Traumprotokolle. Christof Wackernagel
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Название: Traumprotokolle

Автор: Christof Wackernagel

Издательство: Автор

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия:

isbn: 9783866747807

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СКАЧАТЬ mehrebigen Wohnung, sehe draußen vor dem einen Fenster Riesenzüge auf Höhe des zehnten Stockes der Häuser, bullige, fast röhrenförmige Würste auf diesen Hochschienen, einmal deutlich von der SBB, edler als die anderen und aus dem anderen Fenster sehe ich, wie die Fassade des gegenüberliegenden Hauses abbricht und auf die Straße kracht, die dahinter erscheinende Ruine sieht auch schon sehr abgebrannt aus, während seitlich zu sehen ist, wie die Züge neben den Dächern in eine Fähre fahren, auch andere Gefährte, und auch das Haus, in dem ich bin, schwankt, aber als ich etwas später wiederkomme, allein in dem abgeschabten Aufzug hoch, sind oben wieder sehr viele Leute und bereiten hektisch die Filmerei und eine Vorführung vor, alles durcheinander auf den teilweise einen Meter unterschiedlich hohen Ebenen der Wohnung, teilweise mit Holzbalken abgestützt, und zwischen den Ruinen der umliegenden Häuser hat einer angeblich eine römische Scherbe gefunden, was durchgegeben und gefilmt wird, wie er, inmitten von kleinen Mauerresten, die nur einen Grundriss andeuten, die halbe Vase oder Schüssel hochhält, die so sauber aussieht, dass es eine Fälschung sein könnte, und die anderen sind froh, dass ich schon so viel aufgebaut habe, dass die Vorführung jetzt stattfinden kann, ein langer Film, an dessen Ende ich den Applaus anheize, auch Nata springt auf und klatscht demonstrativ, es wird ein großer, berechtigter Erfolg für den Autor, und im Gespräch mit einer Journalistin halte ich mich für ein lebendes Beispiel für die These des Films bezüglich vaterloser Kinder: ich habe ja zu reflektieren verstanden, aber was sollten die machen, die den Mechanismen dumpf ausgesetzt seien, man sollte fast einen Bericht darüber machen, was mir im selben Moment etwas peinlich ist, und dann stehe ich auf einem Podest mit Geländer und Stufen und Steckel kommt vorbei, umarmt mich und sagt beim Runtergehen: »das vergess ich dir aber nie«, was ich mit »Gottseidank« beantworte, aber dann reden wir noch über den Film, den ich toll fand, er aber unklar, inzwischen vermehrt sich aber die Hektik der Aufnahmen der Ruinen gegenüber, an denen gegraben wird, und plötzlich kommt einer der Filmer mit einer riesigen Laserkopie einer Aufnahme, spannt sie in eine Vorrichtung und filmt sie erneut ab, wobei Röntgen, Ultraschall und Akustisches eingesetzt werden, damit Strukturen verschiedenfarbig zum Vorschein kommen, changieren, pulsierend sich verändern, und langsam zeichnet sich ab und verschwindet, dass in einem Grundrissmauern-Kreis ein Hakenkreuz zu sehen ist, runenartig, und es stellt sich heraus, dass das Ganze eine Nazischweinerei übelster Sorte ist, eine Fälschung, der auf die Spur zu kommen Sinn dieses ganze Unternehmens ist, weswegen die Gruppe das Haus besetzt, deswegen auch die Hektik, weil der Beweis gefunden werden muss, bevor die Bullen kommen, und der Regisseur rennt zu einer Mitarbeiterin, die apathisch in der Ecke sitzt, und schreit sie an, eine andere auch – wir bauen einen Dachstock aus, allerdings nur halblegal, es muss sehr schnell gehen, nichts darf durch ein falsches Wort verraten werden, und nachdem ich nur einen Tag weg bin, ist der gesamte Rest gemacht, und die anderen zeigen es stolz, die nachgedrehte Wendeltreppe, den Seitenbau auf dem Dachgarten, ich bewundere alles, aber dann gibt es, während die anderen zum Saufen weg sind, Krach in den Autos, wer wo sitzt, und ein Kind, das keiner will, zwängt sich noch wo rein – Besprechung mit Steckel, Stein und Renate, Steckel sagt: »und Auschwitz nervt nur noch«, ich stehe auf und gehe, suche mein Fahrrad unten und schaue, dass ich so schnell wie möglich wegkomme –

      – ich schwebe auf einer Stange zig Meter über dem Fluss unter mir, schwinge bis zum Ufer, dann wieder bis über die Mitte, sehe kleine Schiffe tief unten –

      – am Ende der Knastzeit kommt in einem Hof Angela auf mich zu, hat was zu rauchen, und Probleme, weil sie den Shit irgendwie uncool verdealt, sie wird von anderen deswegen kritisiert, da kommt Gert vorbei, der eine Anhörung hatte und sagt, dass sei alles kein Problem, erzählt, wie er von seinem tollen Job im Zoo erzählt habe, den er ja jetzt verliere, und wir gehen dann noch mal in seine endende Wirkungsstätte, lange durch Wege, die von geschnittenen Büschen gesäumt sind, bis wir zum Affenhaus kommen, wo die Affen gerade nach drinnen gelassen werden und ihnen voraus die Gänse laufen, was ich merkwürdig finde, aber wohl zu der speziellen Note des Zoos gehört, und dank Gerts Mitarbeiterstatus dürfen wir hintenrum rein, und ich sehe die Gänse genauer, sie haben nämlich seltsame Köpfe, viereckig, rechteckig mit Loch drin, oder mit einem komischen Stab nach oben raus, sehr seltene Tiere, die langsam und ein wenig traurig, schwermütige Tiere, diese seltenen Gänse, auch die Farben dieser Köpfe sind selten, sehen aus, wie aus und auf Pappe, und Gert gibt mir sein Mofa, das ich mit in die Straßenbahn nehme, wo Heiner und Erika sagen, dass aber in der Garage kein Platz mehr dafür sei, aber dann mokiert sich der Schaffner über unseren Sony, mit dem Nata hantiert, und an dem immer wieder die Pausentaste kommt, die Nata immer wieder reinschiebt und dabei ein dünnes Kabel einklemmt, und der Schaffner sagt: »geht natürlich nicht, ist ja immer so«, worüber ich mich fürchterlich aufrege, betone, dass wir fünf Radiosendungen damit gemacht haben und versuchen, das Ding so in die Tasche zu tun, dass wenn ich mich draufsetze, ich nicht auf die Pausentaste komme –

      – ein rasender Keiler namens Kurve – die VHS veranstaltet mit Literaturbüro drei Gesprächsrunden zum »Endlichen Sieg«, in einem Lokal, eine mit mir, eine mit VHS-Leuten und noch eine, deren Leute ich nicht kenne, und in der Runde mit den Veranstaltern wird eine Frau fertiggemacht, die für das Stück ist, wogegen ich am Schluss der Debatte protestiere, und mir entgegnet wird, ich drängele mich vor, was zu einer lautstark geführten Diskussion führt {die Ruinenstadt, beziehungsweise Hinterhofgegend, durch die die beiden dicken Cadillacs fuhren}, die damit endet, dass Nata und ich dem Hauptkritiker zurufen: »du kannst die Wahrheit nicht ertragen«, wovor er in den Innenhof des Lokals flieht, mit Ahornbäumen weg, wir nach, in das Hauptlokal, ein sündhaft teures Ding, riesig, mit verschiedenen Raumteilen, Huren, edlen Gedecken, vielen Kellnern und Kellnerinnen, wir beschließen sofort, hier nicht zu essen, auch noch Geld rauszuschmeißen, und auf einem Tisch in der Mitte liegen zwei Berge von frischen, dampfenden Glockennudeln • ich bin bei Ebbys Gruppe und soll verhört werden, lasse die Bullen aber erstmal warten, was sie in ihrem VW auch tun, und sie sind trotzdem sehr höflich, als ich dann geruhe zu erscheinen und mit ihnen in die ehemalige Großküche gehe, die vor kurzem noch total abgefuckt war, worüber sich die Bullen mokieren, woran ich mich aber auch erinnern kann und wenn wir übereinstimmen wie darin, dass es jetzt, wo es mehr eine Werkstatt ist, geht, und abends sitzen wir alle an langen Tischen und Bänken, es ist proppenvoll, ca. hundert Leute, ich bei Ebby, da fängt einer ein paar Reihen weiter an zu singen und alle werden still, der Sänger steht auf und sagt, dass er jetzt zwei Lieder vortragen werde, mit Gitarrenbegleitung, Spottlieder, und ich wache morgens in diesem Raum alleine auf von Ebbys Gesang, es ist schon kurz vor acht, ich müsste bald in Stuttgart sein, muss sofort los, packe die übrigen Briefe noch in die Plastiktüte, mit den sowieso schon tausend Briefen, und will mich noch bei Ebby verabschieden, renne über einen der Höfe, aber Ebby ist nicht zu finden, überall morgendliches Gewusel, Kinder waschen sich an einer Pumpe vor dem Haus, an dessen Fassade ich hochklettere, bis ich an einem Fenster im dritten Stock, wohinter in einem länglichen Raum eine Art Schulunterricht stattzufinden seint, mit einer Frau ins Gespräch komme, die sagt, dass Ebby sich einen neuen Bus gekauft hat, den er gerade umbaut, was ich weiß, aber es ist wohl noch ein neuerer, denn er kann mit ihm nur von einem Hof zum anderen fahren; sie verspricht, Grüße auszurichten, ich erzähle, dass ich ein alter Freund von früher bin, als diese Lebensart anfing, allerdings noch anders gemeint, als es heute sich darstellt, und unten sehe ich bei der weiteren Suche noch alle möglichen anderen Stätten, bei denen morgendliches Tun sich tut, einen mit weißen Tüchern ausgehängten Tanzsaal in einer Scheune, vor dem Tänzer und Tänzerinnen sich warm machen, noch eine Schule, Werkstätten, Straßen, eine Frau in einem beigen Mantel diskutiert und sagt antisemitische Sachen, ich mische mich ein und kritisiere sie, woraufhin sie das als unmöglich zurückweist: »ich selbst bin beschnitten und daran sind auch die Wackernagels schuld«, was ich wiederum entschieden mit dem Argument zurückweise, dass ich von einer jüdischen Großmutter abstamme, und sie hilft mir, mein Auto zu suchen, auf dem grünen Platz steht ein weißer Passat, aber er hat eine Essener Nummer –

      – ich fahre im Zug nach London und sehe, wie einer, der aussteigt, seinen Geldbeutel hat liegenlassen, und reiche ihn ihm noch nach; dann habe ich selbst aber keine Fahrkarte, gleichzeitig Nasenbluten, aber der Schaffner will keine Karte, lässt mich umsonst fahren, und in London, mit vielen Leuten am Tisch sitzend, erzähle ich die Geschichte, aber dann gehen wir alle, und die Haustür geht durchs Klo –

      – СКАЧАТЬ