Sammelband 6 Extra Western September 2018. Alfred Bekker
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Sammelband 6 Extra Western September 2018 - Alfred Bekker страница 22

Название: Sammelband 6 Extra Western September 2018

Автор: Alfred Bekker

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Вестерны

Серия:

isbn: 9783745205664

isbn:

СКАЧАТЬ Bis jetzt nichts von dem gegenseitigen Belauern wie in anderen Goldgräberlagern, die ich kennengelernt hatte. Keine Missgunst, keine Schlägerei, und die Streitigkeiten waren harmlos. Der gefürchtete Koller hatte sich bis jetzt noch bei keinem von uns gezeigt. Wir brauchten auch jetzt noch nicht unsere Erträge voreinander zu verstecken. Das Wort „Neid“ schien in diesem Camp ein Fremdwort zu sein.

      Und doch war der Goldrausch nicht spurlos an uns vorübergegangen. Abe Winnigall war versessen darauf, noch mehr abzubauen. Er hatte sich etwas ausgerechnet. Er wollte einen Traum verwirklichen. Dazu hätte er mindestens fünfzigtausend Dollar gebraucht.

      „Dreißigtausend ist zu wenig“, erklärte er. „Warum machen wir nicht noch etwas weiter? Wir können leicht noch ein paar Wochen hierbleiben.“

      Der alte Weber schüttelte den Kopf. „Ich gebe zu“, sagte er, „dass wir in Aspen nicht ganz so hoch waren wie hier. Aber auch dort kam der Winter früh. Wir sind hier erheblich weiter im Norden. Und unser Camp ist mindestens fünfhundert Meter höher als die Colorado Claims. Der Winter ist also noch früher da. Ihr habt es doch erlebt mit diesem Schneesturm, und das ist im Sommer passiert.“

      „Das ist Unsinn“, erklärte Abe. „Der Winter kommt so früh nicht. Im Hochgebirge ist der Herbst das Schönste. Es wird vielleicht nachts kalt werden, aber was macht uns das aus? Im Herbst ist schönes Wetter. Im Sommer muss man viel eher mit Gewittern und dergleichen rechnen. Ich sage euch, machen wir noch einen Monat weiter. Und jeder von uns hat fünfzig Mille in seinem Sack.“

      Es war eine verlockende Sache. Aber wie gesagt, gab es eine ganze Menge Gegenargumente.

      „Ich will dir etwas sagen, mein Freund“, erklärte Weber. Und er sprach schonungslos aus, was wir anderen nämlich schon die ganze Zeit dachten, ohne dass wir es Joshua vorgeworfen hätten. „Wir sind vier Mann, die arbeiten können. Joshua ist allenfalls in der Lage, etwas zu kochen oder kleine Arbeiten zu machen mit einer Hand. Und er ist auch sehr schwach. Es wird bei ihm noch Wochen dauern, bis er richtig kräftig ist.“

      Wir alle sahen Abe an, und ich fragte mich, ob jetzt nicht doch wieder der Südstaatler in ihm durchkäme, wo die Farbigen nichts zählen. Aber dann erlebte ich eine Überraschung.

      „Ja und? Was heißt das schon. Wir buddeln natürlich für Joshua mit, das ist doch klar. Es gibt genug, was er tun kann. Denkt einmal an den Captain. Der hatte auch nur einen Arm. Wir haben von Anfang an gewusst, dass er nur einen Arm hat und haben ihn mitgenommen. Er hätte mit seinem Arm viel machen können. Und das kann Joshua auch. Er braucht nicht in den Stollen. Aber er kann an der Waschrinne stehen und sortieren. Er könnte sehr viel tun. Natürlich ist er schwach! Darauf müssen wir eben Rücksicht nehmen. Verdammt noch mal, das hätte jedem von uns passieren können!“

      Ich wollte nicht sagen, dass es eigentlich uns anderen nicht passieren konnte, nicht so, wie es Joshua widerfahren war. Er hatte sich reichlich dämlich angestellt. Nun gut, er war nun einmal kein Jäger, dafür hatte er tausend andere Qualitäten, die es wert waren, bewundert zu werden. Und irgendwie ging bei uns allen die Liebe durch den Magen. Joshua kochte, als wären wir in einem Hotel. Und das unter primitivsten Voraussetzungen.

      Es ging aber nicht nur um das Kochen. Tatsächlich hätte Joshua eine Menge für uns tun können. Aber andererseits war ich wie Weber der Meinung, dass es reichte; wir hatten genug. Wir hätten aufhören sollen.

      *

      ABER DANN GESCHAH ETWAS mitten in dieser Diskussion, ob wir nun das Lager abbrechen oder noch bleiben sollten, das alle unsere Pläne jäh über den Haufen warf.

      Es war Jesse, der die Bewegung unten im Tal sah; dort, wo sich die Baumgrenze befand.

      „He, zum Teufel!“, rief er plötzlich. „Zwei Männer mit Packpferden !*'

      Unsere Köpfe flogen herum. Und ich kramte sofort wieder nach dem Spektiv. Dann hatte ich es, zog es auseinander und sah zwei Männer mit zwei Pferden und drei Maultieren.

      Es gibt natürlich Millionen braune Pferde, und trotzdem bildete ich mir ein, dieses eine braune Pferd zu kennen. War es nicht Bill Belknaps Pferd?

      Ich beobachtete die Männer. Mein Spektiv war aber nicht so gut, dass ich etwas Genaues von ihren Gesichtern sehen konnte. Aber einer der beiden hatte einen bloßen Oberkörper. Ich dachte schon im ersten Augenblick, es handelte sich um einen Indianer, aber das war ein Irrtum. Dem Mann war höchstens zu warm geworden. Sein Begleiter trug ein blaues Hemd, wie es die Armee verwendete.

      „Was siehst du?“, fragte Jesse.

      „Der eine hat einen nackten Oberkörper, der andere ein Armeehemd. Aber es sind weder Soldaten noch Indianer. Sie kommen herauf.“

      „Verdammt!“, schimpfte Weber. „Hätten die nicht etwas warten können, bis wir hier weg waren?“

      Durch das Spektiv erkannte ich das eine Pferd wieder. Es gehörte tatsächlich zu Bill Belknaps Tieren.

      Auch das andere war eines der Pferde, die in dem Gewitter den Männern weggelaufen waren.

      Ich sagte das den anderen und Abe meinte: „Verdammt! Dann hatte Otto recht.“

      Ich warf einen kurzen Blick auf Otto Weber. Aber der triumphierte nicht, obgleich er Grund dazu gehabt hätte. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätten wir die Pferde und die Maultiere gesucht. Damals hatten wir ihn überstimmt. Und jetzt bekamen wir die Quittung.

      „Ich bin der Meinung“, sagte ich, „dass es besser wäre, wenn sie nicht alle von uns sehen. Abe und Jesse, legt euch rechts und links irgendwo in Deckung und haltet sie im Schach, wenn es darauf ankommt.“

      Die beiden gingen wortlos davon.

      „Es wäre vielleicht besser“, meinte Weber, „wenn wir sie gar nicht hier empfangen. Sondern weiter unten. Die brauchen doch unseren Stollen nicht zu sehen.“

      „Wenn sie bis hierher gekommen sind“, sagte ich, „dann können sie sich den Rest denken. Sie sehen den Abraum überall, sie erkennen den umgeleiteten Bach. Glaubst du im Ernst, dass wir ihnen etwas vormachen können? Sie sind ja deshalb hier.“

      Aber da irrte ich mich. Sie waren nicht deshalb hier.

      Die beiden kamen immer höher. Ich beobachtete, sie mit dem Spektiv. Ich hatte mir eine günstige Deckung ausgesucht, und so war es nur Weber, den sie sahen und der unterhalb unserer Waschanlage stand, seinen Büffeltöter neben sich, den Hut ins Genick geschoben; so erwartete er sie.

      Durch das Spektiv konnte ich erkennen, dass die Maultiere nicht von uns stammten. Sie hatten ein fremdes Brandzeichen. Man konnte es deutlich sehen, und auch die Packlasten waren ganz anders als die von uns.

      Sie kamen höher und damit näher, so dass ich auch ihre Gesichtszüge deutlich erkannte. Beide schienen mir etwa im gleichen Alter zu sein, so Mitte Dreißig. Beide hatten ziemlich arte, scharfgeschnittene Gesichter. Der eine blond, der andere dunkelhaarig. Und ich sah auch, dass sie sehr gepflegte Waffen trugen. An den Pferden hingen am Sattelhorn neue Gewehre: Winchester waren das. Die stammten keinesfalls vom Captain und den beiden anderen.

      Mein Vater hatte mir mal gesagt, dass man einen Menschen danach beurteilen kann, in welchem Zustand sich sein Schuhwerk befindet. Ich habe festgestellt, dass das in den meisten Fällen stimmt. Die Männer, СКАЧАТЬ