Schwarzer Peter. Tim Herden
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Название: Schwarzer Peter

Автор: Tim Herden

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783963110306

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СКАЧАТЬ wartest ewig auf einen Termin“, zerstörte Malte sofort die aufkeimende Hoffnung. „Die müssen jetzt alle ihre Buden auf Vordermann bringen. Da stehst du ganz hinten in der Reihe. Vergiss es.“

      Beide versanken wieder in Schweigen. Rieder überlegte, dem Rasenmäher eine zweite Chance zu geben. Da klingelte sein Telefon. Er zog es aus der Hosentasche. Revierleiter Damp. Rieder stutzte kurz. Eigentlich sollte sein Kollege auf einer Beerdigung auf dem Friedhof in Kloster sein. Irgendein Inselpromi wurde dort beigesetzt. Es hatten sich eine Menge wichtiger Menschen von Rügen und aus Stralsund angesagt. Gemunkelt wurde, dass sogar der Wirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern kommen wolle. Der Tote war wohl der größte Unternehmer in der Region gewesen. Rieder hatte es nicht weiter interessiert, denn Damp hatte die Sache gleich an sich gezogen. Rieder drückte auf die Hörertaste. Noch bevor er sich melden konnte, hörte er Damps atemlose Stimme. „Können Sie bitte schnell hierherkommen? Ich weiß nicht, was ich machen soll. Das ist hier völlig vertrackt.“

      Rieder staunte. Seit er wieder auf der Insel war, hatte Damp noch nie so viele Worte an ihn gerichtet. Eigentlich herrschte zwischen Rieder und Damp Funkstille. Rieder musste sich allerdings eingestehen, nicht ganz unschuldig an der Stimmung im Revier zu sein. Es war nicht fair gewesen, Damp nicht über seinen Undercover-Einsatz im Winter auf der Insel zu informieren. Rieder hatte einen Mörder verfolgt, der nicht nur sein, sondern auch Damps Leben zuvor in Gefahr gebracht hatte. Nicht ganz ohne Rieders Schuld.

      „Was ist denn passiert?“, fragte Rieder seinen Kollegen.

      „Ich kann das jetzt nicht erklären“, wisperte Damp ins Telefon. „Ich kann hier nicht laut reden.“

      „Sind Sie noch bei der Beerdigung?“

      „Nein. Ich bin in Gildes Villa. Oben auf dem Schwedenhagen. Kommen Sie dahin.“ Noch bevor Rieder antworten konnte, hatte Damp das Gespräch beendet. Er starrte auf das Display. Dann schaute er Malte an, der ihn neugierig ansah. Malte war als Inselfunk an Informationen jeglicher Art interessiert.

      „Irgendwas muss bei der Beerdigung von diesem …“, Rieder war schon wieder der Name entfallen.

      „Gilde“, half ihm Malte aus und schlug sich zugleich mit der flachen Hand auf die Stirn „Mensch, zu der Beerdigung wollte ich eigentlich hin! Hoffentlich schaffe ich es noch zum Leichenschmaus im ‚Hitthim‘.“

      „Wer war dieser Gilde?“

      „Mensch, Rieder, wie lange bist du jetzt auf der Insel?“, stöhnte Malte auf. „Schon mal was von ‚Gildemeisters Backmischungen‘ gehört oder ‚Gildemeisters Suppen‘?“

      „Ja, schon.“ Klar kannte er die bunten Packungen. Manchmal hatte er sich eine von den Tütensuppen der Firma Gildemeister gekocht. Typisches Single-Essen. „Und der Gilde wohnte hier auf der Insel?“

      „Ja, klar. Er hatte ein Haus in Kloster“, antwortete Malte, als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt, dass sich die Reichen und Schönen auf Hiddensee niederließen.

      „Ich soll zu Gildes Villa kommen. Zum Schwedenhagen. Wo ist denn das in Kloster?“

      „Neben dem alten Institut der Universität Greifswald. Ein bisschen versteckt im Wald. Aber mit einem Superblick“, beschrieb Malte Rieder den Weg. Dann tippte er mit zwei Fingern an seine Schiffermütze und machte sich eilig auf den Weg zu seinem Haus in der Sprenge. Doch er blieb noch einmal stehen: „Und die Wiese?“

      Rieder zuckte mit den Schultern. „Ich denke nochmal drüber nach.“

       II

      Rieder radelte über den Deich nach Kloster. Der frische Wind rauschte in seinen Ohren. Er kam von Südwest und brachte warme Frühlingsluft auf die Insel. Erst seit wenigen Tagen konnte man die Insel wieder ohne Probleme mit dem Rad befahren. Zuvor hatte es auf den Wegen immer noch hier und da Eisflächen oder scharfkantig gefrorene Schneereste gegeben. Auf den Sumpfwiesen weidete eine Schafherde. Sie war erst vor kurzem vom Winterquartier auf Rügen zurück nach Hiddensee gebracht worden. Um die Tümpel versammelten sich die ersten Zugvögel. Sie machten hier Station auf ihrer Rückreise nach Norden. Im Seglerhafen von Kloster waren erst wenige Liegeplätze belegt. Nur ein paar Motorboote der Einheimischen dümpelten vor sich hin. Wenn das Wetter so bliebe, würden wahrscheinlich zu Ostern die ersten Segler einen Törn nach Hiddensee wagen.

      Rieder schloss sein Rad an der Außenstelle der Reederei Hiddensee im Hafen an. Malte hatte ihm empfohlen, von dort den schmalen Pfad hinauf zum Schwedenhagen zu nehmen. Rieder musste ein wenig suchen, ehe er im Gestrüpp den Trampelpfad entdeckte. Relativ steil verlief der schmale Weg. Oben angekommen, stand Rieder vor einem Feld mit frischer grüner Saat. Das war ungewöhnlich für Hiddensee. Außer dem Weiden von Kühen und Schafen wurde auf der Insel keine Landwirtschaft mehr betrieben. Am Feldrain standen ein paar alte LKW-Hänger, schon völlig von Buschwerk überwachsen. Rieder wandte sich nach rechts und lief zu dem kleinen Wäldchen neben dem Häuschen der Wasserversorgung. Dort stand der blaue Polizeiwagen von Damp. Im Dickicht der Bäume entdeckte er ein Haus. Das musste Gildes Villa sein. Ein Seil war zwischen zwei kniehohen Holzpfählen gespannt, kaum ein Hindernis für ungebetene Gäste. Rieder stieg darüber. Obwohl schon ein Jahr auf der Insel, war ihm dieses Haus noch nie aufgefallen. Auch das verlassene Institutsgebäude der Universität Greifswald nebenan hatte er noch nicht besucht.

      Damp wartete schon auf ihn. „Gut, dass Sie da sind. Ich weiß mir echt nicht zu helfen.“

      Rieder war verblüfft von Damps Aufzug. Seine Uniform war nagelneu. Bisher hatte sich sein Kollege nicht vom althergebrachten Polizeigrün trennen wollen. Nun aber trug er das neue Dunkelblau. Die Hose hatte ein scharfe Bügelfalte. Die Uniformjacke saß wie angegossen. Damp hatte in der letzten Zeit ziemlich an Gewicht verloren, brachte aber sicher immer noch einiges an Übergewicht auf die Waage. Seinen alten Sachen hatte man den Verlust angesehen. In diesem neuen Aufzug wirkte der Revierleiter mit seinen einsneunzig Körpergröße wie ein stattlicher Mann. Wie eine Autorität. Rieder kam sich dagegen ein wenig schäbig vor. Abgewetzte Jeans, Wanderschuhe, Fieldjacket und dazu ein ausgeblichenes rotes Basecap mit dem Logo der Insel. „Sie haben sich ganz schön in Schale geschmissen“, bemerkte Rieder.

      Damp stutzte kurz, schaute unsicher an sich runter. „Ich brauchte eben neue Klamotten, aber das tut jetzt nichts zur Sache.“ Er war total nervös, drehte seine Mütze mit seinen Händen hin und her. „Da oben sitzen die Witwe und der Sohn des Toten. Die sind auf der Beerdigung völlig ausgetickt.“ Damp deutete mit dem Kopf an, dass sie etwas vom Haus weggehen sollten, um nicht gehört zu werden. „Erst ging alles gut. In der Kirche, der Pfarrer, noch ein paar Worte von irgend so einem Heini aus Stralsund über Gilde und seine Firma. Dann liefen alle zum Grab. Jedenfalls, als der Sohn dann Erde ins Grab werfen wollte, rastete die Frau völlig aus.“

      Damp blickte sich kurz ängstlich um, bevor er weitersprach. „Was er sich trauen würde. Er hätte seinen Vater ins Grab gebracht und sei für seinen Tod verantwortlich. Der Sohn giftete zurück, sie hätte ihren Mann verrecken lassen, um endlich an sein Geld zu kommen.“ Damp zog Rieder noch ein wenig weiter vom Haus weg. „Wenn ich nicht dazwischengegangen wäre, hätten die sich in die Haare bekommen. Ich habe sie dann hierhergebracht.“ Damp atmete schwer. So sehr hatte ihn allein sein Bericht wieder erregt.

      „Und die anderen Trauergäste?“, fragte Rieder nach.

      „Um die kümmert sich Förster. Die sind wahrscheinlich noch beim Leichenschmaus im Hotel ‚Hitthim‘ in Kloster.“ Thomas Förster war der Bürgermeister von Hiddensee. Damp machte eine kurze Pause. „Die waren alle total geschockt.“

      „Und СКАЧАТЬ