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СКАЧАТЬ damit sie an die Staatsanwaltschaft Stralsund weitergereicht werden konnten. Damp und er würden aber schon einige Vorermittlungen aufnehmen. „Deshalb möchte ich mir jetzt das Sterbezimmer ansehen. Aber vorher würde ich Herrn Schlick bitten, das Haus zu verlassen.“

      Richard Schlick sah ihn entsetzt an. „Wie bitte?“

      Um Rieders Anweisung zu unterstützen, hatte sich Damp erhoben. Trotz Gewichtsverlust machte seine Körpergröße immer noch ziemlichen Eindruck.

      „Und diese Frau?“ Schlick deutete mit dem Kopf zu Martina Gilde.

      Rieder zuckte mit den Schultern. „Was soll mit ihr sein? Sie kann hier bleiben. Es ist ihre Wohnung. Sie ist hier gemeldet.“

      „Aber wenn sie anfängt, Dinge verschwinden zu lassen? Ich glaube nicht, dass Sie einschätzen können, was das für Werte sind, die sich in diesem Haus befinden?“

      „Auch wenn wir beide in Ihren Augen nur Dorfpolizisten sind, Herr Schlick“, sagte Rieder völlig ruhig, „können Sie sich darauf verlassen, dass auch wir erkennen, dass es sich hier um eine sehr wertvolle Kunstsammlung handelt. Sicher gibt eine Inventarliste oder bei der Versicherung eine Aufstellung der Werke, so dass wir jederzeit überprüfen können, ob etwas fehlt. Wo finden wir Sie? Bleiben Sie auf der Insel?“

      „Ihr Ton gefällt mir nicht …“

      „Mir gefällt Ihr Ton auch nicht“, fiel ihm Rieder ins Wort. „Aber das tut auch nichts zur Sache. Also, wo finden wir Sie?“

      „Im ‚Hitthim‘.“

      „Danke.“ Rieder zeigte in Richtung Tür. Schlick stand wütend auf. Damp begleitete ihn hinaus.

      Das Sterbezimmer lag im Erdgeschoss. Es war, bevor es zur Pflegestation wurde, Gildes Arbeitszimmer gewesen. Rieder trat in einen hellen Raum. Auch hier waren die Wände mit Bildern vollgehängt, allerdings war es ein ganz anderer Stil. Keine Landschaftsmalerei, sondern expressionistische Zeichnungen, zumeist von Kirchen. Sehr kantig, fast schroff im Ausdruck. Rieder wusste sofort, dass es Bilder von Lyonel Feininger sein mussten, einem bekannten Vertreter des Bauhauses.

      „Das sind keine Originale? Oder?“, fragte er ungläubig die Hausherrin, die noch in der Tür stand.

      „Doch, doch“, antwortete sie. „Alle Bilder hier im Haus sind Originale.“ Sie wollte Rieder in den Raum folgen, doch er bat sie, draußen zu bleiben, damit nicht Spuren verwischt werden.

      „Allerdings, wenn ich mich hier so umsehe“, Rieder drehte sich einmal um die eigene Achse, „scheint hier jemand gründlich saubergemacht zu haben. Da ist es mit Spuren wohl eher Essig.“ Er deutete auf das Pflegebett in der Mitte des Zimmers. „Oder ist das Bett noch mit der Wäsche bezogen, in der ihr Mann zu Tode gekommen ist?“

      Martina Gilde schüttelte den Kopf. „Anna Rese hat alles frisch bezogen.“

      „Und wo sind die Laken und Bezüge, die davor drauf waren?“, fragte Rieder resigniert.

      „Im Müll.“

      „Im Müll“, wiederholte Rieder fatalistisch. „Die Sachen müssen wir für die Spurensicherung mitnehmen. Ebenso die Kleidung, die Ihr Mann bei seinem Tod trug.“

      „Die ist auch im Müll. Und der Müll wurde schon abgeholt.“

      Rieder konnte nur noch resigniert mit den Schultern zucken. „Tja, dann könnte es mit den Ermittlungen schwierig werden.“

      Damp kam zurück. „Er ist weg“, meldete er.

      Rieder schaute sich noch einmal um und wandte sich dann an die Witwe. „Sie haben doch sicher eine Inventarliste von diesen ganzen Kunstwerken?“

      „Also ich weiß gar nicht, ob Werner so etwas …“

      „Wir brauchen gar nicht lange zu reden“, erwiderte Rieder völlig gelassen. „Entweder Sie geben mir die Liste, oder Sie müssen auch das Haus verlassen.“

      „Oberste rechte Schublade im Schreibtisch. Der Schlüssel liegt in dem Behälter für die Stifte.“

      Rieder fand Schlüssel und Liste. Sie erschien ihm umfangreicher als erwartet. Er blätterte sie durch. Es mussten mehrere hundert Bilder aufgeführt sein. Die meisten Bilder waren von Elisabeth Büchsel, einige von Feininger. Von den anderen Künstlern kannte er nur noch Henni Lehmann dem Namen nach. Aber Katharina Bamberg, Elisabeth Andrae, Dorothea Strohschein, Clara Arnheim, Käthe Loewenthal und Julie Wolfthorn waren ihm völlig unbekannt.

      Martina Gilde hatte Rieders Staunen bemerkt. „Mein Mann war Kunstsammler. Seit seiner frühen Jugend. Besonders hatten es ihm die Malerinnen des Hiddenseer Künstlerinnenbundes angetan. Wie Elisabeth Büchsel. Aber das haben Sie ja schon in der Halle und oben gesehen. Das hier“, dabei zeigte sie auf die Bilder in Gildes Arbeitszimmer, „war Werners Refugium und diese Bilder von Feininger sein ganz besonderer Schatz. Aus Feiningers Weimarer Zeit am Bauhaus. Unter diesen Bildern arbeitete Werner, wenn wir hier auf Hiddensee waren. Sie inspirierten ihn. Mit Blick auf die Bilder ist er auch gestorben.“ Sie wandte sich ab. Ihre Schultern zuckten. Mit der rechten Hand drückte sie über der Nasenwurzel auf ihre geschlossenen Augen. „Oder ermordet worden“, stieß sie noch hervor. Rieder gab Damp ein Zeichen. Er wollte endlich gehen.

      Als sie beim Polizeiauto ankamen, lehnte sich Damp erschöpft an den Wagen. Er atmete tief aus. „Danke, dass Sie gekommen sind. Die beiden haben mich echt geschafft.“

      Rieder ahnte, wie schwer Damp diese Worte gefallen waren. „Da nicht für. Ich denke, hier geht es nur ums Erben. Der Sohn hat Angst, dass die junge Stiefmutter alles erben könnte. Umgekehrt genauso. Die brauchen nicht uns, sondern Gildes Notar plus Testament.“ Er lehnte sich neben Damp ans Auto und schaute in den Himmel. „So ein Unternehmen wird schon seinen Wert haben, auch wenn es nur Backpulver und Tütensuppen herstellt. Und dann diese ganzen Bilder. Da kommt was bei rum.“ Dann schüttelte er kurz den Kopf. „Aber diese Anzeigen werden im Sande verlaufen.“

      „Und was heißt das nun?“, fragte Damp.

      Rieder rieb sich das Kinn. „Wir machen Dienst nach Vorschrift, besuchen zur Sicherheit Möselbeck und hören uns seine Version von Gildes Tod an, nehmen ein Protokoll auf und schicken danach den Kram nach Stralsund. Sollen die entscheiden, was passieren soll.“

      Rieder öffnete die Beifahrertür des Streifenwagens, doch als er sich reinsetzen wollte, hielt er noch einmal inne. „Rufen Sie sicherheitshalber mal Bökemüller an. Wäre gut, wenn er nicht aus der Zeitung erfährt, was sich hier abgespielt hat.“

      Damp hatte bei Rieders letzten Worten aufgehorcht. Er sollte den Polizeidirektor anrufen? Er wurde misstrauisch. Verbarg sich dahinter irgendein Trick von Rieder? Er lief um den Wagen und beugte sich zu Rieder herunter, der inzwischen eingestiegen war. „Sie haben doch eigentlich die besseren Beziehungen zu Bökemüller.“

      „Wenn ich mich recht erinnere, sind Sie hier der Polizeichef auf der Insel.“ Er streckte sich auf seinem Sitz aus. „Abgesehen davon, dass ich heute meinen freien Tag habe, waren Sie auch Augenzeuge bei der Beerdigung und haben alles hier in der Villa mitbekommen. Sie können Bökemüller einen viel besseren Eindruck vermitteln.“

      Sie schauten sich beide für ein paar Sekunden stumm an. Dann nickte Damp.

      „War das eigentlich eine Feuer- oder Erdbestattung?“, fragte Rieder.

      „Mit СКАЧАТЬ