Grünes Gold. Helmut Ginzinger
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Название: Grünes Gold

Автор: Helmut Ginzinger

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783957800206

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СКАЧАТЬ glatt meinen Laden zusperren, obwohl ich überhaupt nichts gemacht habe.« Ich halt ihm das Schreiben vom Landratsamt unter die Nase, das ich vor vier Wochen bekommen habe.

      »Zeig den Schrieb mal her, Vinzenz, was wollen die denn von dir?« Der Norbert liest sich das Schreiben aufmerksam durch. »Ah so, die mahnen zum dritten Mal an, dass du beim Notausgang in deinem Laden ein vorschriftsmäßiges Geländer anbringen musst, damit sich bei einem Notfall keiner die Haxen bricht, wenn er da raus muss.«

      »Dass ich ned lach! Wer außer mir, der Lena und dem Liachtl sollte denn da raus oder rein wollen? Ein anderer hat bei unserem Notausgang gar nichts zu suchen. Wenn ein Unberechtigter da rumturnt, macht’s nix, wenn er sich was bricht. Und weißt du eigentlich, was so was wieder kostet? Da muss ich mindestens zehn PCs verkaufen, bis ich das wieder reingeholt hab.«

      »Weißt was, Vinzenz, ich schreib jetzt dem Kollegen im Landratsamt, dass du bei mir vorstellig geworden bist und dass du alsbald das Geländer anbringen lassen wirst, sagen wir innerhalb der nächsten vier Wochen, okay?«

      Seit Neuestem gibt’s zu Notausgängen sogar eine EU-Verord-nung und die soll angeblich auch für mich gelten, meint der Norbert.

      »Na meinetwegen, aber in Ordnung ist so was nicht. Da würde mich schon interessieren, ob zum Beispiel ein Marcello auf Sizilien, der vielleicht auch einen Computerladen hat, ob der auch so schikaniert wird. Der würde sich einen Dreck drum kümmern, ach, was sag ich, der würde erst gar kein Schreiben vom Amt bekommen! Aber mit uns können sie es ja machen, die im Landratsamt. Nichts für ungut, Norbert, aber das muss doch echt mal gesagt werden.«

      Mir ist schon klar, dass der Norbert auch nicht viel gegen die EU ausrichten kann, ist halt vielleicht doch ein Sklave, ein »servus«, wie der Lateiner sagte.

      »Servus, Norbert«, sag ich noch und schließ die Tür hinter mir.

      Abends um dreiviertel sieben brech ich auf zum Stoandl. Die Brauerei-Gaststub’n ist nur zehn Minuten zu Fuß von mir entfernt und deswegen hab ich auch keine Bedenken, ab und zu ein oder zwei Halbe Bier mehr zu genießen.

      Am Gesellschaftsabend sind im Gegensatz zu den anderen Wochentagen immer ein paar Leute mehr beim Bräu, und der Stammtisch ist schon ziemlich voll. Solange es geht, werden Stühle dazugestellt, und nur im äußersten Notfall wird vor dem Schafkopfen ein zweiter Tisch aufgemacht. Ich quetsch mich also noch dazu, und wie so oft in der letzten Zeit wird lebhaft über den Euro und die EU diskutiert.

      Es gibt weiß Gott genug zu schimpfen über die EU, und der einzige Vorteil scheint zu sein, dass wir beim Urlaub im Zillertal oder in Rimini in Euro zahlen können und nicht immer in Schilling umrechnen oder die dicken Bündel Lire rumschleppen müssen.

      Nach einer Stunde »Informationsaustausch« setzen wir uns an einen Nebentisch zum Schafkopfen.

      Meistens spielen wir so bis um zwölf, kann aber durchaus auch mal eins oder zwei werden. Das hängt ganz davon ab, wie groß unser Durst ist und wie lange der Bräu gewillt ist, uns mit seinem Gerstensaft zu versorgen.

      Unser Bräu, der Brauereibesitzer Anderl Stein, der macht am Donnerstag immer selbst den Ausschank und so gibt’s mit Arbeitszeitregelung und Gewerkschaften eher keine Probleme.

      Zu späterer Stunde, wenn ein Teil der aufgenommenen Flüssigkeit seinen natürlichen Ausgang sucht, kommt der Anderl beim Schafkopfen öfter als Ersatzspieler zum Einsatz. Einen Ersatzspieler brauchst, damit, wenn mal einer aufs Klo muss, die anderen nicht unnötig warten müssen und gleich weiterspielen können.

      Freilich gibt’s für den Ersatzspieler noch einige treffende bayerische Bezeichnungen, aber das würde jetzt zu weit führen.

      Wie’s halb zwei wird und die Konzentration etwas nachlässt, spielen wir noch eine Runde und hören dann auf. Der Anderl ist eh schon am Tisch eingeschlafen, und wir wecken ihn, damit wir bezahlen können.

      Fahren braucht glücklicherweise keiner von uns, und so geht jeder mehr oder minder geradewegs heimwärts.

      Zu Hause sehe ich, dass zwei Anrufe auf meinem Handy eingegangen sind, was mich allerdings heut nicht mehr besonders beeindruckt. Der eine Anruf ist von der Franzi, das wird angezeigt, weil ich ihre Telefonnummer bei meinen Kontakten eingespeichert hab. Die andere Nummer ist mir unbekannt, der wird sich schon wieder melden.

      Mir ist das heut auch wurstegal, ich geh jetzt ins Bett und hoff, dass ich morgen fit bin. Zum Schluss hätt ich fast eine Halbe Bier zu viel getrunken. Könnt’ leicht sein, dass ich morgen ein paar Startschwierigkeiten hab.

      Kapitel 3

      Mein Typ ist gefragt

      Der Raum, in dem ich mich bewege, ist vertraut und zugleich befremdend. Unwohlsein macht sich breit und der Versuch, die Augen vollständig zu öffnen, scheitert. Ich kann mich nicht wehren, kann nicht zurück. Durch den kleinen Sehschlitz erscheint alles verschwommen und ich gehe wie auf einem schmalen Steg ohne Halt und ohne Orientierung. Es ist beklemmend heiß. Plötzlich ein Knacken hinter mir in der Dunkelheit, ich erschreck zu Tode. Ich will weglaufen. Eine unsichtbare Kraft hindert mich jedoch daran und ich komme nicht von der Stelle. Der Boden beginnt zu schwingen und ich verliere das Gleichgewicht. Keine Chance mehr, das war’s, mein Gott, tausend Gedanken schießen mir durch den Kopf. Jetzt geht’s dahin, ich kipp nach vornüber und falle. Ich stürze, endlos, immer tiefer. Mir wird schwarz vor den Augen. Dann bin ich weg. Stille um mich herum. Wer sind die beiden? Ein Mann liegt blutverschmiert auf dem Boden, und eine Frau schwebt leichenblass in einem weißen großen Raum.

      Verdammt noch mal, was war das denn? Schweißgebadet wache ich auf und zittere am ganzen Körper. Mein Herz rast wie eine Nähmaschine. Ich hechle wie nach einem Tausendmetersprint. Eine gewisse Erleichterung macht sich erst breit, als ich feststelle, dass um mich herum alles an seinem gewohnten Platz ist. Ich sitze in meinem weichen Bett. Die Schlafzimmermöbel stehen genau dort, wo sie immer standen. Mein Atem wird langsam wieder ruhiger. Von Albträumen bin ich normalerweise nicht geplagt, das war allerdings einer vom Feinsten. So was möchtest du nicht wirklich erleben.

      Wie schon gestern Abend vermutet, braucht’s heut Morgen etwas mehr Zeit, bis ich so richtig auf Normaldrehzahl komme. Albtraum oder nicht, ich muss mal mit dem Anderl sprechen, dass er mir nach jeder zweiten Halbe Bier ein Spezi oder ein Wasser bringt, zwecks Abwechslung und so. Eigentlich möcht ich heute gar nicht aufstehen, aber überwinde mich schließlich doch. Auf dem Weg in den Laden schau ich beim Hubert, unserem Bäcker, vorbei und gönn mir einen Kaffee und eine Butterbrezen.

      »Na Vinzenz, du alter Bazi, wie geht’s dir heut Morgen? Ich bin letzte Nacht grad in die Backstuben, wie du vom Stoandl hoam bist; hast dich wahrscheinlich auf den Weg konzentrieren müssen und mich nicht gesehen, oder?«

      »Hast’s gut, du alter Brezensalzer, dass du heut nicht meinen Schädel spürst«, sag ich ihm und frag nach einem Aspirin.

      Im Stehen genieß ich die Butterbrezen und den Kaffee samt Aspirin. Kurze Zeit drauf bin ich auch schon wieder weg. Mir ist heut noch nicht so recht nach umfangreicher Konversation.

      Im Büro fängt das Aspirin endlich zu wirken an und ich leb langsam wieder auf. Die Lena sitzt an ihrem Schreibtisch und macht den allgemeinen Bürokram.

      Freitags ist es normalerweise etwas ruhiger im Laden und falls während des Tages beim Wolkenstein nicht gerade das ganze EDV-System abraucht, bleibt es das auch.

      »Lena, kannst du bitte das Angebot für den Wolkenstein anpassen? Wir geben denen noch mal drei Prozent, dann ist Schluss. СКАЧАТЬ