Grünes Gold. Helmut Ginzinger
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Название: Grünes Gold

Автор: Helmut Ginzinger

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783957800206

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СКАЧАТЬ brauch ich mir Franzis Vergleich mit einigen maroden Eurostaaten nicht mehr ständig anhören.

      Zurück im Laden, schau ich erst mal in den Briefkasten. Neben einem Haufen Rechnungen und Reklame find ich ein Kuvert mit der Aufschrift: »Top-Agent Vinzenz«. In dem Kuvert sind achthundert Euro und ein kleiner Zettel.

      »Scharfe Fotos! Schade, dass du nicht da warst!«

      So ein Mist, jetzt war doch glatt die Franzi in Mainburg und ich bin mit einem an Verfolgungswahn leidenden Doktor in der Weltgeschichte rumgefahren. Naja, der Job geht eben vor. Ich werde sie die nächsten Tage anrufen.

      Der Laden schaut direkt aufgeräumt auf, man merkt, dass der Liachtl die ganzen Kisten bereits zur Hauptschule gekarrt hat, damit wir die PCs dort morgen installieren können.

      Langsam, aber sicher wäre es an der Zeit, Feierabend zu machen. Ein gepflegter Biergartenbesuch wäre bei diesem herrlichen Spätsommerwetter durchaus angebracht. Da ich aber einerseits von den zwei Leberkässemmeln am Nachmittag noch ziemlich voll bin und andererseits noch ein wenig für meinen neuen Fall recherchieren will, klemm ich mich hinter meinen PC und schau, was ich über den Dok und sein Umfeld so im Internet finde.

      Doktor Treikert scheint, gerade, was die Pflanzenforschung und hier speziell den »Humulus lupulus«, also den Hopfen, angeht, ein ganz schön hohes Viech zu sein. Er hat bereits mehrere Preise abgeräumt und einige Bücher geschrieben. Würde mich nicht wundern, wenn sie den bald zum Professor ernennen und ihm irgendwann den Nobelpreis verleihen würden. Bei meinen Nachforschungen tauchen auch immer wieder zwei weitere Namen auf: Dr. Heinrich Knochert und Dr. Emilia von Wasselreich. Jetzt hätt ich bald Wasserleich gelesen.

      Mich wundert’s ja nicht, dass ich die Namen noch nie gehört hab, kennst du einen von denen?

      Nun, wie dem auch sei, weiter ergiebig ist die Suche nach den beiden dann auch wieder nicht. Der Knochert und die Wasselreich tauchen zwar noch öfter im Internet auf, aber da ist nicht so viel Interessantes dabei. Ich finde sie nur noch einmal gemeinsam und zwar auf der Rednerliste zu einem Kongress in Tampa, Florida. Der Hauptsponsor Tropasora Chemicals & Pharma scheint hierzu alle Forscher mit Rang und Namen eingeladen zu haben. Mein Dr. Treikert ist aber nicht auf der Liste, der ist wohl für die Amis nicht so wichtig.

      Mir reicht’s für heute. Ich fahr den PC runter und mach den Laden dicht. Zu Hause lass ich den Tag mit einem Scherzl Brot, einem kleinen Fleischsalat und einer Halben vom Stoandl vorm Fernseher ausklingen.

      Kapitel 6

      Reine Routine

      Pünktlich um acht bin ich am nächsten Tag an der Hauptschule. Der Liachtl ist schon fleißig am Werkeln und hat die zwölf PCs in den Computerraum gebracht. Stolz erzählt uns der Rektor, dass hier an der Schule vor fünfunddreißig Jahren eines der fortschrittlichsten Sprachlabore Bayerns installiert wurde. Mit ganz neuen Kassettenrekordern und Kopfhörern konnten die Schüler Englisch lernen, als Wahlfach gab’s Französisch. Hightech zu der Zeit! Jetzt wird das ganze alte Zeug weggeschmissen und die Schule bekommt zwölf nigelnagelneue Computer.

      Das Budget des Kultusministeriums hätte das nicht hergegeben. Entweder weniger PCs oder zwölf alte Krücken. Gott sei Dank haben daraufhin der Wolkenstein und ein paar andere Firmen (ich auch) mehrere Euros draufgelegt, und so können wir an der Schule superschnelle PCs mit modernen Flachbildschirmen und allerlei brauchbarer Software einrichten.

      Da der Liachtl schon alles vorinstalliert hat und die Blechkisten nur noch hingestellt und angeschlossen werden müssen, kann der Rektor den neuen Computerraum zusammen mit den Sponsoren und einer Schulklasse pünktlich um zwölf Uhr eröffnen.

      Ein Foto wird natürlich auch gemacht und so sind dann der Liachtl und ich wohl in den nächsten Tagen in der »Hallertauer Zeitung« abgebildet.

      Den Pressetermin und die Ansprachen lass ich über mich ergehen, dann wird’s aber langsam Zeit, dass ich mich auf den Weg zu meinem Doktor mache und schau, wer ihn da so beobachten könnte. Damit ich nicht ganz vom Fleisch fall, nehm ich mir noch zwei Häppchen vom kleinen Buffet mit, das der Rektor zur Feier des Tages hat herrichten lassen.

      Laut Programm ist der Dok heute ab vierzehn Uhr zusammen mit dem Landwirtschaftsminister und einer Delegation aus scheinbar ganz wichtigen Leuten bei uns unterwegs. Hopfenrundfahrt! Zuerst hält der Minister eine Ansprache im Hopfenmuseum in Wolnzach, dann geht’s per Bus quer durch die Holledau. Zum Schluss landet die Gruppe in Buchkirchen und besichtigt die Hightech-Hopfendarre vom Grantlbauern, so das Programm.

      Vor dem Hopfenmuseum ist natürlich kein Parkplatz mehr frei. Es bleibt mir also nichts anderes übrig, als mein Auto im Parkverbot abzustellen und mein sauber laminiertes Schild »Notarzt im Einsatz« gut sichtbar innerhalb der Windschutzscheibe anzubringen. Wegen der Anwesenheit des Ministers stehen überall Security-Typen rum und wollen am Eingang doch glatt meine Einladung sehen.

      »Tja, meine Herren, ich bin von der Lokalpresse, das sehen Sie doch. Ich brauch keine Einladung«, sag ich zu dem einen und deute auf meinen großen Fotoapparat, der vor meiner Brust hängt. Er lächelt und lässt mich rein. Notfalls hätte ich denen meinen Presseausweis gezeigt, schaut echt professionell aus. Ich hab mir da vor einiger Zeit mal einen ansehnlichen fälschen lassen. Hat mich zwar einen Hunderter gekostet, aber so ein Presseausweis macht echt was her und hat sich schon einige Male bezahlt gemacht.

      Wie sollst jetzt da unter den zwei- oder dreihundert Leuten einen rausfinden, der den Dok vielleicht verfolgt? Ich bleib einfach kurz nach dem Eingang stehen, von da aus hat man einen guten Überblick über die sitzenden Zuhörer. Um mich herum lauter gelangweilte Gesichter mit einem Fotoapparat um den Hals, also alles »Pressekollegen«, perfekte Tarnung. Von meinen Privatagentenkollegen aus München ist allerdings keiner dabei.

      Obwohl die Sicht von schräg hinten nicht optimal ist, ist der Dok in der ersten Reihe gut zu erkennen. Er trägt das gleiche Sakko wie gestern. Der Platz rechts neben ihm ist frei, da wird wohl der Landwirtschaftsminister sitzen, der gerade spricht. Links von ihm sitzt ein junges Mädel im Dirndl mit einer Art Diadem im Haar, die Hopfenkönigin der Hallertau. Es scheint gewisse Vorteile zu haben, wenn man sich in der Hopfenforschung etwas auskennt.

      Für meine Ermittlungen hilft mir das alles im Moment wenig. Der Minister beendet seine Rede und ich renn mit den Fotografen mit, um ein paar Fotos zu schießen. Mein Dok, die Hopfenkönigin und dazu noch ein paar graue Eminenzen scharen sich um den Minister, und ich knipse, was der Apparat hergibt. Dann dreh ich mich um und mach mehrere Fotos von den Fotografen, von den ganzen Zuhörern und was sonst noch so im Saal rumläuft, man weiß ja nie.

      Für die geladenen Gäste geht’s nach der Ministerrede per Bus durch unsere eindrucksvolle Hügellandschaft, die jetzt, zu Beginn des Hopfenzupfens Mitte/Ende August, am schönsten ist. Die Hopfengärten sind voll mit ganz nach oben gewachsenen Hopfenreben, und der Hopfen selbst verbreitet während der Erntezeit diesen wunderbar herben, aromatischen Duft. Eine schöne Zeit!

      Die Rundfahrt kann ich mir sparen, ich kenne meine Hallertau. Laut Programm landen die Busse, wie gesagt, am Ende in Buchkirchen beim Grantlbauern. Ich steig in meinen Wagen und fahr los.

      Es bildet sich ein kleiner Konvoi von fünf Autos, deren Fahrer anscheinend alle die gleiche Idee haben. Wir folgen nicht den Bussen, sondern fahren direkt zum Grantlbauern. FS, PAF und KEH fahren vor mir und hinter mir ein DD. Bis auf den DD alles lokale Kennzeichen. Während der Hopfenernte sind die Straßen in der Hallertau nicht gerade die saubersten und somit wirbeln die paar Fahrzeuge ganz schön Staub auf. Das Autowaschen kannst du dir während dieser Zeit sparen.

      Der Autokonvoi biegt nach einigen Kilometern СКАЧАТЬ