Der Kaiser. Geoffrey Parker
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Название: Der Kaiser

Автор: Geoffrey Parker

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

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isbn: 9783806240108

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СКАЧАТЬ und um die Früchte zu ernten, die eine solche Reise zum Wohl der Christenheit wohl bringen könnte – einen allgemeinen Frieden meine ich, sodass wir beide, Ihr und ich, mit vereinten Kräften gegen die Heiden kämpfen und die häretische Irrlehre Luthers ausmerzen können«, Letzteres vielleicht mittels eines »allgemeinen Konzils zur Reformation der Kirche«. Es ging Karl auch darum, seine Truppen in der Lombardei neu zu organisieren, denn, »wenn mein Heer verloren ist oder zur Demobilisierung gezwungen wird, so werde ich bald auch Neapel und Sizilien verlieren, die sich hinterher nur schwerlich zurückgewinnen ließen«. Sollte es ihm dagegen möglich sein, »in Italien die Oberhand zu gewinnen und mich zum Kaiser krönen zu lassen«, so Karl, »dann wäre ich in der Lage, allen meinen Willen aufzuzwingen, und wäre der unangefochtene Herrscher über alle« (so viel zum Thema »sich nicht selbst erheben wollen«!). Jedoch »ist es das, was der Papst und die anderen Herrscher am meisten fürchten«, fuhr er fort, und »ich bin überzeugt, dass dies der Beweggrund für ihre gegenwärtigen Bündnisse gegen mich ist«. Noch einmal äußerte der Kaiser sein Bedauern darüber, dass ihm, würde er gleich jetzt nach Italien segeln, die Truppen, die Schiffe und das Geld fehlen würden, »wie sie für meine Sicherheit, meine Ehre und meinen Profit zureichend wären«, ganz abgesehen davon, dass er den König von Ungarn nicht würde »unterstützen und fördern können, wie ich es wünsche«. »Sollte uns ein Friedensschluss gelingen, so seid versichert, dass ich all meine Kräfte in Ungarn aufbieten würde; aber falls die Kriege, die um meinen eigenen Besitz toben, noch weiter anhalten – und ich bin mir sicher, das werden sie –, so will ich Euch zum Richter machen: Sollte ich dann nicht um meine eigene Verteidigung besorgt sein und all meine Ressourcen dafür aufwenden?« Der Kaiser schlug deshalb eine neue, radikal andere »Deutschlandstrategie« vor: Er übersandte Ferdinand den Entwurf für ein Edikt, das die Strafen, die er nach dem Wormser Reichstag gegen die Lutheraner verhängt hatte, aussetzte, weil »einige meiner Ratgeber der Meinung sind, dass wir durch eine solche Aussetzung beträchtliche Mengen an Fußvolk und Reiterei gewinnen können, die Ihr dann einsetzen könntet, wo es Euch beliebt, etwa als Verstärkungen in Ungarn«. Außerdem könnte ein Toleranzangebot an die Anhänger Luthers – selbst wenn es nur ein zeitweiliges war – dazu führen, wie Gattinara scharfsinnig anmerkte, »dass der Papst durch dieses Druckmittel zur Räson gebracht wird«.57

      Diese noch vor Kurzem völlig undenkbare Idee – den Anhängern Luthers ihre Duldung gegen die Aushebung von Truppen zur Verteidigung Ungarns gleichsam zu verkaufen – war die Konsequenz aus den zutiefst beunruhigenden Nachrichten, die zuletzt am Kaiserhof eingetroffen waren. Im April 1526 hatte Sultan Süleyman Istanbul verlassen, an der Spitze eines riesigen Heeres samt Belagerungsgerät und dem notwendigen Tross. Im Juli überschritt er erstmals die Grenze zu Ungarn. Ferdinand flehte um den dringend benötigten Beistand, aber Karl gab ihm zur Antwort: »Ich habe bereits einen lästigen Türken, mit dem ich mich herumschlagen muss: den König von Frankreich.«58 Dann errang der Sultan im August bei Mohács einen überwältigenden Sieg; die Mehrheit der ungarischen Adligen und auch König Ludwig blieben tot auf dem Schlachtfeld zurück. Nach osmanischer Auffassung wurde Süleyman durch diesen Sieg zum Herrscher über Ungarn. Zwei Wochen später zog er in Buda ein und übertrug das Königreich einem seiner Gefolgsleute.

      Dank seiner Heirat mit Ludwigs Schwester konnte Ferdinand beinahe sofort sicherstellen, dass er selbst zum böhmischen König gewählt wurde (schon Ludwig hatte neben Ungarn auch über Böhmen geherrscht). Mit der tatkräftigen Unterstützung seiner Schwester Maria, der Witwe Ludwigs, stellte er sich sodann gegen den Sultan und erhob seinerseits Anspruch auf die ungarische Königskrone. Jedoch stießen seine Appelle an die anderen Herrscher Europas, mit ihm gegen den »gemeinsamen Feind der Christenheit« ins Feld zu ziehen, weitgehend auf taube Ohren: Obwohl alle wussten, wie groß und wie unmittelbar die »Türkengefahr« tatsächlich war, zog doch weiterhin der Kampf um Oberitalien den Großteil ihrer Aufmerksamkeit und Ressourcen auf sich. Selbst Papst Clemens, der 5000 Söldner in Ungarn finanzierte, gab wesentlich mehr für den Krieg in der Lombardei aus. Als im September 1526 die Truppen Moncadas und der Familie Colonna mit vereinten Kräften in Rom eindrangen und ihn zur Geisel nahmen, war er auf dem falschen Fuß erwischt worden. Karl sollte später beteuern, dass »wir sehr verärgert waren über das, was Don Hugos Männer da versuchten«, aber das war gelogen: Indem er sich den Colonnas anschloss und Rom angriff, führte Moncada nur den ausdrücklichen Befehl seines Kaisers aus.59

      Kurz bevor diese Neuigkeiten aus Rom an Karls Hof eintrafen, verlangten die Botschafter der vier großen Mächte, die in der Heiligen Liga von Cognac vertreten waren – England, Frankreich, der Heilige Stuhl und Venedig –, eine Audienz, um Karl ganz offiziell die Forderungen der Liga mitzuteilen. Das Gespräch verlief einigermaßen reibungslos – zumindest so lange, bis der französische Vertreter den Kaiser »aufforderte«, die französischen Prinzen (die inzwischen sieben und acht Jahre alt waren) gegen die Zahlung eines Lösegeldes freizugeben. Daraufhin konnte, wie der Nuntius Castiglione berichtete, »jedermann sehen, dass Seine Majestät stark verärgert war«, und »der Grund für diese Verärgerung bestand, wie Seine Majestät mir selbst erklärte, in dem Wort ›auffordern‹«, das »normalerweise gebraucht wird, wenn man Belagerte zur Übergabe auffordert, und dabei schwingen Bedrohung und Zerstörung mit«. Der englische Gesandte berichtete, dass Karl

      »sich an den den französischen Botschafter wandte und sprach: ›Ich werde sie [die französischen Prinzen] nicht für Geld wieder hergeben. Ich habe kein Geld für ihren Vater genommen, und noch viel weniger werde ich Geld für seine Söhne nehmen. Bei einem vernünftigen Übereinkommen will ich sie gern ziehen lassen, aber nicht für Geld. [Und ich werde auch] den Versprechungen des Königs von Frankreich kein Vertrauen mehr schenken, denn er hat mich betrogen, wie es einem Prinzen von edlem Geblüt denkbar schlecht ansteht. Und was seine Ausrede angeht, er könne manche Dinge schlechterdings nicht erfüllen, ohne den Groll seiner Untertanen auf sich zu ziehen: Lasst ihn das erfüllen, was sehr wohl in seiner Macht steht und was er bei seiner Ehre als ein Fürst zu erfüllen gelobt hat. Das soll heißen: Entweder er erfüllt nun all seine Versprechen – oder er kehrt zurück in den Kerker.«

      Der Kaiser beschloss die Audienz, indem er dem französischen Botschafter auftrug, seinem Herrn eine ritterliche Herausforderung zum Zweikampf zu überbringen: Sollte Franz sich weigern, in die Gefangenschaft zurückzukehren, »möge es Gott gefallen, dass wir unsere Meinungsverschiedenheit in einem Duell Mann gegen Mann beilegen, um den Tod so vieler unbescholtener Christen zu vermeiden«.60

      Einige Tage darauf sandte Karl dem Papst einen bitteren, von Vorwürfen durchzogenen Brief, der sich nicht einmal an die üblichen Konventionen für ein Schreiben an den »Heiligen Vater« hielt, sondern Clemens mit tu anredete. Der Kaiser schrieb: »Es kann Dir nicht entgangen sein, dass Du durch meine Fürsprache und mit meiner Hilfe Papst geworden bist«, und doch »hast Du Feindseligkeiten gegen mich begonnen, bevor ich auch nur den Brief mit Deiner Kriegserklärung erhalten hatte, und Du willst mich nicht nur aus Italien vertreiben, sondern mir zugleich auch meine Kaiserwürde rauben.« Karl äußerte sein Bedauern darüber, dass er nicht schon früher auf die Beschwerden seiner deutschen Untertanen über die Päpste eingegangen sei, und drohte damit, persönlich ein Konzil einzuberufen, sollte Clemens seine Angriffe gegen ihn nicht einstellen. Dieses Konzil sollte der Korruption am päpstlichen Hof ein Ende bereiten und dringend nötige Reformen einleiten. Castiglione hielt die Antwort des Kaisers für »schärfer« als den vorangegangenen Brief.61 Gattinara wies den lateinischen Sekretär des Kaisers, Alfonso de Valdés, an, den Wortlaut dieses Schlagabtausches mit einem pointierten Kommentar zu versehen und zu veröffentlichen. Kurz darauf erschien das Bändchen in Spanien, Deutschland und den Niederlanden unter dem unbescheidenen Titel Pro Divo Carolo … Liber Apologeticus – »Verteidigung des göttlichen Karl …«.62 Lannoy erhielt außerdem die nötigen Mittel, um in Spanien eine Truppe von 9000 Mann auszuheben, die dem Herzog von Bourbon in der Lombardei als Verstärkung dienen sollten. Zwar wurde Lannoy durch Galeeren der Liga von Cognac unter dem Kommando des Genueser Patriziers Andrea Doria vor der ligurischen Küste abgefangen und dazu gezwungen, nach Neapel weiterzusegeln; Ferdinand jedoch schickte ein weiteres deutsches Truppenkontingent über die Alpen, das Bourbons Kräfte verstärkte, sodass kaiserliche Heere Rom nun von Norden СКАЧАТЬ