H. G. Wells – Gesammelte Werke. Herbert George Wells
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Название: H. G. Wells – Gesammelte Werke

Автор: Herbert George Wells

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962813628

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СКАЧАТЬ Mar­vels Ge­sicht trat im­mer deut­li­cher dump­fe Verzweif­lung her­vor, und sein Schritt ver­lang­sam­te sich.

      »Vor­wärts«, rief die Stim­me.

      Das Ge­sicht Mr. Mar­vels wur­de asch­grau zwi­schen den ro­ten Fle­cken.

      »Las­sen Sie die Bü­cher nicht fal­len, Sie Dumm­kopf«, sag­te die Stim­me in schar­fem Tone.

      »Tat­sa­che ist«, fuhr die Stim­me fort, »dass ich Sie ver­wen­den muss … Sie sind ein arm­se­li­ges Werk­zeug, aber es geht nicht an­ders.«

      »Ein elen­des Werk­zeug«, be­teu­er­te Mar­vel.

      »So ist es«, mein­te die Stim­me.

      »Ich bin das schlech­tes­te Werk­zeug, das Sie wäh­len konn­ten«, setz­te Mar­vel hin­zu.

      »Ich bin nicht kräf­tig«, fuhr er nach ei­nem ent­mu­ti­gen­den Still­schwei­gen fort.

      »Ich bin nicht über­mä­ßig kräf­tig«, wie­der­hol­te er.

      »Nein?«

      »Und mein Herz ist an­ge­grif­fen. Die­ser klei­ne Auf­trag – ich habe ihn na­tür­lich aus­ge­führt. Aber, bei Gott! Mir war zum Um­fal­len!«

      »Nun?«

      »Ich habe we­der Kraft noch Mut ge­nug für die Din­ge, wel­che Sie ver­lan­gen – – –«

      »Ich wer­de Sie an­feu­ern.«

      »Ich wünsch­te, Sie tä­ten es nicht. Es wäre mir nicht lieb, Ihre Plä­ne zu­nich­te zu ma­chen, wis­sen Sie. Aber es wäre mög­lich, dass ich aus pu­rer Angst und Jäm­mer­lich­keit – –«

      »Ich wür­de es Ih­nen nicht ra­ten«, sag­te die Stim­me ru­hig, aber nach­drück­lich.

      »Ich woll­te, ich wäre tot«, sag­te Mar­vel.

      »Wo bleibt die Ge­rech­tig­keit?«, fuhr er fort. »Sie müs­sen zu­ge­ben … Ich glau­be, ich habe ein Recht – –«

      »Vor­wärts«, sag­te die Stim­me.

      Mr. Mar­vel be­schleu­nig­te den Schritt und eine Zeit lang gin­gen sie schwei­gend ne­ben­ein­an­der.

      »Es ist ver­teu­felt schwer«, sag­te Mr. Mar­vel.

      Das hat­te kei­ne Wir­kung. Er ver­such­te einen an­de­ren An­griff.

      »Was habe ich da­von«, be­gann er in dem Tone ei­nes schwer ge­kränk­ten Man­nes.

      »Oh, sei­en Sie still!«, sag­te die Stim­me mit er­staun­li­cher Ener­gie. »Ich wer­de schon für Sie sor­gen. Sie wer­den tun, was ich Ih­nen be­feh­le. Sie kön­nen es ganz gut aus­füh­ren. Dass Sie ein Dumm­kopf sind, ist ja klar, aber Sie wer­den – –«

      »Ich sage Ih­nen, Herr, ich pas­se nicht dazu. Bei al­ler schul­di­gen Hochach­tung – aber es ist so – –«

      »Wenn Sie nicht ru­hig sind, wer­den Sie Ihre Kno­chen spü­ren«, sag­te der Un­sicht­ba­re. »Ich will un­ge­stört Nach­den­ken.«

      Kur­ze Zeit dar­auf sah man zwei gel­be Lich­ter durch die Bäu­me schim­mern und ein vier­e­cki­ger Kirch­turm stieg im Dun­kel vor ih­nen auf. »Ich wer­de mei­ne Hand auf Ih­rer Schul­ter lie­gen las­sen, bis wir das Dorf hin­ter uns ha­ben«, sag­te die Stim­me. »Ge­hen Sie ge­ra­de­aus durch und ma­chen Sie kei­ne Dumm­hei­ten, es könn­te Ih­nen schlecht be­kom­men.«

      »Ich weiß es«, seufz­te Mr. Mar­vel, »ich weiß es.«

      Und die un­glück­li­che Ge­stalt in dem schä­bi­gen Zy­lin­der­hut ging schwei­gend mit ih­rer Last durch das Dorf und ver­schwand im Dun­kel.

      14. Kapitel – In Port Stowe

      Die zehn­te Stun­de des nächs­ten mor­gens fand Mr. Mar­vel un­ra­siert, schmut­zig und von der Rei­se voll­kom­men er­schöpft auf der Bank vor ei­nem klei­nen Wirts­haus in ei­ner Vor­stadt von Port Sto­we sit­zen. Er hat­te die Hän­de in den Ta­schen und sah recht ner­vös und un­be­hag­lich drein. Ne­ben ihm la­gen die Bü­cher, jetzt aber mit Schnü­ren or­dent­lich zu­sam­men­ge­bun­den. Das Bün­del war in­fol­ge ei­ner Än­de­rung in den Plä­nen des Un­sicht­ba­ren in den Fich­ten­wäl­dern bei Bramb­le­hurst zu­rück­ge­las­sen wor­den und Mr. Mar­vel saß auf der Bank und be­fand sich, ob­wohl nie­mand auch nur die lei­ses­te No­tiz von ihm nahm, in fie­ber­haf­ter Auf­re­gung. Wie­der und wie­der steck­te er die Hän­de mit selt­sam ver­wirr­ten Be­we­gun­gen in die ver­schie­de­nen Ta­schen sei­nes An­zu­ges.

      Er war bei­na­he eine Stun­de so dort ge­ses­sen, als ein ält­li­cher Ma­tro­se mit ei­ner Zei­tung in der Hand aus dem Wirts­haus kam und sich ne­ben ihm nie­der­ließ.

      »Ein schö­ner Tag«, be­merk­te der Ma­tro­se.

      Mr. Mar­vel sah sich ängst­lich um. »Sehr«, sag­te er.

      »Gera­de das rich­ti­ge Wet­ter für die­se Jah­res­zeit«, fuhr der Ma­tro­se mit großer Be­stimmt­heit fort.

      »Ge­wiss«, ent­geg­ne­te Mr. Mar­vel.

      Der Ma­tro­se zog einen Zahn­sto­cher her­vor und be­schäf­tig­te sich (mit Er­laub­nis) ei­ni­ge Mi­nu­ten mit dem­sel­ben. In­zwi­schen hat­ten sei­ne Au­gen vol­le Frei­heit, Mr. Mar­vels staub­be­deck­tes Ge­sicht und die Bü­cher ne­ben ihm zu be­trach­ten. Als er sich ihm ge­nä­hert hat­te, hat­te er einen Ton ge­hört, wie wenn Geld­stücke in ei­ner Ta­sche klim­pern. Der Ge­gen­satz zwi­schen der äu­ße­ren Er­schei­nung Mar­vels und die­sem Zei­chen von Wohl­ha­ben­heit fiel ihm auf. Dann wan­der­ten sei­ne Ge­dan­ken wie­der zu ei­nem Ge­gen­stan­de zu­rück, der sei­nen Geist in ho­hem Gra­de be­schäf­tig­te.

      »Bü­cher?«, sag­te er end­lich, den Zahn­sto­cher ge­räusch­voll aus dem Mun­de neh­mend.

      Mr. Mar­vel blick­te er­schro­cken auf die Bü­cher. »O, ja«, sag­te er. »Das sind Bü­cher.«

      »Es ste­hen manch­mal merk­wür­di­ge Din­ge in den Bü­chern«, sag­te der Ma­tro­se.

      »Da ha­ben Sie recht«, er­wi­der­te Mr. Mar­vel.

      »Und es gibt auch sonst merk­wür­di­ge Din­ge«, mein­te der Ma­tro­se.

      »Auch das ist rich­tig«, ent­geg­ne­te Mr. Mar­vel. Er blick­te den Spre­cher an und schau­te sich dann um.

      »Es ste­hen merk­wür­di­ge Din­ge zum Bei­spiel in den Zei­tun­gen«, fuhr ers­te­rer fort.

      »So ist es.«

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