sektion 31 und die erschütternde Erkenntnis, dass die Schattenorganisation das Leben der Bürger der Föderation seit Anbeginn beeinflusst hatte, würden für Ablenkung sorgen: Akaar würde Picard aus der Schusslinie nehmen können, zumindest fürs Erste. Vielleicht fiel Picards Rolle in der Zife-Affäre ja sogar unter den Tisch, wenn andere, auffälligere Mitglieder der Putschistentruppe zur Verantwortung gezogen wurden.
»Wir brauchen keinen weiteren öffentlichen Skandal«, sagte er und starrte Picard zornig an, »schon gar nicht einen, dessen Mittelpunkt ein strahlender Held der Sternenflotte ist. Sie, falls Sie nicht wissen, wen ich damit meine. Öffentlich können wir Sie nicht belangen, aber inoffiziell sage ich Ihnen dies: Sie können Ihre Ambitionen vergessen, jemals Admiral zu werden. Sie haben mal zu mir gesagt, Sie wollten keine Beförderung, sondern Captain der Enterprise bleiben. Herzlichen Glückwunsch, das haben Sie erreicht! Sie werden nie einen höheren Rang bekleiden.«
Akaar hatte eine schwere Zeit vor sich, darüber war er sich im Klaren. Doch vermutlich würde es mehr Schaden anrichten, Picard des Kommandos über die Enterprise zu entheben. Also würde Akaar ihn beschützen, so gut er konnte. In Anbetracht des Chaos, das in der kommenden Zeit herrschen würde, schien das machbar zu sein. Von überallher würde es Fragen regnen; die öffentliche Diskussion würde sich im Kreis drehen. Es würde nicht lange dauern, bis die Ermittler und Vertreter der Strafverfolgungsbehörden (und auch Präsidentin zh’Tarash selbst) Picard so gut wie vergessen hatten. Vielleicht konnten sogar noch ein paar andere gerettet werden, sollte es in ihren Fällen mildernde Umstände geben. Die Aufmerksamkeit würde sich auf den Kern der Sache richten: dass Sektion 31 so lange Zeit ungehindert hatte schalten und walten können und dass die Organisation derart schwindel- und furchterregende Erfolge zu verbuchen hatte.
Granivs Reportage hatte ein jahrhundertealtes Rätsel gelöst: Die künstliche Intelligenz Uräus, das Herz der Organisation, war älter als die Föderation selbst. Nicht jeder, der mit Sektion 31 in Verbindung stand, wusste von Uräus’ Existenz. Die Erkenntnis, dass ein Computerprogramm sogar Verbündete der Organisation fremdgesteuert hatte, würde die Föderationsbürger weiter verstören. Sie würden sich getäuscht, betrogen und entsetzlich hilflos fühlen. Niemand würde mehr irgendjemandem vertrauen.
Akaar ging es nicht anders. Auf der Liste der Agenten, Funktionäre, Kollaborateure und Gönner von Sektion 31 standen Personen, die er seit Jahren kannte, manche seit Jahrzehnten. Es würde Monate dauern, bis sich abschätzen ließ, welches Ausmaß die Zerstörung hatte, die Sektion 31 über die Föderation gebracht hatte; Jahre, bis sich die interstellare Allianz erholt hatte. Und erholen würde sie sich nur, wenn jemand die Zügel in die Hand nahm. Deshalb hatte Akaar keine Zeit: Er brauchte eine Strategie, die der Föderation half, das Desaster zu überstehen. Ihm war klar, dass er daran scheitern würde, wenn es niemanden gab, auf den er sich verlassen konnte.
»Mein größtes Problem ist, dass ich nicht mehr sicher bin, ob ich Ihnen vertrauen kann«, sagte er. »Kann ich Ihnen vertrauen?«
Picard antwortete sofort und voller Überzeugung. »Vollkommen.« Trotz der Tatsache, dass Akaar ihn heruntergeputzt hatte, war die Haltung des Captains tadellos. In seinen Augen las Akaar Entschlossenheit. So kannte er Picard. Auf diesen Mann hatte er gebaut wie sonst nur auf Angehörige seines inneren Kreises. Sein Instinkt verriet ihm, dass Picard die Wahrheit sagte: Er mochte sich freiwillig in einen Sumpf von Korruption begeben haben – aber nicht, weil er keinen Charakter besaß, sondern aus der Notwendigkeit heraus, dem Gemeinwohl zu dienen.
Damit kam Akaar zurecht. Deswegen war er jedoch noch lange nicht bereit, die Verfehlungen des Captains einfach zu vergessen.
»Davon werden Sie mich überzeugen müssen. Bis Ihnen das gelungen ist – immer vorausgesetzt, ich kann Sie davor bewahren, von der Presse in der Luft zerrissen zu werden –, können Sie davon ausgehen, dass ich Sie an einer sehr kurzen Leine führen werde.«
Noch einmal ermahnte er den Captain der Enterprise, seine Mission fortzusetzen (und dabei nicht zu vergessen, dass er nun vor allem Akaar Rechenschaft schuldig war), dann schloss er den Kommunikationskanal. Erst als Picards Gesicht vom Bildschirm verschwunden war, entspannte er sich. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück, schloss die Augen und massierte sich die Nasenwurzel.
Ach, verdammte Scheiße!
Diese Geschichte würde Karrieren beenden, und zwar nicht nur von Personen, die sich im Netz von Sektion 31 verfangen hatten. Viele, die wichtige Posten innerhalb der Sternenflotte oder der Föderationsregierung innehatten, würden zurücktreten müssen. Manche würden sich außerdem Tatvorwürfen gegenübersehen. Akaar wollte damit so wenig wie möglich zu tun haben, aber als Oberbefehlshaber der Sternenflotte würde er sich diesen Luxus nicht erlauben können.
Wie aufs Stichwort summte sein Interkom. »Admiral Akaar«, ertönte die Stimme seines Sekretärs. »Die Generalanwältin hat sich über einen verschlüsselten Kanal gemeldet. Sie möchte augenblicklich mit Ihnen sprechen.«
Akaar seufzte und schlug die Augen auf.
Also ist es so weit … Der Sturm bricht los.
KAPITEL 4
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