Der Kaiser. Geoffrey Parker
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Название: Der Kaiser

Автор: Geoffrey Parker

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

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isbn: 9783806240108

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СКАЧАТЬ Guinegate gemeinsam die Franzosen zu schlagen. Die Unterlegenen verloren an jenem Tag so viele Ritter, dass dieses Aufeinandertreffen (zumindest bei den siegreichen Engländern) als die »Sporenschlacht« in Erinnerung blieb und die französischen Städte Thérouanne und Tournai sich dem englischen König ergaben. Kurz darauf nahm Margarete Karl mit auf eine Reise, um den Siegern zu gratulieren. Nach dem gemeinsamen Messbesuch zeigte Heinrich seinem Neffen Tournai seine neue Eroberung, wo sie zusammen mit Maximilian einem »königlichen Turnier« beiwohnten, das die Engländer zur Feier ihres Triumphes veranstalteten. Als Karl vier Jahrzehnte später seine Lebenserinnerungen niederschrieb, war dieser sein erster Staatsbesuch das früheste Ereignis, von dem er berichtete.49

      Heinrich teilte mit, er sei »hocherfreut über die Konversation« mit seinem Neffen, und er konnte Margarete und Maximilian davon überzeugen, Karls Hochzeit mit der Prinzessin von Kastilien (wie Mary Tudor seit ihrer Verlobung fünf Jahre zuvor bezeichnet wurde) innerhalb der nächsten sechs Monate stattfinden zu lassen. Auch beschloss das Trio eine Neuregelung für Karls Hofhaltung, die unter anderem Chièvres seines Amtes als »Erster Kammerherr« entband: In Zukunft sollte dieser Posten im Wechsel von adligen Höflingen besetzt werden, die Maximilian, Heinrich und Ferdinand von Aragón nominieren sollten. Der Kandidat des Kaisers, Pfalzgraf Friedrich II., hatte dabei den Vorrang – aufgrund seiner Blutsverwandtschaft und der Dienste, die er Karls Vater auf der gemeinsamen Reise nach Spanien geleistet hatte. Also wurde Friedrich »in allen Ratsgremien als Ranghöchster gleich nach Madame von Savoyen [d. i. Margarete]« eingestuft, und in Margaretes Abwesenheit sollte er »ihren Platz in den besagten Gremien einnehmen, in finanziellen wie auch in allen anderen Angelegenheiten«.50

      Diese Veränderungen markieren, wie es scheint, Margaretes Triumph in ihrem Ringen um Karls Zukunft. Einer jedoch war noch nicht restlos überzeugt: Thomas Spinelly, Heinrichs listenreicher Gesandter an Margaretes Hof. Die Erzherzogin hatte sich, wie Spinelly festhielt, »allein aufgrund der Minderjährigkeit meines Herrn Prinzen« durchgesetzt, und so sagte er voraus, dass mit dem Eintreten von Karls Volljährigkeit (an dessen fünfzehntem Geburtstag, dem 24. Februar 1515) Chièvres und seine frankophilen Verbündeten den Prinzen »nötigen« würden, sowohl das Bündnis mit England als auch seine Heiratspläne mit Mary Tudor aufzugeben. Aufgrund einer Reihe vollkommen unvorhergesehener (und in keinem erkennbaren Zusammenhang stehender) Ereignisse sollte sich diese Prophezeiung sogar noch früher bewahrheiten.51

      Im Januar 1514 starb Anne de Bretagne, die Gattin Ludwigs XII. von Frankreich, und ließ den König in seinem fünfzigsten Lebensjahr als Witwer mit »nur« zwei Töchtern zurück, die ihm nicht auf den Thron folgen konnten, da das für Frankreich geltende salische Recht die weibliche Thronfolge ausschloss. Karls Verwandte begegneten dieser Entwicklung auf ebenso unterschiedliche wie verhängnisvolle Weise. Ferdinand von Aragón schlug vor, Ludwig solle Karls Schwester Eleonore heiraten; diese war inzwischen sechzehn Jahre alt und also imstande, einen Sohn zu gebären, der eines schönen Tages König von Frankreich werden würde. Margarete erklärte sich bereit, den französischen König gleich selbst zu heiraten. Maximilian bestand darauf, dass Karl seine Eheschließung mit Mary Tudor noch aufschieben müsse, weil (wie der englische Gesandte in den Niederlanden berichtet) »ihm seine Ärzte dargelegt hatten, dass im Falle eines Ehevollzuges cum copula dies aller Wahrscheinlichkeit nach das Verderben des Herrn Prinzen bedeuten werde oder dass er in jenem Falle [zumindest] die spem proles [d. h. die Zeugungsfähigkeit] verlieren werde«.52

      Margarete warnte ihren Vater gleich mehrmals, dass jegliches Zaudern und Taktieren Heinrich VIII. verärgern und vor den Kopf stoßen würde; schließlich war dieser inzwischen persönlich an den Hochzeitsvorbereitungen beteiligt (Was sollte die Braut tragen? Wer würde sie begleiten? Wo sollten alle untergebracht werden?) und hatte für die anschließenden Festlichkeiten bereits ein Vermögen ausgegeben (unter anderem für die »Zelte, Häuser und Pavillons«, von wo aus die königliche Hochzeitsgesellschaft das nach der Trauung »abzuhaltende königliche Turnier« anschauen würde). Am 6. Juli 1514 schrieb Margarete ihrem Vater sorgenvoll und hellsichtig, wenn er Heinrich nicht sehr bald mitteile, dass er, der Kaiser, der englischen Heirat seinen Segen gebe, »so fürchte ich, dass er Euch und unser Haus im Stich lassen und einen Handel mit den Franzosen abschließen wird«.53 Aber da war es schon zu spät: Ludwig von Frankreich hatte die nachlässige Haltung seiner Rivalen bereits ausgenutzt und Heinrich ein Verteidigungsbündnis auf Gegenseitigkeit vorgeschlagen, das durch seine eigene, unverzügliche Heirat mit Mary Tudor besiegelt werden sollte. Am 30. Juli löste die »Prinzessin von Kastilien«, inzwischen achtzehn Jahre alt, offiziell ihre Verlobung mit Karl; eine Woche darauf versprach Ludwig Heinrich schriftlich die Zahlung von einer Million Kronen als Brautgeld; und am 13. August lag Mary nackt im Bett, während Ludwigs Stellvertreter eines seiner Beine, das »von der Mitte des Schenkels an nackt war«, an ihres drückte – damit galt die Ehe offiziell als vollzogen.54

      Wie reagierte Karl auf diese dramatischen Entwicklungen? Noch am 20. Mai 1514 (also kaum zwei Wochen, bevor Mary die Verlobung löste) hatte er auf die Behauptung eines Höflings, der Prinz sei »in ein Fräulein bei Hofe verliebt«, geantwortet, dies sei »bei seiner Seele nicht so, und er wollte auch nicht in diese oder irgendeine andere verliebt sein, allein Mylady Mary [Tudor] ausgenommen«.55 Vielleicht hatte der steinige Weg seiner jüngeren Schwestern zum Traualtar das Seine zu Karls falscher Sicherheit beigetragen. Für Isabella hatte Maximilian erstmals 1510 eine Heirat arrangiert (sie war kaum neun Jahre alt), dabei jedoch festlegen lassen, dass sie »erst, wenn sie das Alter von sechzehn Jahren erreicht« haben würde, zu ihrem künftigen Ehemann, dem Herzog von Geldern, ziehen durfte, »und dann erst soll sie die Ehe vollziehen«. Nachdem diese Verhandlungen geplatzt waren, hatte der Kaiser im April 1514 eine Vereinbarung unterschrieben, der zufolge die inzwischen dreizehnjährige Isabella den König von Dänemark heiraten sollte – jedoch weigerte sich Maximilian, die Enkelin vor Ablauf eines weiteren Jahres zu ihrem Bräutigam ziehen zu lassen.56 Im selben Monat verließ Karls zehnjährige Schwester Maria die Niederlande, um an den Hof ihres Großvaters Maximilian zu gehen; dort sollte sie bleiben, bis der Kaiser sie für körperlich reif genug hielt, die Ehe mit dem für sie vorgesehenen Bräutigam, dem böhmisch-ungarischen Thronfolger Ludwig, zu vollziehen.

      Maximilian war nicht der Einzige, der in einer allzu früh ausgelebten Sexualität eine Gefahr für Leib und Leben seiner (Enkel-)Kinder sah: Viele seiner Zeitgenossen glaubten, ein exzessives Sexualleben habe den Erben der Katholischen Könige, den Infanten Johann (Juan), bald nach seiner Heirat in ein frühes Grab gebracht – eine Unwahrheit, deren Karl selbst sich dereinst bedienen sollte, um das Liebesleben seines halbwüchsigen, aber bereits verheirateten Sohnes zu regulieren (siehe Kap. 14). Auf die Nachricht hin, dass Ludwig XII. die achtzehnjährige Mary Tudor geheiratet und in dem verzweifelten Versuch, sie zu schwängern, »bei ihrem ersten Zusammentreffen fünf Mal ejakuliert habe, wie er prahlt«, prophezeite ein anderer Zeitgenosse, der König habe damit wohl »mit seiner Hacke gleich fünf Gräber ausgehoben. Und wenn er im nächsten Frühjahr noch einmal die Blumen riecht, dann wird er wohl fünfzig weitere Herbste erleben« (und drei Monate nach ihrer Heirat war Mary Tudor tatsächlich Witwe).57

      Karl selbst scheint das Scheitern seiner englischen Ehepläne gut verkraftet zu haben. Schon einige Monate später erklärte er öffentlich, seine neue Braut werde Renée de France sein, die jüngere Tochter Ludwigs XII., die zwar erst vier Jahre alt war, aber Aussichten auf das Herzogtum Bretagne hatte. Einer von Karls Höflingen berichtet aus dieser Zeit Folgendes:

      »Eines Tages alberten seine Vertrauten (mignons) mit ihm herum und sagten zu ihm, er sei ein Hahnrei (coqu), weil er seine Frau verloren habe und nun eine neue brauche. Sie schlugen ihm vor, entweder Madame Renée [zu heiraten] oder die Tochter des Königs von Portugal oder die Tochter des Königs von Ungarn. Ich sagte den jungen Herren, dass er Madame Renée den Vorzug geben würde, und [Karl] antwortete sogleich: ›Er hat recht, denn die Tochter des Königs von Frankreich ist der erste Preis – und wenn sie vor mir stirbt, so bin ich Herzog der Bretagne!‹«

      Am 19. Januar 1515 unterzeichnete СКАЧАТЬ