Der Kaiser. Geoffrey Parker
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Название: Der Kaiser

Автор: Geoffrey Parker

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

Серия:

isbn: 9783806240108

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СКАЧАТЬ hatte. Da nun, wie er behauptete, »ein guter Friede das ist, was ich am meisten ersehne«,

      »hoffe ich sehr, dass Ihr Euch nicht täuschen lasst, sondern vielmehr feste Garantien dafür beibringt, dass der besagte Friede auch gehalten wird; und dass Ihr zudem, wenn es sich auf sichere Weise bewerkstelligen lässt, dafür Sorge tragt, dass der Papst hierher kommt, um alle Vorkehrungen für einen allgemeinen Friedensschluss zu treffen … [denn] wie Ihr wohl wisst, könnte dies vielfältige Auswirkungen haben, die der Sache Gottes und der ganzen Christenheit sowie der Beförderung meiner eigenen Interessen günstig wären – und den Euren ebenfalls.«

      Mit anderen Worten hatte Karl seinen Stellvertreter bereits instruiert, den Papst nicht nur gefangen zu nehmen, sondern als Gefangenen nach Spanien zu verbringen, wo er gezwungen werden sollte, einem für Karl günstigen Friedensabkommen zuzustimmen – genau so, wie der Kaiser es zwei Jahre zuvor mit dem französischen König getan hatte. In seinem Brief an Bourbon fuhr Karl fort: »Ich weiß freilich nicht mit Sicherheit, was Ihr mit dem Papst getan haben werdet, nachdem Ihr erst einmal in Rom eingezogen seid« – ein weiterer Hinweis darauf, dass er dem Herzog schon früher Anweisungen in dieser Sache gegeben hatte –, »aber wie ich ja bereits in meinen letzten Briefen an Euch geschrieben habe: Die Hauptsache ist, dass Ihr mit dem Papst zu einem guten Frieden oder einer anderen Vereinbarung kommt und dann versucht, mit meinem Heer auf venezianisches Gebiet vorzudringen, um sie [die Venezianer] dazu zu zwingen, den Sold zu zahlen und ebenfalls ein Abkommen zu schließen.«71

      Nachdem er von Bourbons Tod und der Gefangennahme des Papstes durch die kaiserlichen Truppen erfahren hatte, gab Karl Lannoy die Vollmacht, selbst über Krieg und Frieden zu bestimmen, »wie es Euch für unsere Reputation am ratsamsten erscheint; denn wir vertrauen Euch voll und ganz«. Einem anderen Vertrauten, dem Diplomaten Philibert de Veyré, teilte der Kaiser mit, da »es Gott gefallen hat, uns diesen Sieg in Rom zu schenken«, und weil »die Ergreifung des Papstes mir tatsächlich ein Werk Gottes zu sein scheint, mit Seiner gnädigen Erlaubnis vollbracht, auf dass der Weg zu einem guten Frieden für die Christenheit eröffnet und geebnet werde, zu ihrem Heil und ihrer Beruhigung«, sei die Zeit nun reif, um »ein Konzil [einzuberufen] zu einer Reformation der Kirche, die ja von allen Seiten ersehnt und so dringend benötigt wird, aber auch, um die Irrlehre Luthers und seiner Anhänger auszumerzen«. Veyré müsse daher nach Rom reisen und den gefangenen Papst zu größeren Zugeständnissen überreden, dieweil Lannoy den diplomatischen und militärischen Druck aufrechterhielt.72

      Schach dem Kaiser

      »Die Dinge hierzulande stehen nun ganz anders, als Eure Majestät zur Zeit meiner Abreise glauben mochte«, ließ Veyré kläglich verlauten, nachdem er im September 1527 in Italien eingetroffen war. Tatsächlich standen sie »so schlimm, dass sie schlimmer nicht sein könnten«: Die meuternden Truppen in Rom (darunter viele deutsche Lutheraner) drohten, den Papst zu töten oder zu entführen; in der Lombardei war eine frische französische Expeditionsarmee unter dem Befehl des erfahrenen Heerführers Odet de Foix, Seigneur de Lautrec, eingetroffen; und der plötzliche Tod Lannoys hatte ein neues Machtvakuum aufgerissen. »Um des Himmels willen, Sire, erwägt doch einen Frieden mit den Franzosen, ganz gleich zu welchen Bedingungen«, flehte Veyré. Und nachdem er sich schon einmal vorsorglich dafür entschuldigt hatte, »sollte ich Euer Majestät in Verzweiflung gestürzt haben«, wiederholte er seinen dringenden Ratschlag: »Ich flehe Euch an, Herr: Schließt Frieden mit Frankreich, denn das wäre weniger schändlich und außerdem hättet Ihr die Freiheit gewonnen, Euch an all jenen zu rächen (vous vengier), die Euch [in Italien] schaden wollen«.73

      Aber es war zu spät: Seine Demütigung hatte Clemens’ VII. internationale Sympathie und Unterstützung eingetragen. Im August 1527 unterzeichnete Heinrich VIII. ein Bündnis mit Franz I., in dem er dem zweiten Sohn des französischen Königs seine Tochter Mary zur Frau versprach und zudem sein Versprechen wiederholte, so lange Druck auf den Kaiser auszuüben, bis dieser die französischen Prinzen gegen Zahlung eines Lösegeldes freigäbe. Außerdem versprach Heinrich, allen Aufrufen zu einem allgemeinen Konzil entgegenzutreten, solange der Papst in Gefangenschaft war, sowie Truppen und Subsidien zur Verstärkung der französischen Kräfte in Italien bereitzustellen – wohl weil er hoffte, auf diese Weise Clemens’ Einwilligung in die geplante Scheidung seiner Ehe mit Katharina von Aragón erwirken zu können.74

      Zunächst verlief der Feldzug der Bündnispartner mit großem Erfolg. Nachdem er seine Kräfte mit denen der Venezianer vereint hatte, überrannte Lautrec in kurzer Zeit fast die gesamte Lombardei, während eine venezianische Kriegsflotte dabei behilflich war, den strategisch entscheidenden Hafen Genua für Frankreich zurückzugewinnen. In einem Brief des in Mailand eingeschlossenen Antonio de Leyva wurde die prekäre Situation der kaiserlichen Kräfte in Oberitalien mehr als deutlich: »Schon vor über zwei Monaten« hatte Leyva »an alle Heerführer und Untergebenen Eurer Majestät [geschrieben] und ihnen von meiner großen Not berichtet«, aber obwohl »ich zweihundert Briefe an diverse Stellen geschickt habe, habe ich keinerlei Antwort erhalten.« Leyva schloss mit einer düsteren Warnung: »Ihr setzt ganz auf Euer Glück, Majestät, und das nicht ohne Grund; aber es wäre weise, dem Glück noch Taten an die Seite zu stellen und stets zu bedenken, dass Gott nicht jeden Tag ein Wunder geschehen lässt.«75

      Die Lage in und um Rom herum, wo Karls Truppen einquartiert waren, stellte sich kaum besser dar: Zwar bildeten sie noch immer eine beachtliche Streitmacht; aber weil sie keinen Anführer mehr hatten, plünderten sie die »Ewige Stadt« auch weiterhin ungehemmt. Damit wollten sie Druck auf Papst Clemens ausüben, der ihre Soldrückstände von immerhin rund 400 000 Dukaten begleichen sollte. Einer ihrer Hauptleute bat Karl inständig,

      »stets zu bedenken, was wir Gott schuldig sind, und Euch nicht durch die Zügellosigkeit, die Diebstähle und Morde, die Euer Heer in Italien begangen hat und noch begeht, ja die sogar immer schlimmer werden, solange den Männern ihr Sold nicht gezahlt wird, einen solch schlimmen Ruf in aller Welt zu erwerben … Euer Ruhm darf nicht auf so vielen und so großen Gräueltaten beruhen, denn das würden weder Gott noch die Welt je zulassen.«

      Wie Leyva vor ihm gelangte der Schreiber zu dem Schluss, dass »es besser wäre, ein Abkommen mit Frankreich zu schließen«, und gab zu bedenken, dass »wenn Euer Majestät nicht weiter darauf beharrte, Burgund zurückzuerlangen, der König [von Frankreich] vielleicht wieder Euer Freund werden könnte« – aber auch seine Worte stießen auf taube Ohren. Im November 1527 unterzeichneten diplomatische Vertreter Frankreichs, Englands, Mailands, Venedigs, Ferraras und der päpstlichen Kurie ein feierliches Bündnis »zur Befreiung des Papstes«.76

      Dem Botschafter Navagero zufolge war der Kaiser nun »sehr im Zweifel darüber, was er tun solle. Einerseits meint er, dass es ehrenhaft wäre, den Papst freizulassen; andererseits kann er nicht sicher sein, dass der Papst danach sein Freund sein wird.« Immerhin hatte Karl genug gesunden Menschenverstand, heikle Entscheidungen auf dem Gebiet der Außenpolitik seinen Statthaltern zu überlassen: So wies er Ferdinand, Margarete und seine Heerführer in Italien an, stets ihr »Bestes zu geben, ohne dafür mit mir Rücksprache halten oder auf meine Anweisungen warten zu müssen, denn mein Vertrauen in Euch ist so groß, dass ich Euch die Entscheidungsgewalt in allen Dingen übertragen habe«.77

      Die Geburt seines ersten Sohnes, des späteren Philipps II., am 21. Mai 1527 stärkte die Lebensgeister des Kaisers wieder. Es war die erste Geburt eines Infanten in Spanien seit fünf Jahrzehnten. Karl ließ noch am selben Tag Jubelbriefe an seine einflussreichsten Untertanen herausgehen, in denen er seiner eigenen Rolle bei dem Vorgang eine messianische Anmutung gab: »Ich vertraue auf Gott, dass dies Seinem Werk und diesen Königreichen zum Vorteil gereichen wird; und ich hoffe, dass es Ihm gefallen wird, wenn ich Ihm mit Seiner Gnade in Zukunft sogar noch besser diene.« Wie der Botschafter Martín de Salinas berichtete, war »der Kaiser so glücklich und voller Freude und Entzücken über die Geburt seines kleinen Sohnes, dass er nichts anderes tut, als Festlichkeiten anzuordnen zur Feier dieses Geschenks, das Gott uns gesandt hat; СКАЧАТЬ