Название: Sammelband 6 Extra Western September 2018
Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Вестерны
isbn: 9783745205664
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Es war ein Blattschuss, wie man ihn nicht immer hat. Das Tier machte gerade noch einen Sprung, bevor es fiel.
Als ich mich erhob, um das Wildbret zu holen, musste ich ein Stück um einen Felsvorsprung herum und kam damit aus dem Windschatten des Berges hinaus. Ein kräftiger, aber noch warmer Nordwind blies mir ins Gesicht. Die Tatsache, dass der Wind warm war, löste in mir ein warnendes Gefühl aus. Ich sah dem Wind entgegen, konnte aber nicht genug sehen. Da war noch ein Felseinschnitt zwischen den hochauf ragenden Bergzacken, und durch den kam der Wind. Aber als ich weiter kletterte und bei der erlegten Ziege anlangte, konnte ich durch die unterste Spitze des Felseinschnittes sehen. Und da gewahrte ich eine schwarze Wand, die sich von Norden her näherte.
Über mir war der Himmel noch hellblau und zeigte keinerlei Trübung. Aber diese schwarze Wand im Norden stellte eine Bedrohung dar, dazu der warme Wind. Er würde bald nicht mehr warm, sondern eisig kalt sein. Was da herankam, erinnerte mich an jenes Unwetter im Talkessel. Dass es noch schlimmer sein würde, malte ich mir nicht einmal jetzt aus.
Ich musste sehen, dass ich hinunterkam, bevor der Wind diese schwarzen Wolken bis hierher getrieben hatte. Der Abstieg aus dieser Höhe war nicht ungefährlich. Und schon gar nicht, wenn es womöglich anfing zu gießen.
Ich Optimist dachte noch an Regen. Dass es in dieser Höhenlage im Sommer auch schneien konnte, hätte ich eigentlich wissen müssen.
Bis zu unserem Lager hatte ich eine Stunde Weges. Trotzdem beeilte ich mich, weil ich irgendwie das Gefühl hatte, auf halber Strecke vom Unwetter überrascht zu werden.
So schnell ich auch kletterte, die Wolken waren schneller da. Zu allem Überfluss hatte ich eine lange Kletterpartie zurückzulegen, wo mich der Nordwind voll traf. Und der war längst nicht mehr warm, sondern eisig kalt.
Ich hatte keine Handschuhe. Wer denkt im Sommer an so etwas? Mir wurden beizeiten die Hände klamm, und der Wind schien immer kälter zu werden.
Da lag noch eine Steilwand unter mir, an der ich hinunterklettern musste. Zwar hatte ich ein Lasso mitgenommen, aber es war nicht lang genug, um mich daran abzuseilen. Also blieb mir nichts anderes übrig, als zu klettern. Ich hatte die Ziege huckepack auf meinem Rücken festgebunden, um besser klettern zu können. Es war weniger das Gewicht des Tieres, was mich behinderte, als die Angriffsfläche, die ich damit dem Wind bot. Er war stürmisch geworden. Böen fegten den Felsen entlang, und nun klatschte mir auch schon Regen ins Gesicht.
Mit dem Regen hatte ich es nicht lange zu tun, das dauerte nur ein paar Minuten, dann wurde es Schnee. Der eisige Wind trieb ihn horizontal gegen die Felsen. Und dort blieb er liegen.
Ich drohte abzurutschen, fand nur noch schlecht Halt für die Mokassins. Und meine Hände waren mittlerweile so klamm geworden, dass ich fürchtete, nicht richtig zupacken zu können.
Es war noch ein ganz schön langes Stück bis nach unten, und zum ersten Mal bei dieser Kletterpartie spürte ich so etwas wie Angst, womöglich nicht heil dort unten anzukommen.
Es muss einfach gehen, sagte ich mir und zwang mich dazu, die Schmerzen in meinen Händen zu überwinden. lch muss es schaffen, verdammt, ich muss es schaffen!
Mir war, als würde der Wind noch kälter. Der Schnee peitschte mir ins Gesicht. Der ganze Felsen war weiß. Ich selbst war ebenfalls weiß. Und nun begann der Felsen auch noch zu vereisen. Meine Fingernägel, die sich in diesem Eis festkrallten, brachen ab. Die Finger bluteten, waren aufgerissen. Einmal rutschte ich mit dem Fuß aus und drohte schon abzustürzen. Um mich überhaupt halten zu können, krallte ich meine Finger in den Felsen, als wären es Stahlhaken. Danach hatte ich wieder zusätzliche Risse in den Händen und eingerissene Fingernägel, aus denen es blutete.
Plötzlich rutschte ich wieder, verlor den Halt und stürzte in die Tiefe.
Ich schlug mit dem Rücken zuerst auf, aber die tote Ziege dämmte den Aufprall.
Ein paar Sekunden lag ich wie benommen und war, als ich die Fassung wiedergewann, fast völlig mit Schnee bedeckt. Ich richtete mich auf und betastete meine Glieder und schien unwahrscheinliches Glück gehabt zu haben. Ich konnte mich bewegen; offenbar hatte ich nichts gebrochen. Da war nur ein dumpfer Schmerz am linken Schulterblatt.
Du hast noch mal Schwein gehabt, sagte ich mir und marschierte los. Überall lag jetzt Schnee. Ich konnte kaum richtig sehen, so dicht wehten die Schneeschaueri Noch hatte ich die Möglichkeit, mich zu orientieren. Aber dann nahm das Schneetreiben noch mehr zu. Ich blieb stehen und suchte nach dem richtigen Weg. Musste ich nach links? Waren das die Büsche, die ich vorhin gesehen hatte, als ich heraufgestiegen war?
Nein, ich musste doch mehr nach rechts. So hatten die Büsche nicht ausgesehen. Aber dieser Felsen da drüben, der so weiß herausragte aus allem, an dem bin ich doch vorhin vorübergekommen. Nein, das ist auch falsch. Der Felsen hatte ganz anders ausgesehen.
Alles täuschte, denn nun, als alles mit Schnee bedeckt war, sah das meiste anders aus als vorher. Und überdies wurde die Sicht immer schlechter, das Schneetreiben immer dichter. Der Sturm heulte. Losgerissene Büsche fegten an mir vorbei. Tumbleweeds nennt man die.
Ich verlor die Orientierung. Dadurch, dass der Schnee noch immer um mich herumwirbelte, als der Sturm heulte, und die Kälte immer noch zunahm, musste ich zusehen, so schnell wie möglich talwärts zu kommen. Also ging ich einfach davon aus, dass ich bergab musste.
So unglaublich das klingt, selbst damit hatte ich Schwierigkeiten. Ich konnte kaum noch sehen. Um mir nicht die Ohren zu erfrieren, hatte ich mein Halstuch um den Kopf geschlungen, die Ärmel so weit wie möglich über die Hände gezogen und hielt mir schützend den linken Unterarm vor das Gesicht. Das Gewehr hatte ich um den Hals hängen, die Ziege noch auf den Rücken, die so prächtig meinen Sturz abgefangen hatte, so zog ich vorgebeugt dahin. Der Schnee peitschte regelrecht von der Seite her gegen meinen Körper. Und die Kälte durchdrang mich wie Tausende von Nadelspitzen. Es half mir, dass ich den Wind von der Seite bekam, denn wenn ich diese Richtung beibehielt, musste ich irgendwann aufs Lager stoßen. Es sei denn, der Wind käme plötzlich von woanders her.
Ich traf trotzdem nicht auf das Lager, sondern stolperte immer weiter talwärts, aber das Gelände war mit einem Mal so steil, dass ich ins Rutschen geriet, hinfiel und einen steilen Hang hinunterschlitterte. Ich überschlug mich; der Gewehrkolben knallte gegen mein rechtes Knie, dass ich die Engel singen hörte. Als ich dann endlich unten liegenblieb und mich aufrichten wollte, sah ich, dass ich mich am Rand einer Steilwand befand. Keinen Schritt weit von mir entfernt ging es fast senkrecht hinunter.
Ich spürte, dass ich am ganzen Körper zitterte. Vorsichtig richtete ich mich auf die Knie und stieß einen Schmerzensschrei aus, denn mein rechtes Knie hatte ich mir offensichtlich mit dem Gewehrkolben aufgeschlagen. Ich setzte mich hin und blieb eine ganze Weile benommen sitzen.
Da merkte ich, dass ich die Ziege verloren hatte. Die war mir bei diesem Sturz abgerissen und musste hier irgendwo liegen.
Wir brauchten die Ziege. Ich konnte sie nicht einfach liegenlassen. Ich musste sie suchen.
Die Sicht war infolge des Schneetreibens so schlecht, dass ich keine fünf Schritte weit sehen konnte. Ich kroch förmlich auf allen vieren, und plötzlich hatte ich etwas Weiches an der linken Hand: die Ziege.
Allein das Aufstehen, das Neuverschnüren mit den klammen Händen in dieser Kälte war eine Marter СКАЧАТЬ