Der Kaiser. Geoffrey Parker
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Название: Der Kaiser

Автор: Geoffrey Parker

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

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isbn: 9783806240108

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СКАЧАТЬ die der französische König in der Folge weidlich ausnutzte, um die an ihn gerichteten Forderungen zu reduzieren. Im November 1525 sandten die Ärzte, die Franz auch weiterhin betreuten, in aller Eile einen Kollegen zu Karl, der dem Kaiser mitteilte, Franz werde »wohl nicht mehr lange leben« – aber wie der scharfsinnige venezianische Gesandte Andrea Navagero (ganz richtig) vermutete, hatte dieses Mal »der König die Ärzte dazu gebracht, seinen Zustand viel schlimmer darzustellen, als er tatsächlich war, weil er den Kaiser dazu bringen wollte, schneller eine Vereinbarung zu treffen, indem er betonen ließ, dass er [Karl] alles verlieren würde, falls der König stürbe«.24 Schließlich beugte sich Franz den rigorosen Bedingungen, die man ihm stellte, einschließlich der Herausgabe Burgunds, aber nur unter zwei Bedingungen: Erstens verlangte er die sofortige Erlaubnis, nach Frankreich zurückkehren zu dürfen, da – wie er behauptete – nur seine persönliche Anwesenheit seine Untertanen dazu bringen konnte, die gefordeten Gebietsabtretungen zu akzeptieren; und zweitens bestand er darauf, Eleonore zur Frau zu nehmen.

      Anfänglich lehnte der Kaiser beide Bedingungen ab, indem er erklärte, seine Bevollmächtigten müssten zuerst Burgund in Besitz nehmen, bevor er Franz freilassen könne – und Eleonore habe er bereits dem Herzog von Burgund versprochen. Daraufhin wiederholte Franz in einer wahren Flut von eigenhändigen Briefen an den Kaiser seine Einwände, manchmal mit Sarkasmus (»einige dieser Bedingungen sind von der Art, wie sie zu Schreiberlingen und Geldverleihern passt, aber doch nicht zu Edelleuten«), manchmal auch mit Vorwürfen (»die schönen Worte, die Ihr während meiner Krankheit zu mir spracht, haben zu nichts geführt«). Er stellte Karl indes auch ein Ultimatum: »Wenn Ihr vorhabt, mich ewig gefangen zu halten, und wenn Ihr Unmögliches verlangt«, warnte Franz, »so will ich die Kerkerhaft gelassen ertragen, weil ich gewiss sein kann, dass Gott (der weiß, dass ich dies nicht verdient habe, denn ich bin ja ein rechtmäßiger Kriegsgefangener) mir die Kraft verleihen wird, auch dies geduldig durchzustehen.« Also unterzeichnete Franz offene Briefe, die zur Proklamation seines ältesten Sohnes zum König von Frankreich ermächtigten, und ließ Karl eine Liste mit den Namen von sechzig Bediensteten zukommen, die sein ständiges Gefolge bilden sollten, solange er sich noch in Haft befand.25 Eine derartige Entschlossenheit überzeugte den Kaiser, dass er Franz unverzüglich freilassen musste; als einzige Bedingung sollte dieser seine beiden älteren Söhne als Geiseln an Karl überstellen, bis Burgund tatsächlich in habsburgischer Hand war. Auch musste Karl feststellen, dass seine Schwester durchaus lieber Königin von Frankreich als Herzogin von Bourbon werden wollte – und das, obwohl »jedermann [wusste], dass der König von Frankreich sich eine Geschlechtskrankheit zugezogen hat«. Also nahm der Kaiser es auf sich, in einem unangenehmen persönlichen Gespräch den Herzog davon zu überzeugen, dass er von seinem Anspruch auf Eleonores Hand zurücktrat.26

      Gattinara sprach sich vehement gegen alle diese Zugeständnisse aus, indem er seinen Herrn daran erinnerte, dass »die Könige von Frankreich dem Haus Burgund gegenüber noch niemals ihre Versprechen gehalten haben«. Er prophezeite, dass auch Franz »keines seiner Versprechen halten, sondern vielmehr behaupten werde, als Gefangener zu seinem Handeln gezwungen worden zu sein«. Auch wies der Kanzler darauf hin, dass Eleonore – da weder Karl noch Ferdinand bislang legitime Nachkommen gezeugt hatten – ihrer beider Erbin sei und Franz daher »wegen solch einer Frau« unter Umständen das gesamte Habsburgerreich erwerben könnte (ganz ähnlich, wie Karls Vater Philipp iure uxoris, nämlich durch den Anspruch seiner Ehefrau Johanna, zum König von Kastilien geworden war). Allerdings gelang es Gattinara nicht, Karl zu überzeugen, der stattdessen Lannoy ermächtigte, Franz einen feierlichen Eid abzunehmen, dass er gleich nach seiner Rückkehr nach Frankreich die Bedingungen erfüllen werde, die ihm der Kaiser auferlegt hatte. Der Kanzler seinerseits weigerte sich, die Anweisung seines Herrn auszuführen und die entsprechenden Dokumente aufzusetzen und zu siegeln, weil das angestrebte Abkommen, wie er sagte, »den völligen Ruin des Kaisers« bedeuten würde.27

      Als Gattinara sich dem kaiserlichen Befehl widersetzte, wusste er nicht, dass Franz am 13. Januar 1526 wiederum einen Notar zu sich bestellt und eine weitere geheime »Protestation« abgegeben hatte des Inhalts, dass er keinerlei Zugeständnisse einhalten werde, die er unter Zwang gemacht habe und die der territorialen Unversehrtheit Frankreichs zuwiderliefen.28 Einige Stunden, nachdem er diese Erklärung abgegeben hatte, setzte er seine Unterschrift unter den Vertrag von Madrid, worin er alles zugestand, was Karl verlangt hatte: Franz sollte sämtliche Gebietsansprüche in Italien sowie alle strittigen Gebiete in den Niederlanden aufgeben; den Herzog von Bourbon und seine Gefolgsleute sollte er begnadigen und ihnen ihren Besitz zurückgeben (oder sie angemessen entschädigen); die französische Präsenz in Burgund sollte binnen sechs Monaten nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft enden; und obendrein sollte Franz ein Verteidigungs- und Offensivbündnis mit Karl schließen und sich ihm dann im Kampf gegen Türken und Lutheraner anschließen. Nachdem er den Vertrag »als Fürst und Allerchristlichster König« unterzeichnet hatte, gelobte Franz und »gab sein königliches Wort und Versprechen, dass er, sollte er sich nicht an die Bestimmungen des Vertrages halten, innerhalb von sechs Wochen nach Spanien zurückkehren und sich erneut in Gefangenschaft begeben werde«. Auch gab er Lannoy »bei seiner ritterlichen Ehre« sein persönliches Versprechen, dass er »eher sterben werde«, als irgendeine der gerade gemachten Zusagen nicht einzuhalten. Einige Tage darauf begab sich Lannoy als Stellvertreter Eleonores in Franz’ Schlafgemach und erklärte dort, sie und der König seien nun Mann und Frau.29

      Daraufhin suchte Karl seinen neu gewonnenen Schwager auf und stellte ihm Eleonore vor. Er entsandte offizielle Vertreter, die Burgund für ihn in Besitz nehmen sollten. Und er beauftragte Lannoy damit, sicherzustellen, dass Franz Spanien erst verlassen durfte, wenn seine Söhne das Land als Geiseln betraten – und auf keinen Fall früher. Bis dahin musste der französische König weiter unter ständiger Bewachung bleiben. Einen einzigen kleinen Sieg vermochte Gattinara zu erringen: Karl entschied, dass Eleonore nicht mit Franz zusammenkommen durfte, bevor der König nicht öffentlich »bestätigt und geschworen« hatte, »dass er die Verträge und alle anderen zwischen ihm und mir getroffenen Vereinbarungen halten wird«.30 In der festen Überzeugung, nun habe er all seine Ziele erreicht, brach der Kaiser am 21. Februar 1526 in Richtung Süden auf, um seinerseits die Ehe zu schließen und zu vollziehen.

      Die Hochzeit

      Karl war nun wirklich schon oft verlobt gewesen – zuletzt mit seiner Cousine Mary Tudor, die er hatte heiraten sollen, sobald sie zwölf Jahre alt wäre. Die englische Gesandtschaft, die nach Spanien geschickt worden war, um Glückwünsche zum Sieg von Pavia zu überbringen, brachte dem Kaiser auch einen Smaragdring mit, ein Geschenk der Prinzessin als »Unterpfand weiterer Nachricht davon – wenn Gott in seiner Gnade sie endlich zusammenführen würde –, ob Seine Majestät sich genauso keusch und züchtig halte, wie sie selbst mit Gottes Gnade es beabsichtige« (vielleicht ein nicht gerade subtiler Seitenhieb auf den außerehelichen Nachwuchs, den der Kaiser bereits gezeugt hatte). Karl nahm den Ring »überaus dankbar an, steckte ihn an seinen kleinen Finger und erklärte, er wolle ihn um ihrer willen tragen«. Zugleich verlangte er freilich, dass Mary – die zu diesem Zeitpunkt erst neun Jahre alt war – unverzüglich zu ihm nach Spanien kommen solle. Seine Untertanen, erklärte er, wollten nicht, dass er »sein Reich verlasse, bevor er nicht seine Braut, die Frau Prinzessin, hier bei sich in Spanien hätte, damit ein Rat, den sie [dann] um sich haben würde, die Angelegenheiten des Königreiches lenken und einen solchen Aufruhr verhindern möge, wie er in der Zeit seiner vorherigen Abwesenheit ausgebrochen war« (gemeint ist der Comuneros-Aufstand). Die Gesandten erwiderten, dass Mary noch »in einem solch zarten Alter« sei, dass »es wohl zu ihrem großen Schaden ausgehen würde, wenn man sie über das Meer fahren ließe, vom ungünstigen Einfluss des heißen spanischen Klimas ganz abgesehen« – dies solle »der Kaiser doch bedenken, wie wir meinen, wenn er sich von ihr Leibesfrucht erwartet«. Karls Bruder Ferdinand stimmte dieser Einschätzung prinzipiell zu, zog jedoch andere Schlüsse daraus: »In Anbetracht des Alters Eurer Majestät und aller Eurer Verpflichtungen sowie des Alters der englischen Prinzessin und der Tatsache, dass wir nur zwei [Brüder] sind«, schrieb er an Karl, solle der Kaiser doch lieber ihrer beider Cousine, die Infantin Isabella von Portugal, heiraten, »damit Ihr mit СКАЧАТЬ