Sammelband 6 Extra Western September 2018. Alfred Bekker
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Название: Sammelband 6 Extra Western September 2018

Автор: Alfred Bekker

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Вестерны

Серия:

isbn: 9783745205664

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СКАЧАТЬ aber weder Joshua noch einer der anderen nach einer halben Stunde zurückgekehrt war, hielt Jesse inne, setzte seine Kiepe ab und lehnte sich am Ausgang des Stollens an einen der Stempel.

      „Was ist?“, fragte ich.

      „Was ist, was ist?“, äffte er mich nach. „Kannst du dir’s nicht denken? Jetzt sind sie alle drei weg. Da muss doch was passiert sein!“

      „Es ist ein ganzes Stück weg, wo Joshua geschossen hat. Vielleicht suchen sie noch nach ihm.“

      „Sei doch mal still!“ Jesse hielt den Finger an den Mund und lauschte. „Hörst du nichts?“, fragte er dann.

      Ich versuchte etwas wahrzunehmen. Mir war, als hörte ich so etwas wie Axtschläge.

      „Was hat das zu bedeuten?“, fragte Jesse.

      „Otto hat seine Axt mit. Er schleppt sie immer mit sich herum, genau wie sein Gewehr.“

      Ich konnte mir fast denken, was es zu bedeuten hatte, aber ich wagte es einfach nicht auszusprechen. Aber dann, nach einer knappen Stunde, musste ich sehen, dass meine Vermutung stimmte. Otto Weber hatte mit seiner Axt Stangen aus jungen Douglastannen geschlagen. Und von diesen Stangen hatten sie eine Trage gefertigt. Auf der Trage lag Joshua.

      Abe trug hinten, der alte Weber vorn. Beide waren schweißüberströmt und fix und fertig, als sie oben anlangten. Aber das nahm ich nur so nebenbei wahr. Mein Blick konzentrierte sich auf Joshua. Er lag auf der Bahre, und sein Gesicht wirkte violett. Die Augen waren weit aufgerissen. Das Weiße schien regelrecht zu leuchten. Es gehörte nicht viel dazu, um zu erkennen, dass Joshua Angst hatte. Panische Angst. Aber was war mit ihm?

      Erst jetzt sah ich seine Hand. Seine rechte Hand war dick mit Stofffetzen umhüllt, dennoch hatte das Blut sie schon wieder durchnässt. Am Oberarm war ein Abbinder angebracht. Das zeigte mir, dass offensichtlich eine Ader zerrissen war. Und die Männer fürchteten, Joshua könnte verbluten.

      Wortlos übernahmen Jesse und ich die Trage, und sofort ging Weber neben Joshua, lockerte den Abbinder am rechten Oberarm etwas und zog ihn nach einer kurzen Zeit wieder fest. Dann sagte er:

      „Geht weiter, schafft ihn hinauf!“ Wir stellten keine Fragen. Einer von ihnen würde uns schon sagen, was passiert war. Zuerst galt es, Joshua zu helfen.

      *

      ALS WIR IHN OBEN AN unserem Zelt abgesetzt hatten, verschwand Weber in unserem Wohnzelt und kam dann kurz darauf mit seiner abgescheuerten Ledertasche wieder heraus, in der er Medikamente, Verbandsmaterial und auch so etwas wie ein Arztbesteck aufbewahrte. Er holte eine kleine braune Flasche heraus und einen Löffel. Etwas aus der Flasche schüttete er auf den Löffel. Es war ein weißes Pulver. Ich konnte mir denken, dass es Laudanum war. Opium also, mit dem er die Schmerzen des Schwarzen eindämmen wollte.

      Ohne dass jemand was sagen musste, holte Abe einen Becher mit Wasser, und das Pulver wurde in dem Wasser verrührt. Dann musste Joshua trinken.

      Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn, als ich seinen Kopf etwas anhob. Seine Nasenflügel bebten. Aber er sagte nichts, und er jammerte auch nicht.

      „Wickelt den Verband auf“, sagte Weber.

      Ich mache so etwas nicht gern, obgleich ich es schon sehr oft tun musste. Aber es kostete mich jedesmal Überwindung. Doch weil es so war und ich damit meinen inneren Schweinehund niederprügelte, war ich es, der es tat. Vielleicht hätte es einer der anderen ebenso getan wie ich. Aber keinem wäre es leicht gefallen.

      Als der Verband herunter war, sahen wir die Bescherung. Die Hand bot einen schrecklichen Anblick, den man eigentlich nicht beschreiben kann. Auf alle Fälle würde Joshua sie nie wieder richtig gebrauchen können. Es sah aus, als hätte ein Puma sie zerfetzt.

      Ich sah Weber nur kurz an, und Jesse fragte:

      „Ein Puma?“

      Weber schüttelte den Kopf. „Eine Wölfin.“

      Den Rest konnte ich mir fast denken. Es war wie mit den Bären. Um diese Zeit hatten sie Junge. Verdammt noch mal, dachte ich, wir lebten nun schon so lange in der Wildnis. Ich alleine hatte Tausende Male gejagt, und uns passierte diesmal ein Schlag nach dem anderen. Erst das mit den Bären und Johnny - und nun die Wölfin bei Joshua. Wir hätten Joshua nicht gehen lassen sollen.

      Abe richtete sich auf. „Ich glaube, ich hole jetzt den Weißschwanzhirsch.“

      Ich sah zufällig in Joshuas Gesicht. Als Abe das sagte, schien Joshuas Schmerz und Angst mit einem Mal zu verfliegen. Ich glaubte zu erkennen, dass er lächelte. Es war ein triumphierendes Lächeln.

      „Es ist nämlich so“, sagte Weber, „er hat einen Weißschwanzhirsch geschossen. Das Dumme war nur, dass er sich in unmittelbarer Nähe einer Wolfshöhle befand. Und da waren die Jungen drin. Die Alten müssen unterwegs auf Jagd gewesen sein. Die Wölfin kam gerade zurück, als Joshua sein Wildbret wegschaffen wollte. Da fiel sie ihn an. Aber er hat sie getötet. Es war nur zu spät.“

      „Mensch, Joshua“, sagte ich, „du bist ein toller Kerl, hast einen Weißschwanzhirsch erwischt. Einen großen?“

      Joshua konnte nicht reden vor Schmerzen. Er biss immer noch die Zähne zusammen, aber er nickte. Und er schien zu strahlen.

      Weber beugte sich über Joshua, zog ihm das Augenlid hoch und schüttelte bedauernd den Kopf. „Du hast noch Schmerzen, nicht wahr?“

      „Ja“, erwiderte Joshua leise, „aber es wird schon besser, viel besser “

      „Da müssen wir noch zehn Minuten warten“, meinte Weber. „Wenn es richtig wirkt und er einschläft, fange ich an. Die Dosis ist ziemlich kräftig, das hat er allerdings auch nötig.“

      Ich beneidete Abe, dass er den Hirsch holen konnte. Denn was nun kam, das hatte ich mir gut vorstellen können. Ich war auch schon so oft bei solchen Operationen in der Wildnis dabeigewesen, wenn mit primitivsten Mitteln versucht wurde zu helfen. Aber an Joshuas Hand war nichts mehr zu helfen. Im Gegenteil, es bestand die Gefahr, dass sich alles noch entzünden würde. Denn das war keine Hand mehr, das waren nur noch Fetzen. Das einzige, was hier noch möglich sein würde, war eine Amputation.

      Eine halbe Stunde später war alles vorbei. Weber hätte Arzt werden sollen. Das verstand er jedenfalls vortrefflich. Er amputierte die Hand direkt am Gelenk, verödete die Arterie mit einem glühenden Eisen und zog dann die Haut über einen Teil des Stumpfes hinweg und nähte sie fest. Die Blutung war ebenfalls gestoppt. Den Abbinder hatten wir vorhin schon lösen können. Und jetzt lag Joshua apathisch und noch immer stark benommen im Zelt.

      Ich musste an den Captain denken, der hatte auch einen Arm verloren und war dennoch nicht davor zurückgeschreckt, mit uns in die Wildnis zu reiten. Aber dann war ihm ausgerechnet ein Blitz zum Verhängnis geworden.

      Abe hätte längst zurück sein müssen. Als wir draußen waren und Jesse sich eine Zigarette rollte und ich mir meine Pfeife stopfte, kam Weber zu uns.

      „Macht euch keine Gedanken um Abe. Er versucht, so möchte ich wetten, einen Weißschwanzhirsch zu erlegen.“

      „Wieso das?“, fragte ich. „Joshua hat doch schon ...“

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