Название: H. G. Wells – Gesammelte Werke
Автор: Herbert George Wells
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier
isbn: 9783962813628
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Gespannt horchend taten er und Teddy einige Schritte vorwärts. Sie ließen die Augen herumschweifen. »Da ist was nicht in Ordnung«, wiederholte Hall, und Henfrey nickte beistimmend. Sie spürten einen unangenehmen Chemikaliengeruch in der Luft und vernahmen das Gemurmel eines eilig und mit unterdrückter Stimme geführten Gesprächs.
»Fehlt Ihnen etwas?«, fragte Hall, an die Tür klopfend.
Das Geräusch verstummte plötzlich, einen Augenblick blieb alles still, dann wurde das Gespräch im Flüsterton wieder aufgenommen; dann hörte man den Ausruf: »Nein, nein, nur das nicht!« Eine plötzliche Bewegung folgte, das Umstürzen eines Stuhles und ein kurzer Kampf. Dann wieder tiefe Stille.
»Was zum Henker!«, sagte Henfrey halblaut.
»Fehlt – Ihnen – etwas?«, fragte Hall mit lauter Stimme.
»Ga–ar nichts. Bitte – stö–ren Sie uns nicht!«, kamen die Worte des Pfarrers merkwürdig stoßweise zurück.
»Komisch!«, sagte Mr. Henfrey.
»Komisch!«, wiederholte Mr. Hall.
»›Stören Sie uns nicht‹ rief er doch«, sagte Henfrey.
»Ja, das hörte ich auch«, versetzte Hall.
Sie lauschten weiter. Das Gespräch wurde schnell und halblaut fortgeführt. »Ich kann nicht!«, rief Mr. Bunting mit erhobener Stimme. »Ich sage Ihnen, Herr, ich will nicht!«
»Was war das?«, fragte Henfrey.
»Er will nicht, sagte er«, versetzte Hall. »Er hat doch nicht zu uns gesprochen, was?«
»Schändlich!«, sagte Mr. Bunting drinnen.
»Schändlich!«, sagte Mr. Henfrey. »Ich hörte es ganz deutlich.«
»Wer spricht jetzt?«, fragte der andere.
»Mr. Cuss, glaube ich«, erwiderte Hall. »Hörst du etwas?«
Die beiden schwiegen. Von drinnen ertönten unbestimmte und verworrene Töne.
»Das klingt, wie wenn man das Tischtuch herumwerfen würde«, sagte Hall.
Mrs. Hall erschien hinter dem Schanktisch. Mr. Hall forderte sie durch Gesten zum Schweigen und Näherkommen auf. Hierdurch wurde Mrs. Halls Widerspruchsgeist erregt.
»Warum horchst du da, Hall?«, fragte sie. »Hast du an einem so geschäftigen Tage, wie dem heutigen, nichts Besseres zu tun?«
Mr. Hall versuchte durch Grimassen und verschiedene Zeichen alles zu erklären, aber Mrs. Hall bestand auf ihrem Willen. Sie erhob ihre Stimme noch lauter. So schlichen Hall und Henfrey ziemlich beschämt auf den Fußspitzen zum Schanktisch zurück, um die Sache klarzulegen.
Anfangs wollte sie in dem, was die beiden gehört hatten, nichts Auffallendes finden. Dann bestand sie darauf, dass Hall schweigen solle, während Henfrey ihr die Geschichte erzählte. Sie war geneigt, das Ganze für Unsinn zu halten – vielleicht hätten sie bloß mit dem Tisch und den Sesseln gerückt.
»Ich hörte ihn ganz bestimmt ›schändlich‹ sagen«, versicherte Hall.
»Das habe ich auch gehört, Mrs. Hall«, bestätigte Henfrey.
»Was ist Besonderes dabei?«, begann Mrs. Hall.
»Pst!«, sagte Mr. Teddy Henfrey. »Hörte ich nicht das Fenster gehen?«
»Welches Fenster?«, fragte Mrs. Hall.
»Das im Gastzimmer«, erwiderte Henfrey.
Alle lauschten gespannt. Mrs. Halls Blick war geradeaus gerichtet, und ohne etwas zu sehen, blickte sie auf die glänzenden Holzstreifen der Toreinfassung, die weiße, belebte Straße und auf Huxters Auslagefenster, in dem sich die Junisonne spiegelte. Plötzlich öffnete sich die Tür von Huxters Laden, und Huxter selbst erschien, lebhaft gestikulierend, mit erregt funkelnden Augen.
»Hallo!«, schrie er. »Haltet den Dieb!« Er lief quer über die Straße auf das Hoftor zu, hinter dem er verschwand.
Zugleich ertönte im Wohnzimmer ein Geräusch, als ob ein Fenster geschlossen würde.
Hall, Henfrey und alle übrigen in der Schankstube stürzten in buntem Durcheinander auf die Straße. Sie sahen jemand schnell um die Ecke nach der Düne zu abbiegen und Mr. Huxter einen komplizierten Luftsprung ausführen, welcher damit endete, dass seine Schultern und sein Gesicht den Erdboden berührten. Verwundert blieben die Leute auf der Straße stehen, dann eilten sie vor.
Mr. Huxter hatte die Besinnung verloren, Henfrey blieb stehen, um die Tatsache festzustellen, während Hall und zwei Arbeiter aus der Schankstube gleichzeitig vorwärts stürzten, wobei sie unverständliche Rufe ausstießen. Sie sahen Mr. Marvel bei der Kirche um die Ecke verschwinden. Hierauf schienen sie zu der unmöglichen Schlussfolgerung gelangt zu sein, dass der Unsichtbare plötzlich sichtbar geworden sei, und begannen ihn sofort zu verfolgen. Aber Hall war kaum ein Dutzend Schritt weit gekommen, als er einen lauten Ruf des Erstaunens ausstieß und kopfüber zur Seite flog, wobei er sich an einen der Arbeiter klammerte und diesen mit sich zu Boden riss. Der zweite Arbeiter kam auf einem Umwege näher, blickte die beiden verwundert an und setzte, als er bemerkte, dass Hall ohne äußere Ursache niedergestürzt sei, seinen Weg fort, um sofort einen Fußtritt zu erhalten, der ihn, wie vorher Huxter, zu einer weiteren Verfolgung unfähig machte. Als dann der erste Arbeiter einen Versuch machte, sich auf die Füße zu stellen, wurde er durch einen Schlag, der kräftig genug gewesen wäre, einen Ochsen zu fällen, beiseite geschleudert.
Im selben Augenblick bogen die Leute, die von der Dorfwiese herbeigeeilt waren, um die Ecke. Als erster erschien der Eigentümer der Kokosnussbude, ein kräftiger Mann in einer blauen Jerseyjacke. Er war nicht wenig verwundert, die Straße bis auf drei Menschen, die sich mit seltsamen Bewegungen am Boden wälzten, leer zu finden. Und dann geschah etwas mit einem seiner Beine, СКАЧАТЬ