Schwarzer Peter. Tim Herden
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Название: Schwarzer Peter

Автор: Tim Herden

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783963110306

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СКАЧАТЬ Laden mit einer Flasche Wasser. Er setzte sie an und trank sie in einem Zug aus. Rieder ging auf ihn zu. „Gilde ist schon unter der Erde.“

      Damp starrte ihn kurz an. „So eine Scheiße!“, brüllte er und warf mit aller Kraft die leere Flasche in den gegenüberliegenden Garten. Dort stoben die Hühner mit lauten Gegacker auseinander, und ihr Hahn begann lauthals zu krähen.

      „Was können die Hühner dafür?“, fragte Rieder ungerührt über den Wutausbruch seines Kollegen.

      „Alles läuft schief“, klagte Damp. „Warum konnte Zion nicht warten?“

      „Zion hat nur seine Pflicht getan.“

      Rieder stieg über den Zaun und sammelte Damps Flasche ein. Damp trabte zum Polizeiauto und setzte sich hinein. Als Rieder zu ihm kam, saß er völlig apathisch da. Er hatte die Hände auf das Lenkrad gelegt, seinen Kopf zwischen den breiten Schultern eingezogen und starrte vor sich hin. „Bökemüller wird mich total rund machen, wenn er es erfährt.“

      Rieder zuckte mit den Schultern. „Ist jetzt auch nicht mehr zu ändern. Das löst sich bestimmt alles in Wohlgefallen auf“, versuchte er seinen Kollegen zu trösten. „Ich denke, Möselbeck wird schon genau hingeschaut haben, und alles ist korrekt mit Gildes Tod.“

      „Ihr Wort in Gottes Ohr. Der Chef sieht das ganz anders.“

      „Abwarten, der muss den Schein wahren und Aktivität heucheln“, meinte Rieder betont gelassen. „Ich hole mein Rad, und dann treffen wir uns in einer halben Stunde bei Möselbeck in seiner Praxis in Vitte.“

      Damp nickte, wirkte aber weiter unglücklich. Er wollte gerade den Motor anlassen, da entdeckte er Thomas Förster. Der Bürgermeister kam aus dem Hotel „Hitthim“. Als er die beiden Polizisten sah, winkte er kurz und lief auf sie zu. Damp stieg aus. „Ist die Party zu Ende?“

      „Eigentlich schon lange“, antwortete Förster, „nur die drei fanden kein Ende.“ Er deutete hinter sich. Aus dem Gebäude stolperten drei Männer. Zwei hatten ziemlich Schlagseite. Rieder kannte die beiden vom Sehen, wusste aber nicht ihre Namen. Den dritten erkannte Rieder sofort. Malte hatte es also noch zum Leichenschmaus geschafft und sich dafür, zu Rieders Überraschung, in einen schwarzen Anzug geworfen. Sonst trug er seine Fischeruniform. Sie sei für ihn so eine Art Dienstkleidung, hatte er Rieder erzählt. „Damit biete ich den Pensionsgästen ein wenig Inselfolklore.“ Allerdings war Malte nie Fischer gewesen. „Das ist gut fürs Geschäft. Die Leute erzählen dann zuhause, sie hätten die Insel ganz echt erlebt. Sie fühlen sich dann besser und kommen wieder. Das ist eine Art Paartherapie zwischen Gast und Gastgeber zum gegenseitigen Vorteil.“

      Als die drei nach ihren Rädern griffen, straffte sich Damp. Rieder wusste, sein Kollege nahm Witterung auf. Die hatten bestimmt mehr Alkohol als erlaubt intus. Rieder sah schon ins Damps Augen den Bußgeldrechner rotieren. Doch Malte sah Damp und verdarb ihm das Vergnügen. „Männer“, rief er, „wir sollten doch besser schieben. Lasst uns mal Richtung Deich gehen.“

      Die drei liefen los, aber Rieder ahnte, dass sie auf ihre Räder steigen würden, sobald sie auf dem Deichweg aus Damps Sichtweite waren. Da konnte ihnen Damp mit dem Polizeiwagen nicht folgen. Es gab zwar den Fahrweg unterhalb des Deichs, doch der war vom Schmelzwasser des Packeises auf dem Bodden noch völlig aufgeweicht. Der Streifenwagen würde unweigerlich steckenbleiben.

      „Wer war das?“, fragte Rieder den Bürgermeister.

      Als Thomas Förster Rieder etwas erstaunt ansah, fügte er noch hinzu. „Malte habe ich schon erkannt. Aber die anderen beiden?“

      „Der mit dem alten Strohhut ist Hans Kempe, der Inselmaler“, setzte Förster süffisant hinzu. „Der andere ist Karl Born. Der war mal Gildes rechte Hand, hat hier auf der Insel die Brotfabrik geleitet.“

      „Eine Brotfabrik?“, fragte Rieder irritiert. „Hier auf Hiddensee?“

      „Früher, zu DDR-Zeiten, gab es hier auf der Insel eine Brotfabrik“, klärte ihn der Bürgermeister auf. „Ich kenne es auch nur aus den Unterlagen. Komme ja auch nicht von der Insel. Die war übrigens genau gegenüber von deinem Haus im Wiesenweg. Dort, wo jetzt die Post-Appartements drin sind.“

      „Und wo sind die anderen Gäste abgeblieben?“, mischte sich Damp ein.

      „Wie auf der Flucht“, berichtete Förster. „Die meisten haben gleich das nächste Schiff genommen. Wundert mich nicht nach dem Eklat am Grab. Haben sich die beiden beruhigt?“

      Rieder und Damp schüttelten beinahe synchron ihre Köpfe. „Sie haben sich gegenseitig angezeigt“, klärte Rieder den Bürgermeister auf. „Wegen Mordes an Werner Gilde.“

      „Der soll ermordet worden sein?“, fragte Förster verwundert. „Der war doch steinalt.“

      „Trotzdem müssen wir sehen, was dran ist“, ergänzte Damp. „Ich werde heute noch die Unterlagen an die Staatsanwaltschaft in Stralsund weiterleiten. Dort wird dann entschieden.“

      An Damps Geschäftston erkannte Rieder, dass sein Kollege gegenüber dem Bürgermeister klarmachen wollte, wer hier auf der Insel der Polizeichef sei. Wenn er es brauchte …

      Förster runzelte die Stirn. „Ich wäre dankbar, wenn es keine neuen Aufregungen auf der Insel gibt nach dem harten Winter und so kurz vor dem Saisonstart.“

      Das Klingeln von Damps Telefon unterbrach das Gespräch. Er schaute nur kurz auf das Display und ließ es dann weiter klingeln, bis sich offenbar die Mailbox meldete oder der Anrufer aufgelegt hatte. Rieder wunderte sich. Sonst ging Damp immer ran. Er bemerkte auch, wie Damp die Stirn runzelte und es plötzlich sehr eilig hatte. „Ich fahre schon mal vor. Wir sehen uns dann beim Doc. In zwanzig Minuten?“

      Rieder nickte. Damp stieg in den Wagen, ließ den Motor an und gab kräftig Gas. Förster und Rieder blickten ihm erstaunt hinterher.

      „Was war das denn?“, fragte Förster.

      „Keine Ahnung. Muss mit dem Anruf zusammenhängen.“

      Sie gingen zusammen zum Hafen. „Wie willst du nun das Problem mit deiner Wiese lösen?“, fragte Förster.

      „Woher weißt du davon?“, stutzte Rieder kurz. „Ach klar, Malte. Hast du so einen Aufsitzmäher oder irgendeine andere Mähmaschine?“

      „Meinst du das ernst? Wir sind hier im Biosphärenreservat“, antwortete Förster, der im Hauptberuf Chef des Nationalparks war. „Ich darf nicht in die Natur eingreifen, auch wenn ich mir es manchmal wünsche.“ Er schlug Rieder mitfühlend auf die Schulter. „Da kann ich dir nicht helfen.“

      Rieder schwang sich auf sein Rad und schlug auch den Weg über den Deich nach Vitte ein. Wenn er pünktlich bei Inselarzt Möselbeck Damp treffen wollte, musste er heftig in die Pedale treten. Dazu ging es jetzt gegen den Wind. Beim Fahren schaute er über die Sumpfwiesen Richtung Ostsee. Am Strandaufgang kurz vor Vitte stand das Polizeiauto. Irgendetwas stimmte nicht mit Damp.

       V

      Damp kam zehn Minuten zu spät, tat aber so, als wäre er noch pünktlich. Rieder hatte in der Zwischenzeit die Veranstaltungsplakate am Hotel „Godewind“ studiert. Mit Schwung schlug Damp die Tür des Autos zu. Er wirkte wie ausgewechselt und schien voller Tatendrang. „Mal sehen, was der Doc zu sagen hat“, rief er Rieder СКАЧАТЬ