Название: Der Kaiser
Автор: Geoffrey Parker
Издательство: Автор
Жанр: Историческая литература
isbn: 9783806240108
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Die »Heilige Liga von Cognac« (wie die Unterzeichner ihren Zusammenschluss nannten) forderte Karl auf, die französischen Prinzen gegen ein angemessenes Lösegeld freizulassen, ferner allen italienischen Staaten und Fürstentümern die Rückkehr zu ihren Vorkriegsgrenzen zu erlauben, Sforza wieder als Herzog von Mailand einzusetzen, zu seiner Kaiserkrönung nur mit kleinem Geleit anzureisen (dessen Umfang die Venezianer und der Papst bestimmen sollten) und seine Schulden England gegenüber, die sich mittlerweile auf insgesamt 800 000 Dukaten beliefen, vollständig zu begleichen. Für den Fall, dass der Kaiser diesen Forderungen nicht nachkommen sollte, vereinbarten die Bündnispartner, dass sie gemeinsam für Truppen und Transportschiffe aufkommen wollten, um Mailand, Genua und Neapel einzunehmen.50 Am 23. Juni 1526 sandte Papst Clemens dem Kaiser einen scharf formulierten Brief, in dem er ihm sein Verhalten gegenüber den diversen Mitgliedern der Liga vorwarf: Karl war unrechtmäßigerweise in Frankreich eingefallen, hatte den französischen König in dessen Gefangenschaft gedemütigt, hatte Sforza abgesetzt, hatte auf dem Territorium des Kirchenstaates Güter geraubt und Besitz verwüstet. Dies alles habe ihn dazu bewegt, so Clemens, »ein Bündnis mit jenen zu schließen, denen der Frieden in Italien und der ganzen Christenheit am Herzen liegt«. Zum Schluss sprach der Papst noch eine kühne Drohung aus: »Wenn Ihr nun also in Frieden zu leben wünscht, so ist es gut; wenn aber nicht, so seid gewahr, dass ich sowohl Soldaten als auch Waffen besitze und nicht zögern werde, sie zum Schutz Italiens und Roms einzusetzen.« Wie der Botschafter Navagero nachdenklich meinte, war es »eine gewaltige Schicksalswende«, die sich hier abzeichnete. »Nach seiner Gefangenschaft, nachdem er so viele Männer verloren und so großen Schaden erlitten hat, ist der König von Frankreich nun ein freier Mann und sogar mächtiger als jemals zuvor. Es liegt in seiner Macht, sich selbst zu erhöhen und den Kaiser zu erniedrigen.«51
Ein Kampf an zwei Fronten
Hugo de Moncada, der vom französischen Hof nach Rom reiste, sobald das Scheitern seines Vorsprechens bei Franz klar zutage getreten war, bemerkte zu seiner großen Beunruhigung, dass sich in ganz Oberitalien eine gegen den Kaiser gerichtete Stimmung ausgebreitet hatte. »Zwischen Spießen und Arkebusen musste ich hindurch unter dem Ruf ›Tod allen Spaniern!‹«, berichtete Moncada dem Kaiser, und nach seiner Ankunft in Rom fand er den Botschafter Sessa »und seinen ganzen Haushalt in Waffen, weil der Papst Euer Majestät zu seinem Feind erklärt hat und schon beginnt, seine Truppen zu mobilisieren«. Gemeinsam bemühten sich Sessa und Moncada, den Papst davon zu überzeugen, dass die italienischen Bündnispartner der Liga von Cognac den Zorn des Kaisers letztlich allein auf sich ziehen würden, da weder Franz noch Heinrich in der Lage sein würden, die versprochene Unterstützung rechtzeitig nach Italien zu schicken. Damit riskierte Clemens, wie sie ihn eindringlich warnten, die »Zerstörung des Apostolischen Stuhls und Verwirrung der Christenheit«, denn die Anhänger des Kaisers »würden Seiner Heiligkeit den Krieg erklären, nicht nur mit Waffen, sondern auch durch alle anderen Mittel, die zu einer Reformation in der Kirche führen könnten«. Schamlos nutzten sie Clemens’ größte Angst aus: »Wir erinnerten ihn auch an die lutherische Häresie und an die Stimmen aus Deutschland, die ein allgemeines Konzil fordern.« Was die Vorstellung betraf, Karl seinerseits könnte durch Drohungen dazu gebracht werden, seine Forderungen abzuschwächen, so behaupteten die Gesandten, der Kaiser wolle lieber »all seine Territorien und Königreiche verlieren, eines nach dem anderen, und dabei das Blut seiner Untertanen und Verbündeten vergießen, als klein beizugeben«. Bei ihrer letzten, stürmischen Audienz beim Papst »verabschiedeten« sich die beiden spanischen Diplomaten »von Seiner Heiligkeit und baten ihn um Vergebung, falls wir zur Verteidigung des Besitzes Eurer Majestät Krieg gegen ihn führen sollten, aber wir werden dazu ja gezwungen und gedrängt«. Karl ließen sie wissen, dass »es uns nach all diesen Unterredungen scheinen will, als müsste Eure Majestät den Papst als einen Feind betrachten, genauso wie die Könige von England und Frankreich und die Venezianer, die allesamt darauf aus sind, den Ruhm Eurer Majestät zu untergraben und zu ruinieren«.52
Anderenorts gaben sich Karls Amtsträger ähnlich kämpferisch. Im Juni 1526 meinte etwa der kaiserliche Botschafter in Savoyen: »Da der Papst die Christenheit in Brand setzen will, sollte Euer Majestät allenthalben Feuer entfachen, um jene zu bestrafen, die gegen Euer Heer zu den Waffen gegriffen haben.« Auch nach Ansicht des Botschafters Lope de Soria in Genua »würde jeglicher Schaden, den Euer Majestät Seiner Heiligkeit zufügen könnte, absolut gerechtfertigt erscheinen, bedenkt man die Undankbarkeit [des Papstes] sowie das offenbar geringe Interesse, das er daran hat, Gott und allen guten Christen zu dienen. Zudem kann einzig Eure Majestät den Papst dafür bestrafen, dass er seiner Pflicht nicht nachkommt.«53
Karl nahm diese Aufforderungen, »den Papst zu bestrafen«, sehr ernst. Seinen Beichtvater, García de Loaysa, fragte er, »ob er dem Papst seinen Gehorsam aufkündigen könne, wenn dafür ein angemessener Grund bestehe«. Vielleicht zum ersten Mal brachte er eine Strategie zum Einsatz, die später zum Standardverfahren werden sollte, wann immer die spanischen Habsburger vor einem moralischen Dilemma standen: Er »berief einige Theologen in seinen Rat«, um diese entscheiden zu lassen, ob er »zum Schutz und Schirm unserer Territorien … ein Heer aufstellen [sollte], um gegen wen auch immer auf dieser Welt zu kämpfen, und sei es der Papst«.54 Offenbar hatten die Theologen keine Einwände, denn im Juni 1526 wies der Kaiser Moncada an, falls der Papst »Unmögliches von Euch verlangen oder versuchen sollte, Euch mit Verstellung und Verzögerungen hinzuhalten, um Zeit zu gewinnen und Bündnisse mit anderen zu schließen und nicht mit uns, so denkt immer daran, dass es besser ist, selbst zuvorzukommen, als wenn einem zuvorgekommen wird«. Außerdem verriet Karl, dass der Kardinal Pompeo Colonna, ein langjähriger Verbündeter Spaniens, der bei der letzten Papstwahl die Opposition gegen Clemens angeführt hatte, kürzlich angedeutet hatte, »dass er in einer guten Position sei, den Papst aus Rom hinauszuwerfen«. Der Kaiser befahl Moncada deshalb, »mit dem besagten Kardinal Colonna zu verhandeln, damit er seine Pläne in die Tat umsetzt, und zwar so, als handelte er allein; und gebt Ihr ihm im Geheimen alle Unterstützung, die Euch möglich ist«.55 Zusätzlich entsandte er eine kleine Flotte, die den Herzog von Bourbon und ein paar Hundert Soldaten in Richtung Lombardei befördern sollte.
Diese bescheidenen Schritte blieben weit hinter dem stolzen Auftreten des Kaisers zu Beginn desselben Jahres zurück, als dieser getönt hatte, er selbst wolle an der Spitze eines großen Heeres nach Italien ziehen, und Clemens spottete in aller Öffentlichkeit über die Maßnahmen des Kaisers. Karls Botschafter in Rom zufolge »macht man sich keine großen Gedanken über das Kommen des Monsieur de Bourbon, da er ja keine Truppen mit sich führt. Ich habe sogar sagen hören, der Papst habe darüber gelacht und gesagt, Eure Majestät habe ihn [Bourbon] lediglich nach Italien geschickt, um ihn loszuwerden.« Das Lachen sollte Clemens schon bald vergehen.56
Karl nahm nun eine bedeutende Planänderung vor. »Nichts СКАЧАТЬ