Название: Grünes Gold
Автор: Helmut Ginzinger
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783957800206
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Der Kerner ist auch da und ebenso wieder sein Tennispartner. Das ödet mich vielleicht an.
Beide sind edel gekleidet und ich mach ein paar gestochen scharfe Fotos von ihnen. In mir steigt da so ein Verdacht hoch und der würde auch das Tuscheln am Tennisplatz erklären. Sind die beiden etwa … Da hab ich die ganze Zeit gewartet, dass sich in Blondies Umgebung eine wirkliche Blondine einfindet oder eine rassige Rothaarige oder Schwarze, und am Ende ist der noch nicht mal an Mädels interessiert! Am Ende macht der sich hier mit seinem Penisspezl, sorry, Tennisspezl, ein Lover-Weekend, während seine Frau die neuesten Tomatenzüchtungen in Hamburg bestaunt.
Ja, da legst di nieder.
Was du in meinem Job alles erlebst, du glaubst es nicht. Jeder Fall birgt so seine Geheimnisse. Egal, das ist das Leben vom Kerner. Hauptsache, ich hab die Fotobeweise.
Noch während ich mich diesem Gedanken hingebe, wird allerdings mein kleines niederbayerisches Weltbild umgehend wieder zurechtgerückt. Fast pünktlich um viertel nach neun tauchen zwei waschechte Blondinen im Abendkleid am Empfang des Casinorestaurants auf und steuern geradewegs auf den Tisch von Kerner und seinem Begleiter zu.
Alle vier umarmen sich liebevoll, essen zusammen und haben sichtlich viel Spaß. Von der Bar aus knipse ich schöne Fotos und bin fast erleichtert.
Mein Pärchen, »Blondie und Blondinchen«, macht sich gegen zwölf auf, um zu bezahlen. Ich ruf rasch den Kellner, damit ich den Anschluss nicht verpasse.
Manchmal hasse ich diesen Privatdetektivjob, aber meine Fotos, die ich auf dem Casinoparkplatz und anschließend vor dem Hotel gemacht hab, sind super gelungen, beste Qualität. Feierabend ist jetzt noch nicht. Ich geh gleich mal auf mein Zimmer und schau, was da sonst noch an Fotos kommt.
Ach, das hatte ich ganz vergessen zu erwähnen: Wie der Kerner zu seinem Tennismatch aufgebrochen ist, war ich kurz in seinem
Zimmer 318. So eine Hotelzimmertür ist ja so was von sträflich einfach zu »öffnen«. Ich hab eine nette kleine Kamera, kaum größer als eine Streichholzschachtel, neben seinem Fernseher in einem Korb mit lauter nützlichen Sachen stationiert. Diese Kameras haben inzwischen Funk und WLAN und können aus fast jeder beliebigen Entfernung gesteuert werden, cool, oder? Die Aufnahmen sind auch bei schummrigem Licht noch klasse.
Ich setz mich an meinen Laptop und stell die Verbindung zur Kamera in Kerners Zimmer her, einwandfreies Signal. Bei Blondies Schäferstündchen bin ich live dabei und mach ein paar Schnappschüsse.
Nach zehn bis fünfzehn eindeutigen Aufnahmen mach ich Schluss mit der Fotosession, ist ja schließlich seine Sache, was er die ganze Nacht treibt.
Als Abschluss des Abends genieße ich ein kleines Bier in der Hotelbar, ehe ich mich in meinem Zimmer zur Ruhe begebe.
Ein Sonntagsfrühstück auf der Terrasse vom Kranzbichler, das hat schon was. Gute Hotelwahl, da hätt ich fast was versäumt, wenn ich woanders genächtigt hätt. Dieses Frühstücksbuffet ist der Hammer, sagen wir’s einfach so.
Gegen elf beende ich mein Frühstück und schlendere in Richtung Zimmer 318, ich muss noch was abholen. Die Türe steht offen. Blondie und Blondinchen sind wohl grad unterwegs und das fleißige Putzlieschen ist am Aufräumen. Glänzende Gelegenheit, meine »Streichholzschachtel« einzusammeln, die kann man ja wieder verwenden.
Für den Rest des Tages hab ich frei und da ich schon mal hier am Tegernsee bin, könnt ich mir doch glatt ein Radl ausleihen und auf den Wallberg radln.
Gesagt, getan - oder auch nur fast. Nachdem ich ausgecheckt und mich noch von Maria verabschiedet hab, fahr ich auf den Wallberg. Der Einfachheit halber nehme ich allerdings doch das Auto bis zur Talstation und dann eine der schönen neuen Gondeln. Bei dem Wetter heut ist die Aussicht unbeschreiblich und ich genieße den Panoramablick vom Gipfel bei einer kleinen feinen Portion Kaiserschmarrn mit Apfelmus. Sauguad!
Damit ich noch vor der Rückreisewelle der Münchner Wochenend- und Sonntagsausflügler auf die Autobahn komm und vielleicht noch eine Biergartenmaß beim Stoandl erwisch, brech ich aber bereits um halb vier wieder auf und mach mich auf den Heimweg.
Das mit der zügigen Heimfahrt klappt nur teilweise. Wenn die Straße frei wäre, würde ich nur etwa zwei Stunden für die Strecke brauchen. Ich bin aber erst nach sieben Uhr beim Stoandl im Biergarten, hat also fast doppelt so lange gedauert.
Kapitel 5
Mister Unbekannt
Montagmorgen, halb sieben.
Schon wieder das Thema »Früh aufstehen«, das ist eh schon arg, aber am Montagmorgen früh aufstehen ist schon noch ärger. Früh ist bei mir alles, was vor acht Uhr ist, also muss ich grundsätzlich an jedem Wochentag zu früh aufstehen.
Den Laden mach ich zwar erst um halb neun auf, aber vor einem Kaffee und einem kleinen Frühstück brauchst mich gar nicht erst anreden am Morgen. Den Wecker lass ich logischerweise mehrfach klingeln, damit der auch seine Arbeit während der Woche hat. Um sieben treibt es mich dann aber wirklich raus.
Einen ordentlichen Kaffee, ein Marmeladebrot oder auch eine Marmeladesemmel und dazu die »Hallertauer Zeitung«. Ohne meine Morgenlektüre bin ich ebenfalls nur ein halber Mensch. In der HZ findest halt alles, was du an Infos brauchst, meistens jedenfalls. Querbeet vom Weltgeschehen bis hin zum Straßenfest in Unterwangenbach. Man glaubt es kaum, wo die überall ihre Schreiberlinge rumschicken. Besonders wichtig sind am Montag logischerweise die Fußballberichte. Wie der FC Bayern gespielt hat, weiß ich natürlich (3:1 gegen den HSV gewonnen); den Bericht les ich aber trotzdem. Manchmal kommt’s mir grad so vor, als hätte der Berichterstatter ein anderes Spiel gesehen als ich – heute passt’s. Die anderen bayerischen Bundesligisten haben am Wochenende ebenfalls gewonnen oder zumindest unentschieden gespielt; passt also auch; da bin ich pragmatisch patriotisch.
Dass es beim TV Meilenhofen und den anderen Stadtvereinen
seit Neuestem fußballerisch wieder besser läuft, rundet das positive Bild ab. Der Wochenstart wäre schon mal geglückt.
Fast pünktlich um dreiviertel neun sperr ich den Laden auf. Er liegt zentral in Mainburg am Benediktplatz, direkt neben der Papstsäule. Wobei, Laden ist eigentlich fast der falsche Ausdruck. Es ist ja eher unsere PC-Werkstatt mit Büro; Laufkundschaft haben wir eher nicht. Wie schon gesagt gibt’s bei uns PCs, Laptops und Drucker mit Zubehör, dann ist auch schon Schluss. Handys bieten wir nicht an. Der Mobilfunkmarkt in unserer beschaulichen Hopfenmetropole ist fest in asiatischer Hand. Da bekommst du alles, ganz legal natürlich!
Kaum bin ich einige Minuten im Büro und hab grad mal meinen PC hochfahren lassen, läutet mein Handy. Die Nummer ist unterdrückt, wie ich das wieder mag. Soll ich überhaupt rangehn? Nun, da die Woche eigentlich akzeptabel angefangen hat, nehme ich den Anruf an.
»Vinzenz Graflinger, Computersysteme«, melde ich mich. Hört sich voll professionell an, oder? Das hab ich bei einer Rhetorikschulung gelernt. Vorname, Nachname und halt, was du machst. Da kann ein simples »Ja« nicht dagegen anstinken.
»Hallo, Herr Graflinger, ich würde mich gerne mit Ihnen treffen, ginge es heute Nachmittag?«
»Aha, ja möchten Sie einen PC oder Laptop kaufen, da kann ich Ihnen Angebote senden oder Sie kommen zu mir in den Laden.«
»Nun, ich bin weniger an einem Computer СКАЧАТЬ