Schwarzer Peter. Tim Herden
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Название: Schwarzer Peter

Автор: Tim Herden

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783963110306

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СКАЧАТЬ in Gang zu halten.

      Plewe nickte stumm. „Nach der Wende hat er umgesattelt. Statt sozialistischem Realismus gab’s nun Hiddenseer Idylle. Du musst mal zum Eckardt rübergehen, vom ‚Haus am Strand‘. Der hat Kempe immer seinen Zaun als Schaufenster geborgt. Gezahlt hat er dafür wahrscheinlich nichts. Der war ja ein knuckriger Zeitgenosse. Und da hing dann der Leuchtturm Gellen mit Strand. Leuchtturm Gellen zwischen den Strandkiefern. Hafen Neuendorf mit Schiffen. Hafen Neuendorf ohne Schiffe. Seglerhafen. Schabernack.“ Plewe schob seine Mütze in den Nacken. „Das war eine richtige Serienproduktion. Aber die Geschäfte liefen nicht so gut. Hier kommen zu wenige Touristen vorbei. Wer hier in Neuendorf wohnt, ist sowieso eine besondere Urlaubersorte. Der hat die Insel im Herzen. Der braucht keine Bilder.“

      Rieder hatte den alten Hotelier Eckardt bei seinem ersten Fall auf der Insel kennengelernt. Bei ihm hatte ein Kunsthistoriker Quartier genommen, der am Gellenstrand ermordet worden war. Das war bald ein Jahr her. Seitdem hatte er Eckardt nicht wieder getroffen. „Wie geht es Herrn Eckardt?“, fragte Rieder.

      Plewe wiegte den Kopf hin und her. „Man sieht ihn kaum noch. Man wird ja nicht jünger. Seinen kleinen Nebenerwerb habt ihr ihm ja genommen.“ Eckardt hatte seine Zimmer immer noch vermietet. Natürlich schwarz. Durch den toten Kunsthistoriker war die Sache aufgeflogen. Auch wenn Rieder es nicht beweisen konnte, hatte wahrscheinlich Damp dem Finanzamt einen Tipp gegeben.

      Die Pfeife war aufgeraucht. Plewe klopfte sie an seinem Stiefel aus und kratzte die Asche aus dem Pfeifenkopf. „In den letzten Jahren hat er das auch nicht mehr gemacht mit der Sommergalerie. Ich frage mich, wovon der Kempe gelebt hat.“

      „Haben Sie ihn mal mit dem Herrn Gilde gesehen?“

      „Mit Suppen-Gilde? Unserem großen Inselgönner? Der uns jetzt ein Museum schenkt?“

      Rieder war kurz irritiert. Von einem Museum hatten weder die Witwe noch der Sohn Gildes erzählt. „Welches Museum?“

      Plewe drehte sich zu seinem Tisch. Dort lagen ein paar alte Ausgaben der „Ostsee-Zeitung“. Er sah eine nach der anderen durch. „Muss so vor zwei Wochen gewesen sein. Da stand es drin. Kleine Notiz, aber wenn du hier den ganzen Tag sitzt, liest du den Kram von vorn bis hinten. Ich krieg’ sie umsonst. Die von der Stralsunder Fähre bringen mir immer die Zeitung mit. Jetzt fährt sie endlich wieder. Im Winter ist Ebbe.“

      Plewe hielt Rieder eine Zeitung hin und zeigte mit dem Zeigefinger auf eine kleine Nachricht auf der ersten Seite. Nicht mehr als fünf Zeilen. Die Überschrift lautete: „Neues Museum auf Hiddensee?“ Darunter war zu lesen: „Wie die Lokalredaktion aus gut unterrichteten Kreisen erfuhr, will der Unternehmer Werner Gilde seine Gemäldesammlung mit Werken des Hiddenseer Künstlerinnenbundes nach seinem Tod der Öffentlichkeit zugänglich machen. Als Ausstellungsort sei das ehemalige Strahleninstitut der Universität Greifswald in Kloster geplant. Gespräche über den Ankauf des Gebäudes würden auf informeller Ebene bereits laufen. Eine Bestätigung steht noch aus.“ Dahinter stand in Klammern nur das Kürzel „GK“.

      „Kann ich das mitnehmen?“

      Plewe nickte. „Warum nicht? Ich brauch’ es nicht mehr. Fisch wird nicht mehr in Zeitungen eingewickelt. Jetzt gibt es Plastiktüten.“

      „Nochmal zurück zu Kempe und Gilde.“ Rieder faltete die Zeitung sorgsam zusammen. „Haben Sie die beiden mal miteinander gesehen?“

      Plewe schüttelte den Kopf. „Nicht, dass ich mich erinnern kann. Aber Gilde machte mit seinem Kahn auch nicht hier in Neuendorf Station. Zu wenig Publikum. Der brauchte die große Bühne beim Einlaufen. Und die hat man nur in Kloster.“

      „Haben Sie Kempe vielleicht gestern gesehen?“

      „Auf die Frage habe ich schon die ganze Zeit gewartet. Aber ich steh’ nun auch nicht den ganzen Tag vor der Tür und starre, wer kommt und wer geht. Von hier fährt eh keiner mit dem Rad zum Schwarzen Peter. Da ist der Deich zu schlecht. Die kommen alle durchs Dorf und dann bei …“, Plewe zögerte kurz. „Die fahren dann alle da beim ‚Strandcafé‘ rum, dort, wo Charlotte gewohnt hat.“ Offenbar wusste Plewe wie jeder auf der Insel von Rieders gescheiterter Beziehung zur Wirtin des „Strandcafés“.

      Ole Damp trat durch die Tür. „Na, wieder warm?“

      Rieder stutzte über das plötzliche Mitgefühl. „So langsam. Schon was von Behm gehört?“

      „Sind auf dem Rückweg. Haben nichts gefunden. Sie sind mehrfach über den Bodden gekreuzt vom Schwarzen Peter bis zum Hafen Neuendorf. Waren fast bis zur Öhe drüben bei Schaprode.“

      „Dann gibt es auch nichts zu finden“, warf Plewe ein.

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